Bestand
Land(wehr)formationen (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Nach 1871 in die Registratur des Kriegsministeriums.
Inhalt und Bewertung
Enthält: Landbataillone/Landregimenter bis 1814, Landwehrregiment Nr. 3 (1815/16) (v. a. Befehle, Meldungen, Personalangelegenheiten); Garnisonkompanien/Disziplinarkompanie (v. a. Rapporte); Landwehrbataillon v. Starkloff/ Landwehrbataillon Ulm (1866) (Befehle, Rapporte); Landwehr(ersatz)bataillone 1870/71 (v. a. Befehle, Rapporte, Personalstatistik, Übergabe-, Übernahmescheine, Kriegsgefangenenangelegenheiten).
I.: Landbataillone, auch Landregimenter, gelegentlich Landmiliz, später Landwehrbataillone bzw. -regimenter genannt, sollten im Kriegsfalle die Verteidigung des eigenen Territoriums übernehmen und gegebenenfalls als Ersatztruppen dienen. In Württemberg wurden erstmals 1806 auf Weisung des Königs Landregimenter, auch als Landbataillone bezeichnet, aufgestellt, zunächst 2, 1807 dann 8, die für die Bezirke Heilbronn, Ellwangen, Schorndorf, Maulbronn/Ludwigsburg, Esslingen, Nagold, Rottweil und Riedlingen zuständig waren (vgl. Bestand E 271a Büschel Nr. 135) und 1808 dann entsprechend der Kreiseinteilung Württembergs auf 12 erhöht wurden (vgl. Bestand E 271e Büschel Nr. 47; E 271a Büschel Nr. 139; Stadlinger Seite 490 also falsch). 1813 wurde erneut die Aufstellung von 6 Landbataillonen befohlen, die dann kurzfristig offenbar auf 10 erhöht wurden (vgl. Bestand E 271d Büschel Nr. 225). 1814 gab es 7 Landregimenter - so jetzt die überwiegend gebrauchte Bezeichnung - 1815 schließlich zunächst 3 Landwehrregimenter, zu denen während des Jahres 4 weitere kamen. Die Landformationen wurden jetzt den Linientruppen insofern gleichgestellt, daß sie zum Teil auch zum Kriegsdienst in Frankreich eingesetzt wurden, während im Land selbst "Depotbataillone" gebildet wurden. 1822/23 wurden neue Überlegungen über die Einführung einer Landwehr angestellt, aber ohne greifbares Ergebnis (Bestand E 271b Büschel Nr. 193). Erst mit dem Kriegsdienstgesetz von 1843 wurde eine Landwehr organisiert im Sinne einer außerordentlichen Kriegsreserve; sie gliederte sich in 3 Aufgebote und umfaßte alle Wehrpflichtigen vom 21. bis 32. Lebensjahr. Stellvertretung war auch hier erlaubt. 1855 wurde diese Landwehr zur Verfügung des Kriegsministeriums gestellt, 1859 im Rahmen der allgemeinen Mobilmachung aufgeboten, danach immer wieder zu kürzeren Übungen einberufen. Im Mai 1866 wurde das 1. Aufgebot der Landwehr erneut erfaßt und gemustert. Die Landwehr des 2. Aufgebots wurde nur zum Teil einberufen, der Rest innerhalb der Ersatzbrigaden als eigenes Landwehrbataillon von Starkloff im Juli in Ludwigsburg und Hohenasperg organisiert. Ein weiteres Landwehrbataillon wurde im August in Ulm vorübergehend aufgestellt. Neu organisiert wurde die Landwehr schließlich im Rahmen der Sukkowschen Heeresreform von 1868. Nach dem Gesetz von 1868 sollte es im Kriegsfalle 4 Landwehrersatzbataillone geben. Die Dienstinstruktion für die Landwehr sah eine Einteilung in 8 Landwehrbezirke vor, denen 8 Landwehrbataillone entsprechen sollten (vgl. Bestand E 271c Büschel Nr. 1490). Bei der Mobilmachung des Jahres 1870 wurden allerdings nur 4 Landwehrbataillone als Ersatzbataillone gebildet; ein fünftes bestand offenbar nur vorübergehend. Zu den Landformationen gehören auch die Garnisonkompanien, die 1817 aus dem Garnisonregiment Nr. 12 gebildet wurden, das wiederum 1814 aus dem Landbataillon Nr. 1 entstanden war. Sie erfüllten vor allem disziplinarische Aufgaben. 1850 wurden sie daher aufgelöst und eine regelrechte Disziplinarkompanie, zunächst auf dem Hohenasperg, später in Ulm, gegründet. Diese wurde zwischen 1866 und 1869 in Arbeiterkompanie umbenannt, die 1871 in der Arbeiterabteilung Ulm aufging.
II.: Unterlagen dieser Formationen liegen naturgemäß nur in geringem Umfang vor, die auch in keiner Weise organisiert werden mußten. Aus der Zeit vor 1815 sind nur vom 3. Landwehrregiment umfangreichere Akten vorhanden, da diese vom April bis Oktober 1815 gebildete Formation im Elsaß tätig war. Sie unterstand dort der Brigade von Stockmayer. Die übrigen Akten umfassen nur vereinzelte Unterlagen verschiedener Landbataillone bzw. -regimenter, bei denen der Übergang zu Handakten zum Teil fließend ist, sowie einige Unterlagen der Garnisonkompanie. Archivalien liegen außerdem vor von den in den Kriegen 1866 und 1870/71 gebildeten Landwehrbataillonen. Sie hatten vor allem Ersatzfunktionen, daher umfassen sie nur wenige Akten betreffend vor allem personelle und organisatorische Angelegenheiten. Lediglich die 1. Kompanie des 4. Landwehrbataillons (Ulm) hatte die Aufgabe, die französischen Kriegsgefangenen in der Festung Ulm zu bewachen. Bei den Unterlagen des Landwehrbataillons von Starkloff befinden sich einige wenige Akten des Bezirkskommandos Ulm des Landjägerkorps vom November 1866, da der Kommandeur des Landwehrbataillons Ulm Günthert nach dem Krieg von 1866 dieses übernommen hatte und noch mit der Abwicklung befaßt war. Die Akten kamen meistens über das Kriegsarchiv ins Staatsarchiv Ludwigsburg, wo sie von K. O. Müller zum überwiegenden Teil in die Bestände der Kriegsakten - D 63, E 284 und E 286 - sowie in den in der Gesamtübersicht von 1937 nicht aufgeführten Pertinenzbestand "Sanitätswesen" eingegliedert wurden. Ein Teil - die Akten der Gefangenenbewachungskompanie Ulm - befand sich bisher bei den Akten des Gouvernements Ulm. Nach Errichtung des Militärarchivs im Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Jahre 1969 wurden sie im Rahmen der Neuverzeichnung der militärischen E-Bestände zwischen 1980 und 1986 vor allem unter Leitung von Dr. Günter Cordes meist von Werner Urban neu verzeichnet. Dr. Bernhard Theil hat dann im April 1993 die Titelaufnahmen überarbeitet, zusammengefaßt und die endgültige Abgrenzung und Ordnung des Bestands vorgenommen, wobei auch Rechnungen und deren Beilagen zum Bestand E 298 gezogen wurden. Aus 141 Einheiten wurden somit 81 Büschel. Werner Urban hat das Repertorium mit Hilfe des MIDOSA-Programms gefertigt und den Bestand endgültig aufgestellt. Er umfaßt 0,95 lfd.m.
Literatur: Günter Cordes, Das Württembergische Heerwesen zur Zeit Napoleons, in: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons. Katalog der Ausstellung des Württembergischen Landesmuseums, Stuttgart 1987 Der deutsch-französische Krieg. Redigirt von der kriegsgeschichtlichen Abtheilung des Großen Generalstabs 1-5, Berlin 1874-1881 Paul Sauer, Das Württembergische Heer in der Zeit des Deutschen und des Norddeutschen Bundes (Veröffentlichung der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, B 5), Stuttgart 1958
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 296 a
- Umfang
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81 Büschel
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945 >> Kriegsministerium >> Truppenformationen
- Bestandslaufzeit
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1808-1871
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1808-1871