Bestand
Bischöfliches Priesterseminar (Bestand)
"Die Errichtung eines eigenen Priesterseminars gehört zu den Hauptanliegen des Bischofs. Der erste Bischof von Aachen, Markus Antonius Berdolet, ließ sich die Sorge um die Ausbildung der Seminaristen sehr angelegen sein. Doch eröffnete er in Aachen kein eigenes Haus als Priesterseminar, sondern beließ es bei den übernommenen Ausbildungsstätten. Sein Nachfolger, Johannes Dionysius Camus, unternahm große Anstrengungen, in der Bischofsstadt selbst ein Priesterseminar eröffnen zu können. Doch die kurze Zeit seiner Amtstätigkeit ließ die Verwirklichung nicht zu. So mußte der erste Bischof der wiedererrichteten Diözese, Dr. Joseph Vogt, sich um ein geeignetes Gebäude für seine Seminaristen bemühen. Die Alexianerbrüder boten hierfür bereitwillig einen Teil ihres 1928/29 erbauten Generalats und Krankenhauses in Aachen, Alexianergraben 33, an. In diese vorläufige Unterkunft zogen am 19. März 1932 die ersten Seminaristen ein. Die Sorge um ein eigenes Haus als Priesterseminar blieb aber weiterhin vordringlich. Um die finanziellen Voraussetzungen zu schaffen, rief der Bischof im März 1934 zu einer Baustein-und Spendenaktion auf. Die Sammlungen von Haus zu Haus wurden im August 1934 durch die NS-Regierung verboten. Am 20. März 1935 konnte bereits mit dem Bau begonnen werden. Er wurde ausgeführt nach Plänen der Architekten Franz Wildt und Peter Salm. Schon am Christkönigsfest (25. Oktober) 1936 gab der damalige Generalvikar, Weihbischof Dr. Hermann Josef Sträter, dem Seminar die kirchliche Weihe, und Bischof Vogt übergab es seiner Bestimmung. Im Kriegsjahr 1940 wurde ein großer Teil des Seminars zu einem Divisionsgefechtsstand eingerichtet. 1942 wurde es Lazarett. Die Verwaltung des Lazaretts behielt das Bistum, die Geschäftsführung hatte der damalige Subregens, Professor Joseph Beckers. Daher war es möglich, das Seminarleben vorläufig weiterzuführen. Durch Einberufung der Theologiestudenten zum Kriegsdienst war die Zahl der Seminaristen so gering, dass sich 1942 nur noch sechs auf die Priesterweihe vorbereiteten. Neue Priesteramtskandidaten wurden nicht mehr aufgenommen, sie fanden eine Ausbildungsstätte mit den Seminaristen der Erzdiözese Köln im Antoniusheim in Honnef. So kam nach der Priesterweihe der letzten Seminaristen im Dezember 1942 das Seminarleben zum Erliegen. Bei einem Bombenangriff Osterdienstag (11. April) 1944 wurde das Seminar schwer getroffen. Die Kapelle und die Bauten um den Kreuzgang wurden hierbei bis auf das Kellergeschoss vernichtet, der Bibliotheksflügel zum größten Teil zerstört. Das Mittelgebäude erlitt zu Pfingsten 1944 weitere Bombentreffer, die seinen Bestand ernstlich bedrohten. Unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte und Beziehungen konnte dieser Bau gesichert werden. Nach Ende des Krieges richteten ihn die aus Krieg und Gefangenschaft heimgekehrten Seminaristen soweit her, dass am 31. Oktober 1945 das Priesterseminar wieder eröffnet werden konnte. Bis 1951 war der Wiederaufbau der Kapelle, bis 1954 auch die Aufbauarbeiten der anderen Gebäudeteile beendet. Weil das Gebäude für die geringe Zahl von Priesteramtskandidaten nicht mehr voll als Seminar genutzt werden konnte, wurde ein Teil vom Diözesancaritasverband belegt. 1968 richtete das Bischöfliche Hilfswerk Misereor seine Büroräume in den Obergeschossen des Gebäudes ein. Nach der Neuordnung der Priesterausbildung verkürzte sich die Seminarzeit auf ein Jahr, das auf die Vorbereitung der pastoralen Tätigkeit ausgerichtet war. So war das bisherige Gebäude in seiner Anlage nicht mehr zweckdienlich. Nach Plänen von Hans Goeb wurde 1970/71 ein viergeschossiges Haus an der Leonhardstraße errichtet." Aus: Handbuch des Bistums Aachen, 3. Ausgabe, hrsg. vom Bischöflichen Generalvikariat Aachen, Mönchengladbach 1994, S. 63-64. Literatur: - Brecher, August: Vom Priesterseminar zum Pastoralseminar. Geschichte des Aachener Priesterseminars 1932-1989, in: Geist und Kirche. Gedenkschrift für Heribert Schauf, 1991, S. 525-578. - Das neue Priesterseminar zu Aachen. Festschrift, hrsg. von der Baukommission zur Errichtung des Seminars von Franz Wildt und Peter Salm, Aachen 1937.
- Umfang
-
23 Verzeichnungseinheiten (Teilerschließung)
- Kontext
-
Bischöfliches Diözesanarchiv Aachen (Archivtektonik) >> 03 Diözesane Einrichtungen, Beauftragungen, Kommissionen und Vertretungen, Räte auf Diözesanebene sowie Kategoriale Seelsorge >> 03.01 Diözesane Einrichtungen
- Bestandslaufzeit
-
1930 - 2012
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Bischöfliches Diözesanarchiv Aachen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1930 - 2012