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Nachlass Stürmer, Johann Baptist von (Bestand)
Vorbemerkungen: 1. Zur Biographie J. B. v. Stürmers
Stürmer wurde am 20.4.1777 in Ebenhausen (Gde. Oerlenbach, Lkr. Bad Kissingen) als Sohn eines Lehrers geboren. Die höhere Schule besuchte er in Würzburg. Anschließend studierte er an der dortigen Universität Rechts- und Staatswissenschaften (Studienzeugnisse zweier Professoren von 1803 siehe Nachlass Nr. 1). Im Jahre 1805 heiratete er die Würzburgerin Maria Anna Hellmann. Aus der Ehe sind fünf Kinder bekannt (drei Söhne: Franz Xaver, Joseph Anton, [Wilhelm]; zwei Töchter: Marianne, Elisabeth). 1814 wurde Stürmer mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone ausgezeichnet, also in den persönlichen Adelsstand erhoben. Stürmers Frau starb bereits 1831, er selbst nach längerer Krankheit 1856 im Alter von 78 Jahren (ein Foto im Nachlass Nr. 1 zeigt die aufgebahrte Leiche). Beerdigt wurde er auf dem alten Münchener Südfriedhof.
Nach seinem Studium trat Stürmer in den Dienst des Kurfürsten von Bayern als neuen Landesherren in Würzburg (1803). Zuerst war er Kanzlist der Landesdirektion Würzburg, ab 2.11.1804 dann Sekretär. Daneben betätigte er sich in diesen Jahren als Sekretär der Würzburger Universitätscuratel. Anschließend wurde er zum Sekretär des neu errichteten Generallandeskommissariats Franken und der Provinzial-Etats-Curatel zu Würzburg ernannt (26.4.1805). In dieser Stellung blieb Stürmer auch nach dem vorübergehenden Verlust des ehemaligen Hochstifts Würzburg für Bayern; neuer Dienstort war nun Ansbach. Dass sich der Beamte über die täglichen Amtsgeschäfte hinaus Gedanken über die zukünftige Verfassung des Königreiches Bayern machte, zeigt eine 1807 erschienene Druckschrift "Über das Verhältnis zwischen Staat und Kirche", die - wie es in seinem Nachruf heißt - sowohl in der deutschen wie in der französischen Öffentlichkeit Beachtung fand.
Bereits im folgenden Jahr fand Stürmer eine neue Anstellung im kgl.-bayer. Innenministerium in München, in welchem er Karriere machte und bis zu seiner Pensionierung blieb. Er wurde zunächst Assessor bei der Polizeisektion, 1810 dann zum Zentralrat ebenda befördert. 1813 nannte er sich Oberpolizeirat.
Mehr in das Zentrum politischer Entscheidungen rückte Stürmer nach seiner Berufung zum Zentralrat bei der neu organisierten Departementalversammlung im Sept. 1815. Sein juristischer Sachverstand war von nun an in verschiedenen vom König eingesetzten Kommissionen gefragt, wie die vielen Sondergratifikationen in seinem Nachlass zeigen. Am wichtigsten war wohl die zur Erstellung der neuen Verfassung tagende Gesetzeskommission, in welcher Stürmer sowohl bei Entwurf, Redaktion und Vollzug eine hervorgehobene Rolle spielte. Andere Kommissionen waren jene zur Revision der Strafgesetzgebung, zur Errichtung von Zwangs- und Strafarbeitshäusern und zur Neuordnung der Schulgliederung und Studiengänge, in welcher er den Vorsitz führte.
War Stürmer 1817 bereits zum dritten (nur wenig später zweiten) Ministerialrat im Innenministerium im Rang eines wirklichen Kollegialdirektors erhoben worden, so ernannte ihn König Ludwig I. als Beweis für seine "allerhöchste Zufriedenheit" und wegen dessen "vorzüglicher Kenntnisse und Erfahrungen in der inneren Verwaltung" zum wirklichen Staatsrat im ordentlichen Dienst bei der Sektion des Inneren (16.10.1823). Der Staatsrat war die höchste beratende Stelle des Monarchen. Ihm gehörten neben dem Monarchen vor allem die Fachminister, der Feldmarschall, die Generaldirektoren der Ministerien und die Staatsräte an. Letztere zog der Monarch in großem Umfang zu Gutachten und der Unterstützung seiner Regierungstätigkeit heran. Die Arbeit Stürmers in diesem Bereich lässt sich an wenigen Beispielen aus dem Nachlas Nr. 9 und aus seinen Personalakten verfolgen.
Den Höhepunkt der Karriere Stürmers bildete sicherlich die Zeit als Verweser des Innenministeriums im Krisenjahr 1831. Schon in den Jahren zuvor hatte er bei Abwesenheit von Ministern immer wieder deren Geschäftsbereich geleitet. Nach dem von Landtag und Öffentlichkeit erzwungenen Rücktritt des Innenministers Eduard von Schenk bestimmte König Ludwig I. Johann Baptist von Stürmer am 26.5.1831 zum Verweser des Innenministeriums. Der Glaube, diesem schweren Amt in einer solch unruhigen Zeit nicht gewachsen zu sein, das schwere Leiden und der Tod der Ehefrau sowie die eigene angegriffene Gesundheit ließen Stürmer mehrere Rücktrittsgesuche verfassen, auf welche der König jedoch erst zum Jahresende 1831 einging.
Von 1832 bis 1848 wirkte Stürmer weiter als Staatsrat im ordentlichen Dienst. 1838 wird er sowohl im Staatsratsausschuss als im Staatsratskommittee an erster Stelle genannt. Bei seinem 25-jährigen Dienstjubiläum als Staatsrat am 16.10.1848 ehrte ihn das Staatsratskollegium mit einem Silberpokal. Man pries seine "treueste Pflichterfüllung und hochherzigsten Bemühungen für den Dienst dreier erlauchter Herrscher" und bezeichnete den gebürtigen Franken als "glänzendes Musterbild eines wahrhaft patritotischen Staatsmannes". In diesem Zusammenhang ist auch die von König Max II. angeordnete Auszeichnung mit dem Großkreuz des kgl. Verdienstordnews vom hl. Michael zu sehen.
Bald nach diesen Feierlichkeiten bat Stürmer den König um seine Pensionierung. Mit Wirkung von 30.11.1848 versetzte ihn König Max II. in den Ruhestand, jedoch nicht ohne sich seines weiteren politischen Rates versichert zu haben und ihn bei gleichem Gehalt zum Staatsrat im außerordentlichen Dienst zu ernennen.
2. Erwerbung, Ordnung und Inhalt des Nachlasses
Wie aus dem Rückvermerk auf dem Foto Stürmers (Nachlass Nr. 1) hervorgeht, war der Nachlass 1962 noch im Besitz des Urenkels Kurt Stürmer. Das Bayerische Hauptstaatsarchiv ersteigerte den Nachlass Stürmer 1992 beim Auktionshaus Stargard in Berlin. Dorthin war dieser aus Privatbesitz gelangt. Da es sich mit ziemlicher Sicherheit um einen von Stürmer selbst und seinen Nachfahren zusammengestellten persönlichen Nachlass handelt (vgl. die verschiedenen Produktzählungen auf den Schriftstücken), rechtfertigte sich dessen Einreihung in die Bestände der Abt. V (Nachlässe und Sammlungen).
Es sei hier aber ausdrücklich auf folgende Akten der Abt. II hingewiesen, die zum Teil eine Doppelüberlieferung zum Nachlass Stürmer bieten, ihn aber auch in wesentlichen Punkten ergänzen:
MInn 74449: Personalakt des Innenministeriums (Ernennungen, Urlaubsgesuche, Versetzung in Ruhestand, Todesanzeige, Nachruf im Abendblatt zur "Neuen Münchener Zeitung" vom 22.1.1856
MInn 44822: Briefsammlung aus Stürmers Zeit als Verweser im Innenministerium, v. a. persönl. Gesuche an ihn;
MF 19318: Personalakt beim Finanzministerium (Ernennungen, Gehaltsanweisungen und Gratifikationen);
Staatsrat 1740: Personalakt des Staatsrats (Ernennung, Urlaubsgesuche, Kommissionen etc.)
Der Nachlass umfasst die Jahre 1803 bis 1856. Er gibt hauptsächlich Auskunft über die Berufslaufbahn Stürmers und seine Mitgliedschaft in verschiedenen Kommissionen, weniger über sein tatsächliches Wirken im Amt. Von einigem Interesse sind sicherlich die persönlichen Briefe König Ludwig I. und König Max II., die von der Hochschätzung des treuen Beamten zeugen.
Jene die Privatsphäre betreffenden Unterlagen wurden gesondert gelegt und gruppiert. Damit wurde an manchen Stellen zwar die von der Familie erstellte - hauptsächlich an der Chronologie orientierte -, ursprüngliche Ordnung verändert, doch ist damit eine bessere Übersichtlichkeit gewährleistet. Zudem konnten die gesondert gelegten Schriftstücke sowie jene ohne Produktzählung sinnvoll eingereiht werdenl
3. Literatur
- Schärl, Walter: Die Zusammensetzung der bayerischen Beamtenschaft von 1806 bis 1918, Kallmünz/Opf. 1955, 114.
- Bosls Bayerische Biographie. 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Karl Bosl, Regensburg 1983, 764.
Klaus Rupprecht (Referendarkurs 1993/1996)
im Dezember 1993
- Bestandssignatur
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NL Stürmer Johann Baptist Nachlass Stürmer, Johann Baptist von
- Umfang
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10
- Sprache der Unterlagen
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deutsch
- Kontext
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- Bestandslaufzeit
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1803-1856
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:05 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
- Akten
Entstanden
- 1803-1856