Bestand
Reichskommissar für die Seeschiffahrt (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Einleitung
Die Stellung der Reichskommissare
Reichskommissare waren Beauftragte von Reichsregierungen
oder Reichsbehörden, die mit besonderen Befugnissen ausgestattet
Verwaltungsaufgaben in einem ihnen zugewiesenen Bereich übernahmen. Schon
während der Weimarer Republik waren Reichskommissare , wie etwa der
Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete (1923-1930) oder
der Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung durch die
Regierung eingesetzt worden.
Die Einsetzung von
Reichskommissaren und Reichsstatthaltern wurde vor der Machtübernahme
1933 durch die NSDAP deshalb veranlasst, weil auf diesem Wege noch
vorhandene demokratische Institutionen in den einzelnen Ländern umgangen
werden konnten.
Nach 1933, in der Anfangsphase der
nationalsozialistischen Herrschaft, unterstellte Hitler die Kommissare
direkt seiner Funktion als Reichskanzler. Nun war die Installation dieser
Ämter ohne Rücksichtnahme auf Kabinettsbeschlüsse möglich.
Der Reichskommissar für die Seeschiffahrt
Der Reichskommissar für die Seeschiffahrt wurde am
30.Mai 1942 per "Führererlaß" eingesetzt. In seiner Begründung gestand
Hitler der neugeschaffenen Behörde kriegsentscheidende Bedeutung zu. Das
Amt bekleidete der Hamburger Gauleiter Karl Kaufmann, der in seiner
Funktion Hitler direkt unterstellt war und eine einheitliche Planung der
Seetransporte sicherstellen sollte. Das Kommissariat war somit für den
Schiffsverkehr zuständig, sofern dieser nicht für Kriegsführung auf See
oder den Transport von Truppen benötigt wurde. Die Kapazität der Schiffe
sollte ständig erhöht und deren Zustand auf einem bestimmten Niveau
gehalten werden. Darüber hinaus war der Kommissar für Ausrüstung und
Bemannung verantwortlich und sollte sich um die Ausstattung der Häfen
kümmern.
Karl Kaufmann (1900-1969) übernahm in
seiner Funktion als Reichskommissar das Kommando über das
Seeschiffahrtsamt und die entsprechend unterstellten Dienststellen des
Reichsverkehrsministeriums. Grundsätzlich lag die Entscheidungskompetenz
beim Reichskommissar, dieser sollte sich allerdings mit dem Beauftragten
für den Vierjahresplan, dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, dem
Reichsverkehrsminister und dem Reichsminister für Bewaffnung und Munition
abstimmen.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Bisher lag ein Findbuch aus dem
Jahr 1980 vor.
Archivische Bewertung und
Bearbeitung
Zum Zwecke ihrer Onlinestellung im
Internet wurden die Archivalien 2009 in der Archiv-Datenbank BASYS-S
erfasst, zum großen Teil anhand der Findbucheinträge. Zum Stammbestand
gehörten zunächst 235 Akten, die im Laufe der Jahre ergänzt wurden. Im
Jahr 2005 sind aus Provenienzgründen dem Bestand R 5
Reichsverkehrministerium 63 Akten entnommen und dem Bestand R 147
hinzugefügt worden, ohne jedoch eine Umsignierung zu veranlassen. Im Jahr
2009 erfolgte eine Neusignierung für die hinzugekommenen Teile ab der
Signatur Nr. 236 bis hin zur Signatur Nr. 324, in die auch die ehemaligen
R5-Archivalien integriert und konkordiert wurden. Die intensiven
Verzeichnungsangaben wurden größtenteils original mit den seinerzeit
verwendeten Abkürzungen übernommen. Die Klassifikation wurde
überarbeitet. Der Bestand wurde komplett neu in Mappen und säurefeste
Kartons verpackt .
Inhaltliche Charakterisierung: Der
Bestand umfaßt in seiner Masse Akten der Abwicklungsbehörde:
Personalangelegenheiten 1939-1966 (28); Finanzielle Angelegenheiten
1939-1966 (38): Reichszuschüsse zum Neubau von Schiffen.- Abwicklung,
Rückforderungen 1939-1966 (5), Regelung von Verbindlichkeiten 1942-1952
(20); Forderungen gegen das Seeschiffahrtsamt 1943-1950 (4),
Kostenabrechnungen des Reichskommissars für die Seeschiffahrt Bukarest
1943-1944 (9); Deutsche Schiffe und Anlagen 1942-1949 (8): Ansprüche nach
dem Reichsleistungsgesetz 1943-1949 (4), Reichseigene Schiffe 1944-1946
(3), Diestel-Kai-Anlage in Hamburg (1); Ausländische Schiffe und Anlagen
1941-1970 (134): Prisenrecht und Prisenschiffe 1942-1960 (77),
Beschlagnahme von Schiffen und Anlagen 1942-1958 (33): Beschlagnahme von
Schiffen und Reedereigütern aus den Niederlanden 1943-1958 (15),
Beschlagnahme von Schiffen aus Norwegen 1944-1950 (7), Einsatz von
Pénichen (Binnenschiffen) aus Frankreich 1943-1947 (2), Beschlagnahme von
Krangerät in den besetzten Gebieten 1942-1946 (9); Charterung 1941-1970
(15): Charterung von Schiffen aus Italien 1943-1957 (7), Charterung von
Schiffen aus Rumänien 1943-1970 (1), Charterung,
Abwicklungsangelegenheiten nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges
1941-1955 (7); Schiffbau 1943-1949 (7); Norwegen-Verteiler-Verkehr
(Einsatz von Schiffen nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges) 1944-19953
(5); Liquidation von Dienststellen des Reichskommissars 1943-1949 (32);
Liquidation von Schiffahrtsgesellschaften und anderen Unternehmen
1939-1964 (84): Errichtung von Abwicklungsausschüssen und
Zuständigkeitsregelungen 1943-1951 (5), Einzelne Gesellschaften 1941-1964
(56), Andere Unternehmen und Dienststellen 1939-1949 (23).
Ergänzende Überlieferungen
Weitere Akten sind im Bestand B 108 Bundesverkehrsministerium
überliefert, ebenso in den Beständen R 5 Reichsverkehrministerium, R 43
Reichskanzlei, NS 6 Partei-Kanzlei der NSDAP und RW 4
OKW/Wehrmachtführungsstab.
Zitierweise: BArch R
147/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch R 147
- Umfang
-
324 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Post, Verkehr
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Literatur:
Daniel Mühlenfeld: Vom Kommissariat zum Ministerium. Zur Gründungsgeschichte des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. In: Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus 22 (2006), S. 72-92.
Rüdiger Hachtmann, Winfried Süß: Hitlers Kommissare. Sondergewalten in der nationalsozialistischen Diktatur. Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0086-5.- Rezension
Frank Bajohr: Gauleiter in Hamburg. Zur Person und Tätigkeit Karl Kaufmanns (1900-1969). In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 43 (1995), H. 2, S. 267-295
Frank Bajohr: Hamburgs Führer: Zur Person und Tätigkeit des Hamburger NSDAP-Gauleiters Karl Kaufmann (1900-1969) in: Frank Bajohr/Joachim Szodrzynski, Hamburg in der NS-Zeit: Ergebnisse neuerer Forschungen. S. 59-91.- Hamburg 1995.
- Provenienz
-
Reichskommissar für die Seeschiffahrt (R 147), 1942-1945
- Bestandslaufzeit
-
(1939) 1942-1945 (1970)
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Reichskommissar für die Seeschiffahrt (R 147), 1942-1945
Entstanden
- (1939) 1942-1945 (1970)