Bestand
Hauptamt Ordnungspolizei (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners: Im
Juni 1936 durch Erlass Heinrich Himmlers als Reichsführer SS und Chef der
Deutschen Polizei errichtet; dem Hauptamt unterstanden die Verwaltungs-
und Schutzpolizei (einschließlich Verkehrs- und Wasserschutzpolizei), die
Gendarmerie, die Gemeinde- und Feuerschutzpoli‧zei sowie die Technische
Nothilfe
Langtext:
Überblick über die innere behördliche Organisation des Hauptamts
Ordnungspolizei
Durch das Gesetz über den
Neuaufbau des Reichs vom 30. Jan. 1934 (RGBl. I,75) gingen die
Polizeihoheitsrechte der Länder auf das Reich über.
Infolgedessen wurde am 1. Mai 1934 im Reichsministerium des Innern
eine Polizeiabteilung (III) eingerichtet, die nach der Verschmelzung des
Reichs-
innenministeriums mit dem Preußischen
Innenministerium im November 1934 mit der Polizeiabteilung (II) des
letzteren vereinigt wurde. Organisatorisch
fand
diese Entwicklung am 17. Juni 1936 mit der Einsetzung Heinrich Himmlers
als "Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium
des Innern" ihren Abschluss (RGBl. I,487).
Durch
Erlass vom 26. Juni 1936 (MBliV, 946) unterteilte der Reichsführer SS und
Chef der Deutschen Polizei seine Behörde in die Hauptämter
Ordnungspolizei und Sicherheitspolizei und unterstellte sie eigenen
Chefs. Chef der Ordnungspolizei wurde der bisherige Leiter der
Polizeiabteilung des Reichs- und Preußischen Innenministeriums
Ministerialdirektor und SS-Obergruppenführer (zuletzt Generaloberst der
Polizei und SS-Oberstgruppenführer) Kurt Daluege. Ihn löste am 31. Aug.
1943 der General der Polizei und Waffen-SS Alfred Wünnenberg (m.d.F.b.)
bis zum Kriegsende ab.
Zum Ressort der
Ordnungspolizei gehörten die Verwaltungspolizei, die Schutzpolizei
(einschließlich Verkehrs- und Wasserschutzpolizei), die Gendar-
merie, die Gemeindepolizei, die Feuerschutzpolizei und
die Technische Nothilfe.
Das Hauptamt
Ordnungspolizei gliederte sich in "Ämter", deren es anfänglich nur zwei
gab: das Amt Verwaltung und Recht (VuR) und das Kommando-Amt (Kdo).
Dem Amt Verwaltung und Recht oblag die Bearbeitung aller
verwaltungspolizeilichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Aufgaben der
gesamten Ordnungspolizei. Es gliederte sich bis Ende 1938 in Referate,
dann in Amtsgruppen, Gruppen, Untergruppen und Sachgebiete. Im Zuge der
organisatorischen Veränderungen im Hauptamt Ordnungspolizei wurde es im
September 1943 aufgelöst (s.u.) Chef des Amtes war bis 1943
Ministerialdirektor Bracht.
Das Kommando-Amt
bearbeitete alle führungsmäßigen und sonstigen allgemeinen dienstlichen
Angelegenheiten der Ordnungspolizei. Es gliederte sich
zunächst in Ämter und seit Ende 1940 nach militärischem Vorbild in
Amtsgruppen usw. wie das Amt Verwaltung und Recht. Für die technischen
Arbeitsgebiete (Nachrichtenverbindungs- und Kraftfahrtzeugwesen, Waffen
und Geräte) sowie für die Veterinär-, Luftschutz- und
Feuerlöschangelegenheiten gab es ab September 1943 besondere Inspektionen
im Kommando-Amt. Chefs des Amts
waren nacheinander
Generalleutnant von Bomhard (bis Oktober 1942), Generalleutnant
Winkelmann (bis März 1944), Generalmajor Diermann (bis Juli 1944) und
Generalmajor Flade (bis Mai 1945).
Zu diesen
beiden Kernämtern des Hauptamtes Ordnungspolizei traten im Laufe des
Jahres 1941 zwei weitere Ämter.
Durch Runderlass
des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei vom 14. Jan. 1941
wurde zur Vorbereitung des kolonialen Einsatzes der Ordnungspolizei das
Kolonialpolizei-Amt errichtet. Es verlor jedoch mit der Verschlechterung
der militärischen Lage 1943 an Bedeutung und wurde im März 1943 durch
Führerbefehl aufgelöst.
Am 9. Mai 1941 wurden als
viertes Amt das Amt Feuerwehren und am 30. Dez. 1941 als fünftes das Amt
Technische Nothilfe im Hauptamt Ordnungs-
polizei
gebildet.
Grundlegende Änderungen in der
Organisation des Hauptamtes Ordnungspolizei traten nach der Einsetzung
Himmlers als Reichsinnenminister (August 1943) ein.
Mit Wirkung vom 15. Sept. 1943 wurden die Ämter Verwaltung und
Recht, Feuerwehren und Technische Nothilfe aufgelöst.
Die Aufgaben des Amts Verwaltung und Recht gingen vor allem auf die
beiden Neubildungen, das Wirtschaftsverwaltungsamt und das Rechtsamt,
über. Das Rechtsamt wurde jedoch schon Anfang Dezember 1943 aufgelöst.
Seine Arbeitsgebiete kamen zum größten Teil zum
Wirtschaftsverwaltungsamt. Damit hatte dieses Amt bis zum Kriegsende im
wesentlichen wieder die Aufgaben und die Stellung des alten Amts
Verwaltung und Recht übernommen. Sein Chef wurde der SS-Obergruppenführer
und General der Waffen-SS und Polizei August Frank aus dem
SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt.
Die meisten
bisher von den Ämtern Feuerwehren und Technische Nothilfe bearbeiteten
Sachgebiete fielen an das Kommando-Amt, Teile auch an die
neugebildeten "Reichsämter" Freiwillige Feuerwehren und
Technische Nothilfe. In der Bezeichnung "Reichsamt" kam der
Sondercharakter dieser Or-
ganisationen als
Körperschaften des öffentlichen Rechts zum Ausdruck.
Als unmittelbar dem Chef der Ordnungspolizei unterstelltes Amt ist
noch das am 1. Okt. 1944 aus dem Kommando-Amt (Amtsgruppe III)
herausge-
löste Sanitäts-Amt zu nennen.
Verlagerungsmaßnahmen während des Krieges
(Für diesen und den folgenden Abschnitt ist zu
vergleichen: Jürgen Huck; Ausweichstellen und Aktenschicksal des
Hauptamts Ordnungspolizei im 2. Weltkrieg in: Neufeldt, Huck, Tessin: Zur
Geschichte der Ordnungspolizei 1936 - 1945; Koblenz 1957)
Der größte Teil des Hauptamtes Ordnungspolizei war bis
1942 im alten Dienstgebäude des Preußischen Innenministeriums in Berlin
NW 7, Unter den
Linden 72/74, untergebracht.
Im Laufe des Jahres 1942 wurde das Amt-Verwaltung und
Recht nach Berlin-Halensee, Kurfürstendamm 106/107, verlegt. Sein
Nachfolger, das Wirtschaftsverwaltungsamt, mußte das Gebäude infolge
Ausbombung verlassen und bezog im Februar 1944 mit den Amtsgruppen I
(Wirtschaft) und III (Unterbringung) sowie der Gruppe "Personal" ein
Dienstgebäude in Berlin-Lichterfelde, Unter den Eichen 126. Die
Amtsgruppe II (Verwaltung) saß im Barackenlager in Berlin-Zehlendorf,
Potsdamer Chaussee, und die Amtsgruppe IV (Versorgung und Recht) bis zu
ihrer Auflösung im Februar 1944 im Gebäude Unter den Linden 72/74. Ende
März 1944 wurde dann das gesamte Wirtschaftsverwaltungsamt, nachdem schon
vorher Teile der Gruppe "Personal" und der Amtsgruppe II nach Biesenthal
gegangen waren, in das Ausweichlager "Heidenberg" bei Biesenthal/Mark im
Kreis Oberbarnim verlegt.
Das Kommando-Amt kam,
nachdem durch den Luftangriff vom 23./24. 11. 1943 das Gebäude Unter den
Linden 72/74 stark beschädigt worden war, im
Dezember 1943 in die Baracken des Ausweichlagers "Paula" bei
Biesenthal. Nur die Inspektion L (Luftschutz) blieb bis zum 20. April
1945 im Dienstge-
bäude in Berlin, Schadowstraße
2. Anderwärts untergebracht wurden die Inspektion Feuerschutzpolizei (in
der Offiziersschule der Ordnungspolizei in
Eberswalde), jeweils Teile der Inspektion Veterinärwesen (in
Cottbus) und der Personalgruppen (in der Offiziersschule der
Ordnungspolizei in Berlin-
Köpenick). Die Gruppe
"Kriegsgeschichte" wurde bereits im August 1943 in die Waffenschule der
Ordnungspolizei nach Dresden-Hellerau verlegt und
kam ein Jahr danach auf das Schloß des Fürsten Carl von
Trauttmannsdorff nach Bischofteinitz bei Taus (Böhmen). Dagegen sind die
zunächst nach Dresden verlegten Teile der Inspektion Kraftfahrwesen im
November 1944 nach Biesenthal verlegt worden, so daß diese Inspektion bis
zum April 1945 geschlossen im Lager "Paula" war.
Für die in und um Berlin befindlichen Dienststellen des Chefs der
Ordnungspolizei wurde im März 1945 die Verlegung nach Potsdam-Babelsberg
angeordnet. Infolge der sich überstürzenden Kriegsereignisse konnten
dieses und andere Vorhaben (Suhl und Weimar) nicht durchgeführt werden.
Man entschloss sich daher Ende März/Anfang April 1945 zur Teilung des
Hauptamtes Ordnungspolizei in einen Süd- und einen Nordstab. Die
Aufteilung der Dienststellen auf die beiden Stäbe ist undurchsichtig. Die
Masse ist jedoch dem Südstab zugeteilt gewesen.
Der Arbeitsstab "Süd" verlegte in der 2. Aprilhälfte zur
Offiziersschule der Ordnungspolizei in Fürstenfeldbruck. Hier wurde ein
großer Teil seines
Personals entlassen. Der
verkleinerte Arbeitsstab fuhr dann am 28. April 1945 nach Eben/Achensee
(Tirol) und kam Mitte Mai 1945 in Rottach-Egern (Tegernsee) in
amerikanische Gefangenschaft.
Der Arbeitsstab
"Nord" verließ am 18. April 1945 Biesenthal, erreichte über Lübeck Anfang
Mai Flensburg und wurde dort in der Feuerwehrschule
Harriesleefeld von den Engländern gefangen genommen.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Bezug: Koblenzer Bestand
Verbleib der Akten des Hauptamtes Ordnungspolizei
Die Masse der Akten des Chefs der Ordnungspolizei muß
als verloren gelten. Die Vorgänge, die zu diesem Verlust geführt haben,
liegen noch weitgehend im Dunkeln. Verhältnismäßig gut sind wir über das
Schicksal von größeren Teilen der Altregistraturen des Chefs der
Ordnungspolizei, die vorwiegend Akten der ehemaligen Polizeiabteilungen
des Preußischen Innenministeriums und des Reichsinnenministeriums sowie
solche der 1935/36 aufgelösten preußischen Landespolizei enthielten,
sowie über die Akten der Gruppe "Kriegsgeschichte", unterrichtet.
Die Altregistraturen des Chefs der Ordnungspolizei
befanden sich im sogenannten "Archiv des Hauptamtes Ordnungspolizei", das
ab Oktober 1941 auf Einspruch des Generaldirektors der Staatsarchive in
"Aktenverwaltung des Hauptamtes Ordnungspolizei" umbenannt wurde.
Bestände dieser Aktenverwaltung sind während des Krieges in den
Dienstgebäuden Unter den Linden, Kurfürstendamm und Breitestraße
nachzuweisen. Aus den vom Chef der Ordnungspolizei übernommenen
Registraturen der Polizeiabteilung des Preußischen Innenministeriums sind
von 1941 bis 1944 rd. 8.500 Bände Akten an das Preußische Geheime
Staatsarchiv in Berlin-Dahlem abgegeben worden. Das Geheime Staatsarchiv
hatte diese Akten zum größten Teil in mitteldeutsche Bergwerke
ausgelagert. Von dort dürften sie mit den übrigen ausgelagerten Beständen
zum Zentralen Staatsarchiv II der DDR in Merseburg gekommen sind.
Akten unbekannten Umfanges des Polizeiabteilung des
Reichsinnenministeriums hauptsächlich über die Schutz- und
Kriminalpolizei-, die 1936 vom Chef der Ordnungspolizei übernommen worden
waren, sind 1941/42 vom Hauptamt Ordnungspolizei zum Reichsarchiv in
Potsdam gelangt.Dort sind sie sehr wahrscheinlich durch den Luftangriff
vom 14./15. 4. 1945 vernichtet worden.
Die Akten
der 1935 in die Wehrmacht überführten Preußischen Landespolizei aus der
Zeit von 1933 bis 1935 sind allem Anschein nach während des Krieges an
das Heeresarchiv in Potsdam abgegeben worden. Hier sind sie dann infolge
des Luftangriffs vom April 1945 wahrscheinlich verbrannt.
Weitaus lückenhafter als bei den Altregistraturen sind
unsere Kenntnisse über das Schicksal der beim Hauptamt Ordnungspolizei
vorhanden gewesen laufenden Registraturen. Am Schluß des Krieges sind
nachzuweisen die Registraturen:
O - Adj
Adjutantur
O - HB Hauptbüro
O - Jur Jurist
O - Kdo Adj. Adjutantur
O - Kdo WF Weltanschauliche Führung
O - Kdo Org/Ia Organisation, Einsatz, Führung
O - Kdo I - Ib Nachschub
O - Kdo I Ausb.
Ausbildung
O - Kdo I Sp. Sport
O - Kdo I KrG Kriegsgeschichte
O - Kdo II
P
O - Kdo II P Allg) Personalien
O - Kdo II P R
1) O - Kdo II P Dis
Disziplinarangelegenheiten
2) O - Kdo II P KrO
Kriegsorden und Ehrenzeichen
3) O - Kdo In K
Inspektion Kraftfahrwesen
4) O - Kdo In N
Inspektion Nachrichtenverbindungswesen
5) O - Kdo
In WG Inspektion Waffen und Gerät
6) O - Kdo In L
Inspektion Luftschutz
7) O - Kdo In F Inspektion
Feuerschutzpolizei
8) O - Kdo In Vet Inspektion
Veterinärwesen
9) O - W Pers Personalien
10) O - W Vers Versorgung
11) O -
W I Wirtschaft
12) O - W II Verwaltung und
Recht
13) O - W III Unterbringung
14) O - San Sanitätswesen
15) O -
I. - S Generalinspekteur der Schutzpolizei
O - I.
- G Generalinspekteur der Gendarmerie und
Schutzpolizei der Gemeinden
16) O - I. - Sch
Generalinspekteur der Schulen
O - I. - FSchP
Generalinspekteur für das Feuer-
17) löschwesen
(Feuerschutzpolizei
und Feuerwehren)
O - I. - FwSch Generalinspekteur für das Feuer-
18) löschwesen (Feuerwehrschulen, Werk-
feuerwehren und Brandschau)
19) O
- RTN Reichsamt Technische Nothilfe
20) O - RFw
Reichsamt Freiwillige Feuerwehren
21)
Geheimregistratur
Die meisten dieser insgesamt 35
laufenden Registraturen scheinen völlig verloren gegangen zu sein. Nur
die folgenden lückenhaften Nachrichten über ihren Verbleib sind dem
Bundesarchiv bisher bekannt geworden.
Ein Teil der
Personalakten des Kommando-Amtes (Registraturen O-Kdo II P) scheint
1943/44 im Benehmen mit dem Reichsamt Technische Nothilfe auf die Burg
Eisenhardt in Belzig/Mark (TN-Schule) ausgelagert worden zu sein. Sein
Schicksal ist unbekannt. Ein anderer Teil kam im Frühjahr 1945 zunächst
zur Polizeiverwaltung Gera, dann nach Weimar oder Gschenda, Kr. Arnstadt,
wurde vorübergehend nach Biesenthal zurückgeholt und ging im April 1945
mit dem Südstab nach Fürstenfeldbruck. Schon in Biesenthal verbrannte die
Masse der Akten über das Berufsbeamtengesetz, und weitere Verluste
tragten auf dem Marsch von dort nach Fürstenfeldbruck durch
Tieffliegerbeschuß ein. In Fürstenfeldbruck und Anfang Mai 1945 in Eben
ist dann die Masse der mitgeführten Akten von Angehörigen des Südstabes
verbrannt worden.
Die Personalakten des
Wirtschaftsverwaltungsamtes (Registratur O-W Pers.) wurde im Frühjahr
1945 zusammen mit denen des Kommando-Amtes in thüringische Orte
verlagert. Sie gelangten über die Polizeiverwaltung in Gera zum
Polizeiversorgungslager Linda bei Neustadt a. d. Orla - anderen
Nachrichten zufolge auch nach Gschwenda - und kamen beim Anrücken der
Amerikaner, nachdem durch einen mißverstandenen Funkspruch erhebliche
Teile in Thüringen verbrannt worden waren, für kurze Zeit nach Biesenthal
zurück. Von dort wurden sie im April 1945 vom Stüdstabe unter Verlusten
durch Luftangriffe nach Fürstenfeldbruck mitgeführt. Hier und in Eben
wurden die Akten Ende April/Anfang Mai 1945 zum weitaus größten Teil
vernichtet. Nach anderen Überlieferungen sollen aber danach Anfang Mai
1945 nach weitere Akten in Maurach/Achensee verbrannt worden sein.
Ein besonderes Schicksal hatten die Akten der Gruppe
"Kriegsgeschichte" des Kommando-Amtes (Registratur O-Kdo I KrG). Bei der
Gruppe war im Laufe des Krieges durch Abgaben von kriegsgeschichtlich
wichtigem Material aus dem Bereich der Ordnungspolizei ein "Sonderarchiv"
entstanden. Unter seinem Bestsänden sind vor allem die Tagebücher der
1939 aufgestellten SS-Polizeidivision, der 1945 aufgestellten 35.
SS-(Polizei)Grenadierdivision, der SS-Polizeiregimenter, der
Polizeischützenregimenter, der Polizeibataillone u. a.
Polizeitruppeneinheiten sowie eine Sammlung der wichtigsten Erlasse des
Hauptamtes Ordnungspolizei hervorzuheben. Diese wertvollen Unterlagen
wurden Ende April/Anfang Mai 1945 von Angehörigen der Gruppe
"Kriegsgeschichte" in Bischofteinitz/Böhmen restlos vernichtet. Nach wie
vor ist undurchsichtig, in welchem Umfang Schriftgut des Chefs der
Ordnungspolizei heute von Dienststellen der DDR verwahrt wird. Mit
Sicherheit steht nur fest, daß sich im Bestand "Reichsministerium des
Innern" des Zentralen Staatsarchivs I in Potsdam unter Abt. III 46
Aktenbände über die Polizei aus der Zeit von 1934 bis 1937 und
Personalakten aus dem Hauptamt Ordnungspolizei befinden.
Die in Fürstenfeldbruck und Eben nicht vernichteten
Registraturreste der Personalgruppen und anscheinend auch Teile anderer
Registraturen des Hauptamtes Ordnungspolizei wurden von den Amerikanern
beschlagnahmt. Nach der Besetzung der Offiziersschule der Ordnungspolizei
in Fürstenfeldbruck sichteten diese die vorgefundenen Akten, brachten sie
in einen Speicher, transportierten sie unter Zurücklassung des für sie
Uninteressanten im Herbst 1945 ab. Das dort verbliebene Material der
Personalregistratur des Wirtschaftsverwaltungsamtes wurde im November
1954 über das Bayerische Hauptstaatsarchiv, Abt. I, dasjenige des
Kommandoamtes im Januar 1955 und im Juli 1957 von der Bayerischen
Polizeischule Fürstenfeldbruck unmittelbar an das Bundesarchiv abgegeben.
Schon im Dezember 1956 waren hier etwa 550 Personalhefte des
Kommando-Amtes mit den Anfangsbuchstaben M - Z eingetroffen, die,
zunächst beschlagnahmt, von der amerikanischen Militärregierung 1949 dem
Kommando der Schutzpolizei in Wiesbaden übergeben worden waren und dort -
bei einem Bestand von ursprünglich rund 900 Heften - durch Abgaben der
Unterlagen über wiederverwendete Polizeiangehörige an deren Dienststelle
vermindert worden waren. Die Hauptmasse der weggeführtne Akten aber wurde
zunächst in das Aktendepot der U.S. Army (Departmental Records Branch) in
Alexandria/Virginia überführt und innerhalb der Records Group 1010/EAP
170 - 175 verfilmt (Mikrofilm Guide 39). Die Übergabe von dort an das
Bundesarchiv ging im April 1962 vonstatten.
Weitere Aktenübernahmen erfolgten aus Unterlagen, die zunächst im
Document Center in Berlin zusammengeführt worden waren - zunächst im
Jahre 1957 Personalakten über Gendarmeriebeamte über das Hessische
Ministerium des Innern, dann 1962 in größerem Umfang und unmittelbar im
Zusammenhang mit der sogenannten Sammlung Schumacher Schriftgut
verschiedenster Organisationseinheiten und zum ungefähr gleichen
Zeitpunkt aus biographischen Materialien Dalueges rekonstruierte Akten
der Adjutantur des Chefs der Ordnungspolizei. Weitere Provenienzen, die
unter biographischen Gesichtspunkten eingruppiert wurden, sind aber nach
wie vor im Berlin Document Center zu suchen.
Im
Sommer 1957 übergab der ehemalige Chef des Kommando-Amtes,
Generalleutnant der Ordnungspolizei a. D. Adolf v. Bomhard, zwei von ihm
persönlich gesicherte Aktenbände (R 19/282 und 283) und darüber hinaus
die unter C im Anhang aufgeführten Unterlagen. 1958 folgten Steuer-,
Gehalts- und Lohnunterlagen von früheren Arbeitnehmern des Hauptzeugamtes
der Ordnungspolizei von der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder
in Karlsruhe. Schließlich wurden Akten des Reichsamts Freiwillige
Feuerwehren 1957 und 1964 von der Oberfinanzdirektion Hamburg
übergeben.
Archivische Bewertung und
Bearbeitung
Bezug: Koblenzer Bestand
Von einer durchgreifenden Kassation wurde angesichts der
Geringfügigkeit
oder des Fehlens von sonstigen
Aktenüberlieferungen der Ordnungspolizei und
dem
versorgungsrechtlichen Bedürfnis nach Dienstzeitnachweisen für
Polizei-
angehörige abgesehen. Dagegen wurden, um
zumindest einige Lücken des Be-
standes zu füllen,
nicht nur die amtlichen Drucksachen des Hauptamts Ordnungs-
polizei mit aufgeführt, sondern auch wichtige Betreffe
zur Ordnungspolizei
aus den Beständen des
Bundesarchivs R 43 (Reichskanzlei), R 18 (Reichsministe-
rium des Innern), R 2 (Reichsfinanzministerium), R 22
(Reichsjustizministerium),
NS 19 (Persönlicher
Stab Reichsführer SS), NS 7 (SS- und Polizeigerichtsbarkeit)
und R 36 (Deutscher Gemeindetag) eingearbeitet, ohne daß
dabei Vollständig-
keit angestrebt wurde. Auf die
Berücksichtigung der Bestände R 20 (Chef der
Bandenkampfverbände; Schulen der Ordnungspolizei) und R 70
(Polizeidienst-
stellen eingegliederten,
angegliederten und besetzten Gebieten des 2. Welt-
krieges), die bei entsprechenden Nachforschungen ohnehin
herangezogen
werden müssen, wurde dagegen ganz
verzichtet.
Bei Klassifikation des Bestandes ließ
sich eine Gliederung des Bestandes
nach dem
Registraturprinzip bei der Lückenhaftigkeit der erhaltenen Akten
ebensowenig sinnvoll durchführen wie eine enge Anlehnung
an die Verwal-
tungsstruktur des Hauptamtes. Es
wurde daher eine ideelle, aber der Gewichtig-
keit
der tatsächlich im Bestand überlieferten Sachbereiche angepaßte
Aufglie-
derung des Kompetenzbereiches des
Hauptamtes Ordnungspolizei erarbeitet.
An der
Erschließung des Bestandes in besonderem Maße beteiligt waren in
chronologischer Folge die Herren Dr. Neufeldt, Huck,
Schatz, Dr. Boberach,
Dr. Werner und
Marschall.
Koblenz, im Oktober 1974
Inhaltliche Charakterisierung:
Adjutantur des Chefs der Ordnungspolizei 1933-1945 (24),
Dienststellenverwaltung 1933-1945 (50), Nachrichten- und Befehlsblätter,
Erlasse, Besprechungen 1933-1945 (41), Orga‧nisation und Zuständigkeit
1933-1945 (58), Haushalt 1933-1944 (9), Allgemeines Dienstrecht und
Polizeidienstrecht 1931-1945 (37), Lehrgänge und Schulen 1930-1945 (89),
Beurteilung, Beförderung, Abordnung und Versetzung von Angehörigen der
Polizei 1931-1945 (38), Besoldung und Versorgung 1933-1945 (19), Straf-
und Disziplinarangelegenheiten 1937-1945 (8), Uniformen und Orden
1933-1945 (8), Kameradschaftsbund deutscher Polizeibeamter 1933-1945 (6),
Personalstatistik 1938-1945 (7), Unterbringung, Ausrüstung und Bewaffnung
1933-1945 (8), Sanitäts- und Vete‧rinärwesen, Polizeisport 1933-1945
(12), Polizeiverwaltungs- und Vollzugsdienst 1935-1945 (93), Einsatz von
Polizeiverbänden und -einheiten 1933-1945 (108), Personalakten 1917-1945
(1.067), Staatskrankenhaus der Polizei in Berlin.- Krankenblätter (ZX)
von Patienten 1940-1945 (1946) (3.149), Kartei des Staatskrankenhauses
der Polizei in Berlin (k.A.)
Erschließungszustand: Findbuch
(1974)
Zitierweise: BArch R
19/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch R 19
- Extent
-
55587 Aufbewahrungseinheiten
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Inneres, Gesundheit, Polizei und SS, Volkstum
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Object type
- Bestand
Associated
- Hauptamt Ordnungspolizei (HA OrPo), 1936-1945
Time of origin
- 1917-1945