Urkunde

Johann Michael Potschka, geschworener öffentlicher Notar kraft kaiserlicher Autorität, bekundet, dass er bei den im Folgenden geschilderten Handlu...

Archivaliensignatur
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Urk. 75, 2094
Formalbeschreibung
Ausfertigung, Papier, Notarszeichen als aufgedrücktes Papiersiegel, aufgedrücktes Lacksiegel
Sonstige Erschließungsangaben
Identifikation (Urkunde): Originaldatierung: ... in dem iahr nach Christi unsers Herrns undt Heylandts gebuhrt ein taussent sieben hundert undt im achten indictione I bey siegreichster herrsch- undt regierung des allerdurchlaüchtigsten großmächtigsten undt unüberwindtlichsten fürsten undt herrns herrn Iosephi dieses nahmens des ersten erwöhlten römischen kaysers zu allen zeiten mehrern des reichß ... unsers allergnädigsten herrns ihrer maiestät regierung undt reiche deß römischen im neunzehenten deß hungarischen im 21ten undt deß boheimischemn im dritten iahr Dienstag den 22ten Maii nachmittag in dem gemeinen Wuhrtshauß zu Dippach ...

Vermerke (Urkunde): (Voll-) Regest: Johann Michael Potschka, geschworener öffentlicher Notar kraft kaiserlicher Autorität, bekundet, dass er bei den im Folgenden geschilderten Handlungen mit den Zeugen persönlich anwesend gewesen ist, sie gesehen und gehört, protokolliert, darüber eigenhändig ein Notariatsinstrument ausgefertigt, dieses mit den Zeugen unterschrieben und mit seinem aufgedrückten Ringsiegel und seinem Notarssiegel besiegelt hat. Der Notar berichtet, dass der Schultheiß Johann (Iohannes) Spahn und das Gericht in Dippach im Namen der Gemeinde mit den Einwohnern (nachbarn) des Dorfs Windheim, das dem Juliusspital in Würzburg gehört, ihn gebeten hat, die Zeugenaussagen der drei ältesten Einwohner von Dippach zu protokollieren und in einem Notariatsinstrument festzuhalten. Die Zeugenaussagen betreffen den Brücken- und Wegezoll (brückhen- undt weg gelt) in der Dippacher Gemarkung, der seit langer Zeit unbestritten zur Hälfte der Gemeinde Dippach zugestanden hat. Dem Notar ist ein Fragenkatalog (interrogatoria) überreicht worden, anhand dessen er die drei Einwohner, Jakob Lind (Jacob Lindth), Dietrich (Dieterich) Wormuth und Georg Weber zu befragen hat. Der Notar hat die drei alten Männer einzeln befragt und sie daran erinnert, das sie ihre Aussagen gegebenenfalls mit einem körperlichen Eid beschwören müssen. Der Fragenkatalog hat folgenden Inhalt: 1. Wie heißt der Zeuge? 2. Wie alt ist er? 3. Wo ist er geboren und aufgewachsen? 4. Weiß der Zeuge, ob die Gemeinde Dippach bereits vor 40 oder 50 Jahren den Brücken- und Wegezoll zur Hälfte erhoben hat? 5. Ist die andere Hälfte des Brücken- und Wegezolls immer in die Fuldaer Kellerei in Hammelburg geliefert worden? 6. Ist die Erhebung der Hälfte des Brücken- und Wegezolls durch die Gemeinde Dippach bislang je durch Dritte angezweifelt worden? 7. Hat der Zeuge von seinen Eltern und Großeltern gehört, dass die Gemeinde Dippach die Hälfte des Brücken- und Wegezolls erhoben hat? Anschließend hat der Notar die aufgeführten Zeugen befragt. Erster Zeuge: 1. Jakob Lind; 2. 87 Jahre; 3. Waizenbach [in Unterfranken, Gemeinde Wartmannsroth]; Frage: Wie ist er nach Dippach gekommen? Antwort: Er hat als Kutscherjunge bei [Heinrich von] Calenberg (Callenberg), Propst von Thulba, gedient; sein Vater, Simon Lind, hat nach Dippach geheiratet, was er später ebenfalls getan hat; 4. Ja; Frage: Woher weiß er das? Antwort: Er hat es öfter von den ältesten Männern aus Dippach gehört, insbesondere von Johann (Hannß) Müller, genannt Bachhans, der uralt gewesen ist, und von Valentin (Valten) Müller; häufig hat er es auch von Kaspar (Caspar) Ruppert gehört, der den Brücken- und Wegezoll lange Zeit eingezogen und die Hälfte in die Fuldaer Kellerei nach Hammelburg geliefert hat; 5. Siehe die vorherige Antwort; 6. Bislang hat er keine Einwände vernommen; ansonsten wären sie auch dem Gericht gemeldet worden; 7. Er hat es von seinen Eltern und den Dorfältesten nie anders vernommen; die Einnahme der Hälfte des Brücken- und Wegezolls durch die Gemeinde Dippach ist nie angezweifelt worden. Zweiter Zeuge: 1. Dietrich Wormuth; 2. etwa 80 Jahre; 3. Wie seine Eltern in Dippach; 4. Ja, was er auch mit gutem Gewissen bezeugen kann; 5. Ja; er hat es von den Alten gehört und auch selbst gesehen, da er bei der Lieferung nach Hammelburg dabei gewesen ist; 6. Die Gemeinde Dippach hat Zeit seines Lebens den Brücken- und Wegezoll zur Hälfte eingezogen; der Zeuge hat auch nie gehört, dass dieses Recht von Fulda oder anderen Herrschaften angezweifelt wurde; 7. Der Zeuge weiß es von Daniel Müller, seinem 80jährigen Schwiegervater (schwehr), von Valentin Müller, der noch älter als 80 gewesen ist, und anderen Ältesten; außerdem hat er selbst geholfen, die Hälfte des Brücken- und Wegezolls in die Kellerei nach Hammelburg zu liefern. Dritter Zeuge: 1. Georg Weber der Ältere; 2. 64 Jahre; 3. Geboren in Veitshöchheim (Veitshocheimb); dann ist er nach Untererthal gezogen und beim Kommissar (commissarius) Feuerer im Schloss Erthal Hofbauer gewesen; anschließend ist er im Alter von drei [!] Jahren nach Dippach gezogen; 4. Ja; Kaspar Ruppert, der etwa 90 Jahre alt geworden ist und der oberhalb des Wirtshauses gewohnt hat, hat den Brücken- und Wegezoll viele Jahre eingezogen; anschließend hat Johann (Hannß) Hoffmann den Kaspar Ruppert als Einnehmer des Zolls abgelöst, da er für das Amt mehr geboten hatte, worauf ihn Kaspar Ruppert sehr schlecht behandelte; Kaspar Spahn, ebenfalls über 90 Jahre alt geworden, fragte damals Kaspar Ruppert, ob die Einziehung des Zolls denn erblich sei, worauf Kaspar Ruppert antwortete: Nein, er gehört zur Hälfte der Gemeinde Dippach und zur Hälfte dem Abt von Fulda; 5. Ja, so lange er sich erinnern kann; 6. Weder die Fuldaer Kellerei in Hammelburg noch andere Herrschaften haben jemals bezweifelt, dass der Zoll zur Hälfte der Gemeinde Dippach zusteht; 7. Der Zeuge hat es von den ältesten Männern im Dorf gehört; er selbst hat die Wegezollkasse (weg geldt büchße) vier Mal mit dem Schultheiß nach Hammelburg gebracht, dort das Geld gezählt und die Hälfte abgeliefert; die der Gemeinde zustehende Hälfte hat der Schultheiß an sich genommen und nach Dippach gebracht. - Der Notar hat anschließend den drei Männern ihre Antworten vorgelesen. Sie haben ihre Antworten bestätigt und zudem zugesichert, dass sie ihre Aussagen auch beschwören würden. Handlungsort: Dippach. (siehe Abbildungen: Seite 1, Seite 2 und 3, Seite 4 und 5, Seite 6, Rückseite; Siegel: Papiersiegel, Lacksiegel)

Vermerke (Urkunde): Unterschriften: (Iohann Michael Potschka notarius / caesareus publicus iuratus in / fidem praecedentium manu propria

Vermerke (Urkunde): Unterschriften: Peter Koch, schultheis

Vermerke (Urkunde): Unterschriften: Dietterich Amberg)

Vermerke (Urkunde): Zeugen: Peter Koch, Schultheiß

Vermerke (Urkunde): Zeugen: Dietrich Amberg

Vermerke (Urkunde): Siegler: Johann Michael Potschka

Bestand
Urk. 75 Fulda: Reichsabtei, Stift [ehemals: Urkunden R I a]
Kontext
Fulda: Reichsabtei, Stift [ehemals: Urkunden R I a] >> Reichsabtei, Stift >> 1701-1710

Laufzeit
1708 Mai 22

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Letzte Aktualisierung
30.01.2024, 09:39 MEZ

Objekttyp


  • Urkunde

Entstanden


  • 1708 Mai 22

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