Wandbild

Hinterglasmalerei mit dem Pferd des Propheten

Die in einem querrechteckigen Holzrahmen eingebundene Hinterglasmalerei zeigt das legendäre Pferd des Propheten Muhammed.

Bei dem Pferd mit dem Namen »burāq« handelt es sich um ein Mischwesen aus einem pferdeähnlichen Reittier mit Flügeln und Menschenantlitz - einen »Kentaur«. Auf diesem soll nach einer legendären Überlieferung der Prophet während einer Nacht von der Erde zum Himmel und zurückgeflogen sein. Auch auf seiner Nachtreise von Mekka nach Jerusalem diente das Mischwesen ihm und Erzengel Gabriel als Reittier.

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts fanden sich in den Reiseschilderungen des französischen Autors Gérard de Nerval (1808-1855) zufolge Bilder des Kentaurs »burāq« auf dem Lebensmittelbazar von Istanbul. An der Verbreitung des Motivs in der Bilderwelt des Alltags hatten die aus Europa eingeführten Techniken wie die Hinterglasmalerei und die in der gesamten islamischen Welt neu gegründeten Druckanstalten erheblichen Anteil.

Nichts hält sich hartnäckiger als die Vorstellung von einem bilderlosen Islam. Im 19. Jahrhundert wurden im Westen neue Druckverfahren erfunden. Kunstverlage bedienten sich lithografischer Reproduktionen prominenter Werke der europäischen Malerei, die weltweit vertrieben wurden. Viele Bilder heidnischen Inhalts aus der griechischen oder römischen Antike oder gar christlichen Inhalts fanden durch Missionare oder über die Vermittlung orientalischer Christen Eingang in die orientalisch-asiatische Bilderwelt. Westliche Vorbilder scheinen deshalb in islamischen, wie auch in zoroastrischen, hinduistischen und buddhistischen Heiligen- und Götterbildern auf, die mit eigenen Vorstellungswelten verwoben wurden.

Literatur: Jakob Möller, Identifikation und Identitätsstiftung mit Einrichtungsgegenständen. In: Das fremde Abendland? Orient begegnet Okzident von 1800 bis heute (= Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Badischen Landesmuseum, Museum beim Markt 2010/2011), hrsg. von Schoole Mostafawy und Harald Siebenmorgen, Stuttgart 2010, S. 145 ff., insb. S. 188, Kat. 235.

Fotograf*in: Thomas Goldschmidt

CC0 1.0 Universell

Standort
Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
Sammlung
Global Art History
Inventarnummer
2009/831
Maße
Höhe: 26.3 cm, Breite: 36.4 cm (Gesamt)
Material/Technik
Holz; Glas; Hinterglasmalerei

Ereignis
Herstellung
(wo)
Tunis
Tunesien
(wann)
nach 2000
Ereignis
Fund
(wo)
Tunis

Rechteinformation
Badisches Landesmuseum
Letzte Aktualisierung
12.07.2024, 10:57 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Wandbild

Entstanden

  • nach 2000

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