Bestand

Kriegsminister Graf von Franquemont (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
1829 und 1852 in die Registratur des Kriegsministeriums
Inhalt und Bewertung
Enthält: Geschäftstagebücher und wenige Serienakten (Ordres und Meldungen); Sachakten nach einem Aktenplan (um 1816) mit folgenden Hauptrubriken (in Klammer Buchstaben des Aktenplans):Königliches Haus, oberste Staatsbehörden, allgemeine Organisations- und Geschäftsordnungsfragen (A, AA, D); Beamte (B); Offiziere und Unteroffiziere (C, P, R, S); Verwaltungsangelegenheiten der Truppenteile (D, DD): Persönliche Angelegenheiten von Angehörigen der Militärverwaltung und der Truppen (E, F, Q); Einsatz des Militärs für die öffentliche Ordnung und andere Sonderaufgaben (G, Q); Instruktionen
und Dienstreglements (H); Versorgung (J, R); Angelegenheiten württembergischer Soldaten im Ausland (K); Ausrüstung und Verpflegung (L, O, P, V, W, X, Y, DD); Unterricht und Ausbildung (M, U, GG); Etat- und Finanzangelegenheiten (N, O); Besoldung und Feldverpflegung (P); Rekrutierung (T, EE, FF); Garnison- und Unterbringungsangelegenheiten (T, HH, JJ, KK); Bürgerwehren (LL).

Behördengeschichte: Nachdem das 1806 errichtete Kriegsministerium (vgl. Bestand E 271 a) seit Sommer 1815 vakant gewesen war, berief König Wilhelm am 9. November 1816 - unmittelbar nach seinem Regierungsantritt- den General der Infanterie Graf von Franquemont zum neuen Kriegsminister. Friedrich von Franquemont, geboren am 5. März 1770 in Ludwigsburg als illegitimer Sohn Herzog Carl Eugens von Württemberg und der Regine Monti, begann seine militärische Laufbahn als Leutnant beim Kap-Regiment und machte ab 1800 sämtliche Feldzüge der Württemberger mit. 1807, zum Oberst ernannt, kommandierte er das 1. Bataillon des Regiments Kronprinz; 1808 wurde er Generalmajor; ab 1812 war er Generalleutnant und kommandierte bis 1814 die Garde zu Fuß und war Divisionär der Infanterie der Maison du Roi. 1813 war er Oberbefehlshaber der Felddivision, am 6. November 1813 wurde er zum Feldzeugmeister ernannt. 1815 Chef eines Infanterieregiments und General der Infanterie stand er an der Spitze des württembergischen Expeditionskorps bei den Alliierten Streitkräften. Neben seiner Tätigkeit als Kriegsminister war er von 1817 - 1823 noch Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 6 Kronprinz. Im August 1829 wurde auf seinen Wunsch aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt; am 2. Januar 1842 starb er. Das Kriegsministerium blieb auch unter Franquemont noch weitgehend nur ein Büro des Ministers. So weisen die Staatshandbücher für das Königreich Württemberg von 1824 und 1828 nur einen Kanzleidirektor, einen Registrator und 2 Kanz-listen aus. Unmittelbar unter dem Kriegsministerium stand lediglich noch die Kriegskasse. Die Hauptverwaltungstätigkeit lag nach wie vor beim Kriegsdepartement, das seit 1822 Kriegsrat hieß. So machte sich die Umgestaltung und Vereinfachung in der Organisation des Kriegsdepartements des Jahres 1817 von 8 in 3 Sektionen (Administration, Rekrutierung und Justiz, siehe dazu Bestände E 271 e, f und k) beim Minister selbst kaum bemerkbar. Dennoch scheint sich die Tätigkeit des Kriegsministeriums Franquemont bis 1829 stetig ausgeweitet zu haben.

Bestandsgeschichte: Dies wird vor allem an den Registraturverhältnissen deutlich. Aus den erhaltenen Normalienbücher, die eigentlichen Tagebücher wurden wohl in den 1920er Jahren von Karl Otto Müller kassiert, gehen zwar keinerlei Hinweise auf die Registraturordnung hervor; aus den einzelnen Akten sowie deren Umschlägen ergibt sich jedoch, dass zunächst wohl noch einige Serienakten wie bei Herzog Wilhelm geführt wurden, zugleich aber auch ein Aktenplan mit Großbuchstaben und Zahlen eingeführt wurde, der in den nächsten Jahren immer wieder eine systematische Erweiterung erfuhr; mitunter wurden auch Schriftstücke, für die kein passendes Aktenzeichen vorhanden war, einfach zu anderen Signaturen gelegt, die allenfalls entfernt passten. So entstand im Laufe der Zeit ein immer differenzierterer Aktenplan, ohne dass die Zuordnung der Schriftstücke geändert wurde. Folgende Aktenzeichen und deren wichtigste Zuordnungen sind zwischen 1816 und 1829 erkennbar. Bei den Zahlen innerhalb der einzelnen Buchstaben sind Anordnung und Reihenfolge weitgehend willkürlich, so dass auf die Nennung im folgenden verzichtet wird. A Organisation der württembergischen Militärbehörden, Bundesheer, Kanzlerzeremoniell, Titel der Königlichen Familie, Geburtstagsfeier in der Königlichen Familie, Ständeversammlung B Stellenbesetzungen - allgemein in der Staatsverwaltung, speziell im Militärbereich, Militärarzt, Militärgeistliche C Offiziere: Einstellung, Versetzung, Besoldung, Allgemeines und Einzelfälle, Finanzierung einzelner Truppenteile und deren Rechtsstellung, Organisatorische Angelegenheiten einzelner Truppenteile, Unterricht und Ausbildung der Offiziere D Verwaltungsangelegenheiten der Truppenteile, Bundesheer, auswärtige Truppen, Bundesfestungen E Urlaubsangelegenheiten, Ordensangelegenheiten F Heiraten G Übungen, Sondereinsätze der Truppen, Garnisonsangelegenheiten H Instruktionen und Dienstreglements J Versorgung ehemaliger Soldaten und deren Hinterbliebene, Invalidierung K Finanzangelegenheiten, finanzielle Angelegenheiten betr. ausländische Verwendung württembergischer Truppen L Verpflegung und Unterkunft, Austausch von Truppen, die im Ausland stationiert waren, Pferdeangelegenheiten, Sondereinsätze M Invalidenhaus, Unterricht und Bildung N Militäretat O Uniform und Bekleidungsangelegenheiten, Zollfreiheit, Tuchmanufaktur Ludwigsburg, Naturaliensturz- und Kassenvisitation P Besoldung und Verpflegung, Bäckereien, Pferderationen, Entschädigungen Q Geschütze, Magazinangelegenheiten, Belohnungen, Steuern R Pensionierungen, Anstellung von Offizieren, Invalidierungsangelegenheiten, Montierung S Offiziersgehälter, Pensionsangelegenheiten T Strafanstalten, Rekrutierung U Lehranstalten,Redentionsgelder von Juden und Wiedertäufern zur Militärdienstbefreiung V Tuchfabrik Ludwigsburg W Montierungsangelegenheiten X Arsenalangelegenheiten: Kasernen, Waffen, Ausrüstung Y Arsenalangelegenheiten Z Kasernen AA Organisations- und Geschäftsordnungsangelegenheiten, Revolutionäre Umtriebe, Sonderentlohnung BB Gesundheitsangelegenheiten CC Kasernenangelegenheiten DD Remontierung, Tierärzte, Gendarmerie EE Rekrutierung FF Assentierung GG Kadetteninstitut HH Vereidigungen, Fahnenweihe, Bestrafung, Untersuchung von Beschwerden, Maßnahmen gegen Deserteure JJ Disziplinarangelegenheiten, Redentionsgelder der Menoniten KK Stellung von Militärpersonen, Freiwillige Gerichtsbarkeit LL Bürgerwehren

Bearbeiterbericht: Bei der völligen Neuverzeichnung der militärischen Bestände Württembergs vor 1871 seit 1969 schälte sich nunmehr der vorliegende Bestand heraus. Er umfasst sämtliche Schriftstücke die im Kriegsministerium von 1816 bis 1829 angewachsen sind, also in der Regel auch die, die später in andere Registratu-ren eingeordnet wurden sowie einige wenige Schriftstücke, bei denen nicht mehr eindeutig zu klären war, ob sie auf der Ebene des Kriegsdepartements oder auf der Ministerebene erwachsen sind. Nur in einigen wenigen Fällen wurden Schriftstücke, die sich unmittelbar nach Einführung des neuen Aktenplans fortsetzen und einen Vorgang bilden, beim Kriegsministerium nach 1829 belassen. In einem Fall wurde ein Schriftstück, das nach 1829 einen Zusatz erhielt, trotzdem zum vorliegenden Bestand gezogen, das Datum der späteren Ergänzung aber in Klammer vermerkt. Abgetrennt wurden dagegen sämtliche Rechnungen, die vermutlich beim Kriegsministerium erwachsen sind, ebenso die Rang- und Conduite- Listen, da bei ihnen die Provenienz nicht immer eindeutig erkennbar ist. Sie werden in einem Gesamt-Rechnungs-Selekt-Bestand bzw. einem Selekt-Bestand der Ranglisten für den gesamten Zeitraum von 1806-1871 untergebracht; andererseits wurden aus dem alten Bestand E 291, Rechnungen, einige wenige aktenartigen Schriftstücke dazugezogen. Die Abgrenzung des Bestands gegen den Bestand des Kriegsministers Herzog Wilhelm war dagegen wegen der langen Vakanz (siehe oben) nun eindeutig. Lediglich einige Abschriften aus älterer Zeit wurden als Beilagen beim Bestand belassen, ihr Datum wurde bei der Laufzeit der einzelnen Einheit in Klammer vermerkt. Bei der Ordnung der Akten konnte der Aktenplan, wie er sich aus den Archivalien selbst ergab, nur bedingt übernommen werden, da sonst unter zahlreichen Aktenzeichen gleichartige Akten zu suchen wären. Es wurde daher versucht, einerseits die wichtigsten Hauptgruppen und deren Reihenfolge zu erhalten, um so das System der Registratur deutlich zu machen, andererseits gleichartige Betreffe zusammenzufassen. Bei den neugebildeten Hauptüberschriften wurden daher in Klammer die entsprechenden Buchstaben hinzugesetzt, unter de-nen im alten Registraturschema der jeweilige Betreff erscheint. Die Archivalien wurden von 1969 bis 1986 von Dr. Gerhard Taddey, Dr. Joachim Fischer und Dr. Günter Cordes im Rahmen der gesamten Neuverzeichnung der militärischen Bestände von 1806-1870 unter Mitwirkung zahlreicher Archivreferendare und Anwärter sowie der Archivangestellten Herrmann, Sautter und Urban aufgenommen. Hierbei entstanden wegen der starken Ver-mischung mit anderen Provenienzen zunächst vielfach Titelauf-nahmen für wenige Schriftstücke. Dr. Bernhard Theil hat dann im Jahr 1988 die Archivalien in der oben beschriebenen Weise geordnet und dabei zahlreiche Titelaufnahmen zusammengefasst und neu formuliert. Aus 1051 Nummern wurden so 435 Büschel. Er hat auch die Abschlussarbeiten in Zusammenarbeit mit Werner Urban vorgenommen. Der Bestand umfasst jetzt 5,7 lfd. m. Literatur: Günter Cordes, Das württembergische Heerwesen zur Zeit Napoleons. In: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons. Katalog der Ausstellung des württembergischen Landesmuseums Stuttgart. 1987, S. 275-296 Ders., Von der Pertinenz zur Provenienz zur Neuordnung der militärischen E-Bestände des Hauptstaatsarchivs. In: Festschrift für Eberhard Gönner. 1986, S. 129-141 Joachim Fischer, Das württembergische Kriegsarchiv zur Überlieferungsgeschichte der militärischen Archivalien von Württemberg. ebd. S. 101-128 Bernd Philipp Die Generalität der deutschen Mittel- Schröder, staaten 1815-1870 (Handbuch der deutschen Generalität im 19. Jahrhundert, Teil I) Osnabrück 1984 Stuttgart, im Dezember 1988 Bernhard Theil

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 271 b
Umfang
439 Büschel

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945 >> Kriegsministerium >> Ministerien

Bestandslaufzeit
1816-1829, Vorakten ab 1801, Nachakt

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1816-1829, Vorakten ab 1801, Nachakt

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