Bestand
Konstanz, Fürstbistum: Regierungsbehörden zu Meersburg betr. württembergische Orte (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Akten der bischöflichen Regierungsbehörden (Regierungskollegium, Hofkammer, Lehenhof, Hofämter) betreffend württembergische Orte (in alphabetische Folge). Sie wurden im Staatsarchiv Ludwigsburg zum vorliegenden Bestand vereinigt und 1993 durch Abgaben des Staatsarchivs Sigmaringen ergänzt. (Archiv- und Bestandsgeschichte s. oben).
Die Hauptmasse des Bestandes bilden Pfarrakten.
I. Behördengeschichte: Die nachstehend verzeichneten Akten entstammen den Konstanzer Regierungsbehörden. Diese verlegten im Gefolge des der Reformation zu Konstanz weichenden Bischofs 1526 ihren Sitz aus der alten Bischofsstadt nach Meersburg. Es handelte sich dabei um das Regierungskollegium, die oberste Justiz- und Lehensbehörde, die Hofkammer, die oberste Behörde für die Finanzverwaltung und das Ökonomiewesen, den Lehenshof sowie um die alten Hofämter ¿ Hofmeister, Hofmarschall, Hofkanzler, Erbschenk, Erbtruchseß und Hofkämmerer ¿ , die an der Ausübung der Regierungsgeschäfte beteiligt waren. Kanzlei, Registratur und Archiv der Regierung waren im alten Meersburger Schloss untergebracht.
II. Bestandsgeschichte: Infolge der Aufhebung des Fürstbistums Konstanz durch den Reichdeputationshauptschluß (1803) und der Diözese durch die Errichtung der oberrheinischen Kirchenprovinz (1821) fielen die Akten des Fürstbistums den Ländern zu, unter die das Territorium und der Diözesansprengel von Konstanz aufgeteilt wurden. An Baden, dem der größte Teil des herrschaftlichen Territoriums mit Konstanz und der Residenz Meersburg zugesprochen wurde, gelangte der Hauptteil der Konstanzer Bestände. Die badische Archivverwaltung übergab ihrerseits in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts die Akten der rein kirchlichen Verwaltung an das erzbischöfliche Archiv zu Freiburg. Sowohl der Zeitpunkt als auch der Umfang und die Umstände der Übergabe von Regierungsakten aus der Registratur und dem Archiv zu Meersburg an die Registratur und das Archiv des Generalvikariats zu Konstanz konnten bislang noch nicht geklärt werden. Die Württemberg betreffenden Akten wurden im Spätjahr 1826 durch Ruckgabe, den Registrator des Katholischen Kirchenrats zu Stuttgart, im Archiv zu Konstanz aussortiert und in 3 Gruppen gegliedert: 1) 925 umfangreichere Faszikel betreffend Fundationen, Kirchenstellen, Dotationen, Zehnten-, Bau-, Pfründen- und Kirchenfabrikangelegenheiten, die für den Katholischen Kirchenrat bestimmt waren, 2) 1971 kleinere Faszikel betreffend geistliche Angelegenheiten: ältere und neuere Besetzungsakten, Aufhebung der Klöster und Gerichtsakten von Geistlichen, die dem Generalvikariat Rottenburg zugedacht waren, 3) 201 umfangreichere Faszikel betreffend Obsignationen und Spitäler, die für die Amtsgeschäfte beider Behörden brauchbar gewesen wären, schließlich aber bei dem Kirchenrat verblieben. Die gesamten Aktionen wurden 1827 nach Stuttgart transportiert. Dort verblieben die Gruppen 1 und 3, trotz der geringeren Faszikelzahl ungefähr vier Fünftel der gesamten Aktenübernahme. Der Rest, die 2. Gruppe, wurde anfangs Januar 1829 dem Generalvikariat Rottenburg zugestellt. Beim Kirchenrat wurden die Konstanzer Akten mit Kirchenratakten anderer Provenienzen (Vorderösterreichische Regierung, Grafschaft Hohenberg, Kommende Altshausen, Stift Ellwangen, Augsburger, Würzburger, Wormser und Speyrer Bistumsakten u.a.) vereinigt. Diese ¿Archivalakten¿ des Katholischen Kirchenrats, die von 1885 an bis 1937 in mehreren Schüben an die staatliche Archivverwaltung abgeliefert wurden, bildeten den umfangreichen Mischbestand H 64/65 sowie den Bestand H 60/61 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Einzelne Akten gelangten auf nicht mehr feststellbarem Weg nach Ludwigsburg und wurden dort in den beständen B 466-468 verzeichnet.
III. Gliederung, Ordnung und Verzeichnung des Bestands: Schon bald stellte es sich heraus, daß diese Bestände einer Neuordnung dringend bedurften. Diese erfolgte in den Jahren 1955-1959. Dabei wurden die einzelnen Provenienzen herausgeschält und die nachfolgenden Bestände gebildet: 1) Die bischöflichen Regierungsbehörden in Meersburg, B 466a, der vorliegende Bestand, 2) Das Generalvikariat, B 467 (Näheres siehe dort, Vorbemerkung), 3) Das Offizialat, B 467a ( Näheres siehe dort, Vorbemerkung). Die Hauptmasse der Akten des vorliegenden Bestandes bilden die Pfarrakten, die entsprechend der alten Konstanzer Registraturordnung topographisch geordnet waren. Dabei war innerhalb des Buchstabens jeder Ort mit einer arabischen zahl bezeichnet (z.B. Dorndorf D 20, Dotterhausen D 22, Dürbheim D 23, Saulgau S 65). Weiterhin enthält der Bestand die Lehensakten des Konstanzer Lehenshofes, die bei der Neuverzeichnung der württembergischen Lehensratsakten (1938-1951) ausgesondert worden waren, und deren größter Teil zum Kloster Reichenau gehörte. Schließlich umfasst der Bestand noch eine kleine Abteilung Generalia, gebildet aus den Irrläufern, die mit der Aktenübernahme 1827 an Württemberg gelangten und als solche bei der Neuverzeichnung erkannt wurden. Diese griff auf die bereits erwähnte alter Konstanzer Registraturordnung zurück. Dementsprechend wurde der Bestand topographisch gegliedert und die Betreffe innerhalb eines Ortes chronologisch angeführt. Die Lehensakten wurden nach Möglichkeit in diese topographische Ordnung eingefügt. Nur in vereinzelten Fällen, wo eine Herrschaft ein Lehen besaß, das sich auf mehrere Gemeinden verteilte, erfolgt die Aufführung unter dem Namen der Herrschaft. Die veraltete Schreibweise (Tischingen für Dischingen, Dreherz für Treherz u.a.) wurde für die Reihung beibehalten, durch Verweise aber kenntlich gemacht. Bei Orten, wo sich im Laufe der Zeit zwei Namen eingebürgert hatten (z.B. Altdorf, jetzt Weingarten), wurden die Akten auf einen Namen zusammengezogen. Da die verzeichneten Vorgänge meist auch vom Generalvikariat, seltener vom Offizialat, mitbearbeitet wurden (weshalb wahrscheinlich schon vor oder während der Auslieferung an Württemberg die Registraturen der Regierung und des Generalvikariats zusammengelegt worden sind), unterblieben entsprechende Verweise auf diese Bestände. Grundsätzlich sind deshalb bei Nachforschungen auch die Repertorien B 467 (Generalvikariat) und B 467a (Offizialat) heranzuziehen. Entsprechend der Bestandsgeschichte sind bei umfangreicheren, grundsätzlichen Forschungen die Konstanzer Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, des erzbischöflichen Archivs Freiburg, des bischöflichen Archivs Rottenburg und unter Umständen auch die bischöflichen Archive zu Basel und Chur zu berücksichtigen. Über das Schicksal der 1826 an Bayern ausgelieferten Konstanzer Archivalien konnte keine endgültige Klärung erzielt werden. Nachforschungen, die von der bayerischen Archivverwaltung im Sommer 1959 auf eine entsprechende Anfrage des Unterzeichneten daraufhin angestellt wurden, verliefen ergebnislos. Der Bestand wurde in den Jahren 1955/56 von Archivrat Dr. Schwanke verzeichnet. Unregelmäßigkeiten der Titelaufnahmen wurden bei einer Überarbeitung im Spätjahr 1958 und Frühjahr 1959 durch den Unterzeichneten nach Möglichkeit beseitigt. Der Bestand umfasst in 438 Büscheln 7 lfd. m. Ludwigsburg, November 1959. B. Ottnad Die Retrokonversion des Findbuchs bzw. die Umformung der maschinenschriftlichen Vorlage für die internetgerechte Präsentation dieses Bestands des Hauptstaatsarchivs Stuttgart sowie die Überarbeitung der Indexangaben wurde von Frau Zijada Kulic unter Anleitung von Dr. Franz Moegle-Hofacker im April 2007 abgeschlossen.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 466 a
- Umfang
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464 Büschel
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803/1806-1810 >> Bistümer, Stifte, Klöster und Pfarreien >> Konstanz, Fürstentum
- Bestandslaufzeit
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(1247-) 1513-1816
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1247-) 1513-1816