Bestand

von Sturmfeder zu Oppenweiler: Familienarchiv (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Die Sturmfeder, die Besitzungen in Württemberg im Kraichgau und in der Pfalz, durch Heirat auch im Rheinland besaßen, sind im 13. Jahrhundert erstmals belegt und konnten ihre Reichsunmittelbarkeit bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts behaupten. Stammsitz war vom 13. bis ins 20. Jahrhundert Oppenweiler. Der vorliegende Bestand umfasst die Archivalien der Familie, die im 19. Jahrhundert in Oppenweiler vereinigt wurden und sich dort bis 1939 erhalten haben. Im Juli 1939 übergab die Eigentümerin, Gräfin Marie Irmgard von Bentzel-Sternau, geb. Freiin von Sturmfeder-Brandt die Archivalien unter Eigentumsvorbehalt der württembergischen Archivdirektion, die das Archiv im Staatsarchiv Ludwigsburg deponierte. Der Bestand wurde dort 1956 verzeichnet; das zweibändige Repertorium erschien in gekürzter Form auch im Druck.

Inhalt und Bewertung
Der Bestand umfasst neben Archivalien der Sturmfeder und ihrer Besitzungen auch Urkunden, Akten, Rechnungs-, Protokollbände, Lagerbücher und Register der Lerch von Dirmstein und der Frey von Dehrn. Die Archivalien betreffen neben Familienangelegenheiten v. a. Besitz- und Herrschaftsverhältnisse, finanzielle Angelegenheiten, die Beziehungen zur Reichsritterschaft; der Bestand enthält darüber hinaus Manuskripte und Drucke.

1. Zur Geschichte der Sturmfeder von und zu Oppenweiler und ihres Grundbesitzes: Das Geschlecht der ehemals reichsunmittelbaren Freiherren Sturmfelder von und zu Oppenweiler ist seit dem 13. Jahrhundert urkundlich nachweisbar. Es blühte in Württemberg, Baden und der Pfalz und erlosch am 19. Mai 1901 im Mannesstamme mit dem im 84. Lebensjahre unvermählt auf Datschitz in Mähren verstorbenen k. k. Generalmajor Karl Theodor (III.) Freiherr Sturmfeder von und zu Oppenweiler. Als Nachfolger im sturmfederschen Fideikommiß wurde im Januar 1904 vom Reichsgericht in Leipzig der Großneffe des Verstorbenen, Friedrich Karl Freiherr Horneck von Weinheim, bestätigt, der daraufhin den Namen "von Sturmfeder-Horneck" annahm und das sturmfedersche Wappen dem seinigen zufügte. Friedrich Karl Freiherr von Sturmfeder-Horneck (1880-1936) adoptierte 1924 die Kinder seiner jüngsten Schwester Elisabeth Freiin Horneck von Weinheim (1884-1917), verheiratet mit Ludwig von Brandt genannt Flender, die den Namen Freiherren und Freiinnen von Sturmfeder-Brandt annahmen. Die land- und forstwirtschaftlichen Güter in Oppenweiler, Steinbach, Großaspach, Großingersheim und Schozach sind gegenwärtig Eigentum der Gräfin Maria Irmgard von Bentzel-Sternau geb. Freiin von Sturmfeder-Brandt auf Schloß Thurn bei Heroldsbach in Oberfranken. Von ihr hat die Gemeinde Oppenweiler im Jahre 1939 das Schloß und einen Teil des Parkes von Oppenweiler erworben. Das Schloß wird als Rathaus benutzt (1). Die heute lebenden "von Sturmfeder" (ohne Freiherrentitel) sind Nachfahren des am 21. Januar 1818 von Kurfürst Wilhelm von Hessen-Kassel unter dem Namen "von Sturmfeder" nobilitierten kurhessischen Hauptmanns Heinrich Reinhold Hölcke. Sie stehen in keinem blutsmäßigen Zusammenhang mit den schwäbischen Freiherren (2). Daß Georg Sturmfeder in W. Hauffs "Lichtenstein" in das Gebiet der Sage gehört, ist bekannt (3). Den Grundstock des Vermögens der Freiherren Sturmfeder von und zu Oppenweiler bildeten ihre vorerwähnten schwäbischen Besitzungen, die zum reichsritterschaftlichen Kanton am Kocher gehörten. Oppenweiler war alter Besitz, Großaspach und Schozach erwarben sie im 14. Jahrhundert. Die beiden Höfe in Großingersheim, die 1500 von den Herren von Yberg an die Sturmfeder verkauft wurden, waren bis zum Jahre 1807 badisches Lehen. Für das Jahr 1904 wurde der Wert des sturmfederschen Fideikommißgutes Oppenweiler mit einer Million Mark angegeben. Das nach dem Tode des letzten Freiherrn von Sturmfeder aufgelöste Fideikommiß umfaßte 435 ha (4). In Württemberg besaßen die Sturmfeder unter anderem in nachstehenden Ortschaften Güter und Gefälle: Affalterbach, Aichelbach, Allmersbach, Beihingen, Besigheim, Burgstall, Charlottenhof, Ellenweiler, Espachweiler (Tabalfabrik), Flein, Geisingen, Großaspach, Großingersheim, Helfenberg, Heutingsheim, Hohenstein, Hohnweiler, Ilsfeld, Käsbach, Kirchheim am Neckar, Lautern, Möglingen, Neckarweihingen, Neckarwestheim (Kaltenwesten), Oberschöntal, Oppenweiler, Reichenbach, Reichenberg, Rietenau, Rielingshausen, Schozach, Sersheim, Steinbach, Stettenfels, Strümpfelbach, Talheim an der Schozach (bei Heilbronn), Untergruppenbach, Wattenweiler und Zell. Durch Heiraten und Erbschaften gelang es den Oppenweiler Sturmfeder, ihren Besitz in- und außerhalb Württembergs und Badens zu vermehren. Bereits im 16. und 17. Jahrhundert gewannen sie durch Verbindungen mit den Vetzer von Geispitzheim, den Hirnheim, Hirschhorn, Kämmerer von Worms genannt von Dalberg, den Ingelheim, Nagel von Dirmstein und anderen Geschlechtern ausgedehnte Besitzungen im rheinischen Gebiet. Hier gehörten ihnen seit dem 16. Jahrhundert Güter und Gefälle in Bechtolsheim, Biebelnheim, Dirmstein, Erfelden, Gau-Odernheim, Hillesheim, Leiningen, Monsheim, Oppenheim und Treuenfels. Dazu kamen in den folgenden Jahrhunderten Besitzungen unter anderem in Börrstadt, Deidesheim, Dossenheim, Dreisen, Girod, Gommersheim, Hofheim, Groß- und Kleinholbach, Jakobsweiler, Ladenburg, Lampertheim, Leeheim, Leutershausen, Meckenheim, Nentershausen, Niederflörsheim, Nomborn, Oberwiesen, Ruppertsberg, Seckenheim, Standenbühl, Steinbach, Weinheim, Wieblingen und in den Städten Mannheim, Speyer und Wiesbaden. Der Eva Maria von Friesenhausen geb. von Sturmfeder wurden 1670-1672 folgende Stammgüter ihres Geschlechts als Mitgift übereignet: Bechtolsheim, Biebelnheim, Dittelsheim, Dolgesheim, Eppelsheim, Erbes-Büdesheim, Flomborn, Fürfeld, Geispitzheim, Hangen-Weisheim, Heimersheim, Heßloch, Hillesheim, Ilbesheim, Köngernheim, Niederflörsheim, (Gau-) Odernheim, Oppenheim, Spießheim und Wörrstadt. Die Ehe des Philipp Friedrich Sturmfeder von und zu Oppenweiler (1615 bis 1689) mit Maria Magdalena Dorothea Lerch von Dirmstein, Tochter des Caspar (IV.) Lerch von Dirmstein und der Martha Brendel von Homburg, hatte den Freiherren von Sturmfeder den großen Güterbesitz des Ende des 17. Jahrhunderts im Mannesstamm ausgestorbenen Geschlechts der Lerch von Dirmstein, in der Hauptmasse in der Pfalz und in Hessen gelegen, eingebracht (5). Seit dieser Zeit führen die Sturmfeder den Zunamen Erbsassen Lerch von und zu Dirmstein. Die Mitgift der Gräfin Friederike Ernestine Dorothea von Löwenstein-Wertheim, die mit Marsilius Franz Freiherrn Sturmfeder von und zu Oppenweiler (1674-1744) verheiratet war, wurde bei weitem durch das Erbe übertroffen, das infolge der Heirat des Freiherrn Karl Sturmfeder von und zu Oppenweiler (1748-1799) mit Charlotte Freiin von Greiffenclau zu Vollraths, Tochter des Adolph Wilhelm Franz von Greiffenclau und der Johanna Frey von Dehrn, aus Frey von Dehrnschem Besitz an die sturmfedersche Familie fiel (6). Glieder des Geschlechts der Freiherren von Sturmfeder standen im Dienste verschiedener Landesherren, vor allem der Häuser Württemberg, Baden, Bayern, Sachsen, Habsburg und des Erzstifts Mainz. Mehrere Sturmfeder finden wir als Johanniter- und Deutschordensbrüder sowie als Domherren zu Augsburg, Würzburg und Speyer. Eberhard Sturmfeder ist im Bauernkrieg hervorgetreten, Ostern 1525 fiel er vor Weinsberg. Im allgemeinen galt das Interesse der Sturmfeder der Erhaltung und Vermehrung ihres angestammten Besitzes, der in Kriegs- und Notzeiten oft gefährdet war. Wilhelm Sturmfeder verlor im Dreißigjährigen Krieg außer Landbesitz auch sein Stadthaus in Speyer (7). Besitzentfremdungen konnten vielfach erst nach langwierigen Prozessen rückgängig gemacht werden. Von 1744-1793 wurden dem sturmfederschen Fideikommiß in Bretzenheim, Mombach, Ober-Saulheim, Jakobsweiler, Börrstadt, Herfingen, Steinbach, Standenbühl, Dreisen, Marnheim, Wachenheim an der Haardt, Oberwiesen, Seckenheim, Wachenheim an der Pfrimm, ja sogar in den Stammgütern Oppenweiler, Großaspach und Schozach sowie in den Städten Mainz, Speyer und Worms Schäden zugefügt (8). Konkursprozesse dauerten jahrhundertelang und nahmen erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Ende. 1802 gehörten den Freiherrn von Sturmfeder noch in folgenden linksrheinischen, im Departement Donnersberg gelegene Ortschaften, Güter und Gefälle: Beindersheim, Bretzenheim, Dirmstein, Esselborn, Finthen, Gerolsheim, Heppenheim an der Wiese, Heuchelheim, Kastel bei Mainz, Groß- und Kleinniedesheim, Colgenstein, Lambsheim, Laumersheim, Marnheim, Mainz, Mombach, Niederflörsheim, Niederkirchen, Obersülzen, Offstein, Oggersheim, Osthof bei Wachenheim an der Haardt, Rödersheim, Sausenheim, Steinbach, Ungstein, Wachenheim an der Haardt, Wachenheim an der Pfrimm, Weisenheim am Sande und in Worms. Auf dem rechten Rheinufer besaßen die Sturmfeder 1810 u.a. in Biblis, Dossenheim, Hofheim bei Worms, Landenburg, Lampertheim, Leutershausen, Mannheim, Seckenheim, Wattenheim und Wieblingen Haus- und Grundbesitz. Hessen-Darmstädter Lehen waren damals Kammerfeld bei Oppenheim, Poppenheim, Nierstein, Hainchen und Pfungstadt, rheinhessische Lehengüter Bechtolsheim, Gommersheim, kurpfälzische Lehen der Sturmfeder Albisheim, Bolanden, Fürfeld und Westhofen. Dazu kamen noch zahlreiche Besitzungen in Deidesheim, Sobernheim, Schriesheim, Nordheim, Brühl u.a.m. Mit Nachdruck haben die Freiherren Sturmfeder von und zu Oppenweiler stets ihre reichsunmittelbare Stellung behauptet und so dazu beigetragen, den Gedanken des Reiches im südwestdeutschen Raume lebendig zu erhalten. Nach dem Zusammenbruch dieses Reiches begannen sie auch den ihnen verbliebenen Besitz neuzuordnen. Der günstige Verkauf der meisten rheinischen und hessischen Güter bedeutete eine Vermehrung und Stabilisierung des Vermögens. 1839, nach der Aufgabe vieler entlegener Güter, bestand der sturmfedersche Gutsbesitz aus dem Stamm- und Rittergut Oppenweiler mit Zubehör, aus den im Großherzogtum Baden gelegenen Gütern in Mannheim, Weinheim, Leutershausen, Seckenheim, Dossenheim und Wieblingen sowie aus den im Großherzogtum Hessen befindlichen Gütern Biblis, Lampertheim, Wattenheim und Hofheim bei Worms. Die Gattin des damaligen Familienoberhauptes besaß das rheinpfälzische Gut Maudach. Nach den Familienbestimmungen war der Älteste des Geschlechts alleiniger Besitzer der Güter (9). Im 19. Jahrhundert verließen viele Glieder des Geschlechts ihre engere Heimat. Sie lebten in Wien, München, in Mähren und Sachsen. Mit der Aufgabe des Stammsitzes Oppenweiler hat auch die siebenhundertjährige Geschichte der Freiherren von Sturmfeder ihr Ende gefunden.

2. Archivgeschichte: Die im nachstehenden Inventar verzeichneten, in Originalen für die Jahre 1317-1930 vorliegenden Archivalien sind erst im 19. Jahrhundert in Oppenweiler vereinigt worden (10). Bis dahin wurden die Akten über die außerschwäbischen Besitzungen, vor allem der umfangreiche Nachlaß der Lerch von Dirmstein, aber auch Archivalien von Oppenweiler, in Mannheim aufbewahrt, wohin nach dem Verkauf der Frey von Dehrnschen bzw. von Greiffenclauschen Güter zunächst auch die Dehrner Archivalien verbracht wurden. Das Archiv der Freiherren von Sturmfelder mit den Urkunden und Akten der angeheirateten Familien hat im Laufe der Jahrhunderte manche Einbußen erlitten. Von einer Urkunde aus dem Jahre 1526 heißt es: "Das Sigill ist in Plünderung der Stadt Mainz von Schweden abgerissen worden" (U 344). 1688 wurden die sturmfederschen Urkunden in Speyer und Deidesheim beim Brande ihrer Besitzungen angesengt, die Siegel schmolzen (U 198). Auch die Dehrner Archivalien hatten Verluste aufzuweisen. 1714 wurden sie von Dehrn bzw. Eltville nach Hartenfeld "ins Archiv aufm Westerwald wegen damaliger Kriegszeiten in Verwahrung gebracht". (Notiz des Dehrner Kellers Petri vom 8.9.1734.) Auf diese Verluste wies bereits Freiherr Ferdinand von Sturmfeder (1789-1850) hin, als er die Archivalien sorgfältig durcharbeitete, um etwaige Rechtsansprüche aufleben lassen oder unberechtigten Forderungen entgegentreten zu können. Nicht ganz zutreffend berichtete er im Jahre 1839: "In dem Bauernkrieg, dem Dreißigjährigen und Orleanischen (pfälzischen) (Krieg) wurden (sc. der Familie Sturmfeder) sämtliche Häuser und Archive verbrannt ..." Und am 13. Mai 1845 schrieb er an das Oberamt Backnang, an das 1809 nach Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit alle sturmfederschen Justizakten abgegeben worden waren: "Die erwähnten Dokumente (sind) nicht vollständig in der Registratur vorhanden, vermutlich, weil sie entweder bei der Flucht des Archivs nach Österreich 1798 mit noch 10-12 anderen Registraturkästen auf der Donau verunglückten oder, als die Justiz und Administration meiner Familie entzogen wurden, nebst noch vielen anderen Akten an die Krone Württemberg übergeben wurden." Er vermutete, daß es einen Kombinationsvertrag über die Pfarrei Oppenweiler zwischen Württemberg und den Sturmfeder aus den Jahren 1360-1460 gegeben habe, der der Familie Sturmfeder mit den wichtigsten und ältesten Dokumenten entrissen wurde, als Gustav Adolf, "weil wir unserem Glauben und Kaiser treu geblieben waren, all unsere schwäbischen Vermögen einem schwedischen Lumpen und Abenteurer (Oberst Kanoffsky) schenkte, der es nachher einem Spitzbuben in Öhringen übergab, den er Administrator hieß. Und dieser ehrliche Mann nahm das Silber, Archiv und Besitztitel über zwei Herrschaften im Breisgau mit, ersteres verkaufend, zweites verschleudernd, so daß wir nur noch elende Reste haben, und letztere an andere abgebend, so daß wir nie mehr in den Besitz dieser schönen Güter kommen konnten ..." (11). Die Mannheimer Registratur ist von dem sturmfederschen Konsulenten Oeler, dem sorgfältigen Sammler aller Quellen zur Geschichte der Sturmfeder und ihrer Vorfahren, eifersüchtig und, wie es scheint, nicht immer zur Zufriedenheit anderer Mitbenützer betreut worden. 1799 wurde Oelers Arbeitsweise vom Oberamtmann von Zwenger in Oppenweiler und 1811 vom Vormund der sturmfederschen Kinder, dem Grafen Friedrich von Stadion, kritisiert. Denn Oeler war vor allem ein Gegner von Aktenversendungen, da im Zusammenhang mit den zahlreichen Familienprozessen viele sturmfedersche Archivalien in Wien, München, Speyer und Wetzlar verlorengegangen waren (12). Die Freiherren von Sturmfeder hatten, wie wir sahen, für ihre Archivalien stets viel Sorgfalt aufgewandt. In der Instruktion für den Rentbeamten von Oppenweiler hieß es im Jahre 1853, daß die Registratur in genauer Ordnung zu halten, erledigte Gegenstände zu faszikulieren und über die Akten ein Repertorium nach der bestehenden Registraturordnung zu fertigen wären (13). Seines bedeutenden geschichtlichen Wertes wegen wurde das Archiv zu Oppenweiler 1927 in das Denkmalverzeichnis aufgenommen. Nach dem Tode des Freiherrn Friedrich Karl von Sturmfeder-Horneck übergab die Eigentümerin, Gräfin Maria Irmgard von Bentzel-Sternau geb. Freiin von Sturmfeder-Brandt die in Oppenweiler verbliebenen Archivalien unter Eigentumsvorbehalt für den aus der freiherrlich von Sturmfeder'schen Familie hervorgegangenen jeweiligen Besitzer des ehemaligen freiherrlich von Sturmfeder'schen Fideikommiß im Juli 1939 zur dauernden und geschlossenen Aufbewahrung in Württemberg der Archivdirektion Stuttgart, die das Archiv in das Staatsarchiv Ludwigsburg verbringen ließ. Hier wird es unter der Signatur B 139 a aufbewahrt. Mit Zustimmung der Eigentümerin wird das Inventar des im wesentlichen von Archivrat zWv. Dr. Roland Seeberg-Elverfeldt geordneten und verzeichneten Archivs der Wissenschaft und der Heimatforschung im Druck zugänglich gemacht (14). Beachtlich ist der Urkundenbestand von 739 Stück: Zeit Sturmfeder Lerch v. Dirmstein Frey v. Dehrn Insgesamt 14. Jh. 12 22 6 40 St. 15. Jh. 42 57 45 144 St. 16. Jh. 62 194 48 304 St. 17. Jh. 83 95 27 205 St. 18. Jh. 21 2 16 39 St. 19. Jh. 7 - - 7 St. Insgesamt 227 370 142 739 St. Der Beitrag, den das Archiv der Freiherren von Sturmfeder für die innere Geschichte Baden-Württembergs und seiner Nachbarländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen liefert, ist sehr bedeutsam. Vereinzelte Stücke betreffen das Saargebiet, Elsaß, Lothringen und die ehemalige österreichisch-ungarische Monarchie. Die Johanniterurkunden sind in Malta ausgestellt. Nicht unbedeutend ist das Material, das zur Geschichte der Reichsritterschaft vorliegt. Eine versprengte Handschrift enthält Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Teck und der Stadt Kirchheim unter Teck. Eine große Bereicherung erfährt die Genealogie vor allem des schwäbischen, hessischen und rheinischen Adels, doch werden auch der bürgerlichen und bäuerlichen Familienforschung weit zurückreichende, vielfach bisher völlig unbekannte Quellen erschlossen (15).

3. Zur Anlage des Inventars: Für die Ordnung und Verzeichnung des Archivs der Freiherren von Sturmfeder waren die von der Archivdirektion Stuttgart ausgearbeiteten Grundsätze maßgebend (16). Brauchbare ältere Aktenverzeichnisse oder Registraturpläne fanden sich nicht vor, so daß der Bestand völlig neu gegliedert werden mußte. Hierbei empfahl sich die Zusammenfassung der Archivalien nach den drei in erster Linie mit einer Verwaltung und deshalb mit Registratur und Archiv ausgestatteten Geschlechtern (Sturmfeder, Lerch von Dirmstein und Frey von Dehrn). Andere Familien betreffende Urkunden und Akten wurden nach dem verwandtschaftlichen Zugehörigkeitsgrade zu einem der drei vorgenannten Geschlechter eingereiht, so z.B. die von Schellart zu den Lerch von Dirmstein, die Lippe genannt Huhn, von Koppenstein und von Greiffenclau zu den Frey von Dehrn, die Yberg zu den Sturmfeder. Eine restlose Rekonstruktion der drei Archivfonds war nicht möglich, da die Sturmfeder schon vor den eingangs erwähnten für die Archivbildung maßgeblichen Eheschließungen in Beziehungen zu den Lerch von Dirmstein und Frey von Dehrn gestanden und vielfach in den gleichen Ortschaften, z.B. in Dirmstein, Besitz hatten. Ebenso besaßen sowohl die Lerch als die Dehrn Anteile an Rüdesheim und Albisheim. Auch die Urkunden sind getrennt nach den drei Familien chronologisch geordnet worden. Zahlreiche Pachtbriefe und vereinzelte späte Abschriften von Urkunden wurden in der Abteilung II belassen. Hier finden sich auch die mit dem Jahr 969 beginnenden Aufzeichnungen über Worms (II Bü 797) und die Abschriften von Urkunden ab 1053 für das Kloster Hersfeld (II Bü 1126).

Fußnoten: (1) Zur Genealogie der Freiherren von Sturmfeder und zur Geschichte ihrer Besitzungen vgl. u.a. die Beschreibungen der Oberämter Besigheim (1853), Backnang (1871), Ellwangen (1886), Heilbronn (1901-1903) und Marbach (1866); Das Königreich Württemberg Bd. III (1886), S. 81 u.ö. sowie dasselbe, Bd. I (1904), S. 209 f.u.ö.; O. v. Alberti, Württembergisches Adels- und Wappenbuch (1889), S. 785; Gothaisches Genealog. Taschenbuch der Freiherrl. Häuser, Teil A, 94. Jg. (Gotha 1942), S. 208, und W. Moeller, Stamm-Tafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, N.F. II. Teil (Darmstadt 1951), S. 116-117 (nicht ohne Fehler) (2) Th. Schön, Die Sturmfeder von Oppenweiler (Bl. d. Altertums-Vereins für das Murrthal und Umgebung Nr. 22 u. 23, Beilage zum "Murrthalboten", Backnang 20.6. u. 12.7.1890); - Zu den Nachkommen des H.R. Hölcke gehört Bundesbahnoberrat Georg von Sturmfeder in Flensburg; - Hessen hat damals wiederholt Namen noch blühender Geschlechter bei Standeserhebungen vergeben (vgl. M. Gritzner, Standeserhebungen und Gnadenakte ..., Görlitz 1880-1881, Bd. 2, S. 538); Hölcke selbst hatte sich den Namen "von Hille" gewünscht (3) M. Schuster, Der geschichtliche Kern von Hauffs Lichtenstein, Darstellungen aus der württ. Geschichte Bd. 1 (1904), S. 14 ff. (4) Schuster, S. 18 Anm. 1; Gothaer Genealog. Taschenbuch S. 208; E. Hölzle, Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, Beiwort zur geschichtl. Karte (1938) S. 30 und 62; H. Bauer, Thalheim an der Schotzach und seine Besitzer (Wirtembergisch Franken 1861, S. 345 u. 1866, S. 234-243); In dem Bestand B 139 b (Ganerbschaft Talheim) befinden sich drei Lehnbriefe für Swicker Sturmfeder und seinen Schwiegersohn Hans von Frauenberg aus den Jahren 1417, 1430 und 1453 (5) Den Lerch von Dirmstein gehörten Güter und Gefälle u.a. in Albisheim, Anselburg, Beindersheim, Biblis, Bickenbach, Groß- und Kleinbockenheim, Bolanden, Colgenstein, Diemerstein, Dirmstein, Dorn-Assenheim, Finthen, Friesenheim, Fürfurt, Gerolsheim, Gossenheim, Gräveneck, Grünstadt, Guntersblum, Heidesheim, Hollenburg, Kindenheim, Oberlahnstein, Lambsheim, Laumersheim, Meddersheim, Obersülzen, Obrigheim, Oggersheim, Sausenheim, Utzelsheim, Wachenheim, Wattenheim, Weisenheim am Sand und Westhofen (6) Rechts des Rheins besaßen die Frey von Dehrn bzw. die Greiffenclau Güter u.a. in Anselburg, Bärstadt, Bierstadt, Bremthal, Dehrn, Delkenheim, Diedenbergen, Dietkirchen, Drais, Dreifelden, Düringen, Eibingen, Elbingen, Ellar, Eltville, Elz, Eppstein, Erbenheim, Esch, Eschhofen, Fischbach, Frauenstein, Geisenheim, Girod, Görgeshausen, Hahn, Hallgarten, Hattenheim, Hausen vor der Höhe, Heilberscheid, Hettenhain, Hintermeilingen, Hofen, Groß- und Kleinholbach, Hundsangen, Igstadt, Kiedrich, Kriftel, Kubach, Bad Schwalbach (Langenschwalbach), Langenseifen, Lindenholzhausen, Lorchhausen, Malmeneich, Maxsein, Meudt, Mühlen, Naurod, Nentershausen, Neudorf, Niedererbach, Niedergladbach, Niederhadamar, Niederneisen, Nomborn, Obergladbach, Oberhausen, Obertiefenbach, Oberweyer, Ober- und Niederzeuzheim, Offheim, Ramschied, Ransbach, Rauenthal, Rüdesheim, Runkel, Ruppach, Sainerholz, Scheidt, Schierstein, Seelbach, Sonnenberg, Staffel, Steeden, Steinbach, Steinheim, Thalheim, Wallau, Walluf, Wambach, Weidenhahn, Weisel, Wiebelsburg, Wiesbaden und Wildsachsen; Zu den linksrheinischen Besitzungen der Frey von Dehrn gehörten Güter und Gefälle in Albisheim, Bendorf, Bingen, Gau Bickelheim, St. Goar, Groß Winternheim, Guntersblum, Kallstadt, Kempten, Manubach, Niederhilbersheim, Rathskirchen sowie in Kreuznach und Mainz; Im Siegkreis und im Kreise Siegen waren sie in Dattenfeld, Eitorf, Irlenborn, Rauschendorf, Spitzburg, Weierhof und Windeck begütert. Dazu kamen Besitzungen in Leutesdorf bei Neuwied. Von den von der Lippe genannt Huhn hatten die Frey von Dehrn Güter an der Mosel und im Maifeld, d.h. in Brachtendorf, Cond, Eulgem, Greimersburg, Illerich, Kaifenheim, Klotten, Landkern, Müden, Roes und Urmersbach sowie das im Westerwald gelegene Schloß Hartenfels mit Zubehör (Breitenau, Herschbach, Mähren, Marienrachdorf, Stahlhofen, Willmenrod u.a.m. ) geerbt. (7) Vgl. U 177 (8) Vgl. II Bü 512 (9) Vgl. F. Cast, Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg I, 1 (1839), S. 344 ff. - Graf Friedrich von Stadion schätzte zwar die Lerchschen Fideikommißgüter als einen beträchtlichen Teil des sturmfederschen Vermögens sehr hoch ein, betrieb jedoch in seiner Eigenschaft als Vormund der sturmfederschen Kinder den Verkauf der von Oppenweiler weiter gelegenen Besitzungen. Das trug zur Klärung der Vermögenslage der Familie von Sturmfeder wesentlich bei. (10) Vgl. auch Duncker, Die Pfarr- und Gemeinderegistraturen der Oberämter Backnang, Besigheim, Cannstatt (1913), S. 10; Dunckers Angabe, daß sich im Evang. Pfarramt Oppenweiler 25 Faszikel mit Akten betreffend sturmfedersche Familienangelegenheiten befinden, trifft nicht zu. (11) Vgl. Abt. II Bü 94 und 289 (12) In einem Gutachten über Zustand und Verfassung von Oppenweiler berichtete Oberamtmann von Zwenger am 25. April 1799 (Abt. II Bü 54): "So groß die bisher beschriebene Verwirrung beim Oberamt ist, ebenso groß ist sie in der herrschaftlichen Schreibstube (in Oppenweiler) selbst. Alle vorhandenen Akten liegen da in einem künstlichen Kaos untereinander, so daß niemand als der Consulent Oeler sich darein finden kann; und dieser mag seine guten Ursachen haben, alle Geschäfte und die Registratur in diesem Zustand zu erhalten." Günstiger urteilte am 27. November 1811 Graf Stadion in einem Schreiben an Ferdinand Sturmfeder. Er meinte, daß der Zustand des Archivs (in Mannheim) unter Oelers Händen zwar nicht zum besten sei, daß man aber alles finde, was man suche. Oeler war von Oppenweiler nach Mannheim versetzt worden. - Am 16. November 1848 schrieb Oberamtmann Stein zu Oppenweiler an Ferdinand Sturmfeder (Abt. II Bü 374): "Es war von jeher meine und meines Amts Vorfahren beständige Klage, daß die auf die herrschaftliche Gerechtsame in Schwaben bezüglichen Akten durch den vormaligen Konsulenten Oeler von hier nach Mannheim geschickt worden sind, ohne wieder zurückgegeben zu werden." Bereits am 6. September 1807 forderte Stein Akten aus Mannheim an, doch weigerte sich Oeler, Originale herauszugeben (Abt. II Bü 92). Die Mannheimer Registratur war schrankweise nach den drei Familienfideikommissen von Sturmfeder, von Lerch und von Schellart geordnet (vgl. Abt. II Bü 725 und 833). (13) Im Jahre 1854 waren in der Rentamtskanzlei zu Oppenweiler ein großer Aktenkasten und drei kleinere Aktenschränke vorhanden. (Abt. II Bü 224). (14) Die Bände der Abt. II sind bereits 1949 von Herrn Wilhelm Böhm im Staatsarchiv Ludwigsburg geordnet und verzeichnet worden. Im Herbst 1955 hat Herr Staatsarchivrat Dr. Stemmler die Lagerbücher neu aufgenommen. (15) Stamm- und Ahnentafeln liegen für folgende Geschlechter vor (in Klammern die Büschelnummern der Abt. II): Freiherren Sturmfeder von und zu Oppenweiler (9, 23, 24, 26, 35, 40, 43, 49, 50, 52, 85, 894, 917, 926, 931, 943); Lerch von Dirmstein (43, 768, 773, 776, 781, 782, 794, 797, 917, 926, 927, 931, 943, 946, 949); Frey von Dehrn (1038, 1043, 1237, 1286); v. Greiffenclau (52, 61, 997, 1016); Grafen und Fürsten v. Löwenstein (29, 55); Grafen v. Kageneck (77, 778); Grafen v. Manderscheid (895); Grafen v. Solms (914); Brendel v. Homburg (768); Nagel v. Dirmstein (763); v. Oberstein (791); v. Flörsheim (801); Vetzer v. Geispitzheim, v. Sternenfels und Schertel v. Burtenbach (894); zahlreiche Familien (778); v. Bubenheim, v.d. Hauben, v. Ketschau, v. Stadion (926); v. Friesenhausen (931); Blarer v. Giersberg (966); v. Koppenstein (1286); Frhr v. Gollen, v. Gaisberg und v. Plessen (650) (16) Vgl. Die Archivpflege in den Kreisen und Gemeinden (Stuttgart 1952) und die von der Stuttgarter Archivdirektion herausgegebenen "Richtlinien für die Anfertigung von Regesten"

Abkürzungen: A. Aussteller(in)
abg. abgegangen
Abschr. Abschrift
a.St. alter Stil
Bad.Reg. Regesten der Markgrafen von Baden
begl. beglaubigt
besch. beschädigt
d.A. bzw. d.Ä. der Alte bzw. der Ältere
d.J. der Junge bzw. der Jüngere
fl Gulden
gen. genannt
Gr. Groschen
h Heller
hl. heilig
Jh. Jahrhundert
lat. lateinisch
Mk. Mark
NS Notariatssignet
n.St. neuer Stil
o.D. ohne Datum
Or. Original
Pap. Papier
Perg. Pergament
Pfalzgr.Reg. Regesten der Pfalzgrafen am Rhein
Rtlr. Reichstaler
RV Rückvermerk
Sg. Siegler
Sieg. Siegel
SmP Siegel mit Papierdecke
ß Schilling
Tlr. Taler
WR Württ. Regesten

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, B 139 a I
Umfang
720 Urkunden, 1341 Büschel, 647 Bände, 13 Karten (58,5 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Bestände vor 1803 bzw. vor 1806/10 >> Weltliche Herrschaften >> Sonstige weltliche Herrschaften

Bestandslaufzeit
1317-1930

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Letzte Aktualisierung
18.04.2024, 10:40 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1317-1930

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