Notgeld

Notgeld Hanomag

Dieser Gutschein über 500 Milliarden Reichsmark wurde 1923 von der Firma Hanomag als Notgeld herausgegeben. Bei Notgeld handelt es sich grundsätzlich um eine zeitlich begrenzt einsetzbare Parallelwährung. Sie fußt auf der eigentlichen Währung und kommt zum Einsatz, wenn diese nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung steht. Notgeld dient damit kurzfristig dazu, in Krisenzeiten das wirtschaftliche Leben aufrecht zu erhalten.

Bereits zu Kriegsbeginn 1914 wurde im Deutschen Reich Notgeld herausgegeben, um den herrschenden Kleingeldmangel zu beheben; entsprechend handelte es sich zu diesem Zeitpunkt um Kleinstbeträge. Zwischen 1914 und 1923 wurde Notgeld in mehreren Wellen gedruckt, wobei sich die wirtschaftliche Situation ab 1917 zunehmend verschlechterte; vor allem die endgültige Festsetzung der Kriegsreparationen 1921 und der ‚Ruhrkampf‘ 1923 spielten hierbei entscheidende Rollen. Herausgegeben wurde das Geld nicht nur von der Reichsbank, sondern auch von Städten, Gemeinden, Handelskammern, Vereinen und – wie in diesem Fall – Firmen. Versuche, 1922 zur eigentlichen Währung zurückzukehren erwiesen sich als illusorisch – es wurde deutlich, dass die Reichsmark nicht zu retten war.

Das massenhafte Drucken von Geldscheinen führte dazu, dass mehr und mehr Geld im Umlauf war, während allerdings das Warenaufkommen auf dem Markt gleichblieb; das bedeutete stetig sinkende Kaufkraft des Geldes. Im Jahr 1923 war der Wertverfall so rasant, dass Geld bei Einlösung nur noch einen Bruchteil seines Ausstellungswertes besaß. Löhne konnten nicht so schnell angepasst werden wie Warenpreise stiegen, was zur Entwertung sowohl des Lohns als auch des Ersparten führte. Verarmung weiter Teile der Bevölkerung, vor allem der kleinbürgerlichen und mittelständischen Schichten, war die Folge. Mitte November 1923 kostete eine Straßenbahnfahrt beispielsweise 55 Mio. Mark.
Erst die Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 stoppte den Abwärtstrend; ihre Stabilität wurde durch eine Grundschuld auf Landwirtschaft, Industrie und Handel gesichert.
[EH]

Standort
Historisches Museum Hannover
Sammlung
Alltag und Arbeit; Hannoversche Notgeldausgaben des 1. Weltkrieges und der Inflation
Inventarnummer
VM 038650h
Maße
Höhe: 8,4 cm, Breite: 16,4 cm
Material/Technik
Papier

Verwandtes Objekt und Literatur
Dempwolff, Uwe, 1970: Die Wirtschaft der Stadt Hannover vom Ende der Inflation bis zum Ausklingen der Weltwirtschaftskrise (1923-1933), Hannover

Bezug (was)
Notgeld
Industrie
Inflation
Währung
Bezug (wer)
Hanomag

Ereignis
Herstellung
(wo)
Hannover
(wann)
1923
Ereignis
Gebrauch
(wo)
Hannover
(wann)
1923

Rechteinformation
Historisches Museum Hannover
Letzte Aktualisierung
22.02.2023, 11:34 MEZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Notgeld

Entstanden

  • 1923

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