Bestand

Kirchengemeinde Hamm (Bestand)

Gemeindegeschichte (Auszug aus: Jens Murken: Die Evangelischen Gemeinden in Westfalen. Band 1. Ahaus bis Hüsten)Der Anlass zur Gründung der Stadt Hamm am Aschermittwoch 1226 durch Graf Adolf von der Mark waren die Strafmaßnahmen, die nach der Ermordung Erzbischof Engelberts von Köln durch Friedrich von Isenberg im November 1225 gegen den Täter ergriffen wurden. Adolf, der sich an die Spitze der Rächer gesetzt hatte, zerstörte Burg und Stadt Nienbrügge an der Lippe und gründete in der Nähe dieser Isenbergschen Stadt die neue Stadt Hamm zwischen Lippe und Ahse. [B 787, 76; W. Ribhegge: Die Grafen von der Mark (2002), 11-13, 77-84; B 2273, 31-35; B 301, 9-12; B 2852, 43-48]. Kirchlich aber war Hamm noch weiterhin mit dem Mutterort Mark verbunden, die dem Hl. Georg geweihte Kapelle am gräflichen Hof blieb eine Filiale der St. Pankratiuskirche in Mark, deren Pfarrer die Bewohner der Stadt Hamm noch über hundert Jahre lang kirchlich betreuten [B 6807, 34-36; W 319, 9]. 1254 unterstellte Graf Engelbert die Dorfkirche in Mark und die damit erstmals erwähnte Kapelle in Hamm dem Patronat des Prämonstratenserklosters in Cappenberg, das damit für die Seelsorge in Hamm verantwortlich war [W. Ribhegge: Die Grafen von der Mark (2002), 92; W 11890, 73]. 1337 erfolgte dann die Lostrennung von der Mutterkirche in Mark und die Erhebung zur selbständigen Pfarrei Hamm unter dem Patronat der Landesherren. Die nach 1275 zur Kirche ausgebaute Kapelle am Markt erhielt damit Pfarrrechte. [LkA EKvW A 6-02; W 319, 9]Bereits um 1533 gab es in Hamm wie in anderen wichtigen Orten der Mark starke Sympathien für das Luthertum [W 9096, 53, 135]. Der Rat der Stadt und der Bürgermeister verhielten sich hingegen noch jahrelang ablehnend [vgl. JWKG 87/1993, 115]. Nach Abschluss des Passauer Vertrages (22.8.1552) setzte sich der Vikar und Rektor an der zum St. Antonius-Gasthaus im Stadtinnern gehörenden Gasthauskapelle Heinrich von Wulle für die Reformation ein. Er konnte zwar mit Zustimmung des Rates und des Bürgermeisters predigen und wurde auch vom landesherrlichen Richter und Rentmeister unterstützt, doch mit der Zeit stellte sich heraus, dass sowohl Pfarrer Kaspar Walrabe als auch die anderen Kapläne und Vikare ihm nicht zu folgen vermochten. Sie klagten von Wulle beim Landesherrn als "Wiedertäufer" und "Sakramentierer" an. Nachdem ein Vergleich scheiterte, verließ von Wulle 1555 die Stadt. Eine lutherische Gemeindebildung hatte es nicht gegeben [W 319, 11; W 10798, 103f.].Der Durchbruch zur Reformation erfolgte erst durch einen Schüler Calvins [JWKG 87/1993, 116]. Magistrat und Bürger wählten 1562 den aus Holland vertriebenen und sich in Hamm aufhaltenden reformierten Prediger Karl Gallus zum Pfarrer. Dieser setzte während seiner Amtszeit bis 1576 gemeinsam mit den Kaplänen Heinrich Böckelmann und Nikolaus Fischer sowie dem Rektor Engelbert Copius das reformierte Bekenntnis in Hamm durch. Gallus schaffte alle restlichen katholischen Bräuche ab, entfernte mit Zustimmung des Rates sämtliche Heiligenbilder aus der Kirche und führte wohl bereits den Heidelberger Katechismus ein. Bemerkenswert sei daher an der Reformation in Hamm, so Neuser, dass es hier nicht zuerst eine lutherische Gemeindebildung gab, bevor die Stadt reformiert wurde. "Hamm ist die erste reformierte Stadt Westfalens" [JWKG 87/1993, 116; W 9096, 180; W 319, 11; vgl. W. Ribhegge: Die Grafen von der Mark (2002), 94; JWKG 84/1990, 105f.; B 2273, 58-62].Die Hammer Reformation mündete spätestens 1580 in ein reformiertes Stadtkirchentum ein. Es fehlte allein der feste Zusammenschluss und eine eigene Verfassung, wozu Pfarrer Heinrich Rappaeus (1601-1621) dann den Anstoß gab. Er hielt 1611 die erste märkische reformierte Synode in Unna ab und wurde zu deren erstem Präses gewählt. Rappaeus setzte die Beschlüsse der Synode in seiner Gemeinde in die Tat um und auf seinen Bericht hin beschloss der Rat der Stadt Hamm, zur Förderung der kirchlichen Ordnung ein "Presbyterium oder Kirchenrat" einzusetzen. 1624 war die Sammlung der Gemeinde so weit abgeschlossen, dass sich von den rund tausend Bürgern der Stadt Hamm nur noch zehn Familien zum lutherischen und fünf zum katholischen Bekenntnis hielten. Hamm war im 17. Jahrhundert eine streng reformierte Stadt [JWKG 84/1990, 109; JWKG 87/1993, 123f.; W 319, 15, 17].1648 wurde Hamm brandenburgische Garnison unter einem lutherischen Kommandanten. Als die Lutheraner in Hamm nunmehr zahlreicher wurden, erhielten sie trotz Widerstandes seitens des Magistrats 1650 von der kurfürstlichen Regierung die Erlaubnis zur öffentlichen Religionsübung in einem Privathaus. Der erste lutherische Pfarrer war Hermann Westhoff (1650-1681). Ohne die Garnison wäre eine lutherische Gemeindebildung nicht möglich gewesen. Das Militär wurde anfangs zum Träger des lutherischen Gottesdienstes, die Soldaten machten den größten Teil der Gemeindeglieder aus und der Truppenkommandeur ließ der jungen, beachtlich schnell wachsenden Gemeinde allen erdenklichen Schutz angediehen [LkA EKvW 3.37/454; W 319, 17; LkA EKvW A 6-02; JWKG 86/1992, 35f.]. Folglich war das Verhältnis zwischen beiden evangelischen Gemeinden am Ort aber lange Zeit gespannt; es kam um 1650 fast zu "Streit und Scharmützel". Die kirchliche Räume der Lutherischen wurden zeitweise konfisziert. Pfarrer Westhoff erreichte aber bei der klevischen Regierung nicht nur die Rückgabe der Räume, sondern auch zugleich die Bestätigung seiner amtlichen Stellung als Pfarrer der Gemeinde. Zu einer Annäherung und gegenseitigen Duldung zwischen beiden Konfessionen kam es erst, als infolge der Verwaltungsreform des Jahres 1718 auch den Lutheranern die Magistratsstellen zugänglich wurden [W 319, 19; JWKG 86/1992, 36; B 2273, 68-71].1719 wurde "zur Aufrechterhaltung und Verbreitung des unveränderten lutherischen Glaubens in der fast ganz reformierten Stadt Hamm" eine zweite lutherische Pfarrstelle gestiftet. Seit 1739 besaßen die Lutheraner in Hamm ihre eigene, neuerbaute Kirche; sie war nach dem Vorbild der ehemaligen St. Georgskirche zwischen 1734 und 1739 erbaut worden [LkA EKvW 3.37/454]. Die letzten Verstimmungen zwischen den beiden evangelischen Gemeinden beseitigte schließlich die den großen Bränden von 1730, 1734 und 1741 folgende Notzeit. Als 1741 auch die reformierte Kirche zerstört worden war, stellten die Lutheraner den Reformierten ihre Kirche zum gottesdienstlichen Gebrauch zur Verfügung, bis die Reformierten 1746 wieder ihre eigene Kirche benutzen konnten. Umgekehrt hielt die lutherische Gemeinde während des Siebenjährigen Krieges und während der Freiheitskriege, als ihre Kirche als Magazin genutzt wurde, ihre Gottesdienste in der reformierten Kirche ab [W 319, 19].Bereits seit Ende des 17. Jahrhunderts hatte es für kurze Zeit eine französische Kolonie in Hamm gegeben. Die Zahl der seit 1686 in der Stadt lebenden französischen Familien war aber zu gering (26 Personen im Jahr 1701), als dass sie sich als Gemeinde hätte konstituieren können. Erst 1701 erhielten sie einen Geistlichen (Artus-Antoine de la Croix), der aber 1704 nach Minden berufen wurde und in Hamm keinen Nachfolger erhielt [Ed. Muret: Geschichte der Franz. Kolonie in Brandenburg-Preußen, Berlin 1885, 227 (zit. n. LkA EKvW 3.37/454)]. Von 1709 bis Anfang des 19. Jahrhunderts waren fast einhundert Jahre lang auch hauptamtliche Militärprediger in Hamm tätig. Ihre Gottesdienste wurden wahrscheinlich in der Kirche der Lutheraner abgehalten [JWKG 86/1992, 41]. Als Rulemann Eylert 1806 Hof- und Garnisonsprediger in Potsdam wurde und die 2. reformierte Pfarrstelle damit vakant war, schlug der 1. Pfarrer Jakob Wülfingh vor, die 2. Stelle zugunsten seiner 1. Pfarrstelle eingehen zu lassen. Der Magistrat der Stadt aber plädierte beim König dafür, die schlecht besoldete reformierte Pfarrstelle in Mark als 2. Pfarrstelle nach Hamm zu übertragen. Ein entsprechender Beschluss der reformierten Gemeinde Hamm wurde von der Provinzialbehörde am 12.3.1807 genehmigt, und die Reformierten in Mark, die seit 1672 eine kleine reformierte Gemeinde bildeten, verzichteten auf eigene Religionsübung und schlossen sich der reformierten Gemeinde in Hamm an. Ihr Pfarrer Wilhelm David Fuhrmann wurde 2. Pfarrer der reformierten Gemeinde Hamm und verblieb auch in dieser Stelle, als sich die Reformierten aus Mark Anfang 1821 wieder von Hamm lösten, um sich mit den Marker Lutheranern zu vereinigen [LkA EKvW A 6-02; W 319, 17].Die bei Gelegenheit des Reformationsjubiläums 1817 eingeleitete Union der reformierten und lutherischen Gemeinde in Hamm kam, nachdem man sich am 8.7.1821 bereits auf einen, sieben Artikel umfassenden Unionsvertrag geeinigt hatte, nach siebenjähriger Verhandlung zustande und wurde behördlicherseits am 24.9.1824 bestätigt [Amtsblatt Reg. Arnsberg 1824, 543; W 319, 19f.]. Die Urkunde vom 8.7.1821 hatte festgelegt, dass beim Abendmahl nach reformierter Sitte das Brot gebrochen und nach lutherischer Weise die Einsetzungsworte gesprochen werden sollten. Infolgedessen wurde auch das Brot den Gästen in die Hand gegeben (reformiert), und zwar vor dem Altar, vor dem man sich beim Herantreten und beim Weggehen verneigte (lutherisch). Das Knien (lutherisch) fiel fort. Jedem Glied der ehemaligen lutherischen Gemeinde stand es jedoch frei, das Abendmahl in der bisher gewohnten Weise zu genießen. Im Übrigen war fortan der Lutherische Katechismus maßgebend, während sich die Geistlichen als Amtstracht auf die reformierte einigten. Beibehalten wurden auch die in der bisherigen reformierten Gemeinde üblichen drei Gottesdienste an den Sonn- und Feiertagen [W 319, 21]. Seit der Vereinigung der beiden evangelischen Gemeinden nannte man die lutherische Kirche "Kleine Kirche" und die reformierte Kirche "Große Kirche" (Wiedereinweihung nach Renovierung am 12.12.1894); seit 1912 hieß die Große Kirche "Pauluskirche" und die Kleine Kirche "Lutherkirche" [JWKG 86/1992, 44; W 317, 7; W 11890, 78f., 89-91].Einen eigentlichen kirchlichen Aufschwung nahm die Kirchengemeinde seit etwa 1870. Zu diesem Zeitpunkt bestand bereits der Männer- und Jünglingsverein. 1869 war der Kindergottesdienst eingeführt worden, dessen Besucherzahl ebenso wuchs wie die der Erwachsenengottesdienste [JWKG 86/1992, 45]. 1882 erfolgte die aufgrund des Gemeindewachstums nötig gewordene Einteilung der Gemeinde in Pfarrbezirke (West, Nord und Süd). Jeder Pfarrer hatte nun für jeweils drei Jahre seinen bestimmten Bezirk, in dem er allein die Seelsorge ausübte. Diese Regelung blieb auch nach einer modifizierten Einteilung aus dem Jahr 1891 so bestehen. 1896 betrug die Zahl der evangelischen Gemeindeglieder in Hamm 12.000. Ein Viertel davon, es handelte sich hauptsächlich um Industriearbeiter, lebte in der weitläufigen Westenfeldmark. Für diesen Bezirk mit seinen rauchenden Schloten erwies sich der Bau einer Kirche und die Schaffung einer Pfarrstelle als notwendig. Die Gemeinde beschloss entsprechend im Sommer 1897 die Errichtung einer 4. Pfarrstelle, die zum 1.9.1897 in Kraft trat [KA 1897, 50]. Mit der Berufung des 4. Pfarrers erfolgte 1898 eine Neueinteilung der Gemeinde in vier Pfarrbezirke. Im neuen Pfarrbezirk West wurde zwischen 1901 und 1903 eine eigene Kirche errichtet; die Christuskirche, der erste evangelische Kirchenneubau in Hamm seit 162 Jahren, wurde am 2.7.1903 eingeweiht [LkA EKvW A 6-02; W 319, 23; W 317, 47; W 11889, 31-33; 75 Jahre Christuskirche (1978)].Da die Gemeinde rasch weiter wuchs, waren auch die vier Pfarrer bald überlastet. Man schuf zur Unterstützung eine Hilfspredigerstelle, für deren Besoldung der EOK und die Kirchengemeinde zu etwa gleichen Teilen aufkam (1905). Die Gemeinde nahm immer mehr den Charakter einer Industriegemeinde an und zählte 1912 bereits 18.000 Gemeindeglieder. Da die Hilfspredigerstelle aus Mangel an theologischem Nachwuchs seit 1911 unbesetzt geblieben war, beschloss die Gemeinde die Einrichtung einer 5. Pfarrstelle, die zum 1.11.1912 in Kraft trat [KA 1912, 69f.]. Der erste 5. Pfarrer Johannes Scheller nahm sich u.a. des Evangelischen Bürger- und Arbeitervereins an, der in Hamm sehr rege war und über mehrere Stadtteilvereine verfügte. Schon vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war auch die Schaffung einer 6. Pfarrstelle beschlossen worden, die angesichts der schwierigen kirchlichen Versorgung des industriellen Westens der Stadt Hamm ("Westenvorstadt") notwendig geworden war. 1913 konnte zwar noch ein Gemeindehaus neben der Christuskirche erbaut werden, doch der Krieg verhinderte die Ausführung des Pfarrstellengründungsplans. 1919 beschloss die Gemeinde fürs erste die Anstellung eines ständigen Hilfspredigers. Dessen Tätigkeit reichte jedoch nicht mehr aus, als der westliche Teil der Westenvorstadt (der Stadtbezirk Westenfeldmark) zum 1.3.1921 aus der Kirchengemeinde Herringen in die Kirchengemeinde Hamm umgemeindet wurde [KA 1921, 39f.] und der Bezirk nunmehr rund 6.400 Gemeindeglieder zählte. Zum 1.1.1922 wurde daher eine 6. Pfarrstelle eingerichtet [KA 1922, 16f.; LkA EKvW A 6-02]. Dies war für viele Jahre die letzte Pfarrstellengründung in Hamm.Während des "Dritten Reiches" setzte rasch eine autoritäre Umgestaltung der Kirchenvertretung ein. Zunächst wurden die Gemeindeverordneten übergangen und ihre Rechte dem Presbyterium übertragen. Als sich dieses nicht als arbeitsfähig erwies, versah die Regierung den Vorsitzenden des Presbyteriums mit den nötigen Vollmachten. Ab dem 25.2.1937 erfolgte dann die Bildung eines Finanzausschusses, der aus dem Presbyteriumsvorsitzenden und vier Gemeindegliedern bestand und nunmehr nur noch für die äußeren Angelegenheiten des Presbyteriums zuständig war. Diesen Ausschuss löste am 1.10.1938 ein Finanzsachverständiger ab [W 319, 21]. Zum 1.4.1934 war staatlicherseits die überraschende Pensionierung des damals knapp 70-jährigen 2. Pfarrers Eduard Otto Kirchberg verfügt worden. Zum Nachfolger ernannte man den DC-Pfarrer und früheren Leiter der DC-Pfarrerarbeitsgemeinschaft Martin Steinert. Pfarrer Kirchberg diente jedoch von Mark aus, wohin er verzogen war, seiner Gemeinde weiter, zumal seine Pensionierung bald für rechtlich zweifelhaft erklärt wurde. Als Pfarrer Kirchberg zum Mai 1935 infolge Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand trat, wurde sein Bezirk unter seine Amtskollegen aufgeteilt. Pfarrer Steinert verblieb nur eine kleine Personalgemeinde, die sich um ihn aus der Stadt und der Umgebung gesammelt hatte, der aber durchaus Luther- und Pauluskirche zu bestimmten Zeiten zur Verfügung gestellt wurde. Steinert fungierte auch als stellvertretender Leiter der rund vier Dutzend westfälischen Gemeindegruppen der Kirchenbewegung Deutsche Christen ("Thüringer DC"), die Teile der westfälischen Glaubensbewegung Deutschen Christen (GDC) an sich gezogen hatte. 1943 schied Steinert freiwillig aus dem Pfarrerstand aus [W 2146, 79, 148; LkA EKvW A 6-02; W 319, 24f.; LkA EKvW 2 neu 7542]. Pfarrer Ernst Kalle wurde 1935 von Präses Koch mit dem Vorsitz des aus den bisherigen Männerverbänden neu gebildeten "Evangelisch-kirchlichen Männerdienstes Westfalen" beauftragt, der der BK nahe- und dem auf höchster reichskirchlicher Ebene anerkannten Deutschen Evangelischen Männerwerk ebenso wie der "Deutschen Arbeitsfront" (DAF) gegenüberstand. Auf Wunsch der Geistlichen Leitung Koch versah Kalle von 1943 bis nach Kriegsende vorübergehend Pfarrdienst in den kriegsbedingt verwaisten Kirchengemeinden Bochum-Altstadt, Lünern und Hemmerde [W 2146, 216-225; vgl. W 342.4°]. Von den vier evangelischen Kirchen in Hamm hat der Zweite Weltkrieg nur die 1937/38 neu erbaute Johanneskirche in Hamm-Norden (Einweihung 20.3.1938), einer der ganz wenigen Kirchenneubauten in der Zeit des "Dritten Reiches", im Wesentlichen unbeschädigt gelassen [W 316; W 319, 25, 31; W 11889, 113-117]. Völlig zerstört wurde - neben anderen kirchlichen Gebäuden - am 30.9.1944 die Pauluskirche. An ihr waren noch nach Kriegsbeginn Instandsetzungsarbeiten vorgenommen worden, ebenso wie auch das benachbarte Evangelische Gemeindeamt, das nach seiner Zerstörung notdürftig im schwer beschädigten Pfarrhaus Martin-Lutherstraße untergebracht war, noch 1941 umgebaut worden war [LkA EKvW 2 neu 7525]. Schwer beschädigt wurden am 19.9.1944 die Lutherkirche und am 2.10.1944 die Christuskirche [W 319, 25]. Der Wiederaufbau sämtlicher kirchlicher Gebäude zog sich etliche Jahre hin; so geschah beispielsweise die Wiedereinweihung der Pauluskirche erst im Herbst 1954 [LkA EKvW 2 neu 7522]. Zum 1.3.1947 erfolgte die Abtrennung der Nordenvorstadt, wo es seit 1920 eigenen Gottesdienst gegeben hat [JWKG 86/1992, 45], mit ihrer Johanneskirche von dem 5. Pfarrbezirk als selbständiger Pfarrbezirk. Am 31.10.1948 konnte die Lutherkirche und am 18.12.1949 die Christuskirche in Hamm-Westen wieder eingeweiht werden, nachdem bis dahin verschiedene Säle als Ausweichstellen gedient hatten [W 319, 25]. Wenngleich das Gemeindehaus für die Christusgemeinde noch mehrere Jahre lang nur unvollständig instand gesetzt war, so war ausreichend Platz für die Gemeindearbeit vorhanden (1976 Renovierung). Durch die Tätigkeit der Pfarrer Snell und Kalle sowie eines Hilfspredigers war auch die Zahl der seelsorgerischen Kräfte für die rund 8.200 Gemeindeglieder (1953) im Bezirk Hamm-Westen hinreichend [LkA EKvW 2 neu 7542; LkA EKvW 2 neu 7521].Zum 1.7.1956 wurde eine weitere, 7. Pfarrstelle errichtet [KA 1956, 86f.] und mit Hilfsprediger Hugo Müsse besetzt. Die Gottesdienste für den nunmehrigen Bezirk konnten bereits seit einigen Jahren in der Aula des Beisenkamp-Gymnasiums stattfinden, der Konfirmandenunterricht und die Gemeindegruppenarbeit in der Bodelschwinghschule. Bald aber begannen Planungen zur Schaffung eines Gemeindezentrums für den zahlenmäßig wachsenden Pfarrbezirk, der sich in einem im Südosten Hamms ganz neu entstehenden Stadtteil mit mehr als tausend Wohneinheiten, u.a. für die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen, befand. Die neu erbaute Erlöserkirche in Hamm-Süd konnte dann am 27.11.1960 eingeweiht werden [LkA EKvW 2 neu 7523; W 10820, 15f.; W 11889, 36-39]. Zum 1.7.1963 wurden eine weitere, 8. Pfarrstelle mit Sitz an der Johanneskirche sowie eine 9. Pfarrstelle für den Bezirk Westenheide (Hamm-West) errichtet [KA 1963, 77]. Die dort zwischen dem vorderen Hammer Westen und dem späteren (1975) Stadtbezirk Herringen als Gemeindezentrum neu erbaute Apostelkirche wurde am 23.4.1967 eingeweiht [W 11889, 129-131]. In der Folgezeit wurden dann für die beiden Pfarrbezirke 5 und 8 an der Johanneskirche ein neues Gemeindehaus geschaffen und an der Lutherkirche ein Gemeinde- und Verwaltungszentrum ("Lutherzentrum") errichtet (1970/71) [LkA EKvW 2 neu 7524+7527]. Die Neubaupläne für ein Gemeindezentrum in Hamm-Süden wurden 1974 genehmigt; am 29.2.1976 konnte das "Gemeindehaus Süden", das auch über eine Gottesdienststätte verfügte, eingeweiht werden. Wenige Tage zuvor war das 55 Jahre lang genutzte Evangelische Gemeindehaus in der benachbarten Alleestraße 38 abgerissen worden. Dieses alte Gemeindehaus war nach dem Krieg auch als Gottesdienststätte genutzt worden; als Zufluchtsstätte für Mädchen und junge Frauen war in dem Gemeindehaus am 24.2.1950 zudem das "Fliedner-Heim" eröffnet worden [LkA EKvW 2 neu 7528; W 11889, 35].Zum 1.7.1979 wurden Gemeindeglieder der Kirchengemeinde Heessen (Wohnplatz "Killwinkel") in die Kirchengemeinde Hamm umgepfarrt [KA 1979, 198]. - Zum selben Termin wurden Gemeindeglieder der Kirchengemeinde Herringen (Wohnplatz "Kissingerhöfe" sowie jene im Bereich der Dortmunder Straße) in die Kirchengemeinde Hamm umgepfarrt, auf der anderen Seite wurden Gemeindeglieder der Kirchengemeinde Hamm (aus der ehemaligen politischen Gemeinde Pelkum/Ortsteil Herringen) in die Kirchengemeinde Herringen umgepfarrt [KA 1979, 198]. Nach dem Jahrzehnt des Wiederaufbaus im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg folgten in Hamm zwei Jahrzehnte des Neubaus auch von kleinräumigeren bezirklichen Gemeindestrukturen (neben Gemeindezentren wurden auch etliche Kindergärten neu erbaut). Die 1980er und 1990er Jahre waren vom Erhalt der infrastrukturellen und baulichen Substanz der Kirchengemeinde gekennzeichnet, bevor auch in Hamm die Auswirkungen des allgemeinen demographischen Wandels erkannt wurden und sich die Strukturen u.a. dem Rückgang der Gemeindegliederzahlen anpassen mussten [LkA EKvW 2 neu 7530-7531]. Eine Folge war die Aufgabe von Pfarrstellen. Zum 1.12.1995 wurde die 2. Pfarrstelle der Kirchengemeinde Hamm aufgehoben, zum 1.4.2006 die 4. Pfarrstelle [KA 2006, 84] und zum 1.10.2006 die 5. Pfarrstelle [KA 2006, 178f.]. Teile der Kirchengemeinde St. Victor Herringen wurden zum 1.9.2007 in die Kirchengemeinde Hamm umgegliedert [KA 2007, 202f.].LiteraturFriedrich Wilhelm Bauks: Die Anfänge der Reformierten Kirche in der Grafschaft Mark, in: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte (JWKG) 84/1990, 97-158F.W. Bauks: Die Lutherkirche in Hamm und ihre Gemeinde, in: JWKG 86/1992, 33-46Günter Beaugrand u.a.: Kirchen der Neuzeit in Hamm, Hamm 2002 (W 11889)Bernd Hey: Die Kirchenprovinz Westfalen 1933-1945, Bielefeld 1974 (W 2146)Friedrich Wilhelm Jerrentrup u.a.: Alte Kirchen in Hamm, Hamm 1999 (W 11890)Ernst Kalle: Erinnerungen an die Zeit des Kampfes der Bekennenden Kirche in Hamm/Westf., masch. o.J. (W 342.4°)Wilhelm H. Neuser: Evangelische Kirchengeschichte Westfalens im Grundriss, Bielefeld 2002 (W 10798)W. H. Neuser: Ein Schüler Calvins - der Pfarrer Carolus Gallus und seine Gemeinde in Hamm, in: JWKG 87/1993, 115-125Levold von Northof: Die Chronik der Grafen von der Mark, übers. und erl. von Hermann Flebbe, Münster 1955 (B 787)Heinrich Peter: Die Kirche zu Mark, die Mutterkirche von Hamm, in: Heimat-Kalender für Kreis und Stadt Hamm, Unna und Kamen 2/1926 (B 6807), 34; ders.: Die St. Georgskirche in Hamm, in: ebd., 35f.Wilhelm Ribhegge: Die Grafen von der Mark und die Geschichte der Stadt Hamm im Mittelalter, Münster 2002Robert Stupperich: Westfälische Reformationsgeschichte. Historischer Überblick und theologische Einordnung, Bielefeld 1993 (W 9096)Willy Timm: Die Stadt Hamm von ihrer Gründung bis zur Gegenwart (Sonderdruck aus: Hamm. Chronik einer Stadt), 1965, 29-124 (B 2273) Herbert Zink (Hg.): 750 Jahre Stadt Hamm, Hamm 1976 (B 301) 40 Jahre Erlöserkirche Hamm-Süden 1960-2000, hg. von der Ev. Kg. Hamm-Erlöserkirche, Hamm 2000 (W 10820)700 Jahre Stadt Hamm (Westf.). Festschrift zur Erinnerung an das 700jährige Bestehen der Stadt, Hamm 1926 (B 2852) Die Christuskirche: ihr Werden und ihre Weihe, 1903 (W 317)Evangelische Kirchengemeinde Hamm (Westf.), 1951 (W 319) Weihefeier der Johanneskirche zu Hamm-Norden am Sonntag Oculi, dem 20. März 1938 (W 316)Bearbeitung und Benutzung des BestandesDas Archiv der Kirchengemeinde Hamm ist erstmals 1970 von Dr. Steinberg im Landeskirchlichen Archiv verzeichnet worden. Seine Vorbemerkungen zum ersten Findbuch finden sich im Anhang. Im Jahre 2003 erschien eine Neuverzeichnung ratsam, da die alte Signaturvergabe sehr kompliziert war, und zu Fehlern in der Reponierung von Akten geführt hatte. Ferner war ein kleiner Nachtrag vorhanden, der jetzt in diesem Bestand eingearbeitet ist. Das Archiv umfasst Akten der reformierten, lutherischen und vereinigten Kirchengemeinde. Es besteht aus 320 Verzeichnungseinheiten (VE) aus dem Zeitraum von 1475 bis 1969, davon sind 8 VE Urkunden, 3 VE Bauzeichnungen, 44 VE Kirchenbücher, 32 VE Zivilstandsregister und 2 VE Gedenkmünzen.Die Urkunden, überformatige Bauzeichnungen, Kirchenbücher, Zivilstandsregister und Gedenkmün-zen wurden aus lagerungstechnischen Gründen in die Bestände 10 (Urkunden), 15 (Bauzeichnungen), 8.3 (Kirchenbücher), 7.11 (Zivilstandsregister der Ev. Kirchengemeinde Hamm) und 18 (Gedenkmün-zen, Medaillen, Plaktetten) des Landeskirchlichen Archivs übernommen. Die im Findbuch angegebe-nen Signaturen beziehen sich auf diese Bestände.Das Archiv des CVJM Hamm wird im Stadtarchiv Hamm verwahrt.Der Titel der Akte, der den Inhalt beschreibt, wird je nach Bedarf durch Enthält- und Darin-Vermerke erweitert oder näher erläutert. Ganz rechts im Findbuch ist jeweils die Laufzeit der Akte angegeben. Runde Klammern (...) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, eckige Klammern [...] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke. Karten, Pläne und Fotos die in den Akten vorgefunden wurden, wurden dort belassen und sind im Darin-Vermerk aufgeführt.Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 (1) Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für personenbezogene Akten gelten laut § 7 (2) ArchG zusätzlichen Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist erst 10 Jahre nach dem Tod der betreffenden Person eingesehen werden. Ist das Todesdatum nicht feststellbar, bemisst sich diese Frist auf 90 Jahre nach der Geburt.Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der jeweils gültigen Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen.Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EKvW 4.3 Nr. ... (hier folgt die Archivsig-natur der entsprechenden Archivalie).Bielefeld, Dezember 2010Nachtrag:Das Archiv wurde im November 2018 um einen Nachtrag von 11 Verzeichnungseinheiten auf einen Gesamtumfang von 242 Einheiten erweitert. Bei dem Nachtrag handelt es sich um eine Abgabe des Kreiskantors Heiko Ittig aus dem Jahr 2017. In Form umfangreicher Materialsammlungen dokumentiert er vor allem die Entstehung und Entwicklung der Evangelischen Singgemeinde und späteren Pauluskantorei in Hamm. Bielefeld, November 2018

Form und Inhalt: Gemeindegeschichte (Auszug aus: Jens Murken: Die Evangelischen Gemeinden in Westfalen. Band 1. Ahaus bis Hüsten)
Der Anlass zur Gründung der Stadt Hamm am Aschermittwoch 1226 durch Graf Adolf von der Mark waren die Strafmaßnahmen, die nach der Ermordung Erzbischof Engelberts von Köln durch Friedrich von Isenberg im November 1225 gegen den Täter ergriffen wurden. Adolf, der sich an die Spitze der Rächer gesetzt hatte, zerstörte Burg und Stadt Nienbrügge an der Lippe und gründete in der Nähe dieser Isenbergschen Stadt die neue Stadt Hamm zwischen Lippe und Ahse. [B 787, 76; W. Ribhegge: Die Grafen von der Mark (2002), 11-13, 77-84; B 2273, 31-35; B 301, 9-12; B 2852, 43-48]. Kirchlich aber war Hamm noch weiterhin mit dem Mutterort Mark verbunden, die dem Hl. Georg geweihte Kapelle am gräflichen Hof blieb eine Filiale der St. Pankratiuskirche in Mark, deren Pfarrer die Bewohner der Stadt Hamm noch über hundert Jahre lang kirchlich betreuten [B 6807, 34-36; W 319, 9]. 1254 unterstellte Graf Engelbert die Dorfkirche in Mark und die damit erstmals erwähnte Kapelle in Hamm dem Patronat des Prämonstratenserklosters in Cappenberg, das damit für die Seelsorge in Hamm verantwortlich war [W. Ribhegge: Die Grafen von der Mark (2002), 92; W 11890, 73]. 1337 erfolgte dann die Lostrennung von der Mutterkirche in Mark und die Erhebung zur selbständigen Pfarrei Hamm unter dem Patronat der Landesherren. Die nach 1275 zur Kirche ausgebaute Kapelle am Markt erhielt damit Pfarrrechte. [LkA EKvW A 6-02; W 319, 9]
Bereits um 1533 gab es in Hamm wie in anderen wichtigen Orten der Mark starke Sympathien für das Luthertum [W 9096, 53, 135]. Der Rat der Stadt und der Bürgermeister verhielten sich hingegen noch jahrelang ablehnend [vgl. JWKG 87/1993, 115]. Nach Abschluss des Passauer Vertrages (22.8.1552) setzte sich der Vikar und Rektor an der zum St. Antonius-Gasthaus im Stadtinnern gehörenden Gasthauskapelle Heinrich von Wulle für die Reformation ein. Er konnte zwar mit Zustimmung des Rates und des Bürgermeisters predigen und wurde auch vom landesherrlichen Richter und Rentmeister unterstützt, doch mit der Zeit stellte sich heraus, dass sowohl Pfarrer Kaspar Walrabe als auch die anderen Kapläne und Vikare ihm nicht zu folgen vermochten. Sie klagten von Wulle beim Landesherrn als "Wiedertäufer" und "Sakramentierer" an. Nachdem ein Vergleich scheiterte, verließ von Wulle 1555 die Stadt. Eine lutherische Gemeindebildung hatte es nicht gegeben [W 319, 11; W 10798, 103f.].
Der Durchbruch zur Reformation erfolgte erst durch einen Schüler Calvins [JWKG 87/1993, 116]. Magistrat und Bürger wählten 1562 den aus Holland vertriebenen und sich in Hamm aufhaltenden reformierten Prediger Karl Gallus zum Pfarrer. Dieser setzte während seiner Amtszeit bis 1576 gemeinsam mit den Kaplänen Heinrich Böckelmann und Nikolaus Fischer sowie dem Rektor Engelbert Copius das reformierte Bekenntnis in Hamm durch. Gallus schaffte alle restlichen katholischen Bräuche ab, entfernte mit Zustimmung des Rates sämtliche Heiligenbilder aus der Kirche und führte wohl bereits den Heidelberger Katechismus ein. Bemerkenswert sei daher an der Reformation in Hamm, so Neuser, dass es hier nicht zuerst eine lutherische Gemeindebildung gab, bevor die Stadt reformiert wurde. "Hamm ist die erste reformierte Stadt Westfalens" [JWKG 87/1993, 116; W 9096, 180; W 319, 11; vgl. W. Ribhegge: Die Grafen von der Mark (2002), 94; JWKG 84/1990, 105f.; B 2273, 58-62].
Die Hammer Reformation mündete spätestens 1580 in ein reformiertes Stadtkirchentum ein. Es fehlte allein der feste Zusammenschluss und eine eigene Verfassung, wozu Pfarrer Heinrich Rappaeus (1601-1621) dann den Anstoß gab. Er hielt 1611 die erste märkische reformierte Synode in Unna ab und wurde zu deren erstem Präses gewählt. Rappaeus setzte die Beschlüsse der Synode in seiner Gemeinde in die Tat um und auf seinen Bericht hin beschloss der Rat der Stadt Hamm, zur Förderung der kirchlichen Ordnung ein "Presbyterium oder Kirchenrat" einzusetzen. 1624 war die Sammlung der Gemeinde so weit abgeschlossen, dass sich von den rund tausend Bürgern der Stadt Hamm nur noch zehn Familien zum lutherischen und fünf zum katholischen Bekenntnis hielten. Hamm war im 17. Jahrhundert eine streng reformierte Stadt [JWKG 84/1990, 109; JWKG 87/1993, 123f.; W 319, 15, 17].
1648 wurde Hamm brandenburgische Garnison unter einem lutherischen Kommandanten. Als die Lutheraner in Hamm nunmehr zahlreicher wurden, erhielten sie trotz Widerstandes seitens des Magistrats 1650 von der kurfürstlichen Regierung die Erlaubnis zur öffentlichen Religionsübung in einem Privathaus. Der erste lutherische Pfarrer war Hermann Westhoff (1650-1681). Ohne die Garnison wäre eine lutherische Gemeindebildung nicht möglich gewesen. Das Militär wurde anfangs zum Träger des lutherischen Gottesdienstes, die Soldaten machten den größten Teil der Gemeindeglieder aus und der Truppenkommandeur ließ der jungen, beachtlich schnell wachsenden Gemeinde allen erdenklichen Schutz angediehen [LkA EKvW 3.37/454; W 319, 17; LkA EKvW A 6-02; JWKG 86/1992, 35f.]. Folglich war das Verhältnis zwischen beiden evangelischen Gemeinden am Ort aber lange Zeit gespannt; es kam um 1650 fast zu "Streit und Scharmützel". Die kirchliche Räume der Lutherischen wurden zeitweise konfisziert. Pfarrer Westhoff erreichte aber bei der klevischen Regierung nicht nur die Rückgabe der Räume, sondern auch zugleich die Bestätigung seiner amtlichen Stellung als Pfarrer der Gemeinde. Zu einer Annäherung und gegenseitigen Duldung zwischen beiden Konfessionen kam es erst, als infolge der Verwaltungsreform des Jahres 1718 auch den Lutheranern die Magistratsstellen zugänglich wurden [W 319, 19; JWKG 86/1992, 36; B 2273, 68-71].
1719 wurde "zur Aufrechterhaltung und Verbreitung des unveränderten lutherischen Glaubens in der fast ganz reformierten Stadt Hamm" eine zweite lutherische Pfarrstelle gestiftet. Seit 1739 besaßen die Lutheraner in Hamm ihre eigene, neuerbaute Kirche; sie war nach dem Vorbild der ehemaligen St. Georgskirche zwischen 1734 und 1739 erbaut worden [LkA EKvW 3.37/454]. Die letzten Verstimmungen zwischen den beiden evangelischen Gemeinden beseitigte schließlich die den großen Bränden von 1730, 1734 und 1741 folgende Notzeit. Als 1741 auch die reformierte Kirche zerstört worden war, stellten die Lutheraner den Reformierten ihre Kirche zum gottesdienstlichen Gebrauch zur Verfügung, bis die Reformierten 1746 wieder ihre eigene Kirche benutzen konnten. Umgekehrt hielt die lutherische Gemeinde während des Siebenjährigen Krieges und während der Freiheitskriege, als ihre Kirche als Magazin genutzt wurde, ihre Gottesdienste in der reformierten Kirche ab [W 319, 19].
Bereits seit Ende des 17. Jahrhunderts hatte es für kurze Zeit eine französische Kolonie in Hamm gegeben. Die Zahl der seit 1686 in der Stadt lebenden französischen Familien war aber zu gering (26 Personen im Jahr 1701), als dass sie sich als Gemeinde hätte konstituieren können. Erst 1701 erhielten sie einen Geistlichen (Artus-Antoine de la Croix), der aber 1704 nach Minden berufen wurde und in Hamm keinen Nachfolger erhielt [Ed. Muret: Geschichte der Franz. Kolonie in Brandenburg-Preußen, Berlin 1885, 227 (zit. n. LkA EKvW 3.37/454)]. Von 1709 bis Anfang des 19. Jahrhunderts waren fast einhundert Jahre lang auch hauptamtliche Militärprediger in Hamm tätig. Ihre Gottesdienste wurden wahrscheinlich in der Kirche der Lutheraner abgehalten [JWKG 86/1992, 41]. Als Rulemann Eylert 1806 Hof- und Garnisonsprediger in Potsdam wurde und die 2. reformierte Pfarrstelle damit vakant war, schlug der 1. Pfarrer Jakob Wülfingh vor, die 2. Stelle zugunsten seiner 1. Pfarrstelle eingehen zu lassen. Der Magistrat der Stadt aber plädierte beim König dafür, die schlecht besoldete reformierte Pfarrstelle in Mark als 2. Pfarrstelle nach Hamm zu übertragen. Ein entsprechender Beschluss der reformierten Gemeinde Hamm wurde von der Provinzialbehörde am 12.3.1807 genehmigt, und die Reformierten in Mark, die seit 1672 eine kleine reformierte Gemeinde bildeten, verzichteten auf eigene Religionsübung und schlossen sich der reformierten Gemeinde in Hamm an. Ihr Pfarrer Wilhelm David Fuhrmann wurde 2. Pfarrer der reformierten Gemeinde Hamm und verblieb auch in dieser Stelle, als sich die Reformierten aus Mark Anfang 1821 wieder von Hamm lösten, um sich mit den Marker Lutheranern zu vereinigen [LkA EKvW A 6-02; W 319, 17].
Die bei Gelegenheit des Reformationsjubiläums 1817 eingeleitete Union der reformierten und lutherischen Gemeinde in Hamm kam, nachdem man sich am 8.7.1821 bereits auf einen, sieben Artikel umfassenden Unionsvertrag geeinigt hatte, nach siebenjähriger Verhandlung zustande und wurde behördlicherseits am 24.9.1824 bestätigt [Amtsblatt Reg. Arnsberg 1824, 543; W 319, 19f.]. Die Urkunde vom 8.7.1821 hatte festgelegt, dass beim Abendmahl nach reformierter Sitte das Brot gebrochen und nach lutherischer Weise die Einsetzungsworte gesprochen werden sollten. Infolgedessen wurde auch das Brot den Gästen in die Hand gegeben (reformiert), und zwar vor dem Altar, vor dem man sich beim Herantreten und beim Weggehen verneigte (lutherisch). Das Knien (lutherisch) fiel fort. Jedem Glied der ehemaligen lutherischen Gemeinde stand es jedoch frei, das Abendmahl in der bisher gewohnten Weise zu genießen. Im Übrigen war fortan der Lutherische Katechismus maßgebend, während sich die Geistlichen als Amtstracht auf die reformierte einigten. Beibehalten wurden auch die in der bisherigen reformierten Gemeinde üblichen drei Gottesdienste an den Sonn- und Feiertagen [W 319, 21]. Seit der Vereinigung der beiden evangelischen Gemeinden nannte man die lutherische Kirche "Kleine Kirche" und die reformierte Kirche "Große Kirche" (Wiedereinweihung nach Renovierung am 12.12.1894); seit 1912 hieß die Große Kirche "Pauluskirche" und die Kleine Kirche "Lutherkirche" [JWKG 86/1992, 44; W 317, 7; W 11890, 78f., 89-91].
Einen eigentlichen kirchlichen Aufschwung nahm die Kirchengemeinde seit etwa 1870. Zu diesem Zeitpunkt bestand bereits der Männer- und Jünglingsverein. 1869 war der Kindergottesdienst eingeführt worden, dessen Besucherzahl ebenso wuchs wie die der Erwachsenengottesdienste [JWKG 86/1992, 45]. 1882 erfolgte die aufgrund des Gemeindewachstums nötig gewordene Einteilung der Gemeinde in Pfarrbezirke (West, Nord und Süd). Jeder Pfarrer hatte nun für jeweils drei Jahre seinen bestimmten Bezirk, in dem er allein die Seelsorge ausübte. Diese Regelung blieb auch nach einer modifizierten Einteilung aus dem Jahr 1891 so bestehen. 1896 betrug die Zahl der evangelischen Gemeindeglieder in Hamm 12.000. Ein Viertel davon, es handelte sich hauptsächlich um Industriearbeiter, lebte in der weitläufigen Westenfeldmark. Für diesen Bezirk mit seinen rauchenden Schloten erwies sich der Bau einer Kirche und die Schaffung einer Pfarrstelle als notwendig. Die Gemeinde beschloss entsprechend im Sommer 1897 die Errichtung einer 4. Pfarrstelle, die zum 1.9.1897 in Kraft trat [KA 1897, 50]. Mit der Berufung des 4. Pfarrers erfolgte 1898 eine Neueinteilung der Gemeinde in vier Pfarrbezirke. Im neuen Pfarrbezirk West wurde zwischen 1901 und 1903 eine eigene Kirche errichtet; die Christuskirche, der erste evangelische Kirchenneubau in Hamm seit 162 Jahren, wurde am 2.7.1903 eingeweiht [LkA EKvW A 6-02; W 319, 23; W 317, 47; W 11889, 31-33; 75 Jahre Christuskirche (1978)].
Da die Gemeinde rasch weiter wuchs, waren auch die vier Pfarrer bald überlastet. Man schuf zur Unterstützung eine Hilfspredigerstelle, für deren Besoldung der EOK und die Kirchengemeinde zu etwa gleichen Teilen aufkam (1905). Die Gemeinde nahm immer mehr den Charakter einer Industriegemeinde an und zählte 1912 bereits 18.000 Gemeindeglieder. Da die Hilfspredigerstelle aus Mangel an theologischem Nachwuchs seit 1911 unbesetzt geblieben war, beschloss die Gemeinde die Einrichtung einer 5. Pfarrstelle, die zum 1.11.1912 in Kraft trat [KA 1912, 69f.]. Der erste 5. Pfarrer Johannes Scheller nahm sich u.a. des Evangelischen Bürger- und Arbeitervereins an, der in Hamm sehr rege war und über mehrere Stadtteilvereine verfügte. Schon vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war auch die Schaffung einer 6. Pfarrstelle beschlossen worden, die angesichts der schwierigen kirchlichen Versorgung des industriellen Westens der Stadt Hamm ("Westenvorstadt") notwendig geworden war. 1913 konnte zwar noch ein Gemeindehaus neben der Christuskirche erbaut werden, doch der Krieg verhinderte die Ausführung des Pfarrstellengründungsplans. 1919 beschloss die Gemeinde fürs erste die Anstellung eines ständigen Hilfspredigers. Dessen Tätigkeit reichte jedoch nicht mehr aus, als der westliche Teil der Westenvorstadt (der Stadtbezirk Westenfeldmark) zum 1.3.1921 aus der Kirchengemeinde Herringen in die Kirchengemeinde Hamm umgemeindet wurde [KA 1921, 39f.] und der Bezirk nunmehr rund 6.400 Gemeindeglieder zählte. Zum 1.1.1922 wurde daher eine 6. Pfarrstelle eingerichtet [KA 1922, 16f.; LkA EKvW A 6-02]. Dies war für viele Jahre die letzte Pfarrstellengründung in Hamm.
Während des "Dritten Reiches" setzte rasch eine autoritäre Umgestaltung der Kirchenvertretung ein. Zunächst wurden die Gemeindeverordneten übergangen und ihre Rechte dem Presbyterium übertragen. Als sich dieses nicht als arbeitsfähig erwies, versah die Regierung den Vorsitzenden des Presbyteriums mit den nötigen Vollmachten. Ab dem 25.2.1937 erfolgte dann die Bildung eines Finanzausschusses, der aus dem Presbyteriumsvorsitzenden und vier Gemeindegliedern bestand und nunmehr nur noch für die äußeren Angelegenheiten des Presbyteriums zuständig war. Diesen Ausschuss löste am 1.10.1938 ein Finanzsachverständiger ab [W 319, 21]. Zum 1.4.1934 war staatlicherseits die überraschende Pensionierung des damals knapp 70-jährigen 2. Pfarrers Eduard Otto Kirchberg verfügt worden. Zum Nachfolger ernannte man den DC-Pfarrer und früheren Leiter der DC-Pfarrerarbeitsgemeinschaft Martin Steinert. Pfarrer Kirchberg diente jedoch von Mark aus, wohin er verzogen war, seiner Gemeinde weiter, zumal seine Pensionierung bald für rechtlich zweifelhaft erklärt wurde. Als Pfarrer Kirchberg zum Mai 1935 infolge Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand trat, wurde sein Bezirk unter seine Amtskollegen aufgeteilt. Pfarrer Steinert verblieb nur eine kleine Personalgemeinde, die sich um ihn aus der Stadt und der Umgebung gesammelt hatte, der aber durchaus Luther- und Pauluskirche zu bestimmten Zeiten zur Verfügung gestellt wurde. Steinert fungierte auch als stellvertretender Leiter der rund vier Dutzend westfälischen Gemeindegruppen der Kirchenbewegung Deutsche Christen ("Thüringer DC"), die Teile der westfälischen Glaubensbewegung Deutschen Christen (GDC) an sich gezogen hatte. 1943 schied Steinert freiwillig aus dem Pfarrerstand aus [W 2146, 79, 148; LkA EKvW A 6-02; W 319, 24f.; LkA EKvW 2 neu 7542]. Pfarrer Ernst Kalle wurde 1935 von Präses Koch mit dem Vorsitz des aus den bisherigen Männerverbänden neu gebildeten "Evangelisch-kirchlichen Männerdienstes Westfalen" beauftragt, der der BK nahe- und dem auf höchster reichskirchlicher Ebene anerkannten Deutschen Evangelischen Männerwerk ebenso wie der "Deutschen Arbeitsfront" (DAF) gegenüberstand. Auf Wunsch der Geistlichen Leitung Koch versah Kalle von 1943 bis nach Kriegsende vorübergehend Pfarrdienst in den kriegsbedingt verwaisten Kirchengemeinden Bochum-Altstadt, Lünern und Hemmerde [W 2146, 216-225; vgl. W 342.4°].
Von den vier evangelischen Kirchen in Hamm hat der Zweite Weltkrieg nur die 1937/38 neu erbaute Johanneskirche in Hamm-Norden (Einweihung 20.3.1938), einer der ganz wenigen Kirchenneubauten in der Zeit des "Dritten Reiches", im Wesentlichen unbeschädigt gelassen [W 316; W 319, 25, 31; W 11889, 113-117]. Völlig zerstört wurde - neben anderen kirchlichen Gebäuden - am 30.9.1944 die Pauluskirche. An ihr waren noch nach Kriegsbeginn Instandsetzungsarbeiten vorgenommen worden, ebenso wie auch das benachbarte Evangelische Gemeindeamt, das nach seiner Zerstörung notdürftig im schwer beschädigten Pfarrhaus Martin-Lutherstraße untergebracht war, noch 1941 umgebaut worden war [LkA EKvW 2 neu 7525]. Schwer beschädigt wurden am 19.9.1944 die Lutherkirche und am 2.10.1944 die Christuskirche [W 319, 25]. Der Wiederaufbau sämtlicher kirchlicher Gebäude zog sich etliche Jahre hin; so geschah beispielsweise die Wiedereinweihung der Pauluskirche erst im Herbst 1954 [LkA EKvW 2 neu 7522]. Zum 1.3.1947 erfolgte die Abtrennung der Nordenvorstadt, wo es seit 1920 eigenen Gottesdienst gegeben hat [JWKG 86/1992, 45], mit ihrer Johanneskirche von dem 5. Pfarrbezirk als selbständiger Pfarrbezirk. Am 31.10.1948 konnte die Lutherkirche und am 18.12.1949 die Christuskirche in Hamm-Westen wieder eingeweiht werden, nachdem bis dahin verschiedene Säle als Ausweichstellen gedient hatten [W 319, 25]. Wenngleich das Gemeindehaus für die Christusgemeinde noch mehrere Jahre lang nur unvollständig instand gesetzt war, so war ausreichend Platz für die Gemeindearbeit vorhanden (1976 Renovierung). Durch die Tätigkeit der Pfarrer Snell und Kalle sowie eines Hilfspredigers war auch die Zahl der seelsorgerischen Kräfte für die rund 8.200 Gemeindeglieder (1953) im Bezirk Hamm-Westen hinreichend [LkA EKvW 2 neu 7542; LkA EKvW 2 neu 7521].
Zum 1.7.1956 wurde eine weitere, 7. Pfarrstelle errichtet [KA 1956, 86f.] und mit Hilfsprediger Hugo Müsse besetzt. Die Gottesdienste für den nunmehrigen Bezirk konnten bereits seit einigen Jahren in der Aula des Beisenkamp-Gymnasiums stattfinden, der Konfirmandenunterricht und die Gemeindegruppenarbeit in der Bodelschwinghschule. Bald aber begannen Planungen zur Schaffung eines Gemeindezentrums für den zahlenmäßig wachsenden Pfarrbezirk, der sich in einem im Südosten Hamms ganz neu entstehenden Stadtteil mit mehr als tausend Wohneinheiten, u.a. für die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen, befand. Die neu erbaute Erlöserkirche in Hamm-Süd konnte dann am 27.11.1960 eingeweiht werden [LkA EKvW 2 neu 7523; W 10820, 15f.; W 11889, 36-39]. Zum 1.7.1963 wurden eine weitere, 8. Pfarrstelle mit Sitz an der Johanneskirche sowie eine 9. Pfarrstelle für den Bezirk Westenheide (Hamm-West) errichtet [KA 1963, 77]. Die dort zwischen dem vorderen Hammer Westen und dem späteren (1975) Stadtbezirk Herringen als Gemeindezentrum neu erbaute Apostelkirche wurde am 23.4.1967 eingeweiht [W 11889, 129-131]. In der Folgezeit wurden dann für die beiden Pfarrbezirke 5 und 8 an der Johanneskirche ein neues Gemeindehaus geschaffen und an der Lutherkirche ein Gemeinde- und Verwaltungszentrum ("Lutherzentrum") errichtet (1970/71) [LkA EKvW 2 neu 7524+7527]. Die Neubaupläne für ein Gemeindezentrum in Hamm-Süden wurden 1974 genehmigt; am 29.2.1976 konnte das "Gemeindehaus Süden", das auch über eine Gottesdienststätte verfügte, eingeweiht werden. Wenige Tage zuvor war das 55 Jahre lang genutzte Evangelische Gemeindehaus in der benachbarten Alleestraße 38 abgerissen worden. Dieses alte Gemeindehaus war nach dem Krieg auch als Gottesdienststätte genutzt worden; als Zufluchtsstätte für Mädchen und junge Frauen war in dem Gemeindehaus am 24.2.1950 zudem das "Fliedner-Heim" eröffnet worden [LkA EKvW 2 neu 7528; W 11889, 35].
Zum 1.7.1979 wurden Gemeindeglieder der Kirchengemeinde Heessen (Wohnplatz "Killwinkel") in die Kirchengemeinde Hamm umgepfarrt [KA 1979, 198]. - Zum selben Termin wurden Gemeindeglieder der Kirchengemeinde Herringen (Wohnplatz "Kissingerhöfe" sowie jene im Bereich der Dortmunder Straße) in die Kirchengemeinde Hamm umgepfarrt, auf der anderen Seite wurden Gemeindeglieder der Kirchengemeinde Hamm (aus der ehemaligen politischen Gemeinde Pelkum/Ortsteil Herringen) in die Kirchengemeinde Herringen umgepfarrt [KA 1979, 198]. Nach dem Jahrzehnt des Wiederaufbaus im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg folgten in Hamm zwei Jahrzehnte des Neubaus auch von kleinräumigeren bezirklichen Gemeindestrukturen (neben Gemeindezentren wurden auch etliche Kindergärten neu erbaut). Die 1980er und 1990er Jahre waren vom Erhalt der infrastrukturellen und baulichen Substanz der Kirchengemeinde gekennzeichnet, bevor auch in Hamm die Auswirkungen des allgemeinen demographischen Wandels erkannt wurden und sich die Strukturen u.a. dem Rückgang der Gemeindegliederzahlen anpassen mussten [LkA EKvW 2 neu 7530-7531]. Eine Folge war die Aufgabe von Pfarrstellen. Zum 1.12.1995 wurde die 2. Pfarrstelle der Kirchengemeinde Hamm aufgehoben, zum 1.4.2006 die 4. Pfarrstelle [KA 2006, 84] und zum 1.10.2006 die 5. Pfarrstelle [KA 2006, 178f.]. Teile der Kirchengemeinde St. Victor Herringen wurden zum 1.9.2007 in die Kirchengemeinde Hamm umgegliedert [KA 2007, 202f.].
Literatur
Friedrich Wilhelm Bauks: Die Anfänge der Reformierten Kirche in der Grafschaft Mark, in: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte (JWKG) 84/1990, 97-158
F.W. Bauks: Die Lutherkirche in Hamm und ihre Gemeinde, in: JWKG 86/1992, 33-46
Günter Beaugrand u.a.: Kirchen der Neuzeit in Hamm, Hamm 2002 (W 11889)
Bernd Hey: Die Kirchenprovinz Westfalen 1933-1945, Bielefeld 1974 (W 2146)
Friedrich Wilhelm Jerrentrup u.a.: Alte Kirchen in Hamm, Hamm 1999 (W 11890)
Ernst Kalle: Erinnerungen an die Zeit des Kampfes der Bekennenden Kirche in Hamm/Westf., masch. o.J. (W 342.4°)
Wilhelm H. Neuser: Evangelische Kirchengeschichte Westfalens im Grundriss, Bielefeld 2002 (W 10798)
W. H. Neuser: Ein Schüler Calvins - der Pfarrer Carolus Gallus und seine Gemeinde in Hamm, in: JWKG 87/1993, 115-125
Levold von Northof: Die Chronik der Grafen von der Mark, übers. und erl. von Hermann Flebbe, Münster 1955 (B 787)
Heinrich Peter: Die Kirche zu Mark, die Mutterkirche von Hamm, in: Heimat-Kalender für Kreis und Stadt Hamm, Unna und Kamen 2/1926 (B 6807), 34; ders.: Die St. Georgskirche in Hamm, in: ebd., 35f.
Wilhelm Ribhegge: Die Grafen von der Mark und die Geschichte der Stadt Hamm im Mittelalter, Münster 2002
Robert Stupperich: Westfälische Reformationsgeschichte. Historischer Überblick und theologische Einordnung, Bielefeld 1993 (W 9096)
Willy Timm: Die Stadt Hamm von ihrer Gründung bis zur Gegenwart (Sonderdruck aus: Hamm. Chronik einer Stadt), 1965, 29-124 (B 2273)
Herbert Zink (Hg.): 750 Jahre Stadt Hamm, Hamm 1976 (B 301)
40 Jahre Erlöserkirche Hamm-Süden 1960-2000, hg. von der Ev. Kg. Hamm-Erlöserkirche, Hamm 2000 (W 10820)
700 Jahre Stadt Hamm (Westf.). Festschrift zur Erinnerung an das 700jährige Bestehen der Stadt, Hamm 1926 (B 2852)
Die Christuskirche: ihr Werden und ihre Weihe, 1903 (W 317)
Evangelische Kirchengemeinde Hamm (Westf.), 1951 (W 319)
Weihefeier der Johanneskirche zu Hamm-Norden am Sonntag Oculi, dem 20. März 1938 (W 316)
Bearbeitung und Benutzung des Bestandes
Das Archiv der Kirchengemeinde Hamm ist erstmals 1970 von Dr. Steinberg im Landeskirchlichen Archiv verzeichnet worden. Seine Vorbemerkungen zum ersten Findbuch finden sich im Anhang. Im Jahre 2003 erschien eine Neuverzeichnung ratsam, da die alte Signaturvergabe sehr kompliziert war, und zu Fehlern in der Reponierung von Akten geführt hatte. Ferner war ein kleiner Nachtrag vorhanden, der jetzt in diesem Bestand eingearbeitet ist. Das Archiv umfasst Akten der reformierten, lutherischen und vereinigten Kirchengemeinde. Es besteht aus 320 Verzeichnungseinheiten (VE) aus dem Zeitraum von 1475 bis 1969, davon sind 8 VE Urkunden, 3 VE Bauzeichnungen, 44 VE Kirchenbücher, 32 VE Zivilstandsregister und 2 VE Gedenkmünzen.
Die Urkunden, überformatige Bauzeichnungen, Kirchenbücher, Zivilstandsregister und Gedenkmün-zen wurden aus lagerungstechnischen Gründen in die Bestände 10 (Urkunden), 15 (Bauzeichnungen), 8.3 (Kirchenbücher), 7.11 (Zivilstandsregister der Ev. Kirchengemeinde Hamm) und 18 (Gedenkmün-zen, Medaillen, Plaktetten) des Landeskirchlichen Archivs übernommen. Die im Findbuch angegebe-nen Signaturen beziehen sich auf diese Bestände.
Das Archiv des CVJM Hamm wird im Stadtarchiv Hamm verwahrt.
Der Titel der Akte, der den Inhalt beschreibt, wird je nach Bedarf durch Enthält- und Darin-Vermerke erweitert oder näher erläutert. Ganz rechts im Findbuch ist jeweils die Laufzeit der Akte angegeben. Runde Klammern (...) verweisen bei Abschriften auf das Datum des Originals, eckige Klammern [...] kennzeichnen erschlossene Jahresangaben undatierter Schriftstücke. Karten, Pläne und Fotos die in den Akten vorgefunden wurden, wurden dort belassen und sind im Darin-Vermerk aufgeführt.
Sofern die Benutzung nicht zu Verwaltungszwecken erfolgt, unterliegen gemäß § 7 (1) Kirchengesetz zur Sicherung und Nutzung von kirchlichem Archivgut in der Evangelischen Kirche der Union (Archivgesetz - ArchG) vom 6.5.2000 sämtliche Archivalien einer 30-jährigen Sperrfrist (gerechnet nach dem Ende ihrer Laufzeit). Für personenbezogene Akten gelten laut § 7 (2) ArchG zusätzlichen Schutzfristen. Diese Archivalien dürfen auch nach Ablauf der allgemeinen Sperrfrist erst 10 Jahre nach dem Tod der betreffenden Person eingesehen werden. Ist das Todesdatum nicht feststellbar, bemisst sich diese Frist auf 90 Jahre nach der Geburt.
Kassiert wurde nicht archivwürdiges Schriftgut im Rahmen der jeweils gültigen Aufbewahrungs- und Kassationsordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen.
Bei der Zitierung des Archivbestandes ist anzugeben: LkA EKvW 4.3 Nr. ... (hier folgt die Archivsig-natur der entsprechenden Archivalie).
Bielefeld, Dezember 2010
Nachtrag:
Das Archiv wurde im November 2018 um einen Nachtrag von 11 Verzeichnungseinheiten auf einen Gesamtumfang von 242 Einheiten erweitert. Bei dem Nachtrag handelt es sich um eine Abgabe des Kreiskantors Heiko Ittig aus dem Jahr 2017. In Form umfangreicher Materialsammlungen dokumentiert er vor allem die Entstehung und Entwicklung der Evangelischen Singgemeinde und späteren Pauluskantorei in Hamm.
Bielefeld, November 2018

Bestandssignatur
4.3

Kontext
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (Archivtektonik) >> 04. Deposita von Kirchenkreisen und Kirchengemeinden >> 04.2. KG Kirchengemeinden >> 04.2.09. Kirchenkreis Hamm

Bestandslaufzeit
(1413) - [2014]

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23.06.2025, 08:11 MESZ

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