Archivalie
liebe darya, ich danke dir für die russischen hefte...
Transkription: Liebe Darya, ich danke dir dür die russischen Hefte, die sich meines und des Bauhauses grossem Interesse erfreuen. Ich höre es seien schon Hefte bestellt oder abonniert. - Das Bauhaus hat keinen Verlag und ist auch nicht in der Lage einen zu gründen. In Weimar s.zt. war einer, der Utopia-Verlag, der es zu no.1 einer guten Zeitschrift brachte, dann einging und jetzt in Berlin versucht wieder hochzukommen. Es ist Dr. Bruno Adler Halensee paulaboreer Str. 87/IV, der sie herausgab und es nun wieder versucht. Ich bedaure, dass das Bittgesuch an S. keinen besseren Erfolg hatte. Ich bedaure auch, dass du mir das Ergebnis vor die Füsse wirfst. Ich hatte natürlich s. einen Bildkauf vorgeschlagen, Ratenzahlung etc. - wenn nun der Efekt war, dass die Angelegenheit mit einer einmaligen Zuwendung erledigt, so ist das für mich endgültig. d.h. Ich bringe es nicht fertig, nun von neuem anzubohren. Sicher würdest du dafür schlagende Bezeichnungen erfinden zu [...] des "Sumpfes". Aber ich will nicht Bitterkeit mit Bitterkeit entgelten... Die gewünschte Summe aufzubringen ist mir einfach nicht möglich, jeden- falls nicht auf einmal und plötzlich. Ich werde am 1. etwas schicken, soviel als es meine Verhältnisse erlauben. Ich habe im Monat 200.-, bedenke das. Davon muss eine Familie leben. Da das natürlich nicht reicht, muss ich jede Gelegenheit ergreifen, die sich mir beitet, um etwas dazu zu verdienen. das ist in Dessau schwer, in Berlin wäre es leichter. Ich überlege alles, auch von hier wegzugehen, weil das ein Hundeleben so ist. Wenn es mir gelingt, mit dem Ballett eines Unternehmens zu machen, dass es ins Ausland kommt, dann ändert sich diese unglückliche Lage. Das wird sich nächstens entscheiden. Sind das nun "Lieder", wie du zu schreiben beleibst? Wenn das Lieber sind, habe ich Prosa nie gekannt. Du musst wissen, dass das Bauhaus finanziell schlecht steht. Die Einzelnen müssen grosse Opfer bringen, um durchzukommen. Nochimmer steht es im Kampf un der ist besonders scharf zur Zeit. Die Dessauer Bürger sind schlimmer als die Weimarer, die täglich einen Spruch von Goethe sich zu Gemüte führen. Wir wissen nichtm wie das hier endet. Du weisst, dass das Metropoltheater "unter Geschäftsaufsicht" kam, gerade in dem Moment, wo ich einen Prozess auf dem Armenwege glücklich durch- gefochten hatte. Nun ist die regelung auf 2 Monate vertagt... "lieder"! Du willst Lonja nach Wickersdorf schicken. Nun gut, ein Freund von mir ist dort Lehrer. Die Meinungen sind sehr geteilt über diese Schule. Aber vielleicht ist sie noch die beste under den schlechten. Aber es gibt sehr vernünftige Leute, die ihre Kinder in die einfache Bürgerschule lieber schicken als nach Wickersdorf. Der geistigen Einstellung wege, nicht nur weil es die Schule der Kinder reicher Leute geworden ist. Ich kann niemanden finanzielle Garantien geben, ich lebe von der Hand in den Mund und so, dass der oft nicht satt ist. Ich sage nur, dass ich tue was ich kann. Womit ich mein Gedicht beschliesse und dich grüsse. Oskar
- Collection
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Archiv Oskar Schlemmer
- Inventory number
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AOS 2013/1,79
- Material/Technique
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Papier; maschinenschriftlich
- Event
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Herstellung
- (who)
- Rights
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Staatsgalerie Stuttgart
- Last update
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28.03.2025, 12:10 PM CET
Data provider
Staatsgalerie Stuttgart. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Archivalie
Associated
- Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
- Dora Yekimovsky (1890 - 1972)