Bestand

Breisgau Ausland (Bestand)

Überlieferungsgeschichte

Aus der Verteilungsmasse der vorderösterreichischen Registratur nach 1805 in das Generallandesarchiv übernommen. 1817 Abgaben an das Staatsarchiv Aarau.

Inhalt und Bewertung

Akten vor allem der Vorderösterreichischen Regierung und Kammer in Freiburg zu den später schweizerischen Orten in den Kameralherrschaften Laufenburg und Rheinfelden und in Schweizer Kantonen. Im Anhang einige österreichische Verordnungen für das Königreich Böhmen.

Verwaltungsgeschichte: Der Breisgau als Teil Vorderösterreichs gliederte sich in zahlreiche größere und kleinere Herrschaften, die in zwei Gruppen zerfallen. Die erste Gruppe, die den größten Teil der Herrschaften ausmachte, umfaßte die im Eigentum oder Lehensbesitz von Stiftern oder Adeligen stehenden Dominien, die der Landeshoheit der Erzherzöge von Österreich nur mittelbar unterstanden. Ungeteilte Verwaltung und Gerichtsbarkeit besaß der Landesherr nur in den Kameralherrschaften, der zweiten Gruppe. Diese Gebiete wurden von der vorderösterreichischen Regierung verwaltet. Laufenburg und Rheinfelden, die Kameralherrschaften, zu denen das Fricktal (1801 als Kanton Fricktal gegründet und 1803 dem Kanton Aargau zugeschlagen, nicht zu verwechseln mit dem Verwaltungsbezirk Fricktal als Teil der Herrschaft Rheinfelden) gehörte, wurden von einem von der vorderösterreichischen Regierung eingesetzten Obervogt vertreten, der die Regierungsgewalt, insbesondere die Gerichtsbarkeit über die beiden Kameralherrschaften innehatte. Dieses Amt versahen lange Zeit Angehörige der Familie Granmont. Die Vögte waren die Vertreter der Vogteien und Gemeinden gegenüber der vorderösterreichischen Regierung und Kammer. Sie verhandelten in der Regel mit dem Kameralamt, in seltenen Fällen auch mit der Regierung über wirtschaftliche, politische und finanzielle Angelegenheiten der Untertanen. Die eigentliche Verwaltungsarbeit erledigten die Kameralämter, an deren Spitze ein Oberamtmann stand. In seiner Hand waren Justiz- und Polizeigeschäfte vereinigt. Der Rentmeister - oft auch Einnehmer genannt - verwaltete die Kasse sowie die Geld- und Naturalgefälle; daneben war ihm noch die Aufsicht über das Forst- und Straßenwesen übertragen. Der Landschreiber und sein Gehilfe, der Registrator, erledigten alle Kanzlei- und Schreibarbeiten. Während Rheinfelden, die größere Herrschaft, ein eigenes Oberamt besaß und in drei Verwaltungsbezirke zerfiel, war die Herrschaft Laufenburg zusammen mit der Grafschaft Hauenstein dem Waldvogteiamt unterstellt. Die Kameralherrschaft fand ihre Einschränkung in einem Geflecht verschiedener Rechte und Gerechtsamen mehrerer adliger Grundherren. So übte das fürstliche Damenstift Säckingen in der Herrschaft Rheinfelden in den Dörfern Hornussen, Unterziehen und Stein die Niedergerichtsbarkeit aus, in der Herrschaft Laufenburg über Sulz und Mettau. Die Freiherren von Schönau waren Gerichtsherren in Öschgen, Wegenstetten und Obersäckingen. Die Freiherren von Roll zu Bernau besaßen die niedere Gerichtsbarkeit in Gansingen und den dazugehörigen Dörfern. Entsprechend war auch die Vertretung im Landständischen Konsess: als Grundherren von Öschgen saßen die Herren von Schönau auf der Ritterbank, das Damenstift Säckingen hatte für Hornussen usw. Sitz und Stimme auf der Prälatenbank. Während sich die Befugnisse der breisgauischen Landstände insgesamt auf die Verwaltung von bestimmten Abgaben und Leistungen beschränkten, war die Gesetzgebung der Regierung vorbehalten. Seit 1769 führte der Landständische Konsess unter dem Vorsitz des Regierungspräsidenten den größten Teil der ständischen Aufgaben aus, die schließlich durch die Einbeziehung in die Regierung im Jahre 1783 immer mehr zu Regierungsangelegenheiten wurden. Die napoleonischen Kriege brachten das Ende der vorderösterreichischen Herrschaft. Das Fricktal fiel 1803 dem Kanton Aargau zu. Provenienzangaben für die österreichischen Stellen in und neben der Freiburger Regierung und Kammer waren nicht immer möglich. Fiskalamt, Buchhaltung oder Bergamt sind vertreten; die exakte Provenienz ließ sich aber nur im Einzelfall mit Hilfe von Quarthal/Wieland/Dürr, Behördenorganisation der vorderösterreichischen Regierung, nachweisen; auch die Zuweisung an lokale Provenienzen musste meist offen bleiben.

Bestandsgeschichte: Die vorderösterreichischen Regierungsakten wurden nach 1805 auf die Nachfolgestaaten nach dem Pertinenzprinzip verteilt. Die badischen Akten wurden zunächst in Meersburg zwischengelagert, bis sie in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts das Generallandesarchiv Karlsruhe in seine Bestände einreihte. Akten zum Fricktal wurden 1817 an das Staatsarchiv Aargau extradiert; warum nach dem Pertinenzprinzip keine weiteren Akten an Schweizer Kantone abgegeben wurden, ist nicht mehr nachvollziehbar. Die Faszikel 358-370 (überwiegend Abschriften) enthalten Akten zu gesamtösterreichischen Vorgängen (hauptsächlich Böhmen); ihre Provenienz ist nicht eindeutig zu bestimmen. Vermutlich wurden diese Akten der vorderösterreichischen Regierung zur Information gegeben; inhaltlich stehen sie zu den übrigen Akten dieses Bestandes in keinem Zusammenhang. Sie wurden wahrscheinlich dem Bestand später angehängt.

Ordnung: Bei der Neuordnung wurden die ehemaligen Herrschaftsstrukturen zur Gliederung herangezogen. Die Dörfer und Ortschaften der beiden Kameralherrschaften Laufenburg und Rheinfelden sind jeweils gesondert aufgeführt und alphabetisch geordnet. Innerhalb der Dorfrubriken ist der Aktenbestand chronologisch geordnet, bei einer größeren Anzahl von Faszikeln sind Sachrubriken eingeführt. Größere Karten und Gemarkungspläne wurden aus konservatorischen Gründen den Akten entnommen und mit neuer Signatur in die Kartensammlung eingereiht; in den Titelaufnahmen wird jedoch auf sie verwiesen. Neuverzeichnung, Klassifikation des Bestandes, wesentliche Teile der Einleitung und zwei Grafiken zur vorderösterreichischen Verwaltung besorgte im Winter 1984/85 Staatsarchivreferendarin Martina Reiling. Die Endredaktion lag bei Archivdirektor Konrad Krimm, die Reinschrift übernahm Frau Sigrid Rombach. Bei der beständeübergreifenden Inventarisierung der vorderösterreichischen Zentralprovenienzen wurde der Bestand 80 berücksichtigt; die Titelaufnahmen von Dr. Peter Steuer wurden bei der Endredaktion des vorliegenden Findbuchs jedoch nicht verwendet, um die Einheitlichkeit der Erschließung nicht zu unterbrechen. Für das bis jetzt noch fehlende Register sei aber auf den künftigen Band 9 des Gesamtinventars der vorderösterreichischen Zentralbehörden verwiesen. Der Bestand umfasst 371 Faszikel in 4,5 lfd.m. Karlsruhe, im Februar 2007 Konrad Krimm

Bestandssignatur
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 80
Umfang
375 Akten

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Ältere Bestände (vornehmlich aus der Zeit des Alten Reichs) >> Akten >> Generalakten der größeren Territorien >> Breisgau Ausland (v.a. Vorderösterreich)
Verwandte Bestände und Literatur
Rainer Brüning/Gabriele Wüst (Bearb.), Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 6, Bestände des Alten Reiches, insbesondere Generalakten (71-228), Stuttgart 2006, S. 144-145.
Georg Boner, Die Erschließung ausländischer Archivalien zur aargauischen Geschichte, in: Aargovia 84 (1972) S. 96-117.- Walter Graf, Die Selbstverwaltung der Fricktaler Gemeinden im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte des absolutistischen Staates, Frick 1966.- Fridolin Jehle, Geschichte der Stadt Laufenburg, Bd. 1, Freiburg 1979.- Franz Quarthal, Georg Wieland, Birgit Dürr, Die Behördenorganisation Voderösterreichs von 1752 bis 1805 und die Beamten in Verwaltung, Justiz und Unterrichtswesen, Bühl 1977

Bestandslaufzeit
[1288 -] 1515-1805

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:03 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • [1288 -] 1515-1805

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