Bestand

Wilhelm (II.) (1864-1928) Herzog von Urach, Graf von Württemberg (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Sohn von Wilhelm (I.) Herzog von Urach (GU 105) und Florestine Herzogin von Urach geb. Prinzessin von Monaco (GU 107), geb. 3. März 1864 in Monaco, seit 4. Juli 1892 vermählt mit Amalie Herzogin in Bayern (GU 118) und seit 26. November 1924 vermählt mit Wiltrud Prinzessin von Bayern (GU 119), gest. 24. März 1928 in Rapallo (Italien), 1869-1928 als 2. Herzog von Urach Chef des Hauses
1883 Leutnant, 1888 Premierleutnant, 1891 Rittmeister, 1897 Major, 1903 Oberstleutnant und Regimentskommandeur, 1906 Oberst, 1908 Kommandeur der 26. Kavalleriebrigade, 1910 Generalmajor, 1912 Generalleutnant und Kommandeur der 26. Division, 1914-1918 Teilnahme am Ersten Weltkrieg, 1917 Kommandierender General und Chef des Generalkommandos z. b. V. Nr. 64 im Oberelsass, 1917 General der Kavallerie, 1919 pensioniert; 1910 als Kandidat für den Fürstenthron in Monaco und 1913 als Kandidat für das neugeschaffene Königreich Albanien sowie während des Ersten Weltkrieges als Kandidat für einen Thron in Polen und für ein neu zu schaffendes Großherzogtum Elsass-Lothringen im Gespräch; 11. Juli 1918 Wahl von Wilhelm (II.) Herzog von Urach zum König von Litauen durch den litauischen Landesrat (Taryba), Wilhelm (II.) Herzog von Urach sollte den Namen Mindaugas II. erhalten, 2. November 1918 Widerruf der Kandidatur Herzog Wilhelms durch den litauischen Landesrat (Taryba), 1922 Promotion zum Dr. phil. an der Universität Tübingen mit einer Arbeit über die Stadtgeografie Reutlingens
Inhalt und Bewertung
Zivile Unterlagen: Geschäftsbücher, Inventare, Personal, Korrespondenz mit Angehörigen der Häuser Urach (u. a. Florestine Herzogin von Urach), Württemberg (u. a. König Karl von Württemberg, König Wilhelm Il. von Württemberg) sowie mit Mitgliedern anderer europäischer Adelsfamilien, Korrespondenz mit verschiedenen Personen; Steuer-, Renten-, Bau- und Mietangelegenheiten; Kindheit, Schulzeugnisse, Geburt, Jugend und Schulbildung der Kinder des Herzogs, Werbung des Prinzen Joachim von Preußen um Elisabeth Fürstin von Urach, Reisen, Aufenthalte in Monaco, Besuche, Geburten, Hochzeiten, Todesfälle im Hause Urach und in anderen Hochadelsfamilien, Regelungen des Nachlasses von Mitgliedern des Hauses Urach, protokollarische Angelegenheiten (v. a. am württembergischen Königshof), staatsrechtliche Stellung des Hauses Urach, Thronbewerbungen in Albanien und Litauen, Aufzeichnungen und Notizen (u. a. über Famlienangehörige, Politik, Geografie, Geschichte Württembergs, Genealogie des Hauses Urach, Reisen), Tagebücher, autobiografische Aufzeichnungen, Drucksachen und Materialsammlungen, Karten, Schaubilder, Gegenstände, Studium der Geografie und Promotion an der Universität Tübingen; umfangreiche militärische Unterlagen: u. a. Manöver, militärische Übungen, Kriegsspiele, Ausbildung an der Kriegsakademie Berlin, Prüfungsarbeiten des Generalstabes des XIII. (Württ.) Armeekorps, Generalstabsreisen, Übungsaufgaben der Kriegsakademie Stuttgart, Tätigkeit beim Ulanen-Regiment König Karl Nr. 19, Angelegenheiten der 26. (Württ.) Infanterie-Division, Tätigkeit beim Dragoner-Regiment König Nr. 26, Angelenheiten des Thüringischen Ulanen-Regiments Nr. 6 und des Dragoner-Regiments Königin Olga (Nr. 25), Tätigkeiten als Kommandeur der 26. Kavallerie-Brigade und der 26. Infanterie-Division (v. a. Mobilmachung 1914, Einsatz der Division im Ersten Weltkrieg, Feldpostbriefe an Bertha von Biegeleben, Kriegstagebücher (mit Anlagen), militärische Karten, Tagesbefehle, Meldungen, Bekanntmachungen und Verordnungen), Tätigkeit als kommandierender General des Generalkommandos z. b. V. Nr. 64 (v. a. militärische Karten, Korrespodenz v. a. mit der württembergischen Generaladjutantur, Frontmeldungen, Tagesbefehle, Kriegstagebücher (mit Anlagen, u. a. Tagebuch des Oberleutnants Erwin Rommel vom württembergischen Gebirgsbataillon über die Kämpfe zwischen Ojtoz- und Slanic-Tal in Rümänien im August 1917), Denkschriften, Kriegstätigkeitsberichte, Meldungen), militärische Karrieren der Söhne Wilhelm und Karl Gero, Kriegsgedenken, Aufzeichnungen zur Geschichte der 26. (Württ.) Infanterie-Division, Abfassung der Schrift "Württembergs im Heer im Weltkrieg"; Ordensverleihungen, Statuten der Orden; Zeitungsausschnitte und Fotografien
Für die Einsichtnahme in den Bestand ist die Genehmigung des Chefs des Hauses Urach erforderlich. Die Benutzer sind zur Wahrung der Personrechte verpflichtet.
Die Personalakte über die militärische Karriere verwahrt das Hauptstaatsarchiv unter der Signatur M 430/2 Büschel 2232. Eine Materialsammlung über ihn findet sich in Büschel 543 im Bestand M 743/2. Weitere Unterlagen über Wilhelm Herzog von Urach und seine Thronkandidaturen finden sich v. a. in den Beständen E 14, E 40/72, E 51, E 55, J 191, M 1/2, M 34 und Q 1/18.

1. 1. Die Herzöge von Urach Grafen von Württemberg: Bei den Herzögen von Urach Grafen von Württemberg handelt es sich um eine Nebenlinie des Hauses Württemberg. Im Jahr 1800 heiratete der vierte Sohn von Herzog Friedrich Eugen von Württemberg, Herzog Wilhelm von Württemberg, eine Hofdame seiner Mutter: die dreiundzwanzigjährige Wilhelmine von Tunderfeld-Rhodis. Nach den Hausgesetzen war diese Ehe mit einer nicht dem Hochadel entstammenden Frau unebenbürtig; Herzog Wilhelm verzichtete daher am 1. August 1801 für seine Nachkommen auf die Thronfolge. Am 20. April 1801 hatte bereits der regierende Herzog Friedrich, Herzog Wilhelms ältester Bruder, die Ehe als vollwirkende Ehe zur rechten Hand anerkannt und bestimmt, dass die Nachkommen Herzog Wilhelms den Namen Grafen und Gräfinnen von Württemberg führen sollen. Damit war eine neue Nebenlinie des Hauses Württemberg entstanden. Der zweite Sohn Graf Wilhelms, der ebenfalls den Namen Wilhelm trug, wurde 1867 von König Karl zum ersten Herzog von Urach erhoben. Die neue Herzogswürde war im Mannesstamm erblich; die entsprechende Erhebung der jüngeren Kinder in den Fürstenstand sollte die enge Verbindung der Nebenlinie mit der Hauptlinie unterstreichen und ihr einen Rang unmittelbar nach dem königlichen Haus vor allen anderen Standesherren des Königreichs bestimmen. Durch die 1862 erfolgte Konversion Wilhelms I. zur katholischen Konfession seiner Ehefrau und Kinder wurde das Haus Urach von Anfang an zu einem bewusst katholischen Fürstengeschlecht. Mit dem 1840/41 erfolgten Bau des Schlosses Lichtenstein am Albrand über dem Echaztal hat sich der 1869 verstorbene Herzog ein bleibendes Denkmal gesetzt. Alle weiteren Details zum Haus Urach und seiner einzelnen Mitglieder sind dem Artikel von Wolfgang Schmierer, Die Seitenlinie der Herzöge von Urach (seit 1867). In: Das Haus Württemberg - ein biografisches Lexikon. Hrsg. von Sönke Lorenz, Dieter Mertens und Volker Press. Stuttgart, Berlin, Köln 1997 S. 376 - 398 zu entnehmen. Diesem ist auch die im Anschluss an das Vorwort wiedergegebene Genealogie entnommen.

2.1 Der Gesamtbestand des Archivs Herzog von Urach Graf von Württemberg: Der hier verzeichnete Bestand, der Nachlass Wilhelms II. Herzog von Urach Graf von Württemberg, stellt einen Teil des Gesamtarchivs der Familie dar. Dieses war bis 1987 auf Schloss Lichtenstein verwahrt. Aufgrund eines Depositalvertrags zwischen S.D. Karl Anselm Herzog von Urach Graf von Württemberg als Vertreter der Familie Herzog von Urach Graf von Württemberg und dem Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Hauptstaatsarchiv Stuttgart, vom 14. Juli / 5. August 1987 liegt es seitdem als Depositum im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Wegen ihrer literarischen Bezüge wurden Teile der Unterlagen Wilhelms I. und Graf Alexanders zeitgleich dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach übergeben, wo sie unter der Signatur D 88.6. verwahrt sind. Das Archiv war bei seiner Übernahme in das Hauptstaatsarchiv völlig unsortiert. Auch lagen keine Findmittel vor, die man hätte weiterverwenden können. In einem mitgelieferten Verzeichnis von 1927/28 ist nur einTeil der Unterlagen aufgelistet; dazu kam, dass die diesem Verzeichnis zugrundeliegende Ordnung zu einem unbekannten Zeitpunkt grundlegend zerstört worden war. Ein Großteil des Materials war unverpackt oder lagerte in offenen Schachteln. Ltd. Archivdirektor Dr. Wolfgang Schmierer nahm 1995 eine erste Sichtung, Ordnung und vorläufige Verpackung des Materials vor. Dabei gliederte er den Gesamtbestand in Teilbestände, denen er Signaturen zuwies, die mit der Numerierung der Familienmitglieder in seinem parallel zur Ordnungsarbeit entstandenen Artikel zur Familie Herzog von Urach Graf von Württemberg korrespondieren. Die noch näher zu strukturierenden Teilbestände GU 1 ff. umfassen Unterlagen zur Grundstücks- und Vermögensverwaltung. Im Teilbestand GU 100 sind Fremdarchivalien und Sammlungen formiert. Die Teilbestände GU 101 - 134 wurden als persönliche Nachlässe einzelner Familienmitglieder, GU 201 - 203 nahestehender Personen angelegt. Einige Überschneidungen waren zwangsläufig unvermeidbar. Wurden Unterlagen über den Tätigkeitszeitraum eines einzelnen Herzogs hinweg durchgehend geführt, wurden sie bei der Ordnung den Signaturen GU 1 ff. zugewiesen Eine Übersicht über den aktuellen Stand der Gliederung in Teilbestände findet sich nachstehend. Es ist möglich, dass die Gliederung im Zuge der weiteren Erschließungsarbeiten modifiziert wird. Über die Ordnungsarbeiten Wolfgang Schmierers informiert eindrücklich ein von diesem vom 10. Februar 1995 bis zum 21. März 1996 geführtes Arbeitsprotokoll (Kanzleiakten 7511.5-2-D.1: Erschließung des Archivs der Herzöge von Urach).

2.2 Der Teilbestand GU 117: Der nachstehend verzeichnete Teilbestand GU 117 Herzog Wilhelm II. von Urach umfasst Unterlagen, die Wolfgang Schmierer im Zuge seiner Ordnungsarbeiten Wolfgang Schmierers dazu formiert hat. Herzog Wilhelm II. (1864 - 1928) wurde als erster Sohn Wilhelms I. und dessen zweiter Ehefrau Prinzessin Florestine von Monaco in Monaco geboren und schon im Alter von fünf Jahren zweiter Herzog von Urach. Er schlug die traditionelle militärische Laufbahn ein und war im ersten Weltkrieg Kommandierender General des Generalkommandos z.b.V. Nr. 64 sowie General der Kavallerie. 1927 erschien in der Reihe Württembergs Heer im Weltkrieg der von ihm bearbeitete Band Die 26. Infanterie-Division im Weltkrieg 1914 - 1918, Teil I 1914 -1915. Wilhelm II. kandidierte mehrmals um einen vakanten Thron: 1910 für Monaco, 1913 für das neue Königreich Albanien, im Krieg für Polen und für ein Großherzogtum Elsass-Lothringen und 1918 für das geplante Königreich Litauen. Die Episode seiner Wahl zum König von Litauen, bei der er den Namen Mindaugas II. erhielt, hat Arnold Zweig in seinem 1937 erschienenen Roman Einsetzung eines Königs verarbeitet. 1922 wurde Wilhelm, der sich nach dem Krieg wissenschaftlichen Tätigkeiten widmete, an der Universität Tübingen mit einer Dissertation über die Stadtgeografie von Reutlingen zum Doktor der Philosophie promoviert. Wilhelm II. heiratete 1892 Amalie Herzogin in Bayern (1865 - 1912). Aus der Ehe gingen vier Söhne (Wilhelm III., Karl Gero, Albrecht, Eberhard) und fünf Töchter (Maria Gabriela, Elisabeth, Carola Hilda, Margarethe, Mechthilde) hervor. In zweiter Ehe heiratete er 1924 Wiltrud, geb. Prinzessin von Bayern. Da der Teilbestand zu Herzog Wilhelm II. besonders umfangreich ist und ihm auch inhaltlich in vielfacher Hinsicht (Thronbewerbungen; staatsrechtliche Stellung des Hauses Urach; 1. Weltkrieg) besondere Bedeutung zukommt, traf Wolfgang Schmierer in Abstimmung mit der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg die Entscheidung, seine Erschließung als vordringlich an den Anfang der Verzeichnung des Gesamtbestandes zu stellen und dafür Drittmittel zu beantragen. Im Rahmen eines Projekts der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg, der an dieser Stelle für die Förderung herzlich gedankt sei, konnte der Teilbestand GU 117 in der Zeit von November 1995 bis Juli 1997 von dem Zeitangestellten Hansjörg Oswald entmetallisiert, erschlossen und verpackt werden. Die Betreuung nahm Wolfgang Schmierer persönlich wahr. Wegen der schweren Erkrankung, der er schließlich am 7. Oktober 1997 erlag, konnte Wolfgang Schmierer jedoch die von ihm weitgehend bearbeitete Klassifikation und Endredaktion der Titelaufnahmen nicht vollends abschließen. Dies erledigte der Unterzeichner mit Unterstützung der Archivreferendarin Katharina Ernst im Mai 2000. Auf der obersten Ebene ist der Bestand in zivile und mitlitärische Unterlagen gegliedert. Innerhalb der einzelnen Gliederungspunkte entspricht die Abfolge der Titelaufnahmen der Chronologie. Dies gilt auch für Korrespondentenakten; da diese über die Jahre hinweg sehr unterschiedlich geführt wurden, wurde darauf verzichtet, sie zu Serien zu formieren. Der Teilbestand GU 117 umfasst nach der Erschließung und Verpackung 1354 Büschel und Bände im Umfang von 36,4 lfd. m bei einer Laufzeit von 1864 bis 1929. Die Nutzung durch Dritte ist im Depositalvertrag wie folgt geregelt: Vor Benutzungen des Archivs durch Dritte ist die Zustimmung des Chefs der Familie Herzog von Urach Graf von Württemberg einzuholen. Bei der Zustimmung können Auflagen erteilt werden. Wird Zustimmung nicht versagt oder eingeschränkt, regelt die Leitung des Hauptstaatsarchivs - im Rahmen der Benutzungsordnung der staatlichen Archive Baden-Württemberg - die Benutzung. In jedem Falle sind die Benutzer zur Wahrung der Personenrechte zu verpflichten. Stuttgart, den 20. Juni 2000 Dr. Robert Kretzschmar Ltd. Archivdirektor

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, GU 117
Umfang
1354 Büschel

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Archiv der Herzöge von Urach

Bestandslaufzeit
1864-1929

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

Objekttyp


  • Bestand

Entstanden


  • 1864-1929

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