Bestand

Amtsprotokolle der Forstämter (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Der vorliegende Bestand A 307 Amtsprotokolle der Forstämter besteht aus Amtsprotokollbänden, die bei den württembergischen Forstämtern und kirchlichen Forstverwaltungen im 17. und 18. Jahrhundert angelegt wurden. Der Bestand enthält je ein Amtsprotokoll der Forstverwaltungen Adelberg mit Lorch, Alpirsbach und Engelberg (Schorndorf). Er kann ergänzend zum Bestand A 305 Reskripten- und Berichtsbücher der Forstämter sowie der Akten der Beständegruppe A 551 Forstamt Altensteig bis A 565 a Forstamt Urach herangezogen werden.
Der Bestand A 307 war nach der Gesamtübersicht von Karl Otto Müller von 1937 Teil des Bestandes mit der Signatur A 306-308 und dem Bestandstitel "Amts- und Sitzungsprotokolle altwürtt. Behörden, geistlicher Verwaltungen und Pflegen (18. Jahrhundert bis 1806)". Dieser wurde dem Hauptstaatsarchiv im Jahr 1969 vom Staatsarchiv Ludwigsburg im Rahmen eines umfangreichen Archivalienaustausches übergeben.

1. Zur Geschichte der altwürttembergischen Forstverwaltung: Bezeichnend für die altwürttembergische Forstverwaltung ist das Fehlen einer zentralen Leitungsbehörde. Von Erzherzog Ferdinand wurde in der Zeit der österreichischen Regierung 1522 zwar mit dem "Jägermeister" als "Oberhaupt ... über alle Forst-Bezirke und Jagdgerechtigkeiten" ein oberstes Forst- und Jagdorgan für das gesamte Herzogtum geschaffen; es wurde aber unter Herzog Ulrich nach 1534 nicht mehr besetzt.(1) Das Rückgrat der altwürttembergischen Forstverwaltung bildeten daher die Forstämter, die als selbständige Sonderverwaltungen erstmals zu Beginn des 15. Jahrhunderts nachweisbar sind.(2) Die Abgrenzung ihrer Bezirke, die aus älteren Wildbännen entstanden, richtete sich jedoch nicht nach den Grenzen der weltlichen Ämter. Zu jener Zeit bestanden die folgenden 13 Forstbezirke: Hornberg, Kirchheim, Leonberg, Neuenbürg, Reichenweier, Schiltach, Schorndorf, Sigmaringen, Stromberg, Urach, Wildbad und Zwiefalten.(3) Die Aufbauperiode der Forstverwaltung war um 1550 zum Abschluss gekommen, als das ganze Herzogtum in Forsten eingeteilt war. Das damalige Organisationsschema wurde bis zum Ende des Alten Reichs ohne organisatorische Weiterentwicklung beibehalten.(4) Zahlreiche Veränderungen gab es jedoch bei der Zahl der Forste, ihrer Abgrenzung und bei den Amtssitzen der Forstmeister. So entstanden zu Beginn des 16. Jahrhunderts der Reichenberger und der Neuenstädter, 1536 der Heidenheimer, 1603 der Altensteiger und zu Beginn des 17. Jahrhunderts der Freudenstädter Forst. Der Nagolder Forst wurde 1646 mit dem Altensteiger, das Forstamt Zwiefalten 1740 mit Urach und das Forstamt Stuttgart 1746 mit Böblingen vereinigt. Mit dem Oberforstamt Ludwigsburg entstand 1772 der letzte Forstbezirk im Herzogtum Württemberg. Damit bestanden im ausgehenden 18. Jahrhundert 15 weltliche Forstämter: Altensteig, Blaubeuren, Böblingen, Freudenstadt, Heidenheim, Kirchheim, Leonberg, Ludwigsburg, Neuenbürg, Neuenstadt, Reichenberg, Schorndorf (Engelberg), Stromberg, Tübingen und Urach. Daneben bestanden die kirchlichen Forstverwaltungen. Wurde der Forstbezirk im 15. Jahrhundert noch als "Wildbann" bezeichnet, so war seit dem 16. Jahrhundert die Bezeichnung "Forst" geläufig, bis sich im 18. Jahrhundert der Begriff "Forstamt" einbürgerte. 1760 wurden alle Forstämter in "Oberforstämter" umbenannt, ohne dass ihnen deswegen nachgeordnete Behörden unterstellt wurden. Entsprechend lautete der Titel der Amtsleiter "Oberforstmeister"; sie übten an besonderen Forstrügetagen die Forststrafgerichtsbarkeit aus.(5) Wegen des Fehlens einer Zentralisation waren die Forstbehörden unmittelbar den zentralen Landesbehörden untergeordnet, wobei der Rentkammer, die das Kammergut verwaltete und das Rechnungswesen der ihr unterstellten Behörden zu kontrollieren hatte, sowie dem Kirchenrat, der als Gegenstück zur Rentkammer die Aufsicht über das Kirchengut führte, eine besondere Bedeutung zukam. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es zu einer Art "Ressortbildung" in der Rentkammer in der Weise, dass einzelnen Räten forstspezifische Angelegenheiten, die nicht zu den laufenden Aufgaben gehörten, zugewiesen wurden.(6) Auch im Kirchenrat wurde das sogenannte "Walddepartement" bestimmten Räten zugewiesen. Erstmals wurde 1709 eine Forst- und Jagddeputation ins Leben gerufen, der als Aufgabe die Erhaltung der landesherrlichen Rechte in Forstsachen übertragen wurde.7 Sie wurde 1736 als Ausschuss von Fachleuten bestehender Behörden erneuert und bekam auch die Pflege der eigentlichen Forstwirtschaft zugewiesen. Alle Berichte in Forst-, Jagd- und Waldsachen mussten an die Forst- und Jagddeputation gerichtet werden. Doch schon 1739 wurde sie wieder aufgehoben, womit der Versuch einer Konzentration der forstlichen und jagdlichen Leitungsfunktionen gescheitert war.8 Die Rentkammer wie auch der Kirchenrat hatten nunmehr je zwei Referenten für Forstsachen. Die Reformen in der württembergischen Staatsverwaltung infolge der Gebietszuwächse nach 180 2 betrafen auch die Forstorganisation, die dadurch nachhaltig verändert wurde. Die Oberforstämter wurden neu abgegrenzt beziehungsweise neu geschaffen, andere aufgelöst. Der Dualismus von Rentkammer und Kirchenrat wurde beseitigt und durch das Organisationsmanifest vom 18. März 1806 die Forstdirektion als erste zentrale Forstbehörde von Dauer errichtet. Stuttgart, im Juli 2003 Tobias Teyke Literatur: (1) Dorothea Hauff: Zur Geschichte der Forstgesetzgebung und Forstorganisation des Herzogtums Württemberg im 16. Jahrhundert (Schriftenreihe der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 47), Stuttgart 1977, S. 93 (2) Die vermutlich zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstandene Übersicht der württembergischen Forstämter ist im Uracher Forstbuch von 1489 erhalten. Vgl. Wilfried Ott: Die Entwicklung der Forstorganisation in Württemberg seit 1803 (Schriftenreihe der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 54), Stuttgart 1979, S. 18 (3) Zur Entstehung und mittelalterlichen Geschichte der württembergischen Forsten vgl. Rudolf Kieß: Die Rolle der Forsten im Aufbau des württembergischen Territoriums bis ins 16. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Bd. 2), Stuttgart 1958 (4) Ott, Forstorganisation (wie Anm. 2), S. 38 (5) Ebd., S. 20. Vgl. Friedrich Wintterlin: Geschichte der Behördenorganisation in Württemberg, Bd. 1, Stuttgart 1904, S. 82 (6) Hauff, Forstgesetzgebung (wie Anm. 1), S. 89 (7) Wintterlin, Behördenorganisation (wie Anm. 5), S. 81f. (8) Ott, Forstorganisation (wie Anm. 2), S. 34f.

2. Zur Geschichte und Verzeichnung des Bestandes: Der vorliegende Bestand A 307 Amtsprotokolle der Forstämter besteht aus Amtsprotokollbänden, die bei den württembergischen Forstämtern und kirchlichen Forstverwaltungen im 17. und 18. Jahrhundert angelegt wurden. Diese Bände wurden 1911/12 von den Ämtern, d.h. den Ober- und Kameralämtern, an das Finanzarchiv eingesandt und dann an das Staatsfilialarchiv (jetzt Staatsarchiv) Ludwigsburg weitergegeben.(1) Der Bestand A 307 war nach der Gesamtübersicht von Karl Otto Müller von 1937 Teil des Bestandes mit der Signatur A 306-308 und dem Bestandstitel "Amts- und Sitzungsprotokolle altwürtt. Behörden, geistlicher Verwaltungen und Pflegen (18. Jahrhundert-1806)".(2) Dieser Bestand wurde dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart großenteils im Jahr 1969 vom Staatsarchiv Ludwigsburg im Rahmen eines umfangreichen Archivalienaustausches übergeben (Az.: H. I. 11a). Weitere Bestände, die Überlieferungen der altwürttembergischen Forstverwaltungen enthalten, werden im Hauptstaatsarchiv unter folgenden Signaturen verwahrt: A 8 Kabinett: Herzog Karl Eugen A 16 Kabinett: Hof- und Finanzverwaltung A 59 Forstsachen A 202 Geheimer Rat A 211 Oberrat: Allgemeine Akten A 227 Oberrat: Forst, Wald und Jagd A 248 Rentkammer: Generalakten A 282 Kirchenrat: Verschlossene Registratur A 284 Kirchenrat: Ämterregistratur A 286 a Kirchenrat: Holzberichte A 305 Reskripten- und Berichtsbücher der Forstämter A 551 Forstamt Altensteig A 552 Forstamt Blaubeuren A 553 Forstamt Böblingen A 554 Forstamt Freudenstadt A 555 Forstamt Heidenheim A 556 Forstamt Kirchheim unter Teck A 557 Forstamt Leonberg A 558 Forstamt Ludwigsburg A 559 Forstamt Neuenbürg A 560 Forstamt Neuenstadt A 561 Forstamt Reichenberg A 562 Forstamt Schorndorf (Engelberg) A 563 Forstamt Stromberg A 564 Forstamt Stuttgart A 565 Forstamt Tübingen A 565 a Forstamt Urach H 107 Forstlagerbücher. Die Bände des Bestandes A 307 waren seither durch ein von Johanna Rentschler 1947 erstelltes, handschriftliches und nur vorläufiges Archivverzeichnis ohne Bandzählung erschlossen. Die Durchnumerierung erfolgte im Sommer 2003 im Zusammung mit der Neuaufnahme des Bestandes durch die Unterzeichneten. Die Neuaufnahme erfolgte unter Anwendung des Computerprogramms Midosa 95. Der ganze Bestand umfaßt 3 Bände im Umfang von ca. 0,2 lfd. m. Das Findbuch von J. Rentschler wurde in den Bestand A 605 Ältere Repertorien eingeordnet. Stuttgart, im Juli 2003 Christine Bührlen-Grabinger und Tobias Teyke Literatur: (1) Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, Altwürttembergisches Archiv, 2. erweiterte Auflage, bearbeitet von Hans-Martin Maurer, Stephan Molitor und Peter Rückert, Stuttgart 1999, S. 145f. (2) Gesamtübersicht über die Bestände der staatlichen Archive Württembergs in planmäßiger Einteilung, bearbeitet von Karl Otto Müller, Stuttgart 1937, S. 84

(

Abkürzungsverzeichnis:
Az. Aktenzeichen
Bd. Band
Bestellsign. Bestellsignatur
ca. circa
d.h. das heißt
ebd. ebenda
f. folgend(e)
lfd. m laufende Meter
S. Seite
Tgb.Nr. Tagebuchnummer
vgl. vergleiche

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 307
Umfang
3 Bände

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Topographische Auslesebestände und Bezirksbehörden >> Selektbestände und Bändeserien
Verwandte Bestände und Literatur
weitere Bestände:
- A 8 Kabinett: Herzog Karl Eugen
- A 16 Kabinett: Hof- und Finanzverwaltung
- A 59 Forstsachen
- A 202 Geheimer Rat
- A 211 Oberrat: Allgemeine Akten
- A 227 Oberrat: Forst, Wald und Jagd
- A 248 Rentkammer: Generalakten
- A 282 Kirchenrat: Verschlossene Registratur
- A 284 Kirchenrat: Ämterregistratur
- A 286 a Kirchenrat. Holzberichte
- A 305 Reskripten- und Berichtsbücher der Forstämter
- A 551 Forstamt Altensteig
- A 552 Forstamt Blaubeuren
- A 553 Forstamt Böblingen
- A 554 Forstamt Freudenstadt
- A 555 Forstamt Heidenheim
- A 556 Forstamt Kirchheim unter Teck
- A 557 Forstamt Leonberg
- A 558 Forstamt Ludwigsburg
- A 559 Forstamt Neuenbürg
- A 560 Forstamt Neuenstadt
- A 561 Forstamt Reichenberg
- A 562 Forstamt Schorndorf (Engelberg)
- A 563 Forstamt Stromberg
- A 564 Forstamt Stuttgart
- A 565 Forstamt Tübingen
- A 565 a Forstamt Urach
- H 107 Forstlagerbücher
Literatur:
- Dorothea Hauff: Zur Geschichte der Forstgesetzgebung und Forstorganisation des Herzogtums Württemberg im 16. Jahrhundert (Schriftenreihe der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 47), Stuttgart 1977.
- Wilfried Ott: Die Entwicklung der Forstorganisation in Württemberg seit 1803 (Schriftenreihe der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 54), Stuttgart 1979.
- Rudolf Kieß: Die Rolle der Forsten im Aufbau des württembergischen Territoriums bis ins 16. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Bd. 2), Stuttgart 1958.
- Friedrich Wintterlin: Geschichte der Behördenorganisation in Württemberg, Bd. 1, Stuttgart 1904.

Bestandslaufzeit
(1357-) 1535-1808 (-1843)

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Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • (1357-) 1535-1808 (-1843)

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