Bestand
Philippsburg, Stadt (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Seit 1371 residierten die Bischöfe von Speyer fast
ununterbrochen in Udenheim. 1618 begann Bischof Philipp Christoph
v. Sötern den Bau einer Festung, die trotz der Schleifung durch die
Truppen der protestantischen Union 1623 fertiggestellt und in
Philippsburg umbenannt wurde. Ihr Besitz spielte in den
oberrheinischen Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts eine besondere
Rolle. 1723 verlegten die Bischöfe ihre Residenz nach Bruchsal.
Philippsburg fiel 1803 an Baden.
Inhalt und
Bewertung
Der Bestand enthält vor allem
Akten der speyerischen Zentralverwaltung (vgl. Bestand
172).
1. Geschichte von Stadt und
Festung Philippsburg: Die Stadt Philippsburg trug bis 1623 den
Namen Udenheim und wurde als solche erstmals in Urkunden aus den
Jahren 784 (Hiutenheim) und 800 (Utenheim), erwähnt, die allerdings
nur als Abschriften aus dem 12. Jahrhundert erhalten sind.
Vermutlich durch eine Schenkung des fränkischen Grafen Gerold,
eines Schwagers Karls d. Gr., erhielt das Kloster Lorsch in
Udenheim umfangreichen Besitz. Burg- und Herrschaftsrechte kamen
über die Kraichgaugrafen an die Grafen v. Eberstein-Zweibrücken. Im
Jahre 1309 wurde der Ort von der Pfalz erobert und zum "offenen
Haus" gemacht, worauf hin die Ebersteiner Udenheim an den Speyerer
Bürger Heinrich v. Köln veräußerten, der es bereits im Jahre 1316
an Bischof Emicho von Speyer verkaufte. Udenheim wurde bald Sitz
eines speyerischen Amtes und erhielt 1338 von Kaiser Ludwig dem
Bayern das Landauer Stadtrecht. Ab dem Jahr 1371 war Udenheim fast
ununterbrochen Residenz der Bischöfe von Speyer. Bischof Philipp
Christoph v. Sötern benannte die Stadt 1623 nach seinem Namen um
und begann den Bau einer Festung, die nach der Schleifung durch die
Kurpfalz bzw. den Truppen der protestantischen Union 1623 endgültig
fertiggestellt wurde. Da der Bischof von Speyer mit Frankreich
verbündet war, nahmen ihm die Kaiserlichen die Festung 1632 ab,
verloren sie 1634 kurzzeitig an die Schweden, eroberten sie aber
1635 schon wieder zurück. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde
Philippsburg den Franzosen zugesprochen, welche die Festung bereits
1644 belagert und besetzt hatten. Diese bauten die Festung
großzügig aus, ersetzten die Erdwälle durch gemauerte
Befestigungsanlagen und erweiterten sie durch eine Schanzenanlage
bis auf die andere Seite des Rheins. Ihr Besitz spielte in den
oberrheinischen Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts eine besondere
Rolle, denn Frankreich nutzte die Festung auch als Ausfallpforte
für seine Einfälle in Deutschland. Von 1676-1688 war die Festung
wieder im Besitz des Deutschen Reiches, ehe Frankreich sie nochmals
zurück eroberte. Im Frieden von Ryswijk wurde Philippsburg aber
wiederum dem Reich zugesprochen. Anfang des 18. Jahrhunderts
erfolgte ein weiterer Ausbau zur Reichsfestung und Bastion gegen
Frankreich. Im Jahr 1723 verlegten die Bischöfe von Speyer ihre
Residenz nach Bruchsal, um sich vor der unmittelbaren Bedrohung
durch die Franzosen zu schützen, die Philippsburg 1734 erneut
belagerten und die Kapitulation erzwangen. Eine weitere
französische Belagerung erfolgte 1799 und endete in einem
vernichtenden Stadtbrand und der Schleifung der
Befestigungsanlagen. Mit der Auflösung des Hochstifts Speyer fiel
auch Philippsburg 1803 an Baden und war in der Folgezeit Sitz eines
Bezirksamtes, was auch mit einem völligen Neuaufbau der Stadt
verbunden war, der 1811 seinen Abschluss fand. Das Bezirksamt
Philippsburg wurde 1864 aufgelöst, seine Orte größtenteils dem
Bezirksamt Bruchsal zugeschlagen. Literatur: Das Land
Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und
Gemeinden, Stuttgart 1983 Denkschrift zur 200-jährigen Erinnerung
an die Zerstörung der Stadt Philippsburg, Horb am Neckar 1999
Heimatbuch der Stadt Philippsburg, Philippsburg 1976 Hieronymus
Nopp, Geschichte der Stadt und ehemaligen Reichsfestung
Philippsburg, Speyer 1881 Karl Heinz Jutz und Josef M. Fieser,
Philippsburg. Geschichte der Stadt und ehemaligen Reichsfestung,
Offenburg 1966
2. Bestandsgeschichte: Der
Bestand wurde im 19. Jahrhundert nach dem damaligen
Pertinenzprinzip gebildet und nach dem Brauer'schen Rubrikensystem
geordnet. Der Großteil besteht aus Akten der Zentralbehörden des
Hochstifts Speyer (v.a. Geheimer Rat, Hofrat, Hofkammer, Regierung
und Kirchenrat), welche die Stadt Philippsburg betreffen und nach
dem Anfall der Stadt an Baden im 19. Jahrhundert ins
Generallandesarchiv gelangt waren. Einige wenige Akten aus der Zeit
des Alten Reiches stammen auch aus anderen Territorien (Kurpfalz,
Baden-Baden, Baden-Durlach Hochstift Worms, Deutschordenskommende
Mergentheim und Ritterkanton Kraichgau). Hinzu kamen weitere die
Stadt betreffende Unterlagen aus den badischen Zentral-, Mittel und
Unterbehörden. Mit der Einführung des Provenienzprinzips wurde dies
gestoppt und der Bestand abgeschlossen. Die Gesamtlaufzeit der
Akten erstreckt sich von 1309-1859, der Bestandsumfang beträgt 9,5
lfd. Regalmeter. Da Philippsburg im 17. Jahrhundert längere Zeit in
französischem Besitz war, könnten auch in den Pariser Archives
Nationales Unterlagen zu Philippsburg vorhanden sein. An dieser
Stelle sei auch auf Bestand 172 Philippsburg, Amt verwiesen, in dem
nach dem Pertinenzprinzip die Unterlagen über das Bezirksamt
Philippsburg und dessen Vorgängerbehörden zusammen gestellt
sind.
3. Bearbeiterbericht: Das
vorliegende Findbuch entstand im Rahmen eines Projektes zur
Umwandlung von Zettel- in Bandrepertorien. Die aus dem Jahr 1955
stammende handschriftliche Zettelkartei von Wilhelm Schweinfurth
wurde von Frau Edeltraud Reibenspies in das Datenbankprogramm
Midosa 95 eingegeben, von ihr und dem Unterzeichneten überarbeitet
und teilweise mit Enthält-Vermerken ergänzt, Karten, Pläne und
Skizzen durch Darin-Vermerke ausgeworfen. Außerdem erfolgte eine
Bestimmung des Umfangs der einzelnen Akten und, wenn möglich, die
Feststellung der Provenienzen. Die Recherchemöglichkeiten wurden
mit Hilfe einer Konkordanz, einer Übersicht der Provenienzen sowie
eines Orts-, Personen- und Sachregisters verbessert. Karlsruhe, im
Mai 2002 Johannes Renz
4. Literatur: Das Land
Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und
Gemeinden, Stuttgart 1983 Denkschrift zur 200-jährigen Erinnerung
an die Zerstörung der Stadt Philippsburg, Horb am Neckar 1999
Heimatbuch der Stadt Philippsburg, Philippsburg 1976 Hieronymus
Nopp, Geschichte der Stadt und ehemaligen Reichsfestung
Philippsburg, Speyer 1881 Karl Heinz Jutz und Josef M. Fieser,
Philippsburg. Geschichte der Stadt und ehemaligen Reichsfestung,
Offenburg 1966
Abkürzungsverzeichnis:
Bestellsign. Bestellsignatur
Bf. Bischof
Bl. Blatt
Bst. Bistum
Dep.
Département
Dst. Domstift
Fasz.
Faszikel
Frh. Freiherr
frz. französisch
Fsm. Fürstentum
Fst. Fürst
Gf.
Graf
Gft. Grafschaft
Hst. Hochstift
Hz. Herzog
Hzm. Herzogtum
KA Landkreis
Karlsruhe
Kg. König
Kgr. Königreich
Kl. Kloster
Ks. Kaiser
Mgf.
Markgraf
Mgft. Markgrafschaft
OG
Ortenaukreis
RA Landkreis Rastatt
v.
von
- Reference number of holding
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 218
- Extent
-
816 Akten (Nummernbereich 1-815)
- Context
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Ältere Bestände (vornehmlich aus der Zeit des Alten Reichs) >> Akten >> Städte >> Philippsburg, Stadt
- Related materials
-
382
- Date of creation of holding
-
[1309]-1859
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
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03.04.2025, 11:03 AM CEST
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- [1309]-1859