Bestand

Kaufmann-Regesten (Bestand)

Einleitung aus dem Findbuch von Norbert Hofmann (1985): Alexander Kaufmann wurde am 14. Mai 1817 in Bonn als Sohn des Bürgermeisters Franz Kaufmann und der Maria Josephine geb. von Pelzer geboren. Durch Vermittlung seines Lehrers Joseph Aschbach, des Verfassers der "Geschichte der Grafen von Wertheim", nahm er 1843 erstmals Beziehungen zum Fürstlichen Haus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg aus; Kaufmann wurde damals als Hauslehrer des späteren Fürsten Karl Heinrich zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1834-1921) nach Kleinheubach berufen. 1850 trat Kaufmann erneut in die Dienste des Fürstlichen Hauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg: Am 12. November 1850 wurde er zum fürstlichen Archivrat mit Sitz in Wertheim ernannt. 1857 heiratete er Mathilde, die Tochter des Nürnberger Ersten Bürgermeisters Dr. Friedrich Binder. Wie seine Frau Mathilde, die als Dichterin unter dem Namen Amara George bekannt wurde, widmete sich auch Alexander Kaufmann der Poesie. Sein bekanntestes Werk auf diesem Gebiet sind die gereimten "Mainsagen" von 1853. Ihnen ließ er, doch in erster Linie Wissenschaftler, nicht Dichter, 1862 die "Quellenangaben und Bemerkungen zu Karl Simrocks Rheinsagen und Alexander Kaufmann Mainsagen" folgen (vgl. dazu StAWt-R NL22). - Am 1. Mai 1893 starb Alexander Kaufmann in Wertheim. Er liegt auf dem Wertheimer Bergfriedhof begraben. Während der Passivbriefwechsel Alexander Kaufmann mit seinen zahlreichen Briefen deutscher Gelehrter und Dichter durch verschiedene Editionen relativ gut bekannt ist und deshalb immer wieder benutzt wird, sind die sog. Kaufmann-Regesten außerhalb der alten Grafschaft Wertheim fast unbekannt, obwohl Otto Langguth bereits 1936 auf sie hingewiesen hat (Otto Langguth: Die Grafschaft Wertheim, S. 9). Selbst Forscher, die sich mit der Landesgeschichte unseres Raumes befassen, müssen oft erst auf diese ergiebige Quellensammlung hingewiesen werden. Über die Entstehungszeit und den Entstehungszweck der Kaufmann-Regesten ist so gut wie nichts bekannt. Als einzige Datierungshilfe findet sich in der Mappe "Habitzheim" das Datum 1881. So lässt sich nur vermuten, dass Alexander Kaufmann diese Regesten während seine Jahre als fürstlicher Archivrat als Hilfe für dienstliche wie private Forschungen angelegt hat und dass die Regesten - bei seinem Tod 130 Mappen - in Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenberg'schen Archiv verblieben. Für den dienstlichen Charakter der Sammlung sprechen die Verwendung der löwensteinischen Hausfarben Weiß-Blau bei der äußeren Gestaltung der Mappen und die Verwahrung im Archiv. Auf eine Nutzung auch für private Forschungen weisen dagegen die Aufschriebe über Lokalsagen hin.

Einleitung: Die Kaufmann-Regesten bestehen aus alphabetisch geordneten Mappen im Quartformat, die jeweils einem thematischen Aspekt gelten. Es überwiegen die Mappen zur Geschichte der zur ehemaligen Grafschaft Wertheim gehörigen Orte. Einen zweiten thematischen Schwerpunkt bilden die weit verstreuten Grafschaften, Herrschaften und Klöster, die sich im Besitz der 1556 ausgestorbenen Grafen von Wertheim, des Grafen Ludwig zu Stolberg-Königstein-Wertheim (1505-1574) und der 1806 mediatisierten Häuser Löwenstein-Wertheim-Virneburg (seit 1813: L.-W.-Freudenberg) und Löwenstein-Wertheim-Rochefort (seit 1813: L.-W.-Rosenberg) befanden. Personengeschichtliche Mappen größeren Umfangs liegen vor für die Grafen von Wertheim und die Grafen und Fürsten von Löwenstein. Die Regesten zu zahlreichen Adelsfamilien der Gegend finden sich teils in eigenen Mappen, teils unter den jeweiligen Hauptbesitzungen (so z.B. die Hund von Wenkheim unter Wenkheim). Sachthematische Mappen sind äußerst selten Deutscher Orden, Kaiser und Könige, Münzwesen, Päpste und Kardinäle). Die einzelnen Mappen enthalten in der Regel zu Beginn eine Quellen- und Literaturübersicht. Deren Benutzung setzt allerdings einige Kenntnis der älteren ortsgeschichtlichen Literatur voraus, da die Titel abgekürzt zitiert werden. Eine Hilfe zur Identifizierung dieser Kurztitel bietet eine Literaturliste Kaufmann mit Abkürzungen, die er seinem historischen Sachwörterverzeichnis (StAWt-R) vorangestellt hat. An die Quellen- und Literaturübersicht schließen sich Auszüge aus historischen sowie aus statistisch-topographischen Werken an (v.a. aus J.K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken). Den Schlus des einleitenden Teils bilden Hinweise auf Lokalsagen und Auszüge aus Sagensammlungen. Die darauf folgenden "Regesten" von Urkunden und Akten - unter ihnen nicht selten Originalschriftstücke, zeitgenössische Abschriften und alte Drucke - sind chronologisch gereiht. Wo Kaufmann Archivsignaturen angibt, ohne das verwahrende Archiv zu nennen, bezieht er sich auf "sein" Archiv, das Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenberg'sche Archiv. Überwiegend griff er [Alexander Kaufmann] bei den Regesten auf gedruckte Quellen zurück; die Sammlung sollte vor allem eine Ergänzung zu den Archivbeständen darstellen. Die Benutzung der Kaufmann-Regesten erspart also eine Benutzung der im Staatsarchiv Wertheim verwahrten Archivalien nicht! Die Kaufmann-Regesten setzen bei den frühesten Quellen ein und reichen teilweise bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts; der zeitliche Schwerpunkt liegt aber im 13.-16. Jahrhundert. - Nach Kaufmanns Tod 1893 wurden seine Regesten von den löwenstein-wertheim-rosenbergschen Archivaren nur noch vereinzelt ergänzt; vor allem sind hier die Nachträge des fürstlichen Archivoberinspektors Joseph Schuster (1893-1965) zu erwähnen.

Einleitung: Die Kaufmann-Regesten wurden im September 1984 durch Herrn Hermann Schäffner im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme neu geordnet und verzeichnet. Die Ordnungsarbeiten bestanden darin, die chronologische Reihenfolge zu überprüfen, einzelne Archivalien aus dem Bestand zu entnehmen und in das Archiv einzureihen sowie offensichtliche Irrtümer zu korrigieren. Im Falle Bödigheim/Böttigheim, wo sich Kaufmann über die Zugehörigkeit der Regesten zu einem der beiden Orte nicht klar war, wurde eine Trennung in zwei Mappen vorgenommen. Aufgeteilt wurden auch jene Mappen, in denen mehrere Orte oder Herrschaften zusammengefasst waren (z.B. die Mappe "Niederländische Herrschaften"). Wo die Aufteilung einer Mappe nicht sinnvoll erschien (z.B. Nassig/Ödengesäß) oder wo orts- und familiengeschichtliche Regesten in einer Mappe vereinigt sind, wurden Verweise in die Indices aufgenommen. Die Verzeichnung konnte sich vorwiegend auf die Aufnahme des Mappentitels beschränken. Falls Literaturangaben größeren Umfangs, Auszüge aus der ortsgeschichtlichen Literatur und Mitteilungen über Sagen vorliegen, wird dies im Enthält-Vermerk angegeben. Die Darin-Vermerke weisen vor allem auf Quellenabschriften und Zeitungsausschnitte hin. Die in der Titelaufnahme ausgewiesene Laufzeit bezeichnet jene Jahre, für die Regesten vorliegen. In runden Klammern folgen die Laufzeiten der Darin-Vermerke. Der Bestand umfasst nunmehr 2,8 lfd.m in 26 Schubern = 161 Mappen. Wertheim, März 1985 Dr. Norbert Hofmann

Bearbeitung 2011: Im März 2011 erfuhr die Sammlung eine kleine Überarbeitung. Dabei wurden die Originale, die sich in einigen Mappen fanden, entnommen und anderweitig an passenden Orten untergebracht. Über die entnommenen Stücke existiert ein Verzeichnis in der Registratur unter Az.: 8-7511.5-1/17. Der Bestand ist im Magazin doppelreihig aufgestellt und umfasst deshalb nur noch 1,4 lfd.m. Am sonstigen Umfang hat sich nichts geändert. Wertheim, März 2011 Martina Heine

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, R-S 29

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Rosenbergisches Archiv >> Selekte und Sammlungen >> Sammlungen

Indexbegriff Person
Kaufmann-Regesten

Bestandslaufzeit
1850-1888

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
25.03.2024, 13:33 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1850-1888

Ähnliche Objekte (12)