Bestand

Nachlass Julius von Hölder, Innenminister, nationalliberaler Politiker (*1819, + 1887) und Eberhard Hölder, Oberamtsrichter (* 1863, + 1950) (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Das Hauptstaatsarchiv erhielt 2008 vom Bundesarchiv Koblenz eine Mikrofilm-Kopie des dortigen Bestandes Kl. Erw. 303 (Unterlagen zur Geschichte des Liberalismus. Nachlass Julius Hölder, Präsident der Württembergischen 2. Kammer, MdR, württembergischer Innenminister, 1819 - 1887). Dabei handelt es sich weitestgehend um Reproduktionen masch. Abschriften der Lebenserinnerungen Julius Hölders, die - neben den handschr. Originalen - als quasi identische Durchschläge bereits im Hauptstaatsarchiv vorhanden waren. Infolgedessen wurden von den vom Bundesarchiv übernommenen Unterlagen nur Ausdrucke dreier Schreiben dem Nachlass im Hauptstaatsarchiv eingefügt. Sie bilden das Bü 152 des Bestandes.
Stuttgart, Dezember 2008
Dr. René Hanke
Inhalt und Bewertung
Hölder, Julius von (24.03.1819 - 30.08.1887), Jurist; 1848 Regierungsrat im württembergischen Innenministerium, 1849-1850 Mitglied der württembergischen Abgeordnetenkammer, 1849-1853 Tätigkeit in der württembergischen Ablösungskommission, ab 1853 Rechtskonsulent und Syndikus der Allgemeinen Rentenanstalt in Stuttgart, 1856-1881 Mitglied der württembergischen Abgeordnetenkammer, 1872 deren Vizepräsident, 1875-1881 deren Präsident, 1866-1875 Parteiführer der nationalliberalen Deutschen Partei, 1871-1873 und 1875-1880 Mitglied des Reichstags (Nationalliberale), 1881-1887 württembergischer Innenminister
Enthält: Persönliche Papiere, Biographisches Material über Julius Hölder, Tagebücher 1832-1835 und 1877-1881; autobiographische und familiengeschichtliche Aufzeichnungen, Unterlagen aus der Arbeit als Rechtskonsulent, Präsident der Abgeordnetenkammer und Innenminister; private und politische Korrespondenzen; persönliche Erinnerungsstücke; politische Gedichte und Druckschriften, Wahlaufrufe, Flugblätter; Fotografien von Freunden Julius Hölders

Enthält auch: NL von Hölder, Eberhard (08.09.1863 - 1950), Jurist; bis 1930 Amtsrichter bzw. Oberamtsrichter in Nürtingen, Heilbronn und Calw, 1916-1918 Kommandant des Kriegsgefangenenlagers Ludwigsburg-Eglosheim, u.a. Vermögensangelegenheiten; Militärdienstzeit, historische und familienkundliche Schriften; private Korrespondenzen, persönliche Erinnerungsstücke; Materialsammlungen zur Geschichte der Familie Hölder und verwandter Familien: u. a. Zeitungsausschnitte, autobiographische Schriften; Unterlagen von Eberhard Ludwig Hölder (1788-1861), Oberkriegsrat und Direktor im Kriegsministerium: persönliche Papiere, Tagebuch, Vermögensverwaltung, Korrespondenz mit Familienangehörigen; NL von Hölder, Eberhard Ludwig (1788 - 1861), Oberkriegsrat und Direktor im Kriegsministerium

1. Zur Biographie von Julius und Eberhard Hölder: Julius Hölder wurde am 24. März 1819 in Stuttgart als Sohn des späteren Direktors im Kriegsministerium Eberhard Ludwig Hölder geboren. Nach Abschluss der Reifeprüfung im Herbst 1835 wurde er im Kameralamt Heilbronn ausgebildet. An schließend studierte Julius Hölder in Tübingen von Herbst 1837 bis Herbst 1841 Rechtswissenschaft. Durch seinen Ein tritt in die Burschenschaft Germania schloss er sich damals der politischen Oppositionsbewegung an. Als Referendar, dann Assessor in Ulm, Stuttgart und am Gerichtshof in Ellwangen begann Julius Hölder seine Laufbahn im Staats dienst. 1846/47 unternahm er eine Bildungsreise nach Paris und London. 1848 wurde Hölder zum Vorsitzenden des "Vaterländischen Vereins" von Ellwangen gewählt; als sich dieser in einen liberalen und einen demokratischen Flügel aufspaltete, schloss er sich letzterem an. Vom Märzminister Duvernoy wurde er 1848 als Regierungsrat ins Innenministerium berufen, wo er sich u.a. mit der Ablösung der Feudal- lasten befasste. 1849 gehörte Hölder kurzzeitig der württembergischen Abgeordnetenkammer an, 1850 wurde er, ebenfalls für kurze Zeit, in die zweite Landesversammlung gewählt. Erst von seiner Wahl 1856 an war er ununterbrochen bis 1881 Landtagsabgeordneter. Unter Innenminister Freiherr von Linden wurde Julius Hölder in die einflusslose Ablösungskommission versetzt, bis er schließlich 1853 den Staatsdienst quittierte. Er ließ sich als Rechtskonsulent nieder, wurde Syndikus der Allgemeinen Rentenanstalt in Stuttgart und war insbesondere mit deren Reorganisation beschäftigt. Politisch wurde er in den 1850er Jahren zur Integrationsfigur für Liberale und Demokraten. Als diese sich ab Mitte der 60er Jahre aufspalteten, wurde Hölder Parteiführer der am 7. August 1866 konstituierten nationalliberalen Deutschen Partei, die einen kleindeutschen Nationalstaat anstrebte. Bis 1875 blieb er Parteiführer der Deutschen Partei. Unter seiner Leitung kam es zu einer engen Zusammenarbeit mit der Regierung Mittnacht, die ihren Höhepunkt mit der Ernennung Hölders zum Innenminister im Oktober 1881 erreichte. 1872 wurde Hölder Vizepräsident, 1875 Präsident der württembergischen Abgeordnetenkammer. 1871 bis 1873 und 1875 bis 1880 gehörte er zudem dem Reichstag als Mitglied der nationalliberalen Fraktion an, die er wegen seiner abweichenden Haltung zum Zolltarifgesetz 1879 verließ. Julius Hölder starb am 30. August 1887. (Literatur zu Julius Hölder: Das Tagebuch Julius Hölders 1877-1880, hg. von D. Langewiesche, Stuttgart 1977; Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde, Reihe A, Bd. 26 insbesondere die Einleitung; D. Langewiesche, Julius Hölder (18191887), in: ZWLG 36 (1977), S. 151 166; G. Cordes, Das Jahr 1881 aus dem Tagebuch von Julius Hölder (1819-1887), in: ZWLG 46/ (1987), S. 253-350). Julius Hölders in Stuttgart geborener Sohn Eberhard Hölder schlug ebenfalls die juristische Laufbahn ein und wurde Amtsrichter in Nürtingen und Heilbronn und Oberamtsrichter in Calw. Während des ersten Weltkrieges war er von 1916 bis Dezember 1918 Hauptmann d.h. Kommandant des Kriegsgefangenenlagers Ludwigsburg-Eglosheim. Nach seiner Versetzung in den Ruhestand zum 31. Dezember 1930 wandte er sich historischen und speziell familiengeschichtlichen Studien zu. Er starb 1950.

2. Geschichte, Ordnung und Verzeichnung des Bestandes: Der vorliegende Bestand wurde zum kleineren Teil im Jahre 1982 (im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Tagebuchs von Julius Hölder), zum größeren im März 1987 dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart übergeben. Die Ordnung und Verzeichnung führten Staatsarchivdirektor Dr. Schmierer (Nr. 12 - 23) und der Unterzeichnete von Mai bis Juni 1987 durch. Dabei erwies es sich als sinnvoll, den Bestand in die beiden Nachlässe Julius Hölder und Eberhard Hölder einzuteilen, wobei der Nachlass von Julius mit Material, das Eberhard über den Vater gesammelt hatte, ergänzt wurde. Dagegen wurde davon abgesehen, die der Materialsammlung Eberhard Hölders eingefügten kleinen Nachlassteile von Eberhard Ludwig, Adelheid, Hermann und Eugen Hölder als eigenständige Nachlässe zu formieren. Wie die Beschriftung mancher Umschläge zeigt, ist ihre Einordnung in den Bestand der Sammeltätigkeit des Familienforschers Eberhard Hölder zu verdanken, der auch den Nachlass des Vaters verwahrte und viele der Umschläge mit Bewertungsvermerken versah. Beim Nachlass Julius Hölders, soweit er hier vorhanden ist, liegt der Schwerpunkt auf dem persönlichen und familiären Bereich, doch enthält er auch wichtiges politisches Material, darunter z.B. die Handakten zur Frage der Verfassungsreform, womit er die im Hauptstaatsarchiv verwahrten Bestände des Innenministeriums ergänzt. Ein anderer Teil des Nachlasses gelangte bereits früher in die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart. Die Bedeutung des Nachlasses von Eberhard Hölder, der die berufliche Tätigkeit nur streift, liegt vor allem in der Dokumentation der Familiengeschichte Hölder vom 17. bis ins 20. Jahrhundert. Die Familie Hölder behält sich die Zustimmung zur Benutzung, wenn persönliche und familiäre Inhalte berührt werden, bis zum Jahre 1995 vor. Auch nach diesem Termin und bei rein sachthematischen Benutzungen sind Benutzer zur Wahrung der Personenrechte zu verpflichten. Die Herstellung des Findbuches erfolgte mit Hilfe des Programmpakets Midosa der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Die Eingabe der Titel in den Computer besorgte Frau Filipitsch. Der Bestand umfasst 151 Büschel mit 1,9 lfd. m. Stuttgart, August 1987 Dr. Peter Schiffer

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 1/37
Umfang
152 Nummern

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Politische Nachlässe

Bestandslaufzeit
(1776) 1825-1950 (-1979)

Weitere Objektseiten
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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

Objekttyp


  • Bestand

Entstanden


  • (1776) 1825-1950 (-1979)

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