Bestand

A Rep. 020-14 Kaiser-Friedrich-Schule / Schlüterschule (Bestand)

Vorwort: A Rep. 020-14 Kaiser-Friedrich-Schule / Schlüter-Schule

1. Schulgeschichte

Die Kaiser-Friedrich-Schule wurde am 22. April 1897 als Städtische Höhere Lehranstalt für die männliche Jugend in Charlottenburg in den gemieteten Räumen des Hauses Berlin W 50 in der Passauer Straße 3, bestehend aus drei Vorklassen mit 23 Schülern und einer Sexta mit 30 Schülern, eröffnet. Die Leitung übernahm der Oberlehrer der Siemens-Oberrealschule Herr Wilke. Die Zunahme der Schülerzahl auf 48 Schüler erforderte bereits zu Michaelis 1897 eine Teilung der Sexta. Die Schülerzahl der Vorklassen hatte sich mit 71 Schülern bereits verdreifacht.

Da die Errichtung von zwei neuen höheren Schulen im Westen der Stadt bereits vorgesehen war, erhielt das Grundstück der Kaiser-Friedrich-Schule in der Knesebeckstrasse 25 den Zuschlag als neuen Standort der Anstalt. Der Bau wurde 1899 begonnen und am 27. Februar 1901 bezogen. Seit dem 03. Juni 1901 führt die Schule den Namen Kaiser-Friedrich-Schule, verliehen durch Kabinets - Ordre vom 11. Mai 1901. Zu diesem Zeitpunkt bestand das Lehrerkollegium aus einem Direktor, dreizehn Oberlehrern und sieben Vorschullehrern. 632 Schüler besuchten laut einer statistischen Erhebung vom 07. Oktober 1901 die Schule.

Der fremdsprachliche Unterricht begann in der Sexta mit der französischen Sprache, da die Entwicklung nach Frankfurter Lehrplänen zu einem Gymnasium nebst Realschule mit einem gemeinsamen Unterbau vorgesehen war. Mit dem Ministerialerlass vom 23. März 1900 war die Anstalt ein Staatliches Gymnasium und eine Realschule, eine der beiden Untertertien setzte die Reihe der Realklassen fort, die andere wurde Lateinklasse und damit Grundklasse eines sechsstufigen Gymnasiums. Ostern 1902 kam der griechische Unterricht hinzu. Ostern 1903 wurden die ersten Schlussprüfungen abgelegt. Ostern 1905 wurde die Oberprima des Gymnasiums eröffnet. Ostern 1906 fand die erste Reifeprüfung statt. In den Jahren 1908, 1911 und 1912 kamen neben den Sprachen auch die Fächer Biologie, Chemie und Physik hinzu, mit Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde die Fortführung dieser Fächer eingestellt.

Die Jungen kamen vorwiegend aus Kaufmannsfamilien, der jüdische Anteil der Schüler war sehr hoch, besonders stark in den Gymnasialklassen. 1914 besuchten 194 Schüler jüdischen Glaubens die Schule bei einer Gesamtzahl von 742 Schülern. Der Literat, Publizist und Philosoph Walter Benjamin (1892 - 1940) besuchte die Schule von 1902 bis 1905 und legte dann 1912 die Reifeprüfung ab. In seinem Buch "Berliner Kindheit um neunzehnhundert" hat er die Schule beschrieben. Bis 1914 war der Anteil der Gymnasialklassen stärker als der der Realklassen. Mit dem Krieg änderte sich das Verhältnis, die Realklassen wurden stärker besucht. Die Schülerzahl insgesamt blieb aber trotz Ausbruch des ersten Weltkrieges stabil, 1913 besuchten 804 Jungen die Schule, 1919 waren es 771.

Seit 1922 war die Kaiser-Friedrich-Schule mit der Städtischen Waldschule verbunden, die ab 1926 wieder als selbstständige geführt wurde.

Da die Zahlen der Realschüler stark zurückgegangen waren, wurde die Realschule 1931 aufgelöst und die Kaiser-Friedrich-Schule wurde als reines Gymnasium weitergeführt. In diesem Jahr wurden auch die letzten Schlussprüfungen abgelegt.
Ostern 1934 wurden der Schule die Klassen der aufgelösten Fontane-Realschule angegliedert.

Mit der Neugestaltung des höheren deutschen Schulwesens durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 erfolgte die Umbenennung der Kaiser-Friedrich-Schule in die Schlüter-Schule . Hintergrund war der Versuch, eine Vereinheitlichung der verschiedenen deutschen Schulformen vorzunehmen, wobei die Oberschule zukünftig die Regelform darstellen sollte. Per Definition handelte es sich bei der "Schlüter-Schule" um eine Oberschule mit sprachlicher Ausrichtung.

Auf Anweisung des Stadtpräsidenten vom 19. Juli 1939 musste die Schule ihr Gebäude räumen. Die Klassen 1 - 4 kamen zur Moltke-Grundschule, die Klassen 5 - 8 zur Clausewitz-Schule (Schillerstraße 26). Ab Ende August 1939 erhielten alle Klassen Unterricht in der Moltke-Grundschule. 1939 wurde der Unterricht wegen Kriegsausbruches unterbrochen, im September des gleichen Jahres wurde der Unterricht der Schlüter - Schule in der Clausewitz-Schule weitergeführt. Bis 1942 wurde der Unterricht aufrecht erhalten.

Ab 1949 war die Schlüter-Schule die 8. bzw. 20. Volksschule und ab 1952 die 6. Grundschule. Ab 1955 führte sie den Namen 6. Grundschule Schlüter-Schule. Auf Grund sinkender Schülerzahlen wurde sie 1966 in die Uhland - Grundschule eingegliedert und geschlossen. Drei Jahre später waren die Kinderzahlen wieder angestiegen und so wurde die Schlüter-Schule als 19. Grundschule erneut gegründet.


Die Schulakten wurden im Jahr 2000 als Zugang 5517 dem Landesarchiv Berlin vom BIL (Gutachterstelle für deutsches Schul- und Studienwesen im Berliner Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung und Schulentwicklung früher Pädagogisches Zentrum) übergeben.


2. Bestandsgeschichte

Der Bestand enthält 460 Akten (9,75 lfm) mit einer Laufzeit von 1883 - 1944 (1950, 1963). Er beinhaltet Schulakten (u. a. eine Chronik), Personalakten der Lehrerinnen und Lehrer, Zeugnisse und Prüfungsakten.

Der Bestand wurde im Rahmen eines Praktikums mit der Software Augias 8.1 verzeichnet und ist nun über eine Datenbank und ein Findbuch zugänglich.

Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs.

Er wird wie folgt zitiert: Landesarchiv Berlin, A Rep. 020-14, Nr. … .

3. Korrespondierende Bestände

A Rep. 037-08 Bezirksamt Charlottenburg
B Rep. 042 Amtsgericht Charlottenburg
E Rep. 200-20 Nachlass Günter Neumann

4. Literatur- und Quellenverzeichnis

Chronik der Kaiser-Friedrich-Schule in Charlottenburg (1897-1922), Berlin 1922.
Verwaltungsberichte für das Jahr 1897/98, Berlin 1898.
Verwaltungsberichte für das Jahr 1900, Berlin 1900.
Verwaltungsberichte für das Jahr 1901, Berlin 1901.
Verwaltungsberichte für das Jahr 1913/14, Berlin 1914.
Verwaltungsberichte für das Jahr 1915 - 1920, Berlin 1920.
Verwaltungsberichte für das Jahr 1920 - 1924, Berlin 1924.




Berlin, Juli 2009 Sabrina Bernhöft / Kerstin Bötticher

Reference number of holding
A Rep. 020-14

Context
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 2 Magistrat der Stadt Berlin >> A 2.4 Nachgeordnete städtische Behörden und Einrichtungen >> A Rep. 020-03 bis A Rep. 020-ff Städtische Schulen
Related materials
Verwandte Verzeichnungseinheiten: A Rep. 037-08 Bezirksamt Charlottenburg
B Rep. 042 Amtsgericht Charlottenburg
E Rep. 200-20 Nachlass Günter Neumann

Date of creation of holding
1883 - 1944 (1950, 1963)

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Zugangsbeschränkungen
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Last update
22.08.2025, 11:21 AM CEST

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1883 - 1944 (1950, 1963)

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