Bestand
A03-Bestand Sendereihe "Aus dem Maximilianeum" (Bestand)
Form und Inhalt: Die Hörfunkreihe "Aus dem Maximilianeum" startete am 15. April 1950 mit dem Ziel, "dem oft beklagten Mangel an ausführlichen Berichten über die parlamentarische Arbeit" abzuhelfen. In der Politischen Redaktion liefen anfangs jeden Samstag um 18:15 Uhr die 15-minütigen Kommentare. Später dauerten sie nur noch 10 Minuten und wurden zu anderen Uhrzeiten gesendet. Die Hörer*innen sollten einen "Einblick in das parlamentarische Leben bekommen, das sich nicht auf die Plenarsitzungen beschränkt, sondern auch in den Ausschüssen äußert, in denen wertvolle Arbeit geleistet wird".
1950 war der als "Anstalt des öffentlichen Rechts" gegründete Bayerische Rundfunk erst ein Jahr alt. Die landespolitische Berichterstattung wurde im Bayerischen Rundfunk von Anfang an großgeschrieben, weil der Sender hier das regionale Profil und seine föderalistische Kompetenz zeigen konnte und kann. Bescheidene Anfänge gab es bereits nach 1945, als die Korrespondenten Josef Reithmeier und Bernhard Ücker, unterstützt von der Journalistin Hilde Balke, aus dem Landtag berichteten. Sie erlebten schon die konstituierende Sitzung des ersten bayerischen Nachkriegslandtags im Dezember 1946 in der Aula der Münchner Universität mit.
Das alte Landtagsgebäude in der Münchner Prannerstraße war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Der neu konstituierte Landtag tagte in verschiedenen Räumlichkeiten, ehe er im Januar 1949 in den heutigen Landtag, das Maximilianeum, umziehen konnte.
Die ersten 127 (durchnummerierten) Parlamentsberichte verfasste vom 15. April 1950 bis zum 28. Februar 1953 der Journalist und Publizist Ottmar Katz (geboren 1920). Ottmar Katz kam über Beziehungen zu Walter von Cube zum Bayerischen Rundfunk. Cube oder Walter Kröpelin waren die zuständigen Redakteure, welche die Kommentare absegnen mussten. Ottmar Katz berichtet nicht nur von den Parlamentssitzungen, sondern vor allem auch über die Ausschussarbeit. Die Berichte wurden von der Pressestelle an bayerische Zeitungen verschickt. Deshalb befindet sich auf den Manuskripten auch die Provenienz "Pressestelle".
In einem Interview des Historischen Archivs mit Ottmar Katz im Jahr 2001 erzählt Katz von den Hintergründen seiner Arbeit im Landtag sowie über sein Zerwürfnis mit dem ehemaligen Landtagspräsidenten Alois Hundhammer. Hundhammer habe dafür gesorgt, dass er nicht mehr kommentieren durfte.
1953 folgte Bernhard Ücker als Kommentator. Ücker (1921-2015) begann als Berichterstatter bei Radio München und leitete von 1970 bis 1986 die Korrespondentenabteilung. Zusammen mit Josef Reithmeier (1907-1970), erster Chefkorrespondent nach 1945, wurde Ücker offizieller Landtagsberichterstatter und als "Stimme Bayerns" bekannt. Bis zu seiner Pensionierung 1986 verfasste Bernhard Ücker genau 1108 Mal seinen Kommentar, den er auch selbst verlas. Daher nannten viele die Reihe "Aus dem Maximilianeum" einfach den "Ücker-Kommentar".
In den ersten Jahren gab es für die Berichterstatter*innen noch kein eigenes Studio im Landtag - dieses wurde erst 1970 für das Fernsehen eingerichtet. So erzählte Ücker häufig die Geschichte, wie er zum rasenden Reporter wurde und mit einem Leichtmotorrad seine Meldungen schnell ins Funkhaus fuhr.
Die Kommentare berichten von den Diskussionen im Landtag über Gesetzesvorhaben, Staatshaushalte und weitere aktuelle politische Fragen. Daneben erfolgt in einigen Kommentaren ebenso eine Aufklärung der Hörer*innen über grundlegende politische Abläufe, Strukturen und Begrifflichkeiten. Der Ton der Kommentare ist dabei nicht immer nüchtern oder distanziert. Mitunter werden in diesem Sinne amüsante Anekdoten aus dem parlamentarischen Alltag erzählt oder im Rahmen einer speziellen Ausgabe zu Fasching die Abgeordneten "aufs Korn genommen". Demgegenüber werden einige Sachverhalte jedoch äußerst ernst und nachdrücklich kommentiert. Beispielsweise werden immer wieder auch politische Missstände kritisiert oder die Hörer*innen im Vorfeld von Wahlen zur Beteiligung ermahnt.
Der Bestand "Aus dem Maximilianeum" umfasst insgesamt 1655 Manuskripte aus der Zeit zwischen dem 22. April 1950 und dem 27. Februar 1993, als die Reihe in "Der Bayernkommentar" umbenannt wurde. Die Manuskripte wurden vom Historischen Archiv digitalisiert und können nach Absprache im Digitalen Lesesaal eingesehen werden. Der Bestand der Politischen Redaktion für die Jahre 1950 bis 1953 ist lückenhaft überliefert. In der Provenienz Honorar- und Lizenzabteilung finden sich ergänzend zur Provenienz Politik und Zeitgeschehen weitere Kommentare von Katz vom 29. April 1950 bis zum 31. März 1953.
Das Manuskript zur ersten Sendung am 15. April 1950 ist leider nicht im Bestand des Historischen Archivs überliefert. Zu diesem Kommentar sind lediglich der kurze An- und Absagetext erhalten. Für spätere Jahre sind die Landtagskommentare nahezu vollständig vorhanden. Tondokumente aus der Reihe sind dagegen mit nur äußerst wenigen Ausnahmen nicht vorhanden und zudem nicht einheitlich unter dem Titel "Aus dem Maximilianeum" erfasst.
Eine schriftliche Parallelüberlieferung der Kommentare von Ücker von 1953 bis 1988 befindet sich - mit Lücken - im Institut für Zeitgeschichte in München.
Im Teil I wurden 776 Landtagskommentare für den Zeitraum 1950 bis 1969 inhaltlich nach den zentralen Themen erschlossen. Das Findbuch ist chronologisch sortiert. Angehängt ist ein Personenregister. Die Jahrgänge 1970 ff. werden derzeit erschlossen und in späteren Findbüchern veröffentlicht.
Neben Bernhard Ücker verfassten auch Lutz Roßmann (1974-1993), Susanne Kirner (1989-1991) und Hannes Burger (1991-1993) Kommentare. 1993 wurde die Reihe in "Der Bayernkommentar" umbenannt.
Literatur:
- Historisches Archiv/Sebastian Lindmeyr, Interview mit Ottmar Katz, 3.8.2001.
- Bernhard Ücker, Vorwiegend heiter, München 1998.
- Ernest Lang, Korrespondenten in Bayern - Das bayerische Schwungrad in den
Programmen, in: Der Ton. Das Bild. Die Bayern und ihr Rundfunk, hrsg. von
Hamm/Henker/Hasselbring, München 1999, S. 135-141.
- Daniela Philippi, Landespolitik - Das grenzenlose Programm, in: Der Ton. Das Bild. Die
Bayern und ihr Rundfunk, hrsg. von Hamm/Henker/Hasselbring, München 1999,
S. 142-144.
- Bestandssignatur
-
HF/1949.E; SN/116.2.E
- Umfang
-
1655 Dateien
- Kontext
-
BR, Historisches Archiv (Archivtektonik) >> Tektonikgruppe A = Akten >> A03 Bestandsgruppe Hörfunk >> A03-Bestand Sendereihen Hörfunk (teilweise digital) >> A03-Bestand Sendereihe "Aus dem Maximilianeum" 1950-1993 (auch digital, Findbuch Teil I bis 1969 online)
- Indexbegriff Person
-
Katz, Ottmar
Ücker, Bernhard
- Bestandslaufzeit
-
15.04.1950 - 27.02.1993
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
10.06.2025, 10:23 MESZ
Datenpartner
BR, Historisches Archiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 15.04.1950 - 27.02.1993