Bestand
Bundesbahndirektion Münster (Bestand)
Verwaltung 1868-1974 (154);
Auflösung der Bundesbahndirektion Münster 1880-1981 (14);
Gefahrenvorsorge 1923-1965 (8); Wege 1860-1975 (88); Erwerb, Tausch,
Pachtung und Veräußerung von Grundstücken und Bauangelegenheiten
spezieller Strecken 1832-1986 (5410); Benutzung von bahnfiskalischen
Flächen durch Gewerbetreibende (Lw und LmV) 1887-1974 (69);
Nutzungsgenehmigungen für die Reichs- und Bundesbahn (Lwa) 1902-1974
(9); Verpachtung von Nutzungsrechten (Lmj) 1929-1977 (8);
Eigentumsstörungen (Les) 1930-1974 (7); Bahnhöfe und Haltepunkte
1855-1972 (199); Gas- und Wasserleitungskreuzungen (Lwg) 1921-1974
(33); Benutzungsrechte laut Wassergesetz (Legwe) 1909-1979 (21);
Bebauungspläne, Fluchtlinienpläne und Baugesuche (Lwb) 1910-1976
(124); Eisenbahnbrücken (Legb) 1895-1975 (26); Gemeinschaftliche
Anlagen (Lagd) 1920-1964 (7); Bauwerke (Straßen- und
Wegeüberführungen) 1934-1972 (2); Feuerschutzstreifen 1911-1977 (14);
Einmalige Beiträge (Rgga) 1962-1972 (1); Zollabfertigungsstellen an
Bahnhöfen (Agfü) 1954-1983 (9); Lagerplätze (Ll) 1927-1974 (37);
Privatgleisanschlüsse (Lp) 1948-1989 (16); Prozesse und
Rechtsstreitverfahren (Ler) 1912-1975 (33).
Bestandsgeschichte: 1879-1882
Verstaatlichung der privaten Eisenbahngesellschaften in Preußen; 1895
Errichtung der Eisenbahndirektion Münster für das nördliche Westfalen;
1920 Übergang der Eisenbahnverwaltung auf das Reich; 1975 Auflösung
der Bundesbahndirektion Münster. Der Hauptbestand (740 Aktenbündel)
befand sich ursprünglich im LAV NRW Abteilung Rheinland (im Bestand
Bahndirektion Essen BR 1303) und wurde 2012 an die Abteilung Westfalen
abgegeben.
Form und Inhalt: Die Vorläufer
der dampf- und elektrobetriebenen Eisenbahnen
Die Vorläufer der Eisenbahn in Deutschland sind vor allem im
Bergbau zu finden. Die bei der Förderung unter Tage benutzten Loren
liefen schon im 18. Jahrhundert auf hölzernen Schienen. Ab 1787
entwickelte sich besonders im Ruhrkohlebergbau ein Netz von
Pferdeeisenbahnen, um den übertägigen Transport der Kohle zu den
Verladestellen an der Ruhr zu bewerkstelligen (siehe besonders Bestand
"Oberbergamt Dortmund"). Dieses zum Teil aus eisernen Schienen
bestehende Transportnetzt diente jedoch nicht dem öffentlichen Verkehr
von Personen und Gütern.
Wesentliche Anstöße für die
Etablierung von Eisenbahnen in Deutschland gaben die Entwicklung der
ersten betriebstauglichen Lokomotiven in England (Richard Trevithick
1804, Blenkinsop 1812) sowie die Eröffnung der ersten öffentlichen
Bahnstrecke im Jahr 1825 (Stockton and Darlington Railway). Allerdings
gab es bereits vorher Versuche in Deutschland, den Bahnbetrieb mit
Lokomotiven aufzunehmen. Johann Friedrich Krigar baute beispielsweise
mit dem Dampfwagen der Königlichen Eisengießerei zu Berlin 1815 eine
Kopie der Dampflokomotive von John Blenkinsop für die Königshütte in
Oberschlesien. Ihr folgte 1818 eine weitere, letztlich ineffiziente
Lokomotive für den 1,8 km langen Friederiken-Schienenweg (anfangs aus
Holz, ab 1821 auf Eisenschinenen umgerüstet), einer Kohlenbahn bei
Geislautern im Saarland.
Die Anfänge der
vollmechanisierten Eisenbahn in der Provinz Westfalen
Mit zunehmender Verwendung von Dampfmaschinen im
Bergbau und dem vermehrten Einsatz von Arbeitsmaschinen in der
gewerblichen Produktion (vollmechanisierte Webstühle, 1785 erfunden
von Edmond Cartwright; erste Dampflokomotive 1804 von Richard
Trevithick) zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelten sich in
Deutschland seit den 1820er Jahren auch Vorstellungen, ein Netz von
Eisenbahnen auf eisernen Schienen zu schaffen. Unternehmer wie z. B.
Friedrich Harkort und Friedrich List sahen darin eine Möglichkeit, die
Wirtschaft zu beleben und die kleinstaatliche Bevormundung zu
überwinden. Sie setzten sich daher in den 1820er und 1830er Jahren
vehement und gegen die Bedenken zahlreicher Kritiker für den Bau von
Eisenbahnen ein. Allerdings waren diese Eisenbahnen noch reine
Pferdebahnen (Schlebusch-Harkorter Kohlenbahn, Deilthaler Eisenbahn),
die vorrangig dem Kohlentransport dienten. England und Frankreich
waren bei den Pferdeeisenbahnen bereits Vorläufer.
Ein
wichtiger Impuls für die Verwendung von maschinellen Antrieben auf
Gleisen kam schließlich aus England, dem Mutterland der
Industrialisierung. Eine erste Strecke war die "Stockton and
Darlington Railway" von neun Meilen Länge. Sie wurde am 27. September
1825 mit der Fahrt einer von George Stephenson gebauten Lokomotive
(”Nr. 1“) eröffnet. Weltweit wurden zum ersten mal auf der Strecke von
Stockton nach Darlington auch Personen mit einer Lokomotive befördert,
wenn auch im späteren Regelbetrieb zumeist noch mit Pferdekraft.
Schließlich wurde am 15. September 1830 die erste Eisenbahnstrecke der
Welt von Liverpool nach Manchester (Liverpool and Manchester Railway)
eröffnet, auf der sämtliche Züge nach einem festen Fahrplan und mit
Dampflokomotiven verkehrten. Wenig später eröffnete man auch in
Frankreich die erste Eisenbahnstrecke, auf der eine Dampflokomotive
fuhr, die allerdings den Pferdebetrieb ergänzte. Es handelte sich um
die Strecke von Saint-Ètienne nach Lyon.
Zweifelsfrei
verfolgten deutsche Ingenieure und Unternehmer die Etablierungen von
pferdekraft- und maschinenbetriebenen Eisenbahnstrecken in England und
in Frankreich von mit größtem Interesse. In Bayern entschlossen sich
fränkische Kaufleute, eine Eisenbahnstrecke entlang der
Nürnberg-Fürther Chaussee zu bauen. Sie gründeten dazu am 14. Mai 1833
eine Gesellschaft zur Errichtung einer Eisenbahn mit Dampffahrt
zwischen Nürnberg und Fürth, aus der dann eine Bahngesellschaft
entstand. Nach dem Vorbild der Liverpool and Manchester Railway wurde
am 7. Dezember 1835 die Bayerische Ludwigsbahn eröffnet (6,04 km
Länge). Sie und ihr englisches Vorbild gaben entscheidende Impulse für
die Verwendung von maschinenbetriebenen Eisenbahnen (Typ Adler),
wenngleich anfänglich für den Hauptbetrieb der Strecke ein
pferdebespannter Zug fuhr. In der zeitgenössischen Öffentlichkeit
Deutschlands wurde die Fahrt von Nürnberg nach Fürth mit einer
Dampflokomotive jedenfalls als Beginn einer neuen Epoche
angesehen.
Schon wenige Jahre nach der
Eröffnung der pferde- und maschinenbetriebenen Eisenbahn von Nürnberg
nach Fürth wurden den Staaten des Deutschen Bundes neue
Eisenbahn(teil)strecken eröffnet. Erbauer und Betreiber der meisten
Strecken waren in der Regel Privatunternehmen, aber auch staatliche
Unternehmungen). Zu nennen wären:
24.04.1837
Leipzig-Althen (Leipzig-Dresdner Eisenbahn, bis Dresden fertiggestellt
am 07.04.1839)
22.09.1838 Zehlendorf-Potsdam
(Berlin-Potsdamer Eisenbahn)
01.12.1838
Braunschweig-Wolfenbüttel (Herzoglich Braunschweigische
Staatseisenbahn)
20.12.1838 Düsseldorf-Erkrath
(Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn)
29.06.1839
Magdeburg-Schönebeck (Magdeburg-Leipziger Eisenbahn)
Die erste mit Lokomotiven betriebene Eisenbahn in
Deutschland nahm 1835 auf der Strecke von Nürnberg nach Fürth den
öffentlichen Personen- und Güterverkehr auf. Der anschließende Aufbau
des deutschen Eisenbahnnetzes erfolgte zuerst durch private
Gesellschaften, dann durch den Staat. Nach Gründung des Deutschen
Reiches 1871 entstanden in einzelnen Bundesstaaten eine Reihe von
staatlichen Länderbahnen. Die zahlreichen in dieser Zeit gebauten
Privatbahnen dienten vor allem dem Regional- und Nahverkehr. Erst nach
dem Ersten Weltkrieg wurden die Länderbahnen dem Reich übertragen. Sie
wurden 1924 in der gegründeten Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft zu
einem Staatsunternehmen zusammengefasst. Diesem Unternehmen Oblag
größtenteils der Eisenbahnverkehr in ganz Deutschland. Nach dem
Zweiten Weltkrieg entstanden infolge der Teilung Deutschlands zwei
Staatsbahnen. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die ehemalige
Deutsche Reichsbahn zur Deutschen Bundesbahn, in der Deutschen
Demokratischen Republik firmierte die Staatsbahn unter der alten
Bezeichnung Deutsche Reichsbahn. Erst nach der deutschen
Wiedervereinigung 1990 wurden beide Staatsbahnen als Deutsche
Bundesbahn zusammenfasst, bis die Bahn infolge der Bahnreform 1994 zu
einem privatwirtschaftlichen Unternehmen umstrukturiert wurde und als
Deutsche Bahn AG firmierte. Seit dem ist sie verpflichtet, privaten
Bahnunternehmen ein diskriminierungsfreier Zugang zum Eisenbahnnetz zu
verschaffen und den Schienen-Personenahverkehr durch die
Regionalisierung den Bundesländern zu übertragen.
Dr. Jens Heckl, im Dezember 2014
- Reference number of holding
-
O 001
- Extent
-
6.289 Akten.; 6289 Akten.
- Language of the material
-
German
- Context
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 3. Behörden und Einrichtungen des Staates und der Selbstverwaltung nach 1816 >> 3.5. Verkehrsverwaltung (O) >> 3.5.1. Bahn und Post
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Reichsbahndirektion Münster (Hg.), 40 Jahre Eisenbahndirektion Münster (Westf.) 1895-1935, Münster 1935; Werner Menninghaus u. Günter Krause, Die Königlich Westphälische Eisenbahn, Lübbecke 1985; Wolfgang Klee, Eisenbahnen in Westfalen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Münster 2001; Silvia Eck-Pfister u. Marina Schuster, Quellen zur Eisenbahn- und Straßenbahngeschichte in nichtstaatlichen westfälisch-lippischen Archiven, Dortmund 1996.
- Date of creation of holding
-
1832-1989
- Other object pages
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- Last update
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23.06.2025, 8:11 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1832-1989