Bestand

Kenzingen, Stadt und Kirnburg, Herrschaft (Bestand)

Inhalt und Bewertung

Der Bestand berührt auch das Amtsgebiet des in Kenzingen ansässigen Obervogteiamts und überschneidet sich z.T. mit Bestand 150. Er setzt sich mehrheitlich aus Akten der vorderösterreichischen Zentralverwaltung zusammen. Fast ein Viertel der Archivalien stammt aus den in Kenzingen begüterten umliegenden Ordenshäusern, vor allem dem mit einer Schaffnerei in Kenzingen vertretenen Johanniterfürstentum Heitersheim. Die Akten über das 1806 aufgehobene Zisterzienserinnenkloster Wonnental bei Kenzingen stammen z.T. aus dem Kloster selbst (vgl. Bestände 25 und 229 Wonnental), z.T. aus den Paternitätsklöstern Tennenbach und Salem oder sind ebenfalls vorderösterreichischer Provenienz.

Vorwort: Das Dorf Kenzingen wird im Jahr 773 erstmals urkundlich erwähnt. Der darin liegende fränkische Königshof kam 880 an das adlige Damenstift Andlau (Elsass). Die Vogtei über dessen breisgauische Güter hatten die Üsenberger inne. Die Stadt Kenzingen wurde 1249 von Rudolf II. von Üsenberg abseits von dem alten Dorf gegründet und mit dem Freiburger Stadtrecht ausgestattet. 1343 erhielten die von Üsenberg die Stadt Kenzingen und die Herrschaft Kirnburg als Lehen von Österreich verliehen. 1352 kaufte Markgraf Heinrich IV. diese Besitzung. Sie musste jedoch nach seinem Tod im Jahr 1369 wieder an Österreich abgegeben werden. Anschließend waren Stadt und Herrschaft an verschiedene Adlige und an die Stadt Straßburg verpfändet, bis sie schließlich ab 1564 ständig in österreichischer Hand verblieben. Die Herrschaft Kirnburg gehörte zum vorderösterreichischen Breisgau. Sie hat ihren Namen von der Burg der Herren von Üsenberg auf der Gemarkung der Gemeinde Bleichheim. Zu ihr gehörten ursprünglich neben der Stadt Kenzingen noch die Orte Herbolzheim, Oberhausen, Niederhausen, Bornbach, Bleichheim und Wyhl. Bleichheim wurde 1682 von der Herrschaft abgetrennt und der Familie von Kageneck als Lehen gegeben. Wyhl erhielt 1736 die Stadt Endingen als Lehen. 1744 wurde schließlich die Stadt Kenzingen von der Herrschaft abgetrennt. Hauptort der Herrschaft Kirnburg war nun Herbolzheim, aber Sitz des Amtmanns blieb Kenzingen und die Herrschaft wird daher teilweise auch als Herrschaft Kenzingen bezeichnet. 1805 kamen die Stadt Kenzingen und die Herrschaft Kirnburg mit dem Breisgau an Baden. Der vorliegende Bestand ist im Laufe des 19. Jahrhunderts nach dem im Generallandesarchiv damals angewandten Pertinenzprinzip gebildet worden. Es wurden aus sämtlichen Archiven der in den Jahren nach 1802 an Baden gekommenen Territorien und Institutionen hier diejenigen Akten zusammengefasst, die die Stadt Kenzingen und die Herrschaft Kirnburg betrafen. So spiegelt sich im jetzt erstellten Provenienzverzeichnis (S. 245) des Bestands die Zusammensetzung derjenigen kirchlichen und weltlichen Territorien und Institutionen wieder, die einen Bezug zur Stadt und zur Herrschaft hatten. Dass der Anteil städtischer Akten hier nur gering ist, verwundert nicht weiter, da die Überlieferung des Stadtarchivs am Ort verblieben ist. Die wenigen enthaltenen Stücke dürften mehr zufällig ihren Weg in das Generallandesarchiv gefunden haben - vermutlich stammen sie aus dem vorderösterreichischen Archiv. Schon mehr verwundert es, dass die Überlieferung aus dem Amtsarchiv der Herrschaft Kirnburg so gering ist. Es stammen lediglich 8 Akten (1,1 %) dorther. Der weitaus überwiegende Teil des Bestandes stammt von anderen vorderösterreichischen oder österreichischen Stellen. 390 Akten (55 %) stammen hierher, wobei fast 9 Zehntel hiervon (347 Akten) aus dem Archiv der vorderösterreichischen Regierung und Kammer herrührt. 16 Akten (2,2 %) kommen aus den Archiven anderer weltlicher Herrschaften, insbesondere der angrenzenden Markgrafschaft Hochberg. Verhältnismäßig groß ist der Anteil kirchlicher Provenienzbildner -171 Akten (24 %) rühren hierher, wobei etwa die Hälfte davon aus dem Archiv der Johanniter in Heitersheim und ein Viertel davon aus dem Archiv des Klosters Wonnental stammt. Die Johanniter hatten ein Kameralhaus oder eine Schaffnei in Kenzingen, das ursprünglich den Besitz der Johanniterkommende Freiburg in Kenzingen verwaltete. Das Kloster Wonnental, das 1220 von Rudolf von Üsenberg in der Nachbarschaft der späteren Stadt Kenzingen gegründet wurde, gehörte zum Zisterzienserorden und wurde vom Kloster Tennenbach beaufsichtigt. Es wurde 1806 aufgehoben (siehe auch Bestand 229). Außerdem bestand in Kenzingen seit dem 17. Jahrhundert ein Franziskanerkloster, aus dessen Archiv jedoch keine Akten überliefert sind. Wie über die beiden anderen geistlichen Institutionen finden sich jedoch auch über dieses zahlreiche Akten anderer Provenienz, die dieses betreffen, in dem Bestand. Aus großherz oglich badischer Zeit stammen 66 Akten (10 %). Nicht geklärt werden konnte die Provenienz bei 54 Akten (7,7 %). Die zeitliche Schichtung der Überlieferung dieses Bestandes ergibt folgendes Bild: 3 Akten (0,4 %) enthalten Schriftgut vor 1500, 78 Akten (9 %) betreffen das 16. Jahrhundert, 197 Akten (24,6 %) das 17. Jahrhundert, 413 Akten (51,6 %) das 18. Jahrhundert und 109 Akten (13,6 %) enthalten Schriftgut, das dem 19. Jahrhundert entstammt. Der Bestand umfasst 705 Faszikel in 6 lfd. m und hat eine Laufzeit von 1242 bis 1855. Er wurde von Wilhelm Schweinfurth 1955 durch ein Zettelrepertorium erschlossen, das nach der Brauerschen Rubrikenordnung untergliedert war. Dieses Zettelrepertorium wurde von Unterzeichnetem unter Verwendung des MIDOSA-Programms überarbeitet. Hierbei wurde der Umfang der einzelnen Faszikel angegeben, wobei bei Akten mit Blattzählung oder einem Umfang von bis zu etwa 10 Blatt die Blattzahl angegeben wurde, bei sonstigen Akten unter 1 cm Umfang die Bezeichnung "1 Fasz." steht, und bei Akten ab 1 cm Umfang die Zentimeterzahl in Schritten von 0,5 cm angegeben ist. 1 cm entspricht etwa 50 Blatt (bei Hadernpapier), so dass sich durch diese Angaben der ungefähre Umfang eines Aktenhefts berechnen lässt. Außerdem wurde die Provenienz (des letzten angefallenen Schriftstücks) ermittelt und die Filmsignatur hinzugefügt. Die Aktentitel wurden teilweise erheblich umgearbeitet, Laufzeiten wurden berichtigt, im Einzelfall wurden die Titel durch weitere Inhaltsvermerke erweitert. Auch die Zuordnung der einzelnen Titel zu den Rubriken wurde häufig verändert. Das Findbuch wurde durch Indizes erschlossen und eine systematische Verzeichnis der Provenienzen und eine Konkordanz der Bestellnummern zu den Ordnungsnummern wurde beigegeben.

Bestandssignatur
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 208
Umfang
669 Akten (Nummernbereich 1-705)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Ältere Bestände (vornehmlich aus der Zeit des Alten Reichs) >> Akten >> Städte >> Kenzingen, Stadt und Kirnburg, Herrschaft
Verwandte Bestände und Literatur
Rainer Brüning/Gabriele Wüst (Bearb.), Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 6, Bestände des Alten Reiches, insbesondere Generalakten (71-228), Stuttgart 2006, S.366

Bestandslaufzeit
[1242]-1857

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:03 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • [1242]-1857

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