Parkanlage | Schlossanlage

Schloß Klein-Glienicke; Berlin, Steglitz-Zehlendorf

Im Glienicker Park liegt das Schloss Glienicke, Königstraße 35B-E, 36, mit seinen zahlreichen Nebengebäuden. Das Sommerschloss für den Prinzen Carl, den dritten Sohn König Friedrich Wilhelms III., entstand im Wesentlichen zwischen 1824 und 1845 durch Umbau eines älteren Gutshofes nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius. (1) Spätere Baumaßnahmen bis zum Tod des Prinzen im Jahr 1883 leiteten Ferdinand von Arnim und Ernst Petzholtz. 1939 ging das zwischenzeitlich stark vernachlässigte Schloss in den Besitz der Stadt Berlin über, 1950-52 wurde es zum Erholungsheim für Sportler umgebaut und 1977-86 von der Heimvolkshochschule Berlin genutzt. (2) Seit 1966 untersteht Schloss Glienicke der West-Berliner Schlösserverwaltung, seit 1995 Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. In den 1980er Jahren umfassend restauriert, wurde das Hauptgebäude mit Möbeln und Ausstattungsstücken aus der Zeit des Prinzen Carl als Museum eingerichtet; seit 2006 befindet sich im Westflügel ein Hofgärtnermuseum. (3)° Sämtliche Bauten des Glienicker Schlosses bilden mit dem Park eine untrennbare Einheit - sie wurden von den jeweiligen Baumeistern bis in Details von Formen und Farben in diesen hinein komponiert. Die Persönlichkeit des Bauherrn hat sich dabei entscheidend auf die Gestaltung der Anlage ausgewirkt. Sowohl konkrete gestalterische Vorgaben des Prinzen wie auch seine Italienbegeisterung und Sammelleidenschaft für antike Skulpturen und Bauteile waren die Grundlage für alle beteiligten Architekten, die das Schloss mit seinen mehr als 20 Gebäuden, Brücken, Toren und Brunnen zu einem bedeutenden Gesamtkunstwerk des frühen 19. Jahrhunderts formten. Die Leitidee war weniger, eine Schlossanlage im traditionellen Sinn zu schaffen, als vielmehr ein ländliches Anwesen im mediterranen Stil, wie es sowohl Prinz Carl als auch die Architekten bei ihren zahlreichen Italienreisen kennen gelernt hatten. In ihrer Komplexität und künstlerischen Durchbildung stellt daher die Gesamtanlage des Schlosses Glienicke ein bau-, kunst- und kulturgeschichtlich herausragendes Gefüge aus gestalteter Landschaft und Architektur von höchster Qualität dar.° ° Bauten und Landschaftsbilder im Glienicker Park geben Zeugnis von den höchst ambivalenten Kunstströmungen ihrer Zeit. Nördlich eines von Ost nach West verlaufenden Höhenrückens, die Alpen versinnbildlichend, erwecken ausgedehnte Laubholzbestände mit kleinen Lichtungen den Eindruck eines nordeuropäischen Waldes. In Anlehnung an diese Vegetationsbilder wurde offensichtlich auch der Baustil der Parkgebäude entwickelt. Der Jägerhof und das Jägertor, im "nördlich der Alpen" gelegenen Areal zu denken, sind daher im englisch-gotischen Tudorstil errichtet worden. Der südliche, zum Schloss hin abfallende, großzügig dimensionierte Bereich mit weichen Geländemodellierungen, auf Südeuropa hindeutend, zeigt hingegen neben der an Italien erinnernden Bauweise der Parkbauten - Schloss, Kasino, Gärtner- und Maschinenhaus, Wirtschaftshof, Matrosenhaus - auch eine offenere Behandlung der Parkpartien. (4)° Das topografisch reizvolle, zum Jungfernsee hin gelegene aussichtsreiche Hangufer kann man mittels eines scharf an der Hangkante geführten Panoramaweges erschließen. Schon kurz hinter dem Hofgärtner- und Maschinenhaus genießt man einen Fächerblick von einem ersten Lindenrondell aus, um bald zur romantischen Erlenbrücke, über einer kleinen Schlucht gelegen, zu kommen. Der Weg führt weiter über einen künstlich angelegten Schluchtgraben zum Zeltenplatz, von wo aus man im 19. Jahrhundert ausgezeichnete Blickbeziehungen zum Marmorpalais am Heiligen See oder nach Sacrow hatte. Im weiteren Verlauf gelangt man zum eigentlichen Höhepunkt der Uferinszenierungen, dem großen Wasserfall an der von Ludwig Persius errichteten Teufelsbrücke. Von dort aus kann man nicht nur das tief unter der Brücke rauschende Wasser beobachten, sondern hat zugleich eine weite Aussicht auf den Jungfernsee. Ein weiterer Blick, der einstmals bis zu den Schlössern von Sacrow und der Pfaueninsel reichte, ergibt sich schließlich oberhalb des Jägerhofes, wo einst ein großer Jagdschirm stand. Glienicke wurde damit Teil einer von Lenné strategisch gedachten, landschaftlich wirksamen Gesamtinszenierung, in die nicht nur die Kulisse der Stadt Potsdam, sondern auch zahlreiche in der Nähe der Havelgewässer liegende Schlösser, Brücken, Wasserwerke, aber auch andere Parkarchitekturen wie künstliche Wasserfälle, Pump- oder Maschinenhäuser, später auch Turmvillen miteinbezogen wurden.° __________________° 1) Prinz Carl erwarb 1824 das ehemalige Landgut des Hofrats Mirow mit Maulbeerplantage, Weinberg und Ziegelei von den Erben des damaligen Besitzers, des Fürsten Hardenberg. Zu diesem Zeitpunkt gab es dort ein um 1750 errichtetes Herrenhaus, ein Billardhaus, einen Teepavillon, eine Orangerie sowie mehrere Stall- und Wohngebäude. Ausführlich zu Vorgeschichte und Bauphasen des Glienicker Schlosses siehe: Sievers, Johannes: Karl Friedrich Schinkel, Bauten für den Prinzen Carl von Preußen (Schinkels Lebenswerk), Berlin 1942; Schärf 1986, S. 129-179; Schloss Glienicke 1987, S. 9 ff.; Mielke 1991, S. 123 ff., 153 ff., 455 ff.; Wyrwa, Ulrich: Schloss Klein-Glienicke. In: Geschichtslandschaft Berlin 1992, S. 461-477; Persius Ausstellungskatalog 2003, S. 99 ff.; Persius Architekturführer 2003, S. 82-96.° 2) Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss als Lazarett genutzt, 1945 als Offizierskasino der Roten Armee. Vgl. Schloss Glienicke 1987, S. 185 ff.; Gehlen 2005; Bewahrt, wiederhergestellt, erneuert, Restaurierungsführer durch die preußischen Schlösser, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Leipzig 2006, S. 37.° 3) 1977 wurden die Fassaden erneuert, 1980 die Orangerie wiederaufgebaut und 1987 mit der Restaurierung des vor allem im Inneren stark veränderten Schlosses begonnen. Der Wende folgte 1990 die Zurückstellung beinahe sämtlicher Baumaßnahmen, die erst nach der Gründung der Stiftung 1995 fortgesetzt werden konnten. Vgl. Gehlen 2005. Zum Hofgärtnermuseum siehe: www.spsg.de (zuletzt geprüft am 01.03.2013) und Preußisch Grün, Vom königlichen Hofgärtner zum Gartendenkmalpfleger, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Berlin 2004.° (4) Weber, Klaus-Konrad: Die "belebende Idee" des Glienicker Parkes. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte XV, Berlin 1964, S. 50-59.°

Rechtewahrnehmung: Landesdenkmalamt Berlin

Urheberrechtsschutz

0
/
0

Standort
Königstraße 35B & 35C & 35D & 35E & 36 & 36A / Nikolskoer Weg 3, Wannsee, Steglitz-Zehlendorf, Berlin

Verwandtes Objekt und Literatur

Klassifikation
Gesamtanlage

Letzte Aktualisierung
04.06.2025, 11:55 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesdenkmalamt Berlin. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Schlossanlage; Parkanlage

Ähnliche Objekte (12)