Wandbild

Hinterglasmalerei mit Darstellung eines klassischen Liebespaars

Die in einem Holzrahmen eingebundene Hinterglasmalerei gibt auf dem Rücken eines Pferdes das wohl berühmteste Liebespaar der arabischen Welt wieder: Antar Ibn Schaddad mit seinem gezückten Schwert und Abla. Das stilisiert dargestellte Liebespaar reitet inmitten einer urwüchsigen, von wilden Tieren und Vögeln bevölkerten Landschaft unter einem von Sternen übersäten Himmel. Ein Tross begleitet es, von dem man am rechten Bildrand nur die aufgezäumten Pferdeköpfe sieht.

Hinterglasbilder mit der Darstellung dieses Liebespaars schmücken heute noch alte Kaffeehäuser und Badehäuser (»Hamam«) der arabischen Welt. Sie gedenken des heldenhaften Dichters und Soldaten Antar, dessen Gedichte mehr Kraft besessen haben sollen als sein Schwert.

Die Liebesgeschichte berührte auch Europäer, die sie hörten. Im Zuge der Orient-Begeisterung des Fin de siècle zum ausgehenden 19. Jahrhundert komponierte der Bruder des französischen Orientalisten Maurice Dupont, Gabriel Dupont (1878-1914), die Partitur »Antar«. Erstmals wurde die Oper 1921 in Paris uraufgeführt.

»Globalisierung« als Begriff für die weltumspannenden ökonomischen und kulturellen Verflechtungen ist nicht erst ein Phänomen unserer Gegenwart. Historiker sehen erste Globalisierungsschübe mit Beginn der Entdeckungsreisen in der frühen Neuzeit. Diese hatten wirtschaftliche Abhängigkeiten zwischen den Kontinenten Europa, Asien und Amerika zur Folge.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts revolutionierte die Erfindung von Eisenbahn, Dampfschiff und Telegraphie die Verkehrs- und Kommunikationstechnik. Die sinkenden Transportkosten und schnelleren Informationswege hatten den rasanten Anstieg des internationalen Waren- und Kapitalverkehrs zur Folge. Die Expansion des Handels, der von den industrialisierten Nationalstaaten Europas beherrscht wurde, beförderte in der Zeit des Kolonialismus die Entstehung einer Weltwirtschaft mit globalen Vernetzungen. Mit ihm ging u.a. ein Wandel von religiös wie kulturell geprägten Bildtraditionen einher. Bei den Kolonialisierten hielt der europäische und insbesondere der französische Geschmack Einzug. So auch Techniken wie die Hinterglasmalerei oder Kunststile wie »Art nouveau«.

Literatur: Jakob Möller, Identifikation und Identitätsstiftung mit Einrichtungsgegenständen. In: Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum, Museum beim Markt 2010/2011), hrsg. von Schoole Mostafawy und Harald Siebenmorgen, Stuttgart 2010, S. 145 ff., insb. S. 188, Kat. 234.

Fotograf*in: Thomas Goldschmidt

CC0 1.0 Universal

Location
Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
Collection
Global Art History
Inventory number
2009/830
Measurements
Höhe: 35.9 cm, Breite: 26.3 cm (Gesamt)
Material/Technique
Holz; Glas; Hinterglasmalerei

Event
Herstellung
(where)
Tunis
Tunesien
(when)
nach 2000
Event
Fund
(where)
Tunis

Rights
Badisches Landesmuseum
Last update
12.07.2024, 10:57 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Wandbild

Time of origin

  • nach 2000

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