Bestand

E 104 Württembergische Polizeidirektion Tübingen (Bestand)

Form und Inhalt: Im Jahr 1923 erfolgte in allen größeren Städten Württembergs die Verstaatlichung der Ortspolizei. Die neu eingerichteten staatlichen Polizeiämter wurden von einem Polizeirat oder Polizeidirektor geleitet und unterstanden dem Oberamt. In Tübingen, wie in einigen anderen Städten, hieß die neue Behörde Württembergische Polizeidirektion. Sitz der Dienststelle war zunächst das Rathaus, seit Mitte der dreißiger Jahre das Haus Münzgasse 13. Die Aufgaben der Polizeidirektion entsprachen im Wesentlichen denen des bisherigen Stadtpolizeiamtes. Im Einzelnen sind sie aus dem rekonstruierten Aktenplan auf S. 5 ersichtlich. Im Zuge der Gleichschaltung aller staatlichen Einrichtungen wurde auch die Polizei nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten „verreichlicht“. Mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches bei Kriegsende 1945 erhielt die Tübinger Polizei zunächst kommunalen Status, wurde aber bereits 1946 wieder der Aufsicht des Landes (Württemberg - Hohenzollern) unterstellt.
Bis vor kurzem ging die Tübinger Stadtgeschichtsschreibung davon aus, dass die Akten der Tübinger Polizei vernichtet seien. Man habe sie – so eine mündliche Überlieferung – noch schnell vor dem Einmarsch der Franzosen 1945 auf dem Tübinger Holzmarkt verbrannt. Was jedoch damals verbrannt wurde lässt sich heute nicht mehr klären. Ein Teil der Polizeiakten jedenfalls ist der Vernichtungsmaßnahme, sofern sie überhaupt stattgefunden hat, entgangen. Dies stellte sich 40 Jahre nach Kriegsende bei Ordnungsarbeiten im Stadtarchiv heraus. Aus bisher unverzeichneten Archivalien konnte hier im Januar 1985 ein Teil der alten Polizeiregistratur rekonstruiert werden. Die Annahme, dass es sich dabei nur um die Reste der von den Nazis „ausgedünnten“ Registratur handelt, musste fallen gelassen werden, nachdem sich so wichtige Vorgänge wie die Deportation der Tübinger Juden oder die Überwachung politischer Versammlungen mit darunter befanden. Wie eine Umfrage bei den wichtigsten staatlichen und kommunalen Archiven ergab, sind die Akten der Polizeidirektionen in den anderen württembergischen Städten tatsächlich vernichtet worden. Die Tübinger Polizeiregistratur scheint als einzige ihrer Art das Kriegsende und die überall ausgegebenen Aktenvernichtungsbefehle überdauert zu haben.
Die Verzeichnung wurde strikt in der Reihenfolge der alten Aktenzeichen, wie sie bei der Polizei in Gebrauch waren, angelegt. Zur hierarchischen Gliederung des Aktenplans verwandte die Polizei ein sehr eigenwilliges und nicht immer logisches System aus Zahlen und Buchstaben. Zusammen mit den Lokaturen wird so die Feststellung von Überlieferungslücken in der Registratur möglich. Die Formulierungen der alten Aktentitel wurden weitgehend belassen und bei Bedarf ergänzt. Eine genauere Beschreibung des Akteninhalts erfolgte, wo nötig, durch die jeweils angehängten Enthältvermerke.
Der Bestand wurde 1985 von Udo Rauch erschlossen.

Reference number of holding
E 104
Extent
2 lfd. m

Context
Stadtarchiv Tübingen (Archivtektonik) >> E: Fremdprovenienzen

Date of creation of holding
1850-1946

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Provenance
Württembergische Polizeidirektion Tübingen
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Last update
29.04.2025, 8:21 AM CEST

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1850-1946

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