Bestand

Heinemann-Grüder, Curt (Bestand)

Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.

Bestandsbeschreibung: Lebensdaten: 1880 - 1958

Dr. med. Curt Heinemann-Grüder (geb. 5. September 1880 in Erfurt, gest. 10. Juli 1958 in Berlin, verh. seit 28. Juli 1917 mit Ise Ina-Marie Grüder) studierte nach der in Erfurt abgelegten Abiturprüfung Medizin in Berlin. Ab 1903 war er als Sanitätsoffizier bei verschiedenen Regimentern in Thorn, Pasewalk (Kürassier-Regiment "Königin" 1910 - 1911) und Berlin, nach einer Zeit an der chirurgischen Klinik der Universität Gießen erneut in Berlin, als Stabsarzt an der chirurgischen Klinik der Charité.

Am ersten Weltkrieg nahm er als Chirurg einer Sanitäts-Kompagnie teil, wo er zunächst (1914 - 1915) in einem Feldlazarett an der Westfront (Bapaume, Arondissement Arras, Departement Pas-de-Calais) und damit in der Region eingesetzt war, in der die Frontlinie zwischen den deutschen und alliierten Truppen verlief.
In den Jahren 1916 bis 1918 leitete er die am 4. Juli 1916 als Deutsches Ortslazarett Smyrna eingerichtete, im Januar 1917 in Deutsches Etappenlazarett Smyrna umbenannte Einrichtung in der Türkei. Es unterstand der V. Osmanischen Armee.

Wahrscheinlich aus seiner Zeit in Pasewalk stammte sein persönlicher und zum Teil sehr herzlicher Kontakt zu Mitgliedern des kaiserlichen Hauses. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre hielt er sich wiederholt in Haus Doorn auf und leistete dort medizinische Dienste.

Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre war er Chefarzt des Potsdamer Versorgungskrankenhauses im Rang eines Oberregierungsmedizinalrats, in den Jahren 1931 bis 1934 zugleich Geschäftsführender Vorsitzender des Reichsmedizinalbeamtenbundes. Nach kurzer, ca. einjähriger Zugehörigkeit zur Luftwaffe, aus der er 1935 aufgrund seiner Logenmitgliedschaft entlassen wurde, war er ab 1938 bis zum Mai 1945 Oberstarzt im III. Armeekorps am Hohenzollerndamm, Berlin, tätig. Danach lebte er als praktizierender Arzt in Potsdam.
Insbesondere während des zweiten Weltkriegs konnte sich Heinemann-Grüder wiederholt auf humanitärem Gebiet einsetzen und von den staatlichen Organen bedrohten oder bedrängten Personen auf unterschiedliche Weise helfen (Kopien von entsprechenden Dankbriefen an die Ehefrau und den Sohn Heinemann-Grüders sind Teil der Bestandsakte).

Am 10. April 1922 war Heinemann-Grüder in die Berliner Johannis-Loge "Friedrich Wilhelm zur Morgenröte" aufgenommen worden. Das Aufnahmeformular mit kurzem Lebenslauf (3. Februar 1922) sowie mehrere Befürwortungsschreiben von Logenmitgliedern zum Aufnahmeantrag befinden sich den Akten der Johannisloge: GStA PK, FM 5.2, B 34 Johannisloge Friedrich Wilhelm zur Morgenröte, Berlin Nr. 42.

Während seiner Kriegseinsätze in Frankreich und in der Türkei, aber auch während seiner Aufenthalte in Haus Doorn führte Curt Heinemann-Grüder sehr ausführliche Tagebuchaufzeichnungen, die durchaus im Zusammenhang der Geschichtsschreibung zum ersten Weltkrieg bzw. zur kaiserlichen Familie gesehen wurden und daher ausdrücklich für die Nachwelt bestimmt waren. Darauf deuten nicht nur die sorgfältige Führung, Durchnummerierung und Foliierung (durch wohl nachträgliche Stempelung) hin, sondern auch entsprechende Hinweise, die Curt Heinemann-Grüder auf den Vorsatzblättern seiner Tagebücher angebracht hatte, diese Aufzeichnungen (und Fotos) aufzubewahren (z.B. GStA PK, VI. HA Familienarchive und Nachlässe, Nl Heinemann-Grüder Nr. 16, Nr. 37) und sogar einzelne Tagebucheintragungen selbst, wie z.B. "Sonntag, 13. Dezember 1914. Es wird immer schwieriger in dem täglichen Einerlei etwas zu finden, aus dem man Stoff für ein paar Zeilen zusammenkratzen kann. Wenn es wirklich so kommt, wie jetzt hier angenommen wird, dass wir noch im März nächsten Jahres hier liegen, werde ich die Schreiberei wohl allgemach aufgeben" (GStA PK, VI. HA Familienarchive und Nachlässe, Nl Heinemann-Grüder Nr. 3, fol. 4).

Nach dem Tod Heinemann-Grüders im Jahr 1958 blieben die Tagebücher vorerst in Familienbesitz. Im April 2007 wurden sie gemeinsam mit Fotografien und zum Teil sehr persönlich gehaltenen Briefen von Mitgliedern der kaiserlichen Familie an Curt Heinemann-Grüder von dessen Sohn, Pfr. em. Curt-Jürgen Heinemann-Grüder, Pforzheim, dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz als Geschenk übergeben (Akz. 14 / 07), ergänzt um Briefe und anderes Schriftgut zu Heinemanns Tätigkeit im Reichsmedizinalbeamtenbund (Akz. 16 / 08).

Dem Nachlass Heinemann-Grüders' wurden mehrere Briefe des GFM Paul von Hindenburg an Oberst a.D. Hermann Brehme (1863-1932), einem Bruder von Heinemann-Grüders Mutter, angegliedert. Die Briefe, Telegramme und Fotos stammen aus dem Jahr 1915 und wurden nach Brehmes Tod in der Familie seiner Schwester aufbewahrt und mit dem Nachlass seines Neffen vereinigt.

Die Akten sind zu bestellen:
VI. HA, Nl Heinemann-Grüder, C., Nr.

Die Akten sind zu zitieren:
GStA PK, VI. HA Familienarchive und Nachlässe, Nl Curt Heinemann-Grüder, Nr.

Berlin, den 24. Mai 2007 Dr. Schnelling-Reinicke


Zitierweise: GStA PK, VI. HA, Nl Heinemann-Grüder, C.

Bestandssignatur
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, VI. HA, Nl Heinemann-Grüder, C.
Umfang
Umfang: 0,2 lfm (55 VE); Angaben zum Umfang: 0,2 lfm (55 VE)
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Tektonik >> NICHTSTAATLICHE PROVENIENZEN >> Firmen, Familien und Personen >> Personen >> Freiberuflich tätige Personen verschiedener Organisations-, Wirtschafts- und Kulturbereiche >> Ärzte

Bestandslaufzeit
Laufzeit: 1910 - 1945

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Letzte Aktualisierung
28.03.2023, 08:52 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • Laufzeit: 1910 - 1945

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