Bestand

Kommunale Zusammenarbeit (Bestand)

Form und Inhalt: Zwei Verwaltungen - ein Service
Kommunale Zusammenarbeit im Rheinisch-Bergischen Kreis
Die Verwaltung des Rheinisch-Bergischen Kreises widmet sich im Rahmen ihres Eigenen Steuerungsmodells und ihrer Verwaltungsziele bereits seit mehreren Jahren dem Thema der kommunalen Zusammenarbeit. Die Frage, in welchen Bereichen die Zusammenarbeit zwischen Kreis und Kommunen unter den Gesichtspunkten Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Bürgernähe Sinn macht, zieht sich inzwischen quer durch die Organisationseinheiten der Verwaltung. Strukturen wurden und werden hinterfragt mit dem Ziel, für die Dienstleistungen der Verwaltung Strukturen zu finden, die effektiv und effizient sind, die Wirtschaftlichkeit des Verwaltungshandelns erhöhen und gleichzeitig ein möglichst bürgernahes Angebot vor Ort anzubieten. Dabei wird auch vor Zuständigkeitsfragen und Gemeindegrenzen nicht halt gemacht. Die Hauptverwaltungsbeamten im Rheinisch-Bergischen Kreis haben gemeinsam beschlossen - nicht zuletzt auch unter dem ständig steigenden finanziellen Druck auf die kommunalen Haushalte - sich der kommunalen Zusammenarbeit intensiv zu widmen. Unter dem Stichwort ”Der Kreis auf dem Weg zum Bürger" wurde im Rheinisch-Bergischen Kreis bereits 1998 das Projekt 'Bürgernähe' initiiert. Eine befristet auf zwei Jahre eingesetzte Projektgruppe hatte die Aufgabe, die Vorgabe Bürgerzufriedenheit / Bürgerfreundlichkeit' klar zu definieren, sodann Wege aufzuzeigen wie Aufgaben des Rheinisch-Bergischen Kreises bürgernäher erledigt werden können und festzustellen, inwieweit dies in Zusammenarbeit mit den Kommunen erreicht werden kann. Lösungsvorschläge waren zu erarbeiten und deren Umsetzung zu veranlassen.
Zu Beginn des Projektes wurden die Organisationseinheiten aufgefordert, solche Aufgaben zu ermitteln, bei denen durch eine Veränderung der Arbeitsbedingungen eine größere Bürgernähe erreicht werden kann. Bei der Untersuchung, ob und welche Aufgaben für oder durch die kreisangehörigen Kommunen wahrgenommen werden können, wurde Kontakt zu den kreisangehörigen Kommunen aufgenommen. Bereits kurz nach diesen Gesprächen war klar, in kreisangehörige Kommunen des Rheinisch-Bergischen Kreises den dort ansässigen Bürgerinnen und Bürgern einen ortsnahen Service für die individuelle Inanspruchnahme der Dienstleistungen des Kreises anzubieten. Nach Sichtung der eingereichten Vorschläge wurde entschieden, Maßnahmen für ein dezentrales Dienstleistungsangebot mit dem Schwerpunkt "KFZ-Zulassungen" zu erarbeiten. Parallel zu der Arbeit der Projektgruppe wurden in den Organisationseinheiten Aufgabengebiete dahin gehend untersucht, ob und in wie weit eine Zusammenarbeit mit Kommunen möglich und sinnvoll ist.
Für einen guten und schnellen Service vor Ort wurden Rahmenbedingungen definiert und festgelegt. Eckwerte zum Zeitpunkt der Installierung solcher Service-Büros waren unter anderem:
•Service-Büros nur im engen räumlichen Zusammenhang mit den Bürgerbüros der Kommunen betreiben.
•Nur dort einrichten, wo die Voraussetzungen auch geschaffen werden bzw. vorhanden sind.
•Integration der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rheinisch-Bergischen Kreises in die Bürolandschaft der Kommune (Bürogemeinschaften).
•Aufgabenwahrnehmung der Kreisaufgaben zunächst mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rheinisch-Bergischen Kreises.
•Um eine höchstmögliche Akzeptanz bei der Bürgerschaft zu erreichen, war die Anpassung an die Öffnungszeiten der Bürgerbüros der Kommune selbstverständlich.
•Kooperationsbereitschaft der Kommune.
•Es kamen nur vollwertig ausgestattete Arbeitsplätze mit moderner Büroausstattung in Frage.
Im Fazit sollten diese Eckwerte dazu führen, dass die Bürgerinnen und Bürger nur noch eine Dienststelle/Behörde ansprechen müssen. Es wurde der Begriff ” Service-Büro des Rheinisch-Bergischen Kreises" geprägt, damit zum einen ein erkennbarer Unterschied zu bereits eingerichteten Bürgerbüros der Kommunen vorhanden war, zum anderen sollte dadurch der Begriff ”Nebenstelle des Straßenverkehrsamtes" abgeschafft werden, um nicht den Anschein zu erwirken, dass dort nur Angebote aus dieser Dienstleistungssparte vorgehalten werden. Zunächst schien es, als gäbe es nur einige kleinere Probleme und die, die vorhanden sind, wären leicht zu lösen. Es zeigte sich jedoch, dass auf mehreren Ebenen Hemmnisse aus dem Weg zu räumen waren.
Eines davon war, in Frage kommendes Personal zu finden und zu mobilisieren. Die über Jahrzehnte gewohnte Praxis, Kreisaufgaben möglichst zentral in einem Kreishaus zu bearbeiten, war auch zur Überzeugung des Personals geworden. Es bedurfte einiger Gespräche und eines mit der Personalvertretung erarbeiteten Kompromisses, um die Besetzung im ersten Service-Büro zu garantieren. So musste ein einvernehmlicher Modus zur Arbeitszeit gefunden werden. Solange es noch keine Stammmannschaft in den Service-Dienststellen gab, war für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Straßenverkehrsbehörde Bergisch Gladbach als Dienstort festgeschrieben; damit wurde zunächst die Fahrzeit zu den Service-Büros als Dienstzeit angerechnet und reisekostenrechtlich entschädigt.
Ein weiterer Meilenstein war das Arrangieren der technischen Infrastruktur. Es war beabsichtigt, die verschiedenen Datenwelten der Kommunen und des Kreises miteinander zu verknüpfen. Dies wurde mit dem Ziel verfolgt, sämtliche Arbeitsplätze innerhalb der Bürogemeinschaften für alle vorkommenden Fälle einzusetzen. Dieses Ziel ist mittlerweile erreicht.
Inzwischen können zum Beispiel die üblichen Aufgaben eines Bürgerbüros und einer Straßenverkehrsbehörde von einem Arbeitsplatz aus erledigt werden. Bei der Einrichtung des jüngsten Service-Büros im September 2002 konnte mit den bereits vorhandenen Erfahrungen aus den drei vorherigen Projekten ”im Koffer'', mit der Partnerverwaltung eine Kooperationsvereinbarung geschlossen werden, die es ermöglicht, sich gegenseitig bei der Aufgabenerledigung zu unterstützen. Damit wurde der zunächst optimalste Wirkungsgrad der Erbringung wohnortnaher Dienstleistungen erreicht. In der betreffenden Kommune werden nach dem Motto 2 Verwaltungen >>> 1 Service Dienstleistungen der Stadt und des Kreises in einem Raum und durch jede/n Mitarbeiterin erbracht. Bürgerinnen und Bürger stellen keinen Unterschied mehr fest, ob ein städtischer oder ein Kreisbediensteter vor Ihnen sitzt- ganz gleich ob Kreis- oder Stadtaufgaben zu erledigen sind.
Aufgrund dieser Erfahrungen wurde bei den bereits seit 1999 in Betrieb befindlichen anderen drei Service-Büros nachgebessert. Mitarbeiter der beteiligten Partnerverwaltungen wurden bereits und werden zur Zeit noch nach dem Motto learning by doing geschult, damit sie sowohl städtische- als auch Kreisaufgaben korrekt und sachkompetent erledigen können, so dass in kürze in allen 4 Service-Büros/Bürgerbüros, nach der oben beschriebenen Art gearbeitet wird.
Aber auch in anderen Aufgabenfeldern gibt es bereits gut funktionierende Beispiele kommunaler Zusammenarbeit im Rheinisch-Bergischen Kreis. Beispiele gut funktionierender Kooperationen auf kommunaler und interkommunaler Ebene:
•Bekämpfung der Schwarzarbeit (Kreis erledigt Aufgabe für große kreisangehörige Stadt mit)
•Beihilfeberechnung (Kreis für Kommunen)
•Schulung im Bereich EDV-Einsatz im Baugenehmigungsverfahren
•Zusammenlegung der verschieden Bauhöfe
•gemeinsamer Einkauf
•gemeinsame Rufbereitschaften
•gemeinsame Streckenkontrollen
•Verkehrssicherung und Verkehrslenkung
•räumliche und sachliche Zusammenlegung der Feuerwehr der Stadt Bergisch Gladbach und der Leitstelle des Rheinisch-Bergischen Kreises
•Fortbildung der Mitarbeiterinnen in EDV
•Moderatoren-Schulung (Organisation)
•gemeinsame Adoptionsvermittlung Rheinisch-Bergischer Kreis und Stadt Bergisch Gladbach
•Kurierdienst Kreis auch für die Kommunen
•Bürgerbüros und Service-Büros
•Rufbereitschaft veterinärärztlicher Dienst (zwischen Kreis und benachbarter kreisfreier Stadt)
Weitere Möglichkeiten der kommunalen Zusammenarbeit werden zur Zeit auf verschiedenen Ebenen quer durch die Verwaltungsaufgaben geprüft. Beispielhaft sind einige Prüffelder genannt, die im Hinblick auf gemeinsame Aufgabenwahrnehmung untersucht werden, wie Personaldienstleistungen, Einkauf, Fuhrpark und Fahrbereitschaft, Reinigungsdienst, Gebäudemanagement, Katasterwesen, Vergabeberatung, Arbeitssicherheit, Konfliktmanagement, Wohnungsbauförderung, Rechtsangelegenheiten, Ausländerwesen, Straßenunterhaltung, Gewässerschutz, die Liste ist noch lang. Dies ist ein spannender Prozess, der viele Ideen hervorbringt und gute Möglichkeiten bietet für effektives, effizientes und wirtschaftliches Verwaltungshandeln nahe dran an den Bürgerinnen und Bürgern.

Bestandssignatur
Best. 86

Kontext
Kreisarchiv Rheinisch-Bergischer Kreis (Archivtektonik)

Bestandslaufzeit
2004

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 2004

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