Bestand

Best. 126 Kunsthochschule Mainz (Bestand)

Form und Inhalt: Geschichte der Kunsthochschule
Fast zeitgleich zur Wiedereröffnung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz begannen im Jahr 1946 die Bestrebungen, ein künstlerisches Studium in Mainz wieder möglich zu machen.
Die Einrichtung der „Vereinigten Staatlichen Kunstgewerbeschule“ (Staatliche Bau- und Kunstschule) erfolgte am 3. Oktober 1946. Bereits im März 1946 hatte es Forderungen nach einer Wiedereröffnung seitens des damaligen Mainzer Oberbürgermeisters und der französischen Militärregierung gegeben. Zuvor hatte eine Denkschrift von 1945 dazu aufgerufen, die Mainzer Staatsbauschule (Adolf-Hitler-Staatsbauschule) mit einer Kunstschule zu verbinden. Ein Grund für diese Bestrebungen mag gewesen sein, dass nach dem Krieg ein großer Mangel an gut ausgebildeten Handwerkern und Künstlern vorherrschte, die für den Wiederaufbau benötigt wurden.
Von einer Wiedereröffnung konnte im Fall der nun gegründeten Staatlichen Bau- und Kunstschule eigentlich keine Rede sein, da es keine direkte Vorgängerinstitution gegeben hat (die Tradition reicht zurück bis zur Gründung der Maler- und Bildhauerakademie im Jahr 1757). Eher war es so, dass man bereits bestehende Strukturen (Werkstätten und Lehrkräfte der Staatsbauschule und der auf die Kunstgewerbeschule folgenden - jedoch bereits 1939/40 aufgelösten - Staatsschule für Kunst- und Handwerk) nutzen wollte, um etwas Neues zu errichten. Ein eigenes künstlerisches Profil und die Möglichkeit, neben den kunstgewerblichen, gestalterischen Fächern freie Kunst zu studieren, fehlte an der neu gegründeten Schule. Im Jahr 1947 wurde aus diesem und anderen Gründen (u. a. Positionierung der Schule in der Region) die Abteilung „Hochschule für freie und angewandte Kunst“ mit Klassen für Grafik, Malerei, Bildhauerei und Architektur eingerichtet. Fast zeitgleich wurde der Ausbildungsgang Kunsterziehung ermöglicht, den es in der französischen Zone bisher noch nicht gab.
Die Kunsterzieherausbildung und später das künstlerische Lehramtsstudium bildeten lange Zeit das Kernstück der Institution. Der freien bildenden Kunst wurde anfangs nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit zuteil, obwohl so namhafte Künstlerinnen wie die Bildhauerin Emy Roeder für die Lehre gewonnen werden konnten.
In den folgenden Jahrzehnten sollte die Schule immer wieder ihren Namen und ihre Ausrichtung in der Lehre ändern. Neue Impulse gingen vor allem auch von den jeweiligen Direktoren und Abteilungsleitern aus. Im Jahr 1953 wurde die „Staatliche Bau- und Kunstschule“ in die „Staatsbau- und Landeskunstschule“ umgewandelt, worauf 1956 die Abspaltung einer eigenständigen Landeskunstschule folgte. Im gesamten Verlauf der 50er Jahre erfolgten wesentliche organisatorische Umstrukturierungen. Dabei ging es vor allem um die Zusammenarbeit zwischen Universität und Landeskunstschule und deren Umwandlung von einer berufsbildenden Fachschule in eine Kunstakademie und somit um die Aufwertung des Studiums. Raumprobleme und die Verteilung von Zuständigkeiten waren weitere Themen, die in diesen Jahren verhandelt wurden. Der damalige Direktor der Landeskunstschule, Max Rupp, setzte sich mit gemischtem Erfolg für den Hochschulstatus seiner Schule ein - 1959 wurde die Kunsterziehung in das neu eingerichtete „Hochschulinstitut für Kunst- und Werkerziehung“ überführt und die Landeskunstschule in eine Werkkunstschule mit gestalterischem Profil umgewandelt (zusammen mit einer Ingenieursschule die spätere Fachhochschule in der Holzstraße).
Das Hochschulinstitut für Kunst- und Werkerziehung unterstand direkt dem Ministerium und war somit keine Einrichtung der Universität. Eugen Küchle, der erste Leiter des Instituts (1957-1961), regte den Bau eines Institutsgebäudes an, das allerdings erst 1974 fertiggestellt werden konnte (Standort Taubertsberg).
Im Jahr 1973 wurde das Hochschulinstitut in der Folge des neuen rheinland-pfälzischen Hochschulgesetzes als Fachbereich 24 (Bildende Kunst) in die Universität eingegliedert. Das Institut war nun zwar räumlich vom Campus getrennt, aber institutionell nicht mehr eigenständig. Zudem gehörte seit 1982 zum Studium der Kunsterziehung ein wissenschaftliches Nebenfach, was die Konzentration auf das klassische Atelierstudium erschwerte. Erst im Jahr 1986 wurde der Studiengang Freie Bildende Kunst eingeführt, der für die weitere Profilierung des Instituts prägend sein sollte.
Ab dem Jahr 2001 durfte der Fachbereich den Zusatz „Akademie für Bildende Künste“ verwenden. Die Bezeichnung „Kunsthochschule Mainz“ geht auf die Neuregelungen durch das Hochschulgesetz von 2010 zurück.
Bestandsinformationen
Bestand 126 enthält vorwiegend Sachakten aus der Zeit der Gründung der Staatlichen Bau- und Kunstschule im Jahr 1946 bis in die 2010er-Jahre. Der Schwerpunkt liegt auf den 1960er- und 1970er Jahren. Die Akten unterliegen teilweise noch den archivrechtlichen Sperrfristen. Für die Nutzung der Akten gelten die Bestimmungen des Landesarchivgesetzes Rheinland-Pfalz und die Regelungen der Nutzungsordnung des Universitätsarchivs Mainz.
Literatur
Ullrich Hellmann: Die Kunsthochschule Mainz. Historische Entwicklung und Ausblick, in: Georg Krausch (Hg.): 75 Jahre Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Universität in der demokratischen Gesellschaft, Regensburg 2021, S. 280-293.

Bestandssignatur
126
Umfang
24 Kartons; 2,9 lfm

Kontext
Universitätsarchiv Mainz (Archivtektonik) >> 03 Fakultäten und Fachbereiche >> 03.02. Fachbereiche (1973-2004) >> 03.02.01. Sachakten der Fachbereiche (1973-2004)

Provenienz
Kunsthochschule Mainz, Prof. Hellmann (Zug. 6/2019)
Bestandslaufzeit
1921-2016

Weitere Objektseiten
Letzte Aktualisierung
03.06.2025, 10:11 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Universitätsarchiv Mainz. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Beteiligte

  • Kunsthochschule Mainz, Prof. Hellmann (Zug. 6/2019)

Entstanden

  • 1921-2016

Ähnliche Objekte (12)