Bild

Caspar David Friedrich in seinem Atelier

Das Atelier Caspar David Friedrichs »war von so absoluter Leerheit«, erinnerte sich Wilhelm von Kügelgen, »daß Jean Paul es dem ausgeweideten Leichnam eines todten Fürsten hätte vergleichen können. Es fand sich nichts darin als die Staffelei, ein Stuhl und ein Tisch, über welchem als einzigster Wandschmuck eine einsame Reißschiene hing, von der Niemand begreifen konnte, wie sie zu der Ehre kam. Sogar der so wohlberechtigte Malkasten nebst Oelflaschen und Farbenlappen war in’s Nebenzimmer verwiesen, denn Friedrich war der Meinung, daß alle äußeren Gegenstände die Bilderwelt im Innern stören« (W. von Kügelgen, Jugenderinnerungen eines alten Mannes, Berlin 1890, S. 136 f.). Georg Friedrich Kersting hat seinen elf Jahre älteren Freund Caspar David Friedrich mehrfach porträtiert. In diesem Bild ist der Maler in seinem Atelier in der Pirnaischen Vorstadt, An der Elbe 26, zu sehen. Pinsel, Palette und Malstock haltend, steht Friedrich in der Ecke des Raumes und betrachtet ein auf der Staffelei stehendes Gemälde, von dem nur die Rückseite zu sehen ist. Keine die Phantasie stimulierenden Objekte beleben das Atelier. Lediglich ein Lineal und ein Dreieck hängen neben zwei Paletten an der Wand, Werkzeuge für die genau berechnete Konstruktion der Landschaften Friedrichs. Eines der beiden Fenster ist durch Läden geschlossen, im anderen erscheint helleuchtend der blau-weiße Himmel. Kerstings auf erzählerische Details verzichtende Darstellung spiegelt die Kunstauffassung Friedrichs, wonach Kunst durch visionäres Sehen und Imagination entsteht: »Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht« (Caspar David Friedrich in Briefen und Bekenntnissen, Berlin 1984, S. 129). Erst der Blick nach Innen bringt die romantische Landschaftskunst hervor, die Traumbildern gleicht und Sehnsüchte formuliert. Da nach Friedrichs Worten »die Kunst aus dem Inneren des Menschen hervorgehen muß«, fordert er vom Künstler: »Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht« (ebd., S. 93). Das Gemälde wurde 1906 auf der Jahrhundertausstellung gezeigt und für die Nationalgalerie erworben. Kerstings getreue Wiedergaben der vom Menschen beseelten, seine Befindlichkeit spiegelnden Innenräume gehörten zu den Entdeckungen dieser Ausstellung. | Birgit Verwiebe

Vorderseite | Fotograf*in: Jörg P. Anders

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Rahmenmaß: 70 x 58 x 9 cm (inkl. HS)
Gewicht: 6,6 kg (inkl. Verglasung; gemessen am: 17.09.2020; von: K. Mösl)
Höhe x Breite: 53,5 x 41 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A I 931

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1906 Ankauf von Johanna Friedrich, Greifswald, aus der Jahrhundertausstellung, Berlin
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
um 1812

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • um 1812

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