Bestand
Gok, Carl Gottfried (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
MdR (DNVP, 1924-1930, 1932-1933; NSDAP, 1933-1936)
Lebenslauf
1. Nov. 1869 Geboren in
Altshausen/Württemberg als Sohn eines Pfarrers
Evangelisch-Theologisches Seminar Schönthal und Karlsgymnasium in
Stuttgart
Avantageur (Fähnrich) bei dem
Grenadier-Regiment IX in Ulm
Beförderung zum
Leutnant
Um 1890 Auswanderung nach
Amerika
Rückkehr als Schiffsjunge auf einem
Bremer Segelschiff
Matrose und Quatiermeister
auf britischen Schiffen
Steuermannsprüfung mit
Auszeichnung an der Navigationsschule in Lübeck
Um 1900 Schiffsoffizier bei der Hamburg-Amerika Linie
Landdienst bei der Hamburg-Amerika Linie
Herbst 1903 Informationsreise nach Ostasien im
Auftrag des Reeders Albert Ballin
1905 - 1908
Leiter der Niederlassung Tsingtau der Hamburg-Amerika Linie
1908 - 1910 Leiter der Niederlassung Honkong der
Hamburg-Amerika Linie
1910 - 1914
Auslandsgeschäfte der Werft Blohm & Voss
1914 - 1915 Hilfsoffizier des Geheimen Nachrichtendienstes beim
Oberkommando der 1. + 2. Armee
1916
Verhandlungen mit dem türkischen Marineministerium über die Gründung
einer Osmanischen Schiffsbau- und Schiffsreparatur- Aktiengesellschaft
(im Auftrag des Reichsmarineamtes, ohne Ergebnis)
1918 - 1919 Politischer Dienst bei der Werft Blohm &
Voss
Ab 1919 Mitglied im Alldeutschen
Verband
Mai 1924 - Mitglied des Reichstages,
DNVP (Wahlkreis 34 Hamburg)
Sept. 1930
Juli - Nov. 1932 Reichswahlvorschlag, DNVP
Nov. 1932 - Mitglied des Reichstages, DNVP (Wahlkreis
34 Hamburg)
Nov. 1933
Nov. 1932 Stellvertretender Direktor bei Blohm & Voss,
Altona-Großflottbek
Nov. 1933 - 1936 Mitglied
des Reichstages, NSDAP (Gast)
11. Aug. 1945
Gestorben in Hamburg-St. Pauli
Über Carl
Gottfried Gok :
"Etwas später als Frantz fand
sich der Württemberger Carl Gottfried Gok zu mir und meinem Kreis, und
zwar auf die merkwürdigste Weise der Welt. Wir hatten von der
"Deutschen Zeitung" einen Generalmajor a.D. mit der Werbung und
Aufbringung von Geld für unser Unternehmen beauftragt. Aus diesem
Anlass kam unser Vertrauensmann auch zu Gok, der als stellvertretender
Direktor bei der Werft von Blohm & Voss in Hamburg neben anderem
auch die politischen Dinge bearbeitete, die dort vorkamen. Gok war
damals in unserem Sinne noch ein unbeschriebenes Blatt. Er war zwar
ein Mensch von umfassendster Lebenserfahrung, aber er hatte einen
großen Teil seines Lebens im Ausland und im Dienst der Schifffahrt
verbracht und stand infolgedessen, obwohl eifriger Nationalsozialist,
politisch mehr oder weniger auf dem Standpunkt des Hansabundes. Dem
Alldeutschen Verbande stand er, wie er mir bei unserer ersten
Begegnung sagte, aus dem Grunde ablehnend gegenüber, weil wir in
Deutschland schon Juden genug hätten und die Wiener Juden nicht auch
noch brauchten. Er war nämlich der - wie er mir dann zugab - nicht
weit genug durchdachten Meinung, dass die auf die Vereinigung
Deutschösterreichs mit dem Reich gerichteten Bestrebungen des
Alldeutschen Verbandes jene unerwünschte Folge der Stärkung des
jüdischen Elements in Deutschland haben müssten. [...] Nachdem mein
Besucher die Verpflichtung zur Verschwiegenheit übernommen hatte,
sagte ich ihm zunächst in großen Zügen, welches unsere Anschauung und
unser wirklicher Plan sei, und wie wir vorgehen wollten. Gok war von
meinen kurzen Mitteilungen ganz eingenommen und gab zu erkennen, dass
er in Hamburg seit seiner Rückkehr aus dem Kriege in ähnlicher Weise
gearbeitet habe. Er bat, zu unserer Tätigkeit zugelassen zu werden,
und sprach die Überzeugung aus, dass er auch die Inhaber des
Unternehmens, dem er diene, für die Unterstützung unserer Arbeit würde
gewinnen können, wenn er ihnen die nötige Aufklärung geben könne.
[...]"
Die Einschätzung der Person Gok wurde
vermutlich von einem führenden Mitglied des Alldeutschen Verbandes in
Hamburg angefertigt.Bestandsverzeichnis
Über
Carl Gottfried Gok :
"Etwas später als Frantz
fand sich der Württemberger Carl Gottfried Gok zu mir und meinem
Kreis, und zwar auf die merkwürdigste Weise der Welt. Wir hatten von
der "Deutschen Zeitung" einen Generalmajor a.D. mit der Werbung und
Aufbringung von Geld für unser Unternehmen beauftragt. Aus diesem
Anlass kam unser Vertrauensmann auch zu Gok, der als stellvertretender
Direktor bei der Werft von Blohm & Voss in Hamburg neben anderem
auch die politischen Dinge bearbeitete, die dort vorkamen. Gok war
damals in unserem Sinne noch ein unbeschriebenes Blatt. Er war zwar
ein Mensch von umfassendster Lebenserfahrung, aber er hatte einen
großen Teil seines Lebens im Ausland und im Dienst der Schifffahrt
verbracht und stand infolgedessen, obwohl eifriger Nationalsozialist,
politisch mehr oder weniger auf dem Standpunkt des Hansabundes. Dem
Alldeutschen Verbande stand er, wie er mir bei unserer ersten
Begegnung sagte, aus dem Grunde ablehnend gegenüber, weil wir in
Deutschland schon Juden genug hätten und die Wiener Juden nicht auch
noch brauchten. Er war nämlich der - wie er mir dann zugab - nicht
weit genug durchdachten Meinung, dass die auf die Vereinigung
Deutschösterreichs mit dem Reich gerichteten Bestrebungen des
Alldeutschen Verbandes jene unerwünschte Folge der Stärkung des
jüdischen Elements in Deutschland haben müssten. [...] Nachdem mein
Besucher die Verpflichtung zur Verschwiegenheit übernommen hatte,
sagte ich ihm zunächst in großen Zügen, welches unsere Anschauung und
unser wirklicher Plan sei, und wie wir vorgehen wollten. Gok war von
meinen kurzen Mitteilungen ganz eingenommen und gab zu erkennen, dass
er in Hamburg seit seiner Rückkehr aus dem Kriege in ähnlicher Weise
gearbeitet habe. Er bat, zu unserer Tätigkeit zugelassen zu werden,
und sprach die Überzeugung aus, dass er auch die Inhaber des
Unternehmens, dem er diene, für die Unterstützung unserer Arbeit würde
gewinnen können, wenn er ihnen die nötige Aufklärung geben könne.
[...]"
Die Einschätzung der Person Gok wurde
vermutlich von einem führenden Mitglied des Alldeutschen Verbandes in
Hamburg angefertigt.
Bestandsbeschreibung: Fragment
der Lebenserinnerungen; Reden und Publikationen, dabei auch wenige
Unterlagen zur beruflichen Tätigkeit als Werftdirektor. (Stand:
1977)
Inhaltliche Charakterisierung:
Bestandsgeschichte
1967 nahm das Bundesarchiv
erstmals Kontakt mit der Witwe und der Tochter von Carl Gottfried Gok
auf. Drei Jahre später übereignete die Tochter, Frau Barbara Gok, die
in den Bänden 1 bis 9 vorliegenden persönlichen Papiere Goks.
Dr. Stefan J. Dietrich vom Archiv des Landkreises
Alb-Donau teilte dem Bundesarchiv 2008 mit, dass er über Tagebücher
und eine Anekdotensammlung von Gok verfüge, die er dem Bundesarchiv
übergeben möchte. Diese Unterlagen werden nun unter den Signaturen N
1034/10 bis 12 verwahrt.
Inhaltliche
Charakterisierung
Bedingt durch die
Kriegsereignisse und andere widrige Umstände konnte nur ein kleiner
Bruchteil des ehemals vorhandenen Schriftgutes gesichert werden.
Dennoch enthalten diese wenigen Unterlagen wertvolle Angaben zu den
internationalen Handelsbeziehungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und
Hinweise auf den Anteil Goks am politischen und wirtschaftlichen Leben
seiner Zeit.
Archivische Bearbeitung
Seit 1970 existierte lediglich ein vorläufiges
Verzeichnis für die ersten neun Bände. Dieses provisorische Findmittel
konnte zwar als erster Einstieg dienen, bot jedoch weder eine Struktur
noch weiterführende inhaltliche Informationen zu den einzelnen
Bänden.
2008 schließlich erfolgte nicht nur die
detaillierte Erschließung der Bände in der Datenbank des Bundesarchivs
BASYS-S, sondern auch die Ergänzung des Bestandes um weitere drei
Bände. Es wurde eine Findbucheinleitung erstellt und Fotografien an
das Bildarchiv übergeben (Signatur: Bild 146-2008-0144 bis 0147)
Das Findbuch steht seit April 2008 interessierten
Benutzern auf der Homepage des Bundesarchivs zur Verfügung.
Literaturhinweise
Hartwig,
Edgar: Alldeutscher Verband. In: Lexikon zur Parteiengeschichte
1789-1945, hrsg. von Dieter Fricke, 4 Bände, Leipzig 1983-1986.
Hering, Rainer: Konstruierte Nation. Der Alldeutsche
Verband 1890 bis 1939, Hamburg 2004.
Peters,
Michael: Der Alldeutsche Verband am Vorabend des Ersten Weltkrieges
(1908-1914). Ein Beitrag zur Geschichte des völkischen Nationalismus
im spätwilhelminischen Deutschland, Frankfurt a.M.1992.
Kruck, Alfred: Geschichte des Alldeutschen Verbandes,
Wiesbaden 1954.
Ruge, Wolfgang:
Deutschnationale Volkspartei (DNVP). In: Lexikon zur
Parteiengeschichte 1789-1945, hrsg. von Dieter Fricke, 4 Bände,
Leipzig 1983-1986, Bd. 2, Sp. 476-528.
(Es
handelt sich hierbei lediglich um eine Auswahl an Publikationen. Es
ist keine Vollständigkeit gewährleistet.)
Weiterführende Bestände
R 8005
Deutschnationale Volkspartei (DNVP)
R 8048
Alldeutscher Verband
Vier Fotografien von Carl
Gottfried Gok, seiner Mutter und seiner Großmutter werden im
Bildarchiv unter der Signatur Bild 146-2008-0144 bis 0147
verwahrt.
Zitierweise: BArch N
1034/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch N 1034
- Umfang
-
12 Aufbewahrungseinheiten; 0,3 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe >> G
- Weitere Objektseiten
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- Zugangsbeschränkungen
-
Besondere Benutzungsbedingungen: Nach § 5 Abs. 1 Satz 2 des Bundesarchivgesetzes vom 6. Januar 1988, zuletzt geändert am 5. September 2005 (BGBl. I S. 2722) unterliegt die Benutzung keinen anderen Beschränkungen als der Beachtung von Persönlichkeitsschutzrechten Betroffener und schutzwürdiger Belange Dritter.
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Gok, Carl Gottfried, 1869-1945
Entstanden
- 1907-1945