Bestand

Nachlass Heinrich Schickhardt, Architekt und Ingenieur (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Zur Biografie
Heinrich Schickhardt wurde am 5. Februar 1558 in Herrenberg geboren.
Sein Berufsweg war zum Teil schon durch die Familientradition vorgezeichnet: sein gleichnamiger Großvater war der Schöpfer des berühmten Herrenberger Chorgestühls, sein Vater und zwei seiner Onkel waren Schreiner und Bildschnitzer; bei diesen lernte er wohl auch das Schreinerhandwerk. Nach seiner Ausbildungszeit trat er in die Dienste des herzoglich-württembergischen Landbaumeisters Georg Beer, für den er als Modellbauer und Schreiner tätig war, aber auch schon erste Entwürfe für Bauten fertigte.
Der Regierungsantritt Herzog Friedrichs von Württemberg 1593 brachte die entscheidenden Wende in Schickhardts Berufsleben: häufig hielt er sich nun in Montbéliard auf, wo er für die Herzog den Ausbau von Schloss und Stadt leitete, daneben war er auch in Württemberg als Baumeister, Architekt und Ingenieur für den umtriebigen Herzog tätig.
Zwei Italienreisen fanden im Auftrag des Herzogs statt, der an der zweiten Reise auch teilnahm; südlich der Alpen hatte Schickhardt die Möglichkeit, neue Eindrücke zu sammeln und sie für seine Bauvorhaben in Württemberg nutzbar zu machen.
Privat blieb er jedoch seinem Geburtsort Herrenberg verbunden. Die Heirat mit der Bürgermeisterstochter Barbara Grüninger bedeutete den gesellschaftlichen Aufstieg in die württembergische Ehrbarkeit. Seinen Wohnsitz verlegte er zwar nach Stuttgart und zeitweise auch nach Montbéliard, investierte er jedoch in Grund und Boden, so befand sich dieser in und um Herrenberg.
Veränderungen in seiner Tätigkeit brachte der Tod Herzog Friedrichs von Württemberg 1608 mit sich. Manch großzügiges Bauvorhaben wurde von dessen Sohn und Nachfolger Herzog Johann Friedrich eingestellt; zudem bekam Schickhardt nun den Posten des Landbaumeisters und war damit in den Folgejahren mit den unterschiedlichsten Baumaßnahmen befasst, die keinen Raum für große Projekte ließen. Sein Arbeitsfeld als Architekt reichte von Kirchen, Schlössern, Rathäusern und Scheuern bis zu technischen Gutachten.
Heinrich Schickhardt starb im hohen Alter einen Tod, der den Zeitumständen geschuldet war, er wurde am 4./14. Januar 1635 in Stuttgart von einem Soldaten erstochen. Überlieferung des Bestands
Die Unterlagen Heinrich Schickhardts wurden nach seinem Tod von der Enkelin und Universalerbin Brigitte Hiller an die Rentkammer in Stuttgart übergeben (vgl. N 220 A 141). Von dort wurde der Bestand im Jahr 1660 an die Herzogliche Kunstkammer abgegeben. Weiter gelangte er 1669 in das Herzogliche Archiv (A 265 Bü 109). Zur Bestandsgeschichte vgl. Robert Kretzschmar, Heinrich Schickhardt in der Erinnerung. In: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 61, 2002, S. 159-183, v.a. S. 165-167.
Inhalt und Bewertung
Zum Bestand
Der Nachlass Heinrich Schickhardt (bis 1968 unter der Signatur A 61 a, zuvor A 61) dokumentiert die außergewöhnlich vielseitige und fruchtbare Tätigkeit Schickhardts als Architekt, Ingenieur und Städteplaner. Er umfasst neben Zeichnungen zu den meisten Projekten auch eine Fülle schriftlicher Unterlagen (Korrespondenzen, Kostenüberschläge, Abrechnungen, Gutachten, Berichte).
Gegliedert ist er auf der obersten Ebene in die Bereiche Hochbausachen und Technische Zeichnungen, darunter wird weiter sachthematisch und nach Orten differenziert. Zur Bestandsbearbeitung
Karl Otto Müller erstellte in den Jahren 1947/1948 ein Zettelrepertorium, das mit Schreibmaschine geschriebene Titelaufnahmen enthielt. Dieses wurde für den internen Gebrauch im Hauptstaatsarchiv zweimal kopiert, eine Fassung war nach dem Standort geordnet, die zweite nach der systematischen Gliederung.
Diese Verzeichnung entsprach in Erschließungstiefe, Homogenität und Indizierung jedoch nicht mehr der vermehrt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückten Bedeutung des Nachlasses von Heinrich Schickhardt. Daher wurde dieser Bestand für das DFG-Projektes "Kalliope" (http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de) ausgewählt, um ihn neu zu erschließen und auch mit einem Online-Findbuch der Nutzung zur Verfügung zu stellen.
Die Bearbeitung erfolgte 2003/2004 anhand der Originale im Abgleich mit den Titelaufnahmen von K.O. Müller.
Die im Findbuch Müllers vorliegende Ordnung des Bestandes wurde weitgehend übernommen. Innerhalb der einzelnen Rubriken sind die Verzeichnungseinheiten chronologisch geordnet. Umordnungen zwischen den Rubriken (z.B. das Salzsieden von der Holzsparkunst zur Salzgewinnung) wurden nur vorgenommen, um Überschneidungen zu korrigieren und die Gliederung zu vereinheitlichen. Nicht verändert wurde die Verteilung auf die Bereich Hochbau und Technische Zeichnungen und Pläne, die bereits in der Signatur der einzelnen Einheiten (A oder T) ihren Ausdruck findet.
Der Bestand wurde mehrstufig nach den Internationalen Grundsätzen für die archivische Verzeichnung ISAD (G) (ISAD(G) - Internationale Grundsätze für die archivische Verzeichnung. Zweite, überarbeitete Ausgabe, Marburg 1999. (Veröffentlichungen der Archivschule Marburg, Nr. 23), im Internet unter http://www.ica.org/biblio/ISAD_2_DE.pdf) verzeichnet. Damit wurde erstmals im baden-württembergischen Archivwesen der Einsatz der Stufenerschließung unterhalb der Archivalieneinheit und die Möglichkeiten der Darstellung als gedrucktes und Online-Findbuch getestet.
Stufenerschließung bedeutet, dass auf unterschiedlichen Hierarchiestufen verzeichnet wird. Die oberste ist eine Archivalieneinheit (z.B. Signatur A 24), die mehrere Dokumente enthalten kann. Auf der Ebene darunter werden Teile (Vorgänge) der Archivalieneinheit angezeigt (z.B. A 24/02), auf der untersten Ebene können Einzeldokumente nochmals näher beschrieben werden.
In der Online-Ansicht werden beim Einstieg über die Strukturansicht zunächst die Titel der einzelnen Verzeichnungseinheiten angezeigt. Wird darunter der Link "Näheres" angeboten, führt dieser zu den Unteraufnahmen, die auf einem neuen Bildschirm hierarchisch nach Vorgängen und Einzeldokumenten (z.B. einzelne Karten und Pläne) gegliedert, erscheinen.Dieses Verfahren garantiert eine bessere Übersichtlichkeit und erhöht somit die Recherchequalität. Anmerkungen zu einzelnen Erschließungselementen
Im Enthält-Vermerk werden zusätzlich zu den üblichen Angaben auch Größenangaben (Folio, Quart, Oktav, Sedez) angegben; diese stellen zwar bloße Annäherungswerte dar, da die Blätter vielfach beschnitten oder aufgeklebt sind, dienen jedoch zur Orientierung.
Anzahl und Größe der Blätter werden in runden Klammern gemeinsam im Enthält-Vermerk angegeben, z.B. "(2 Folio Doppelblatt)". Ein Doppelblatt zählt als 2 Blatt, bei der Umfangsangabe sind dann also "4 Bl." eingetragen. Die Blätter sind bis zu einem Umfang von etwa 15-20 Blatt einzeln gezählt, bei darüber hinausgehenden Mengen wird "1 Bü" angegeben. Auch bei zusammengeklebten Blättern erfolgt die Zählung einzeln, dazu wird angegeben, dass die Zettel zusammengeklebt sind (z.B. A 71/04: "3 zusammengeklebte Oktavblätter". Eine Ausnahme bilden die Karten und Pläne. Eine Zeichnung wird, egal, ob sie ein Blatt oder ein Doppelblatt einnimmt, grundsätzlich als "1 Bl." gezählt. Befinden sich jedoch mehrere Zeichnungen auf einem Doppelblatt, erfolgt die Zählung einzeln wie oben angegeben ("2 Bl.").
Die Indizes wurden vollständig überarbeitet und ergänzt. Eine deutliche Quantitäts- und Qualitätssteigerung wurde vor allem bei der Verzeichnung von Personennamen erzielt, die nun alle Angaben, die für eine Aufnahme in die Personennormdatei benötigt werden, enthalten.

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, N 220
Extent
345 Verzeichnungseinheiten (etwa 1500 Zeichnungen und Schriftstücke)

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Karten, Pläne und Zeichnungen >> Pläne und Zeichnungen
Related materials
Eine ständig aktualisierte Bibliografie zu Heinrich Schickhardt ist auf den Internetseiten des Hauptstaatsarchivs Stuttgart (www.landesarchiv-bw.de) einzusehen.
Die wichtigsten Titel:
Adolf Schahl, Heinrich Schickhardt - Architekt und Ingenieur. In: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 18, 1959, S. 14-85.
Ehrenfried Kluckert, Heinrich Schickhardt. Architekt und Ingenieur. Eine Monographie, 1992.
Sönke Lorenz/Wilfried Setzler (Hg.), Heinrich Schickhardt - Baumeister der Renaissance. Leben und Werk des Architekten, Ingenieurs und Städteplaners. 1999, 392 S., mit Katalog zur Ausstellung "Ein schwäbischer Leonardo? Heinrich Schickhardt - Baumeister, Ingenieur, Kartograph", bearb. Von Robert Kretzschmar, Eberhard Merk und Regina Keyler, S. 337-392.
Robert Kretzschmar (Hg.), Neue Forschungen zu Heinrich Schickhardt. Beiträge einer Tagung des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins und des Hauptstaatsarchivs Stuttgart am 15. Januar 2000 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde Baden-Württemberg Reihe B 151. Band), 2002, darin: Eberhard Merk, Schickhardtiana im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Ein Verzeichnis der Archivalien zu Heinrich Schickhardt in dessen Beständen, und ders., Bibliografie zu Heinrich Schickhardt

Indexentry place
Hall im Inntal, Tirol [A]; Salzbergwerk

Date of creation of holding
(1554, 1568) 1574-1634 und o.J.

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Rights
Last update
20.01.2023, 3:09 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • (1554, 1568) 1574-1634 und o.J.

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