Bestand

Glaser, Johanna (KPD) (Bestand)

Geschichte: 05.03.1887 - 01.08.1968; Textilarbeiterin, Stadtverordnete der KPD in Leipzig (1932 - 1933), Widerstandskämpferin gegen den Faschismus

Inhalt: Persönliche Dokumente.- Gruß- und Glückwunschschreiben.- Auszeichnungen.- Materialien aus der politischen und gesellschaftlichen Tätigkeit.

Ausführliche Einleitung: Zur Biografie von Johanna Glaser

Johanna Glaser wurde am 5. März 1887 als Johanna Elisabeth Zirpel in Leipzig geboren. Sie besuchte die Volksschule und arbeitete ab 1903 als ungelernte Textilarbeiterin bei der Firma Tittel & Krüger in Leipzig. Sie trat dem Textilarbeiter-Verband bei und setzte sich für den 8-Stunden-Tag und bessere Lebensbedingungen ein.
Während des I. Weltkrieges schlug sie sich mit Saison- und Hilfsarbeiten durch, zuletzt in einer Sauerkrautfabrik in Köln. 1918 wurde sie arbeitslos und 1919 in den Arbeitslosenrat gewählt. Sie gehörte dem Arbeiter- und Soldatenrat in Leipzig an (Nr. 45) und nahm an der Novemberrevolution 1918/19 teil. Sie war Gründungsmitglied des Spartakusbundes Leipzig und in Folge auch der KPD. Zwischen 1919 und 1933 erfüllte sie mehrere Funktionen in der KPD. Sie war Frauenleiterin für den Bezirk Mitteldeutschland, bis 1929 Delegierte bei Parteitagen, Mitglied der 1. KPD-Bezirksleitung, Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, Abgeordnete des Land- und Reichstages. Sie organisierte den Vertrieb der Zeitungen "Die Kommunistin" und "Die rote Fahne". Wegen des Vertriebs kommunistischer Zeitschriften wurde sie 1919 zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Im gleichen Jahr hatte sie im Prozess Georg Schumann und Genossen schon zwei Monate in Untersuchungshaft gesessen.
Johanna Glaser war Mitglied in der Roten Hilfe Deutschland, im Erwerbslosenausschuss und im Arbeiterrat, im Verband proletarischer Freidenker, im Roten Frontkämpfer-Bund sowie im Bund der Freunde der Sowjetunion. 1920 bis 1923 arbeitete sie bei der Firma Stöhr in Leipzig, anschließend als Aufwartefrau. 1920 unterstützte sie den Generalstreik gegen den Kapp-Putsch. 1921 nahm sie an den Märzkämpfen in Leuna teil. 1923 engagierte sie sich bei der proletarischen Hundertschaft im Westen Leipzigs, an denen sich die Belegschaften der Firmen Tittel & Krüger und Stöhr beteiligten. Beim Generalstreik stellte sie mit dem Betriebsrat Forderungen beim Direktor der Firma Stöhr und wurde daraufhin entlassen. Ihr Ehemann, den sie 1921 geheiratet hatte, starb 1930 bei einem Arbeitsunfall bei der Firma König & Bauer in Leipzig. Daraufhin trat sie dem "Internationalen Bund der Opfer des Krieges und der Arbeit" bei. 1931 bis 1933 war sie Stadtverordnete. Als Abgeordnete der KPD saß sie von März bis Juni 1933 in Schutzhaft. Vor der Reichstagswahl 1933 ließ sie sich als KPD-Kandidatin aufstellen. Während des Dritten Reiches war sie im antifaschistischen Widerstandskampf aktiv.
Nach Kriegsende unterstützte Johanna Glaser den Wiederaufbau der KPD und die Vereinigung mit der SPD zur SED. Sie war Mitbegründerin der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, engagierte sich in der Nationalen Front der DDR und im Demokratischen Frauenbund Deutschland. Sie war SED Frauenleiterin und ab 1955 Leitungsmitglied der Wohnparteiorganisation der SED.
1948 erhielt sie die Anerkennung als "Kämpferin gegen den Faschismus" und 1950 als "Verfolgte des Naziregimes". 1956 wurde ihr von der SED eine Ehrenrente zugesprochen. Johanna Glaser starb am 1. August 1968.
Quellen: 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Nr. PP-S 6877; 20237 Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig, Nr. 14651; 21692 SED, Sammlung Erinnerungen, Nr. V/5/368; 21699 SED, Sammlung Kaderunterlagen, Nr. 0742; 21627 Glaser, Johanna (KPD).

Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der aus 18 Verzeichnungseinheiten bestehende Bestand wurde vor 1989 im Bezirksparteiarchiv Leipzig der SED durch eine Findkartei mit überwiegend einfacher Verzeichnung erschlossen. Im Jahr 1993 wurde er mit den übrigen Beständen des Bezirksparteiarchivs vom PDS-Landesvorstand Sachsen dem Staatsarchiv Leipzig übergeben. Die Übertragung der Findkartei in die Archivsoftware AUGIAS-Archiv erfolgte im Jahr 2001. In Vorbereitung der Online-Stellung der Verzeichnungsangaben 2020 wurden die Verzeichnungs- und Bestandsangaben bei Bedarf überarbeitet oder ergänzt (u. a. Ergänzung und Korrektur von Datierungen), die Gliederung angepasst und die vorliegende Einleitung erstellt.

Nora Frießner
Oktober 2020

Reference number of holding
Sächsisches Staatsarchiv, 21627
Extent
0,11 (nur lfm)

Context
Sächsisches Staatsarchiv (Beständegliederung) >> 10. Parteien, Organisationen und Verbände >> 10.01 Parteien >> 10.01.05 SED >> 10.01.05.06 Sammlungen und Nachlässe

Date of creation of holding
1879 - 1968

Other object pages
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Rights
Es gilt die Sächsische Archivbenutzungsverordnung vom 8. September 2022 (SächsGVBl. S. 526).
Last update
27.11.2023, 8:58 AM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1879 - 1968

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