Bestand

Staatliche Heilanstalt Winnental: Verwaltungsakten (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Die Heilanstalt für Geisteskranke in Schloß Winnental bei Winnenden wurde zum 1. März 1834 eröffnet, nachdem die Kapazitäten der bis dahin einzigen Pflegeanstalt in Zwiefalten ausgeschöpft waren. Die Anstalt, ursprünglich für 100 Betten konzipiert, umfasste um 1900 fast 600 Betten und gehörte zu den angesehensten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland.
Bei dem bislang von der Heilanstalt Winnental ausgesonderten Schriftgut (Ablieferungen 1955, 1958, 1962) handelt es sich größtenteils um Rechnungsunterlagen, die den Bestand F 1/235 bilden bzw. bei künftigen Erschließungsarbeiten in diesen Bestand einzuarbeiten sind. Daneben enthielten die Ablieferungen nur eine relativ geringe Anzahl von allgemeinen Verwaltungsakten aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, welche jetzt den Bestand F 235 I Heilanstalt Winnental: Verwaltungsakten bilden. Er enthält zudem einige wenige aus Bestand F 235 II Heilanstalt Winnental: Patientenakten ausgegliederte Einheiten, darunter das 1. Aufnahmebuch für männliche Kranke, beginnend mit dem Gründungsjahr 1834 der Heilanstalt (Bü 142).

Inhalt und Bewertung
Besonders ist auf die Rubrik 1.4.2 "Krankengeschichte" hinzuweisen, in der sich zahlreiche Akten zur Verbringung Kranker aus Winnental in die Tötungsanstalt Grafeneck im Jahr 1940 finden. Es handelt sich um Verwaltungsschriftgut, das die organisatorischen Fragen behandelt, aber auch um Listen der Betroffenen sowie um Unterlagen zur Aufarbeitung der Aktion T 4 nach dem Ende der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Ablieferungen vor 2018 bearbeitete Regina Schneider. Fabian Müller bearbeitete im Jahr 2021 den Zugang 2018/077 mit dem ein Großteil der historischen Verwaltungsakten der Klinik zurückreichend bis zur Gründungszeit einkam. Die Bearbeitung des Zugangs wurde nicht abgeschlossen, sodass der Unterzeichnende im Sommer 2023 die restlichen Archivalien bearbeitetete. Dabei wurden die Erschließungsinformationen einiger Bände konkretisiert und ergänzt. Außerdem wurden einige eingearbeitete Bände der Anstaltszeitung "Schallwellen" der Anstalt Schussenried aus dem Bestand genommen (ehem. Bü 1092, welches wieder belegt wurde). Bei der Zugangsbearbeitung wurden weiter Duplikate von Druckschriften (insbesondere Jahresberichte u.a.) kassiert und das jeweils am besten enthaltene Exemplar übernommen und ggf. ausgetauscht. Vier Bücher (v.a.: Medizinalberichte 1879-1881, 1906 und 1911) wurden auf Grund Schimmelbefalls kassiert.
Im Zugang befanden sich auch zahlreiche Patientenakten, die Fabian Müller und der Unterzeichnende in den Bestand F 235 II hinzufügten (Fabian Müller: Bü 10857-10884; Christian Hofmann: Bü 10885-10931). Einzelne Patientenakten konnten dem Bestand der Patientenakten der privaten und 1941 aufgelösten Anstalt Kennenburg, PL 423 I, hinzugefügt werden. Ebenso Patientenbücher, die durch Gabriele Benning eingearbeitet wurden. Zahlreiche Patientenakten und die Patientenbücher der privaten und 1922 aufgelösten Anstalt Pfullingen wurden an das Staatsarchiv Sigmaringen abgegeben. Die Patientenakten der beiden aufgelösten privaten Kliniken Kennenburg und Pfulligen kamen 1941 im Zuge der Einrichtung eines Krankenaktenlagers in der Anstalt Winnental in diese Klinik und befanden sich bis zur Abgabe an das Landesarchiv dort (siehe auch Vorwort von Bestand PL 423 I). Mit Zugang 2021/082 wurden weitere Bände abgegeben, die durch den Unterzeichnenden in den Bestand eingearbeitet wurden: F 235 I Bü 1215-1224. In den Zugängen 2018/077 und 2021/082 befanden sich auch Bände, die im Rechnungsbestand F 1/235 verzeichnet wurden. Ein Band wurde in Bestand GL 158 hinzugefügt (Bd. 52).
Der Zugang enthielt auch zahlreiche Einzelschriftstücke, die offensichtlich zum Teil aus Akten entnommen worden waren und als Ausstellungsobjekte für eine psychiatriegeschichtliche Ausstellung vor Ort dienten. Zahlreiche Schriftstücke konnten auf Grund der vermerkten Aktennummern den entsprechenden Akten einfach zugeordnet werden. Ein kleiner verbliebener Rest wurde unter Bü 1264 verzeichnet. Kassiert wurden auch auf Pappe reproduzierte Fotos die keinerlei Beschriftungen und Zuordnungen aufwiesen.
August 2023
Christian Hofmann

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, F 235 I
Umfang
148 Büschel (4,8 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Untere Verwaltungsbehörden 1806-um 1945 >> Geschäftsbereich Innenministerium >> Staatliche Heilanstalten und Krankenhäuser

Bestandslaufzeit
1834-1951 (Vorakten ab 1823)

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
18.04.2024, 10:40 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1834-1951 (Vorakten ab 1823)

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