Bestand
Nachlass Lais, Eduard (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Geb. 29. Mai 1893 in Präg/Wiesental, gest. 12. Dezember 1974 in Freiburg. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg Studium der Volkswirtschaft und der Theologie an der Universität Freiburg. 1922 Promotion. 1923-1948 Tätigkeit bei den Industrie- und Handelskammern Schopfheim, Konstanz, Karlsruhe, Freiburg und Lahr (dort zuletzt Geschäftsführer). 1948-1952 Minister der Wirtschaft und Arbeit in Freiburg. Gründungsmitglied der BCSV/CDU. Abgeordneter im Badischen Landtag und im Landtag von Baden-Württemberg (bis 1956).
Inhalt und Bewertung
Druckgut v.a. zu wirtschaftspolitischen Themen und zur Südweststaatsfrage; Publikationen und Vorträge von Eduard Lais; politische Korrespondenz (Wirtschaftspolitik, Parteiarbeit, Baden-Frage); Tätigkeit für den Heimatbund Badnerland; persönliche Unterlagen und Kondolenzen zum Tod von Eduard Lais; Fotos
Biographie: Eduard Lais wurde am 29. Mai 1893 in Präg als Sohn des Landwirts Kornel Lais und seiner Ehefrau Maria geboren. Nach seiner Schulzeit in Präg, Schönau und dem Abitur am Friedrich-Gymnasium in Freiburg, das er aufgrund einer erfolgreichen Bewerbung beim erzbischöflichen Gymnasialkonvikt seit 1907 besuchte, leistete Lais vom Ende des Jahres 1914 bis zum Ende des 1. Weltkriegs Dienst als Soldat, wofür er mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet wurde. Nach seiner Rückkehr begann er an der Universität Freiburg ein Volkswirtschafts- und Theologiestudium, das er bereits 1922 abschließen konnte. Den Endpunkt setzte er mit der Dissertation "Die Bevölkerung des Kirchspiels Schönau und ihre Wirtschaft im 17. und 18. Jahrhundert" im Jahr 1923 bei Professor Dr. Paul Mombert. Nach kurzer Tätigkeit in der freien Wirtschaft war Eduard Lais bis 1934 bei der Handelskammer Schopfheim im Bereich Wirtschaftsförderung und Textilindustrie tätig, und zwar zunächst von 1923 bis 1929 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und dann zwischen 1929 und 1933 als stellvertretender Syndikus. In Schopfheim verheiratete sich Lais 1925 zum zweiten Mal mit Luise Rosa geb. Okle, die ihm drei Töchter gebar. Seine erste Frau war am 30.9.1924 verstorben, auch das Kind aus dieser Ehe starb. Wegen seines politischen Engagements im Zentrum von 1927 bis 1933 wurde Lais 1934 zur Handelskammer Konstanz versetzt und arbeitete, u.a. auch als Sachbearbeiter des Vierjahresplanes, von 1934 bis 1935 für die Handelskammern Karlsruhe und von 1935 bis 1945 Freiburg, wobei er bei letzterer seit dem 1. April 1937 stellvertretender Geschäftsführer und für die Versorgung der Industrie mit Rohstoffen zuständig war. Nach dem Krieg wurde Lais Leitender Geschäftsführer der IHK Lahr. Daneben engagierte er sich in der BCSV bzw. CDU, auf deren Wirtschafts- und Sozialpolitik er von der für ihn wichtigen katholischen Soziallehre aus sowohl in berufsständischen Fragen der Industrie als auch in Fragen des Verständnisses der CDU als Volkspartei Einfluss ausübte. Seit November 1946 war Eduard Lais auch in der Beratenden Versammlung des Landes Baden für den Landkreis Lahr vertreten, von wo er am 3. Februar 1948 zum Nachfolger des sozialdemokratischen Ministers Leibfriedt als Wirtschafts- und Arbeitsminister berufen wurde; im August dieses Jahres schied er bei der Industrie- und Handelskammer aus. Sein Ministerium leitete Lais bis zum 17. Mai 1952, als es aufgelöst wurde. Dabei gelang ihm durch seine unerschrockene Opposition gegen die französische Entnahme- und Demontagepolitik im Interesse der südbadischen Wirtschaft eine Reduktion der französischen Forderungen. So war er entscheidend für den Wandel und Wiederaufbau der südbadischen Wirtschaft von der Planwirtschaft zur sozialen Marktwirtschaft verantwortlich. Wichtig war ihm auch die Integration der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge. Eduard Lais vertrat bei der Südweststaatsfrage engagiert den Erhalt des Landes Baden auch in wirtschaftlicher Hinsicht, was zu der Unterstellung führte, er habe statt eines wirtschaftlichen Zusammenschlusses mit Württemberg eher den mit Elsass-Lothringen betrieben. Dennoch wurde Lais 1952 Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung Baden-Württembergs; er verlas jedoch als Wortführer der Altbadener die Rechtsverwahrung 14 badischer Abgeordneter gegen die Angliederung und gehörte dem Parlament, gleichwohl in der Funktion eines stellvertretenden Vorsitzenden des Wirtschafts- und Verkehrsausschusses, nur eine Legislaturperiode an. In diesem Sinne war auch Lais' Austritt aus der CDU im Jahr 1970, als diese sich auf einem Parteitag für die Beibehaltung des Südweststaates aussprach, nur konsequent. Beruflich war Lais nach seinem Ausscheiden als Minister im Jahr 1952 bei der Industrie- und Handelskammer Freiburg für das Berufs- und Bildungswesen der südbadischen Kammern zuständig. Zudem war er Ehrenmeister des badischen Handwerks, Mitglied im Katholischen Kaufmännischen Verein (KKV) Lätitia und engagierte sich auch im Heimatbund Badenerland. Auch im Interesse des Aufbaus einer heimischen Holzindustrie wurde Eduard Lais tätig. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand gründete er noch eine Buchbinderei und verlegte Schwarzwaldkalender. Eduard Lais starb am 12. Dezember 1974 in Freiburg.
Überlieferungsgeschichte und Erschließung des Bestandes: Der Nachlass von Eduard Lais gelangte in verschiedenen Ablieferungen an das Staatsarchiv Freiburg. Den größten Teil, bestehend aus Fotos, Manuskripten, Handakten, Korrespondenzen und Amtsdrucksachen, übergab der Nachlasser noch selbst im Juli 1973. Einen weiteren Zugang hatte das Staatsarchiv 1995 aus der Hand der Töchter von Eduard Lais, Eva und Hildegard Lais, zu verzeichnen. Eine erste Erschließung des Bestandes besorgte Oberarchivrätin Gießler, die dabei auch eine Ausscheidung des im Nachlass vorhandenen Bibliotheksguts vornahm. Einer in den Bestandsakten befindlichen Liste ist zu entnehmen, ob die Bände der Dienstbibliothek zugeführt oder als Dubletten ausgeschieden wurden. Im Rahmen der Erschließung im Jahr 2011 durch Stefanie Albus-Kötz wurden die bisher gebildeten zwei Bestände des Nachlasses T 1 Nachlass Eduard Lais I und II miteinander vereinigt, da es sich bei T 1 Nachlass Eduard Lais II lediglich um eine Nachlieferung von Fotos der in Freiburg lebenden Töchter von Eduard Lais, Hildegard und Eva, zum eigentlichen Nachlass Eduard Lais' handelte. Besonders zu erwähnen ist die umfangreiche Presseausschnittsammlung von Eduard Lais, v.a. aus der Badischen Volkszeitung und der Deutschen Tagespost, die er nicht nur zu ihn direkt betreffenden Themen wie die badische CDU, den Südweststaat oder die Einrichtung einer Holzindustrie in Baden, sondern auch zu allgemeinen gesellschaftlichen und politischen Themen anlegte. Dabei wurden allerdings mehrere komplette Exemplare des Rheinischen Merkurs aus dem Jahr 1960, die Lais aus nicht ersichtlichen Gründen aufbewahrte und die keine substantiellen Anmerkungen, sondern lediglich vereinzelte Unterstreichungen trugen, kassiert. Ebenfalls kassiert wurden Dubletten bereits in der Dienstbibliothek vorhandenen Bibliotheksguts wie der Band "10 Jahre Baden-Württemberg. Statistische Monatshefte Baden-Württemberg, April/Mai 1962" oder "150 Jahre Volksvertretung in Baden-Württemberg". Auch Dubletten von Sonderdrucken Eduard Lais', ebenso wie Sonderdrucke anderer Autoren, die keine Widmung trugen, wurden kassiert. Der Band "Karl Hock, Lebensraum Südweststaat, Mannheim 1950", wurde dagegen in die Dienstbibliothek abgegeben. Der Bestand wurde durch die Gliederungspunkte 1. Persönliche Unterlagen, 2. Aus politischer und gesellschaftlicher Tätigkeit entstandene Unterlagen, 3. Publikationen, 4. Material- und Presseausschnittsammlungen, 5. Fotos strukturiert. Er wurde im Oktober 2011 durch Stefanie Albus-Kötz im Rahmen eines Erschließungsprojekts der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg erschlossen, entmetallisiert und archivgerecht verpackt. Er umfasst nun 95 Archivalieneinheiten und ist unter der Signatur T 1 (Zugang 1973/0036) gemäß den Regelungen des Landesarchivgesetzes Baden-Württemberg und der Archivnutzungsordnung zugänglich. Freiburg im Oktober 2011 Dr. des. Stefanie Albus-Kötz
Literatur und Sachverwandtes: Hermann Schäfer, Lais, Eduard, in: Bernd Ottnad (Hg.), Badische Biographien, Bd. 2, Stuttgart 1987, S. 180f.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, T 1 (Zugang 1973/0036)
- Umfang
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1-95
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg (Archivtektonik) >> Nachlässe und Familienarchive >> Nachlässe und Vorlässe
- Indexbegriff Sache
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BCSV; Lais, Eduard
CDU; Lais, Eduard
Fotografien; Lais, Eduard (Nachlass)
Heimatbund Badnerland
- Indexbegriff Person
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Lais, Eduard - Nachlass
Lais, Eduard; Volkswirt, Politiker, 1893-1974
- Bestandslaufzeit
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1893-1975 (1994)
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- Letzte Aktualisierung
-
24.04.2024, 14:36 MESZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1893-1975 (1994)