Bestand
Nachlass Middendorff, Wolf (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Geb. 6. Juni 1916 in Bielefeld, gest. 29. Juli 1999 in Freiburg. 1938-1947 Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg, mehrfach durch Militärdienst unterbrochen (Promotion 1951). 1950-1952 Gerichtsassessor in mehreren Amtsgerichten in (Süd)Baden sowie im Badischen Justizministerium in Freiburg. 1952-1954 hauptamtlicher Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Jugendpflege und Jugendfürsorge in Köln. 1955-1981 Verkehrsrichter am Amtsgericht Freiburg. Nebenamtliche Tätigkeiten: 1947-1964 Dozent für Staatsbürgerkunde, Jugendrecht und Jugendwohlfahrtskunde am Evangelischen Seminar für Wohlfahrtspflege in Freiburg; ab 1954 Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für internationales Strafrecht in Freiburg; 1960-1981 Dozent für Kriminologie an der Landespolizeischule Freiburg; 1964 Berater der Vereinten Nationen bei der Nationalchinesischen Regierung in Taiwan; Sachverständiger für den Europarat (v.a. Angleichung des europäischen Verkehrsstrafrechts); 1966 Gastprofessor für Strafrecht und Kriminologie an der New York University; seit 1972 Lehrbeauftragter an der Universität Freiburg, dort 1976 Honorarprofessor für Kriminalpsychologie.
Inhalt und Bewertung
Materialsammlung zu kriminologischen und rechtsgeschichtlichen Themen; wissenschaftliche Korrespondenz; persönliche Unterlagen; Fotos; Gegenstände
Biographie: Professor Dr. Wolf Middendorff wurde am 6. Juni 1916 als Wolfgang Middendorff in Bielefeld geboren. Seine Eltern Theodor Middendorff, der aus Bremen stammte, und Pauline, geb. Fuchs, aus Köln betrieben dort ein Juweliergeschäft. Wolf Middendorff besuchte in Bielefeld die sog. Vorschule und das Realgymnasium, das er nach dem Umzug der Familie 1934 nach Freiburg-Günterstal 1936 in Freiburg mit dem Abitur abschloss (Die Eltern bauten später und zogen nach Freiburg-Herdern um, wo Wolf Middendorff dann Zeit seines Lebens wohnte). Spätestens im Herbst 1931 war er Mitglied im NSSB (Nationalsozialistischer Schülerbund), später auch in der Hitlerjugend. Am 1.1.1935 wurde er Mitglied der NSDAP mit der Mitgliedsnummer 3596133. (Recherche Markus Wolter, 2018). Nach dem Abitur leistete er ein halbes Jahr Arbeitsdienst ab und anschließend 2 Jahre Wehrdienst bei der Flak. Im Wintersemester 1938 begann er mit dem Jurastudium, wurde jedoch nach dem 2. Semester zum Kriegsdienst - wieder bei der Flak - eingezogen und tat dort, unterbrochen durch ein Semester Studium 1941/1942 bis 1945 Dienst. Er geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im August 1945 entlassen wurde, sodass er - nach seiner Hochzeit mit Dorothea Aring - im Herbst sein Studium in Freiburg wieder aufnehmen konnte. Dieses schloss er 1947 mit dem 1. und nach dem Vorbereitungsdienst 1950 mit dem 2. juristischen Staatsexamen ab und wurde als Gerichtsassessor in die badische Justizverwaltung übernommen. Er arbeitete dort an verschiedenen Amtsgerichten und für die Personalverwaltung des Justizministeriums, promovierte währenddessen über die Jugendkriminalität nach dem Kriege in Deutschland, Frankreich und der Schweiz und wurde dann 1952 für zwei Jahre freigestellt, um in Köln die Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschaft für Jugendpflege und Jugendfürsorge zu übernehmen. Middendorff wollte Jugendrichter werden, publizierte viel über Jugendstrafrecht, sein erster Studienaufenthalt in den USA 1953 stand unter diesem Thema und auf Kongressen der UNO zur Jugendkriminalität fungierte er als Berichterstatter. Doch war er von 1955 bis zu seiner Pensionierung 1981 als Verkehrsrichter tätig und so wandte sich auch seine wissenschaftliche Tätigkeit von der Jugendkriminalität ab hin zur Verkehrskriminalität. Middendorff unternahm weitere Studien- und Vortragsreisen in die USA, nach Kanada und nach Mittel- und Südamerika, arbeitete als Sachverständiger für den Europarat für die Angleichung des europäischen Strafrechtes, erhielt 1966 eine Gastprofessur an der Universität New York und wurde 1976 nach Jahren der Lehrtätigkeit über die Psychologie des Strafverfahrens zum Honorarprofessor der Universität Freiburg ernannt. Er war außerdem Dozent für Staatsbürgerkunde, Jugendrecht und Jugendwohlfahrtskunde am Evangelischen Seminar für Wohlfahrtspflege in Freiburg (1947-1964) und für Kriminologie an der Landespolizeischule Freiburg (1960-1981). Seit 1954 war er Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in den Bereichen Jugendkriminalität, historische Kriminologie und Verkehrskriminologie. Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit war die Kriminologie, dabei mehr und mehr die historische Kriminologie, sowie die Auswertung einzelner Kriminalfälle. Er war Mitglied der deutschen kriminologischen Gesellschaft, der amerikanischen Gesellschaft für Kriminologie in Columbus/Ohio und der Internationalen Gesellschaft für Kriminologie in Paris. Zudem war er Mitglied im Rotary-Club Freiburg-Schlossberg und in der Freiburger Montagsgesellschaft. Am 29. Juli 1999 starb Wolf Middendorff in Freiburg, seine Frau Dorothea folgte ihm am 17. Dezember desselben Jahres nach.
Überlieferungsgeschichte und Erschließung des Bestandes: Der vorliegende Nachlass von Wolf Middendorff gelangte in zwei Schritten - deshalb wurde er auch mit Nachlass Middendorff I bzw. Nachlass Middendorff II benannt - ins Staatsarchiv Freiburg. Der erste Teil wurde im September 1999 von seiner Frau Dorothea dem Staatsarchiv Freiburg übergeben. Dieser Teil enthielt hauptsächlich Materialsammlungen zu kriminologischen Themen für Vorträge und Publikationen Middendorffs. Der zweite Teil, kam im Januar 2000 ins Staatsarchiv nach dem Tode Dorothea Middendorffs. Mit ihr war die Übernahme der nach der ersten Abgabe bei ihr verbliebenen archivwürdigen Unterlagen mündlich vereinbart worden. Dieser zweite Zugang (Zugang 2000/00002) enthielt neben weiteren Materialsammlungen und Unterlagen zu seiner wissenschaftlichen und juristischen Tätigkeit nun auch viele persönliche Unterlagen wie Korrespondenz, Unterlagen aus Schule und Studium, tagebuchähnliche Notizen und Essays, Fotos und eine Sammlung Abzeichen u.Ä. aus der NS-Zeit. Die Materialsammlungen enthalten Prozess-, Ermittlungs- und Strafakten in kopialer Form, teilweise aber auch Orignale, die aus Middendorffs eigener Tätigkeit als Richter stammen oder ihm von den Justizbehörden für eine wissenschaftliche Auswertung überlassen worden waren; diese unterliegen zum Teil noch gesetzlichen Sperrfristen. Die Bestände wurden in den Jahren 1999 und 2000 von Martin Stingl anhand der vorgefundenen Ordnung provisorisch erfasst und und im Mai 2013 von Anja Steeger im Rahmen eines Projekts der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg endgültig bearbeitet. Dabei wurde die Ordnung größtenteils übernommen und nur vereinzelt, v.a. im Bereich der Feldpostbriefe, neu geordnet und differenzierter erfasst. Zudem wurden die Bestände Middendorff I und Middendorff II zu einem Bestand zusammengefasst. Der Bestand wurde entmetallisiert und archivgerecht verpackt und ist nun gemäß den Regelungen des Landesarchivgesetzes Baden-Württemberg und der Archivbenutzungsordnung zugänglich. Der Bestand T 1 Middendorff, Wolf trägt die Signatur T 1 (Zugang 1999/00046) und umfasst 142 Archivalieneinheiten, darunter mehrere Fotos und Gegenstände, in 2,2 lfd. m. Freiburg, Mai 2013 Anja Steeger
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, T 1 (Zugang 1999/0046)
- Umfang
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1-142
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg (Archivtektonik) >> Nachlässe und Familienarchive >> Nachlässe und Vorlässe
- Indexbegriff Person
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Middendorff, Wolf - Nachlass
Middendorff, Wolf; Jurist, 1916-1999
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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24.08.2024, 14:36 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand