Bestand
Ministerium für politische Befreiung Württemberg-Baden, Ministerialabteilung Baden (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Organisation der Spruchkammern und der
Spruchkammerverfahren; Personal; einzelne Verfahren und
Verfahrensgruppen (u.a. besondere Einzelfälle, Internierte,
Meldebogenfälschungen, Entscheidungen über Ruhegehalts- und
Hinterbliebenenbezüge), Statistik, Verkehr mit der
Militärregierung
Vorbemerkung: Das Gesetz Nr. 104
der amerikanischen Militärregierung zur Befreiung von
Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946 sah im Bereich
der US-Zone die Bildung von Ministerien für politische Befreiung vor.
Sie hatten das Gesetz, d.h. die Entnazifizierung mit Hilfe von
Spruchkammerverfahren, durchzuführen (Abs. 23). In Württemberg-Baden
erhielt zunächst ein Staatssekretariat für Sonderaufgaben die
Funktionen dieses Ministeriums (Verf. Nr. 108 vom 21. März 1946, RBl.
S. 155), es war gegenüber der Landesbezirksverwaltung Baden
weisungsbefugt, konnte dem Präsidenten des Landesbezirks Baden aber
auch Aufgaben übertragen (§ 3 und 4). Im August 1946 wurde das
Staatssekretariat in ein Ministerium umgewandelt, dessen
"Ministerialabteilung Baden" im April 1947 in Karlsruhe seine
Tätigkeit aufnahm. Die Spruchkammern arbeiteten bis zum Oktober 1948,
danach übernahmen für Nordbaden die Zentralspruch- bzw.
Zentralberufungskammer Karlsruhe die unerledigten Fälle. Das
Ministerium trat am 30. September 1948 "in Abwicklung": die
Ministerialabteilung Baden unterstand jetzt als "Außenstelle
Karlsruhe" einer sog. Kopfstelle im Staatsministerium, bis mit der
endgültigen Aufhebung des Befreiungsministeriums (VO vom 18. September
1950) das Innenministerium für die weitere Abwicklung zuständig wurde.
Mit dem Gesetz zur einheitlichen Beendigung der politischen Säuberung
vom 13. Juli 1953 ging auch die Tätigkeit der Spruchkammern zu Ende.
Die Akten der Ministerialabteilung Baden gelangten in mehreren
Einlieferungen an das Generallandesarchiv: 1951 über das Staatsarchiv
Ludwigsburg, 1954 über das Justizministerium - beide Zugänge erhielten
keine Signaturen, da die Akten vorläufig als Altregistraturgut der
Zentralspruchkammer Karlsruhe betrachtet wurden -, 1988 schließlich
über das Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Die beiden älteren Zugänge
wurden zunächst als unverzeichneter Anhang der Beständegruppe 465 a
Spruchkammern Nordbaden angereiht und erhielten erst mit der
vorliegenden Verzeichnung die Bestandssignatur 551. Die Laufzeit des
neu gebildeten Bestandes reicht in die Anfänge der Auftragsverwaltung
durch den Präsidenten des Landesbezirks Baden zurück und endet 1950
mit dem Schriftgut der "Außenstelle Karlsruhe" (s.o.). Das Schriftgut
vor 1945 beschränkt sich auf Material zur Organisation von Gestapo und
NSDAP (ab 1936). Der größte Teil der Sachakte bezieht sich auf die
Auslegung des Befreiungsgesetzes, die Organisation der Spruchkammern,
die Beteiligung der politischen Parteien bei deren Besetzung,
Verfahrensstatistik und Einzelverfahren, Personalstand und
Unterbringung der Spruchkammerbediensteten in anderen Dienststellen
entsprechend dem Gesetz Nr. 917 des Länderrats vom 10. März 1948, dem
sog. Sicherungsgesetz. Der kleinere Teil besteht aus Schriftverkehr
mit der Militärregierung; er behandelt hauptsächlich deren Rolle als
Berufungsinstanz und ihre Kompetenz, Arbeitsgenehmigungen bzw.
-verbote zu erteilen. Die Akten (bisher GLA 551, 3 lfd. m, bzw. GLA
551 Zugang 1988-8, 2 lfd. m) wurden im Frühjahr 1988 durch die
Volontäre Dr. Francis X. S. Kyewalyanga bzw. Frau Hanna Jüngling unter
Anleitung von Dr. Krimm verzeichnet, die Stammblätter der
Spruchkammerbediensteten (bisher GLA 551, 4 lfd. m) im Sommer 1989
durch Herbert Kersting. Die Endredaktion lag bei Frau Barbara Vogler
und Herbert Kersting. Die Reinschrift des Repertoriums fertigte Frau
Hessler. Neben der Ministerialabteilung Baden hatte eine zweite
Außenstelle des Ministeriums ihren Sitz in Karlsruhe, die
organisatorisch aber der Abteilung Interniertenlager zugehörte. Die
Akten dieser Provenienz bilden heute den Bestand 552 (s. eigenes
Repertorium). Karlsruhe, im November 1990 Dr. Konrad Krimm
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 551
- Umfang
-
310 Akten
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Justiz >> Ministerium für politische Befreiung Württemberg-Baden
- Bestandslaufzeit
-
(1936-1937), 1945-1953, (1957)
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1936-1937), 1945-1953, (1957)