Bestand
Kriegsgericht Neubreisach (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Nach der Verhängung des Kriegszustandes nahmen auf
der Grundlage des preußischen Belagerungsgesetzes die
Kriegsgerichte ihre Tätigkeit auf. Im Gegensatz zu den ordentlichen
Kriegsgerichten, die den einzelnen Truppenteilen angegliedert und
dort für die Übertretungen der Militärangehörigen zuständig waren,
befassten sich die außerordentlichen Kriegsgerichte mit den
Verfehlungen von Zivilpersonen gegen die militärischen Gesetze und
Verordnungen.
Weitere Unterlagen der außerordentlichen
Kriegsgerichte Neubreisach und Mülhausen befinden sich im Bestand
456 F 10.
Inhalt und Bewertung
Strafakten
Vorbemerkung: Mit der
Verhängung des Kriegszustandes am 31. Juli 1914 und auf der
Grundlage des § 11 des preußischen Belagerungsgesetzes aus dem
Jahre 1851 nahmen auch im linksrheinischen Teil des
Zuständigkeitsgebietes des XIV. Armeekorps außerordentliche
Kriegsgerichte ihre Tätigkeit auf. Es waren dies die Kriegsgerichte
in Neubreisach, Colmar und Mülhausen. Letzteres tagte bis Januar
1915 in Neubreisach, da Mülhausen zu Kriegsbeginn zeitweilig von
französischen Truppen eingenommen war und lange Zeit ein erneuter
Verstoß gegen die Stadt zu befürchten stand. Während die
Ordentlichen Kriegsgerichte den einzelnen Truppenteilen
angegliedert und dort für die Übertretungen und Verfehlungen der
Militärpersonen zuständig waren, befaßten sich die
Außerordentlichen Kriegsgerichte mit allen durch Zivilpersonen
begangenen Übertretungen von militärischen Verordnungen und
Vorschriften. Im Reichsland Elsaß-Lothringen kam der Tätigkeit der
Außerordentlichen Kriegsgerichte eine besondere Bedeutung und
Tragweite zu. Sie hatten es mit einer Bevölkerung zu tun, die in
der öffentlichen Meinung des wilhelminischen Deutschland als
national höchst unzuverlässig galt und der man mit unnachsichtiger
Härte die Unzuverlässigkeiten austreiben wollte. Besonders
energisch wurden daher die Delikte verfolgt, die unterden weiten
Sammelbegriff der "deutschfeindlichen Gesinnung" fielen. Diese
Gesinnungsjustiz, die auch den größten Teil des vorliegenden
Bestandes umfasst, war es, die den Unwillen und den Hass der
elsässischen Zivilbevölkerung auf die außerordentlichen
Kriegsgerichte lenkten, zumal sich die dort tätigen
Kriegsgerichtsräte in der Regel als wenig sensibel gegenüber den
Empfindlichkeiten und Mentalitäten der elsässischen Bevölkerung
erwiesen. Vorliegender Bestand gelangte 1965 aus dem Landgericht
Freiburg in das dortige Staatsarchiv. Wie die Akten in das
Landgericht kamen, in dem sie seit mindestens September 1919
lagerten, ist von hier aus nicht mehr zu klären. Im Zuge der
Beständebereinigung zwischen dem Generallandesarchiv Karlsruhe und
dem Staatsarchiv Freibug kam der 1981 durch Walter Dehnert
geordnete und verzeichnete Bestand "Kriegsgericht Neubreisach" 1990
ins Generallandesarchiv und wurde hier als Bestand 456 F 157 der
Beständegruppe 456 - XIV. (badisches) Armeekorps angegliedert.
Gleichzeitig erfolgte die Umsignierung der Akten sowie die
Übertragung der "handgestrickten" Titelaufnahmen auf die in der
Zwischenzeit eingeführten landeseinheitlichen Erfassungsblätter für
Strafakten. Diese Arbeit wurde im März 1990 vom Archivangestellten
Wolfgang Müller unter Anleitung des Unterzeichneten durchgeführt.
Weitere Unterlagen der außerordentlichen Kriegsgerichte Neubreisach
und Mülhausen befinden sich im Bestand 456 F 10. Das Repertorium
wurde im Rahmen des MIDOSA-Projektes der Landesarchivverwaltung
angefertigt. Die Titelaufnahmen und Korrekturen besorgte Frau L.
Hessler. Karlsruhe, im März 1990 Kurt Hochstuhl
Nachtrag: Bei den im Jahr
1992 durchgeführten Abschlussarbeiten zum Beständeaustausch mit dem
Staatsarchiv Freiburg gelangten weitere 8 Strafakten im Umfang von
0,2 m des Außerordentlichen Kriegsgerichts Neubreisach in das
Generallandesarchiv. Sie wurdem dem vorliegenden Bestand
angegliedert. Karlsruhe, im September 1993 Kurt
Hochstuhl
Konversion: Im Jahr 2008
wurden die Erschließungsdaten zum vorliegenden Findmittel im Rahmen
des Projektes "Konversion von Findmittel-Altdaten" des
Generallandesarchivs Karlsruhe in die neue Erschließungs-Software
ScopeArchiv konvertiert. Die technische Durchführung des
Gesamtprojektes "Konversion von Findmittel-Altdaten" lag bei Herrn
Guido Fögler, die Betreuung bei Alexander Hoffmann. Die
redaktionelle Endbearbeitung der Online-Fassung übernahm der
Unterzeichnende. Karlsruhe, im Januar 2009 Martin Stingl
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 456 F 157
- Umfang
-
52 Archivalieneinheiten
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Krieg >> XIV. (Badisches) Armeekorps >> Sonstige Formationen
- Bestandslaufzeit
-
1914-1922
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1914-1922