Bestand
Neuwürttembergische geistliche Zins- und Haischbücher (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Zins- und Haischbücher des Klosters Gotteszell, des Bistums Konstanz, der Klöster Mariapforte in Mengen, Schöntal, Rohrhalden, Zwiefalten und St. Peter auf dem Schwarzwald sowie des Stifts Neumünster in Würzburg, außerdem eine größere Zahl unverzeichneter Zins- und Haischbücher neuwürttembergischer Klöster und geistlicher Stiftungen.
Einleitung: Der vorliegende Bestand B 5 b neuwürttembergischer geistlicher Zins- und Haischbücher (gelegentlich auch als NKZ bezeichnet) stellt ein Selekt dar, dessen Grundlagen bereits im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gelegt worden waren. Wesentliche Ergänzungen dürfte der Bestand aber später, wohl im Zusammenhang mit den umfassenden Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten an den Lagerbuchbeständen, erfahren haben. Er enthält 19 Bände bzw. Hefte von verschiedenen neuwürttembergischen Klöstern oder Stiftern; die übrigen Bände, und damit der überwiegende Teil, sind Zins- und Haischbücher des Klosters Weingarten, die zumindest teilweise dem Bestand B 522 entnommen wurden. Aufgrund der engen Verwandtschaft der Zins- und Haischbücher mit den Lagerbüchern war eine eindeutige Trennung nicht immer möglich. Daher finden sich gelegentlich auch noch neuwürttembergische geistliche Zins- und Haischbücher in den Beständen H 219-H 236 (Lagerbücher der Klöster und Stifte). Zins- oder Haischbücher, ein den Lagerbüchern oder Urbaren sehr nahestehender Quellentyp, sind Verzeichnisse über herrschaftliche Rechte und der Herrschaft zustehende Einkünfte. Während Lagerbücher in rechtsverbindlicher Form die herrschaftlichen Rechte und Ansprüche nachweisen, halten Zins- oder Haischbücher die tatsächliche Leistung der Gefälle bzw. entsprechende Ausstände fest (1): Der meist am Rand befindliche Vermerk "dedit" oder das jeweilige (Jahres)datum in Verbindung mit der erbrachten Leistung zeugen davon. Sie waren also ein praktisches Hilfsmittel zum Einzug der Abgaben und Gefälle. Zins- und Haischbücher können dadurch auch nahezu den Charakter von Rechnungen annehmen, insbesondere dann, wenn den Einkünften an Abgaben und Gefällen die Ausgaben im entsprechenden Zeitraum gegenübergestellt werden (vgl. etwa die Zinsrodel der Pfarrkirche Blitzenreute, Bd. 154-172 ) und der innere Aufbau der Bände die für Rechnungen typische Zweiteilung in eine Rubrik "Einnahmen" und eine zweite "Ausgaben" annimmt. Gelegentlich spiegelt sich dies auch im Titel wider: Die aus der Zeit von 1583-1622 stammenden Zinsbücher der Pfarrkirche Ringgenweiler etwa nennen sich "Urbar ... Einnemens und Ausgebens ..." (vgl. Bd. 302-317). Sofern aus dem Titel nicht ersichtlich, wurde im Enthält-Vermerk regelmäßig auf das Vorhandensein einer Rubrik "Ausgaben" hingewiesen, könnten die entsprechenden Bände doch eventuell als Ersatzüberlieferung für nicht erhaltene Rechnungen dienen. Wenn auch die Grenzen fließend bleiben, lassen sich doch auch an der äußeren Form Unterschiede zu den Lagerbüchern festmachen: Der eher kursorische Charakter der Einträge in den Zins- und Haischbüchern, gekennzeichnet etwa durch zahlreiche Nachträge - manchmal über ziemlich lange Zeiträume - und Streichungen, oder die schlichtere Form der Einbände entsprechen ihrem Verwendungszweck. Die Erschließungsarbeiten am Bestand B 5 b wurden im Sommer 2002 von Petra Schön begonnen, nachdem über lange Zeit hin nur ein Bruchteil des Bestandes über ein vorläufiges maschinenschriftliches Zettelrepertorium von Karl Otto Müller aus der Zeit um 1930 zugänglich war. An der Verzeichnung waren Janet Loos, Anja Richmann, Julian Schulenburg und Tobias Teyke im Rahmen ihrer Ausbildung zu Diplom-Archivarinnen bzw. -Archivaren beteiligt. Dabei konnte für einen kleineren Teil des Bestandes auf Vorarbeiten von Herbert Natale zurückgegriffen werden. Im Einzelnen wurden die Bände bzw. Hefte nach folgendem Schema erfasst: Bestellsignatur Ordnungsnummer Titel des Bandes (Außen-, Innen- oder Rückentitel) Genetische Stufe (Reinschrift, Konzept, Abschrift, Auszug) Einleitung (falls vorhanden) Renovator (falls vorhanden) Behandelte Orte (in der Reihenfolge ihres Erscheinens) Vorsignatur(en) Formalbeschreibung (Format, Umfang, Art des Einbandes)Laufzeit. Mit Ausnahme der wenigen verstreut in verschiedenen Lagerbuchbeständen verwahrten Bände finden sich Zins- und Haischbücher heute in folgenden Beständen des Hauptstaatsarchivs: A 297 (Altwürttembergische weltliche Zins- und Haischbücher) A 468 (Altwürttembergische geistliche Zins- und Haischbücher) B 5 a (Neuwürttembergische weltliche Zins- und Haischbücher) B 5 b (Neuwürttembergische geistliche Zins- und Haischbücher). Der Bestand umfasst 448 Bände im Umfang von 3,3 lfd. m. Stuttgart, im Dezember 2002 Petra Schön Nachtrag 2014: Zwei unverzeichnete Zins- und Gültbücher des Amtes Brochenzell (Kloster Weingarten) wurden unter Ziff. 9.4 von Alexandra Haas eingefügt (Bd. 449 und 450). Der Bestand umfasst nun 450 Bände bei gleichem Umfang von 3,3 lfd. m. Stuttgart, den 22.09.2014 Alexandra Haas
Fußnoten: (1) Vgl. Gregor Richter, Lagerbuch- oder Urbarlehre. Hilfswissenschaftliche Grundzüge nach württembergischen Quellen, insbesondere S. 69 f. und S. 99 f. - Amtsbücher und andere serielle Quellen. Eine Handreichung für die Benutzerinnen und Benutzer südwestdeutscher Archive: Zins- und Heischbücher von R. Johanna Regnath (Homepage der Universität Tübingen www.uni-tuebingen.de).
Auflösung der Kreiszugehörigkeiten (Autokennzeichen) in den Stichwortlisten:
AA Ostalbkreis
BB Böblingen
BC Biberach
BL Zollernalbkreis
ES Esslingen
FDS Freudenstadt
FN Bodenseekreis
FR Freiburg
GP Göppingen
GZ Günzburg
HN Heilbronn
KN Konstanz
KÜN Hohenlohekreis
LB Ludwigsburg
LI Lindau (Bodensee)
MM Memmingen
MN Unterallgäu
OA Oberallgäu
OAL Ostallgäu
RV Ravensburg
SIG Sigmaringen
TBB Main-Tauber-Kreis
TÜ Tübingen
WN Rems-Murr-Kreis
WÜ Würzburg
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 5 b
- Extent
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448 Bände (3,3 lfd. m)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803/1806-1810 >> Selekte
- Date of creation of holding
-
1434-1810
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- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
20.01.2023, 3:09 PM CET
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1434-1810