Bestand
Konsistorium (Pommern) (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Zur Geschichte des Registraturbildners
Konsistorien bildeten seit den Zeiten der Reformation leitende Verwaltungsgremien in den evangelischen Kirchen. Die Entwicklung der verschiedenen pommerschen in Stralsund, Stettin und Cammin seit dem 16. Jh. kann hier im Einzelnen aber nicht nachgezeichnet werden.
Offizieller Sitz des Konsistoriums war bis 1945 Stettin. Hier fand in der Elisabethstraße 9 die kirchliche Verwaltung statt. Die wichtigsten Personen innerhalb des Konsistoriums waren zu dieser Zeit Oberkonsistorialrat (OKR) Prof. Heinrich Laag, OKR Ernst Boeters, Konsistorialpräsident D. Paul Gerhard Wahn sowie Konsistorialrat Willy Woelke, der nach 1947 stellvertretender Leiter des Konsistoriums werden sollte.
Als Reaktion auf die näher rückenden sowjetischen Truppen wurden mehrere Ausweichstellen des Konsistoriums eingerichtet. Vor allem waren dies ab dem 01.11.1943 Schneidemühl, wohin die Finanzabteilung und ein Teil des Archivs ausgelagert wurden, Pyritz (ab 01.11.43), Altentreptow und Züssow (beide ab 07.02.1945).
Zwar blieb der offizielle Sitz des Konsistoriums Stettin, doch beinahe die gesamte kirchliche Verwaltung war zu Beginn des Jahres 1945 in andere Orte verlegt worden. Einzig Konsistorialpräsident Wahn verblieb als Meldeposten bis zum 13. April in der Stadt (noch im Februar hatte er den durch den Reichsverteidigungskommissar ausgegebenen Standhaltebefehl bekräftigt).
Durch die unübersichtliche Situation, Kriegsgeschehen und die Verteilung auf verschiedene Standorte war eine geordnete Verwaltungstätigkeit quasi unmöglich. Bei der Verlegung der Finanzabteilung des Konsistoriums von Pyritz nach Altentreptow gingen die meisten der dort verwahrten Akten verloren. Auch die in Stettin gelagerten Bestände müssen zum größten Teil als Verlust angesehen werden, sofern sie nicht bereits im Provinzialarchiv untergerbacht waren (dazu mehr beim Abschnitt „Bestandsgeschichte“).
Als dann die konsistorialen Außenstellen nach und nach in Greifswald versammelt wurden, waren sowohl Brüche in den Verwaltungsstrukturen, den personellen Gegebenheiten wie auch in den meisten anderen Bereichen zu überwinden.
Oberkonsistorialrat Laag war noch im April 1945 nach Schleswig-Holstein geflohen, der leitende Jurist Engelmann starb 1945 in Haft, der leitende Geistliche des Ostsprengels, OKR Boeters, starb ebenfalls schon 1945 und Konsistorialpräsident Wahn befand sich in Güstrow.
Zunächst als Provisorium gedacht, begab sich das Konsistorium in das unzerstörte Greifswald und bezog hier den Dienstsitz des Superintendenten, Karl von Scheven, in der Domstraße 13. Nach Verhandlungen mit dem Bürgermeister der Stadt und den sowjetischen Militärbehörden wird dem Konsistorium schließlich das Gebäude an der Bahnhofstraße 35/36 (später Stalinstraße) zur Verfügung gestellt, in dem das Konsistorium bis zu seiner Auflösung 2012 ansässig war.
Schon 1933 war durch den einsetzenden Kirchenkampf zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche und die Einmischung durch die Nationalsozialisten die kirchliche Verwaltung erheblich beeinträchtigt worden. Seit 1935 hatte es keinen Bischof in Pommern mehr gegeben und auch die Provinzialsynoden hatten bis 1945 nicht mehr getagt. Um diese Notstände zu beheben, bildete sich am 19. September 1945 ein provinzialkirchlicher Beirat, der zusammen mit Mitgliedern des Konsistoriums die Kirchenleitung bilden sollte. Den Vorsitz übernahm Karl von Scheven. Der Beirat legte unter anderem fest, dass das Konsistorium die laufenden Verwaltungsangelegenheiten übernehmen sollte. Im Rückgriff auf die Verfassung der Altpreußischen Union (1922/1924) wurde Karl von Scheven der Vorsitz über das Konsistorium übertragen. Als weiteres Zeichen seiner neuen Funktionen als Generalsuperintendent erhielt von Scheven die Amtsbezeichnung Bischof verliehen.
Mit der neuen Kirchenordnung von 1950 wurden auch die Kompetenzen des Konsistoriums reguliert. Demnach hatte der Bischof den Vorsitz inne, während er mit mehreren theologischen und juristischen Mitgliedern das Kollegium bildete. Damit war eine ausgesprochen starke Position des Bischofs begründet, der somit nicht nur der oberste Leiter in geistlichen, sondern auch in Verwaltungsangelegenheiten wurde. Diese starke Stellung des Bischofs bestand bis 1990 fort und verstärkte sich durch innere und äußere Umstände noch zusätzlich.
Mit der neuen Kirchenordnung wurde schließlich auch die Pommersche Evangelisch Kirche als eigene Landeskirche ins Leben gerufen. Im Vergleich zur Zeit vor 1945 hatte sie allerdings den Großteil ihres Gebietes verloren. Auch der alte Verwaltungssitz Stettin und ganz Pommern östlich der Oder waren an Polen übergegangen und damit verloren. Die Auflösung der evangelisch-kirchlichen Strukturen im früheren Ostsprengel, die Unterbringung von Geflüchteten und Vertriebenen sowie der Wiederaufbau einer geregelten Verwaltung waren die dringlichsten Aufgaben der ersten Jahre in Greifswald.
Mit zunehmender Konsolidierung der neuen Strukturen gewann das Konsistorium immer stärker an Bedeutung. Bedingt durch die geringe Größe der Pommerschen Evangelischen Kirche vereinigten sich mehrere Funktionen auf einen relativ kleinen Personenkreis, was Machtanhäufungen begünstigte. Besonders deutlich werden sollte dies am von vielen als autoritär empfundenen Führungsstil Bischof Horst Gienkes (1972-1989).
Beständiges Thema war die Auseinandersetzung mit dem religionskritischen, ja bisweilen -feindlichen, DDR-Staat. Entsprechend staatlicher Differenzierungspolitik wurden die Landeskirchen vermehrt voneinander separiert. Dies begünstigte die Ausbildung von hierarchischen Strukturen, so auch in Pommern. Das Konsistorium bildete hier die primäre Anlaufstelle für Verhandlungen und Vereinbarungen mit staatlichen Instanzen. Im gleichen Zuge waren die Mitglieder des Konsistoriums und der Kirchenleitung auch bevorzugtes Ziel der Informationsbeschaffung durch das Ministerium für Staatssicherheit (dies wurde für die Amtszeit Bischof Gienkes bereits ausführlich aufgearbeitet).
Repressionsmaßnahmen ersteckten sich auch auf die alltägliche Verwaltungsarbeit des Konsistoriums, beispielsweise in der Bearbeitung von Bauanträgen. 1968 musste auf staatlichen Druck hin schließlich auch der Name der Landeskirche geändert werden, da die Vorstellung von einem „Pommern“ nicht mehr in den ideologischen Rahmen der Zeit passte. In den folgenden Jahrzehnten trug die Kirche daher den Namen Evangelische Landeskirche Greifswald oder auch Evangelische Kirche des Greifswalder Kirchengebietes, für das Konsistorium dementsprechend.
Erst 1990, nach Ende der DDR, wurde die Änderung rückgängig gemacht.
Ungeachtet der Versuche zur Behinderung der Kontakte zu anderen Landeskirchen, konnte die Evangelische Landeskirche Greifswald auf Ebene von Kirchenleitung und Konsistorium Beziehungen zu allen anderen Landeskirchen in der DDR, sowie auch zu vielen Kirchen in Westdeutschland und im restlichen Europa aufbauen und pflegen.
Bedingt durch die direkte Nachbarschaft sind hier natürlich die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs sowie die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg zu nennen. Eine weitere wichtige Partnerkirche in der DDR war die Evangelische Kirche in Sachsen. In Westdeutschland unterhielt man vor allem Verbindungen zur Bremischen Kirche, in Schweden zur Diözese Växjö.
Neben dem Bischof, der Kirchenleitung und der Landessynode zählte das Konsistorium zu den Leitungsgremien der Landeskirche. Zeitweise waren ca. 150 Mitarbeitende beschäftigt.
Die zeitlichen Grenzen des Bestehens des Konsistoriums können klar benannt werden: Das Kriegsende 1945, da hier so umfassende Brüche in den Verwaltungsstrukturen, bei den Personen und in der Überlieferung identifiziert werden können, und die Auflösung des Konsistoriums im Jahr 2012 mit Übergang zur Nordkirche. Eine weitere wichtige innere Zäsur war sicherlich das Ende der DDR 1989/90 (diese hat aber keinen Niederschlag in der Bestandsbearbeitung gefunden - siehe Bestandsbearbeitung).
Die Provenienz des Bestandes ist das Landeskirchliche Archiv Greifswald bzw. die Registratur des Konsistoriums.
Mitglieder des Konsistoriums in Altentreptow (März 1945)
Konsistorialpräsident Wahn
Amtmann Becker
Oberinspektor Nertens
Oberinspektor Ernst Noeske
Kanzleisekretär Blödorn
Kassenangestellte Zühl
Kassenangestellte Erika(?) Kelch
Kassenangestellte Gertrud(?) Heß
Kassenangestellte Schneider
OKR Laag (theologischer Leiter, zeitweise in Bünzow)
OKR Dr. jur. Ernst Engelmann
OKR Willy Woelke
Mitglieder der Kollegiums des Konsistoriums (Angaben aus den von der Landeskirche herausgegeben Pfarralmanachen bzw. Handbüchern):
1956
Vorsitz: Bischof D. Friedrich-Wilhelm Krummacher
Oberkonsistorialrat Willy Woelke
Konsistorialrat Hans-Georg Noeske
Konsistorialrat Dr. jur. Alfred Kayser
Konsistorialrat Pfarrer Dietrich Labs
Referenten:
Dr. Werner Rautenberg
Kirchenbaurat Diplom-Ingenieur Franz Schwarz
Kirchenlandwirtschaftsrat Franz Pahnke
Oberamtsrichter a.D. Werner Schulz
Büroleitung: Konsistorialamtmann Otto Binder
Rechnungsamt: Konsistorialoberinspektor Friedrich Wilhelm Brechler
1964
Vorsitz: Bischof D. Dr. Friedrich-Wilhelm Krummacher
Stellv. Vorsitz: Vizepräsident Willy Woelke (Juristische Leitung)
Oberkonsistorialrat Walter Kusch (Theologische Leitung)
Oberkonsistorialrat Dr. jur. Hans-Joachim Weber
Oberkonsistorialrat i.N. Pfarrer Dietrich Labs
Referenten:
Oberkonsistorialrat i.R. Hans Faißt
Präses D. Dr. Werner Rautenberg
Kirchenbaurat Diplom-Ingenieur Franz Schwarz
Pastorin Jutta von Haselberg
Pfarrer Felix Moderow
Büroleitung: Konsistorialamtsrat Ernst Wiener
1978
Vorsitz: Bischof Horst Gienke
Oberkonsistorialrat Dr. Siegfried Plath (Theologische Leitung)
Oberkonsistorialrat Hans-Martin Harder (Juristische Leitung)
Konsistorialrat Eckhardt Gummelt
Konsistorialrätin Jutta von Haselberg
Konsistorialrat Wolfgang Krasemann
Referenten
Kirchenbaurat Gunthter Kirmis
Kirchenlandwirtschaftsrat Helmut Kob
Oberkonsistorialrat i.R. Walter Kusch
Oberkonsistorialrat i.R. Dietrich Labs
Kirchenrat (?) Felix Moderow
Diplom-Archivar Joachim Wächter
Kirchenverwaltungsrat Wilhelm Wendt
Büroleitung: Konsistorialamtsrat Hans-Jörg Wiener
1987
Bischof Dr. Horst Gienke
Oberkonsistorialrat Hans-Martin Harder (Juristische Leitung)
Oberkonsistorialrat Dr. Siegfried Plath (Theologische Leitung)
Konsistorialrat Silke Stopperam
Oberkonsistorialrat Wilhelm Wendt
Konsistorialrat Burghardt Winkel
Konsistorialrat Dr. Christoph Ehricht
Oberkonsistorialrat Dr. Wolfgang Nixdorf
Referenten
Oberkonsistorialrat i.R. Eckhard Gummelt
Kirchenbaurat Gunther Kirmis
Kirchenlandwirtschaftsrat Helmut Kob
Diplom-Archivar Joachim Wächter
Büroleitung: Kirchenverwaltungsrat Hans-Jörg Wiener
1993
Vorsitz: Konsistorialpräsident Hans-Martin Harder (Juristische Leitung)
Bischof Eduard Berger
Oberkonsistorialrat Dr. Christoph Ehricht
Oberkonsistorialrat Wolfgang Krasemann
Kirchenoberbaurat Gunther Kirmis
Oberkonsistorialrat Dr. Wolfgang Nixdorf
Oberkonsistorialrätin Silke Stopperam
Oberkonsistorialrat Rainer Wilker
Oberkonsistorialrat Burghard Winkel
Referenten
Oberkonsistorialrat i.R. Eckhard Gummelt
Pastorin Almuth Klabunde
Kirchenarchivrätin Dr. Carlies Maria Raddatz
2006
Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit
Konsistorialpräsident Peter von Loeper
Konsistorialrat Hans-Ulrich Keßler
Oberkonsistorialrat Hans-Martin Moderow
Kirchenbaurat Jan Simonsen
Superintendent Bernd-Ulrich Gienke
Superintendent Ulrich Tetzlaff
Superintendent Andreas Haerter
Superintendentin Helga Ruch
2010 (Entwurf für den Almanach)
Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit
Konsistorialpräsident Peter von Loeper
Konsistorialrat Matthias Bartels
Superintendent Rudolf Dibbern
Oberkonsistorialrat Dr. Christoph Ehricht
Superintendent Andreas Haerter
Superintendetin Helga Ruch
Superintendent Johannes Staak
Kirchenbaurat Jan Simonsen
Einleitung: Zur Geschichte des Registraturbildners
Konsistorien bildeten seit den Zeiten der Reformation leitende Verwaltungsgremien in den evangelischen Kirchen. Die Entwicklung der verschiedenen pommerschen in Stralsund, Stettin und Cammin seit dem 16. Jh. kann hier im Einzelnen aber nicht nachgezeichnet werden.
Offizieller Sitz des Konsistoriums war bis 1945 Stettin. Hier fand in der Elisabethstraße 9 die kirchliche Verwaltung statt. Die wichtigsten Personen innerhalb des Konsistoriums waren zu dieser Zeit Oberkonsistorialrat (OKR) Prof. Heinrich Laag, OKR Ernst Boeters, Konsistorialpräsident D. Paul Gerhard Wahn sowie Konsistorialrat Willy Woelke, der nach 1947 stellvertretender Leiter des Konsistoriums werden sollte.
Als Reaktion auf die näher rückenden sowjetischen Truppen wurden mehrere Ausweichstellen des Konsistoriums eingerichtet. Vor allem waren dies ab dem 01.11.1943 Schneidemühl, wohin die Finanzabteilung und ein Teil des Archivs ausgelagert wurden, Pyritz (ab 01.11.43), Altentreptow und Züssow (beide ab 07.02.1945).
Zwar blieb der offizielle Sitz des Konsistoriums Stettin, doch beinahe die gesamte kirchliche Verwaltung war zu Beginn des Jahres 1945 in andere Orte verlegt worden. Einzig Konsistorialpräsident Wahn verblieb als Meldeposten bis zum 13. April in der Stadt (noch im Februar hatte er den durch den Reichsverteidigungskommissar ausgegebenen Standhaltebefehl bekräftigt).
Durch die unübersichtliche Situation, Kriegsgeschehen und die Verteilung auf verschiedene Standorte war eine geordnete Verwaltungstätigkeit quasi unmöglich. Bei der Verlegung der Finanzabteilung des Konsistoriums von Pyritz nach Altentreptow gingen die meisten der dort verwahrten Akten verloren. Auch die in Stettin gelagerten Bestände müssen zum größten Teil als Verlust angesehen werden, sofern sie nicht bereits im Provinzialarchiv untergerbacht waren (dazu mehr beim Abschnitt „Bestandsgeschichte“).
Als dann die konsistorialen Außenstellen nach und nach in Greifswald versammelt wurden, waren sowohl Brüche in den Verwaltungsstrukturen, den personellen Gegebenheiten wie auch in den meisten anderen Bereichen zu überwinden.
Oberkonsistorialrat Laag war noch im April 1945 nach Schleswig-Holstein geflohen, der leitende Jurist Engelmann starb 1945 in Haft, der leitende Geistliche des Ostsprengels, OKR Boeters, starb ebenfalls schon 1945 und Konsistorialpräsident Wahn befand sich in Güstrow.
Zunächst als Provisorium gedacht, begab sich das Konsistorium in das unzerstörte Greifswald und bezog hier den Dienstsitz des Superintendenten, Karl von Scheven, in der Domstraße 13. Nach Verhandlungen mit dem Bürgermeister der Stadt und den sowjetischen Militärbehörden wird dem Konsistorium schließlich das Gebäude an der Bahnhofstraße 35/36 (später Stalinstraße) zur Verfügung gestellt, in dem das Konsistorium bis zu seiner Auflösung 2012 ansässig war.
Schon 1933 war durch den einsetzenden Kirchenkampf zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche und die Einmischung durch die Nationalsozialisten die kirchliche Verwaltung erheblich beeinträchtigt worden. Seit 1935 hatte es keinen Bischof in Pommern mehr gegeben und auch die Provinzialsynoden hatten bis 1945 nicht mehr getagt. Um diese Notstände zu beheben, bildete sich am 19. September 1945 ein provinzialkirchlicher Beirat, der zusammen mit Mitgliedern des Konsistoriums die Kirchenleitung bilden sollte. Den Vorsitz übernahm Karl von Scheven. Der Beirat legte unter anderem fest, dass das Konsistorium die laufenden Verwaltungsangelegenheiten übernehmen sollte. Im Rückgriff auf die Verfassung der Altpreußischen Union (1922/1924) wurde Karl von Scheven der Vorsitz über das Konsistorium übertragen. Als weiteres Zeichen seiner neuen Funktionen als Generalsuperintendent erhielt von Scheven die Amtsbezeichnung Bischof verliehen.
Mit der neuen Kirchenordnung von 1950 wurden auch die Kompetenzen des Konsistoriums reguliert. Demnach hatte der Bischof den Vorsitz inne, während er mit mehreren theologischen und juristischen Mitgliedern das Kollegium bildete. Damit war eine ausgesprochen starke Position des Bischofs begründet, der somit nicht nur der oberste Leiter in geistlichen, sondern auch in Verwaltungsangelegenheiten wurde. Diese starke Stellung des Bischofs bestand bis 1990 fort und verstärkte sich durch innere und äußere Umstände noch zusätzlich.
Mit der neuen Kirchenordnung wurde schließlich auch die Pommersche Evangelisch Kirche als eigene Landeskirche ins Leben gerufen. Im Vergleich zur Zeit vor 1945 hatte sie allerdings den Großteil ihres Gebietes verloren. Auch der alte Verwaltungssitz Stettin und ganz Pommern östlich der Oder waren an Polen übergegangen und damit verloren. Die Auflösung der evangelisch-kirchlichen Strukturen im früheren Ostsprengel, die Unterbringung von Geflüchteten und Vertriebenen sowie der Wiederaufbau einer geregelten Verwaltung waren die dringlichsten Aufgaben der ersten Jahre in Greifswald.
Mit zunehmender Konsolidierung der neuen Strukturen gewann das Konsistorium immer stärker an Bedeutung. Bedingt durch die geringe Größe der Pommerschen Evangelischen Kirche vereinigten sich mehrere Funktionen auf einen relativ kleinen Personenkreis, was Machtanhäufungen begünstigte. Besonders deutlich werden sollte dies am von vielen als autoritär empfundenen Führungsstil Bischof Horst Gienkes (1972-1989).
Beständiges Thema war die Auseinandersetzung mit dem religionskritischen, ja bisweilen -feindlichen, DDR-Staat. Entsprechend staatlicher Differenzierungspolitik wurden die Landeskirchen vermehrt voneinander separiert. Dies begünstigte die Ausbildung von hierarchischen Strukturen, so auch in Pommern. Das Konsistorium bildete hier die primäre Anlaufstelle für Verhandlungen und Vereinbarungen mit staatlichen Instanzen. Im gleichen Zuge waren die Mitglieder des Konsistoriums und der Kirchenleitung auch bevorzugtes Ziel der Informationsbeschaffung durch das Ministerium für Staatssicherheit (dies wurde für die Amtszeit Bischof Gienkes bereits ausführlich aufgearbeitet).
Repressionsmaßnahmen ersteckten sich auch auf die alltägliche Verwaltungsarbeit des Konsistoriums, beispielsweise in der Bearbeitung von Bauanträgen. 1968 musste auf staatlichen Druck hin schließlich auch der Name der Landeskirche geändert werden, da die Vorstellung von einem „Pommern“ nicht mehr in den ideologischen Rahmen der Zeit passte. In den folgenden Jahrzehnten trug die Kirche daher den Namen Evangelische Landeskirche Greifswald oder auch Evangelische Kirche des Greifswalder Kirchengebietes, für das Konsistorium dementsprechend.
Erst 1990, nach Ende der DDR, wurde die Änderung rückgängig gemacht.
Ungeachtet der Versuche zur Behinderung der Kontakte zu anderen Landeskirchen, konnte die Evangelische Landeskirche Greifswald auf Ebene von Kirchenleitung und Konsistorium Beziehungen zu allen anderen Landeskirchen in der DDR, sowie auch zu vielen Kirchen in Westdeutschland und im restlichen Europa aufbauen und pflegen.
Bedingt durch die direkte Nachbarschaft sind hier natürlich die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs sowie die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg zu nennen. Eine weitere wichtige Partnerkirche in der DDR war die Evangelische Kirche in Sachsen. In Westdeutschland unterhielt man vor allem Verbindungen zur Bremischen Kirche, in Schweden zur Diözese Växjö.
Neben dem Bischof, der Kirchenleitung und der Landessynode zählte das Konsistorium zu den Leitungsgremien der Landeskirche. Zeitweise waren ca. 150 Mitarbeitende beschäftigt.
Die zeitlichen Grenzen des Bestehens des Konsistoriums können klar benannt werden: Das Kriegsende 1945, da hier so umfassende Brüche in den Verwaltungsstrukturen, bei den Personen und in der Überlieferung identifiziert werden können, und die Auflösung des Konsistoriums im Jahr 2012 mit Übergang zur Nordkirche. Eine weitere wichtige innere Zäsur war sicherlich das Ende der DDR 1989/90 (diese hat aber keinen Niederschlag in der Bestandsbearbeitung gefunden - siehe Bestandsbearbeitung).
Die Provenienz des Bestandes ist das Landeskirchliche Archiv Greifswald bzw. die Registratur des Konsistoriums.
Mitglieder des Konsistoriums in Altentreptow (März 1945)
Konsistorialpräsident Wahn
Amtmann Becker
Oberinspektor Nertens
Oberinspektor Ernst Noeske
Kanzleisekretär Blödorn
Kassenangestellte Zühl
Kassenangestellte Erika(?) Kelch
Kassenangestellte Gertrud(?) Heß
Kassenangestellte Schneider
OKR Laag (theologischer Leiter, zeitweise in Bünzow)
OKR Dr. jur. Ernst Engelmann
OKR Willy Woelke
Mitglieder der Kollegiums des Konsistoriums (Angaben aus den von der Landeskirche herausgegeben Pfarralmanachen bzw. Handbüchern):
1956
Vorsitz: Bischof D. Friedrich-Wilhelm Krummacher
Oberkonsistorialrat Willy Woelke
Konsistorialrat Hans-Georg Noeske
Konsistorialrat Dr. jur. Alfred Kayser
Konsistorialrat Pfarrer Dietrich Labs
Referenten:
Dr. Werner Rautenberg
Kirchenbaurat Diplom-Ingenieur Franz Schwarz
Kirchenlandwirtschaftsrat Franz Pahnke
Oberamtsrichter a.D. Werner Schulz
Büroleitung: Konsistorialamtmann Otto Binder
Rechnungsamt: Konsistorialoberinspektor Friedrich Wilhelm Brechler
1964
Vorsitz: Bischof D. Dr. Friedrich-Wilhelm Krummacher
Stellv. Vorsitz: Vizepräsident Willy Woelke (Juristische Leitung)
Oberkonsistorialrat Walter Kusch (Theologische Leitung)
Oberkonsistorialrat Dr. jur. Hans-Joachim Weber
Oberkonsistorialrat i.N. Pfarrer Dietrich Labs
Referenten:
Oberkonsistorialrat i.R. Hans Faißt
Präses D. Dr. Werner Rautenberg
Kirchenbaurat Diplom-Ingenieur Franz Schwarz
Pastorin Jutta von Haselberg
Pfarrer Felix Moderow
Büroleitung: Konsistorialamtsrat Ernst Wiener
1978
Vorsitz: Bischof Horst Gienke
Oberkonsistorialrat Dr. Siegfried Plath (Theologische Leitung)
Oberkonsistorialrat Hans-Martin Harder (Juristische Leitung)
Konsistorialrat Eckhardt Gummelt
Konsistorialrätin Jutta von Haselberg
Konsistorialrat Wolfgang Krasemann
Referenten
Kirchenbaurat Gunthter Kirmis
Kirchenlandwirtschaftsrat Helmut Kob
Oberkonsistorialrat i.R. Walter Kusch
Oberkonsistorialrat i.R. Dietrich Labs
Kirchenrat (?) Felix Moderow
Diplom-Archivar Joachim Wächter
Kirchenverwaltungsrat Wilhelm Wendt
Büroleitung: Konsistorialamtsrat Hans-Jörg Wiener
1987
Bischof Dr. Horst Gienke
Oberkonsistorialrat Hans-Martin Harder (Juristische Leitung)
Oberkonsistorialrat Dr. Siegfried Plath (Theologische Leitung)
Konsistorialrat Silke Stopperam
Oberkonsistorialrat Wilhelm Wendt
Konsistorialrat Burghardt Winkel
Konsistorialrat Dr. Christoph Ehricht
Oberkonsistorialrat Dr. Wolfgang Nixdorf
Referenten
Oberkonsistorialrat i.R. Eckhard Gummelt
Kirchenbaurat Gunther Kirmis
Kirchenlandwirtschaftsrat Helmut Kob
Diplom-Archivar Joachim Wächter
Büroleitung: Kirchenverwaltungsrat Hans-Jörg Wiener
1993
Vorsitz: Konsistorialpräsident Hans-Martin Harder (Juristische Leitung)
Bischof Eduard Berger
Oberkonsistorialrat Dr. Christoph Ehricht
Oberkonsistorialrat Wolfgang Krasemann
Kirchenoberbaurat Gunther Kirmis
Oberkonsistorialrat Dr. Wolfgang Nixdorf
Oberkonsistorialrätin Silke Stopperam
Oberkonsistorialrat Rainer Wilker
Oberkonsistorialrat Burghard Winkel
Referenten
Oberkonsistorialrat i.R. Eckhard Gummelt
Pastorin Almuth Klabunde
Kirchenarchivrätin Dr. Carlies Maria Raddatz
2006
Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit
Konsistorialpräsident Peter von Loeper
Konsistorialrat Hans-Ulrich Keßler
Oberkonsistorialrat Hans-Martin Moderow
Kirchenbaurat Jan Simonsen
Superintendent Bernd-Ulrich Gienke
Superintendent Ulrich Tetzlaff
Superintendent Andreas Haerter
Superintendentin Helga Ruch
2010 (Entwurf für den Almanach)
Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit
Konsistorialpräsident Peter von Loeper
Konsistorialrat Matthias Bartels
Superintendent Rudolf Dibbern
Oberkonsistorialrat Dr. Christoph Ehricht
Superintendent Andreas Haerter
Superintendetin Helga Ruch
Superintendent Johannes Staak
Kirchenbaurat Jan Simonsen
- Bestandssignatur
-
15.10 Konsistorium (Pommern) 15.10
- Umfang
-
171,4 lfd. Meter; 208,7 lfd. Meter
- Kontext
-
Landeskirchliches Archiv der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland (Archivtektonik) >> 1 Landeskirchen vor 2012 >> 15 Pommersche Ev. Kirche (1945-2012) >> 15.1 Landeskirchliche Verwaltung
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Literatur: Ehricht, Christoph (Hrsg.): 487 Jahre Rechtsprechung, Organisation, Leitung und Verwaltung der Pommerschen Evangelischen Kirche. Zur Geschichte der Konsistorien, Schwerin 2012.
Frank, Rahel: Einsam oder gemeinsam? Der „Greifswalder Weg“ und die DDR-Kirchenpolitik 1980 bis 1989, [2. erw. u. überarb. Aufl.], Schwerin 2017.
Eichler, Sebastian: Die Erschließung des Bestandes "Generalakten des Konsistoriums der Pommerschen Evangelischen Kirche" in Schwerin. Ein Projektbericht. In: Zeitgeschichte Regional, Jg. 24 Heft 1 (2020). S. 104-109.
- Indexbegriff Ort
-
Greifswald
- Provenienz
-
Konsistorium der Pommerschen Evangelischen Landeskirche
- Bestandslaufzeit
-
1924-2013
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
01.07.2025, 09:33 MESZ
Datenpartner
Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Konsistorium der Pommerschen Evangelischen Landeskirche
Entstanden
- 1924-2013