Baudenkmal

Braunfels, Schloß Braunfels

Bereits 1451 wurde unter Graf Bernhard von Solms mit dem Bau einer Kapelle (St. Gallus) begonnen, deren Lage nicht zweifelsfrei geklärt ist. Sie wird sowohl in der heutigen Sakristei der Schlosskirche, als auch in einem gewölbten Raum neben dem Rittersaal vermutet. Die heutige Kirche entstand unter Graf Otto II. wohl zwischen 1491 und 1501, wie die Inschrift über dem Eisernen Tor bzw. das Weihedatum belegen. Sie ist eng mit den äußeren Verteidigungsanlagen verwachsen, da sie auf den Gewölben der Auffahrt zwischen dem Unteren Burgtor, d.h. dem Eisernen Tor, und dem Oberen Burgtor errichtet wurde. Letzteres ist kaum noch erkennbar, da es von der Kapelle weit gehend umbaut ist. Das Äußere ist durch hohe Maßwerkfenster gegliedert, unter denen an der Südseite noch Schießscharten zu erkennen sind. Nach dem Schlossbrand 1679 wurde das Dach durch Baumeister Johann Ludwig Krieber wiederhergestellt und mit einem Glockenturm versehen, der jedoch schon Mitte des 18. Jahrhunderts wieder abgenommen wurde. Der Zugang zur Kirche erfolgt über den äußeren Burghof am Weedenbau durch eine Eingangsnische, deren neugotisches Kirchenportal vermutlich während der Umbauten ab 1845 unter Fürst Ferdinand entstand. Im Inneren zeigen sich eine dreischiffige Halle mit drei Jochen auf Rundpfeilern sowie ein dreiseitig geschlossener Chor, der breiter ist als das Mittelschiff. In hierarchischer Abstufung werden die Seitenschiffe von Kreuzgewölben, das Mittelschiff von Sterngewölben und der Chor von einem Netzgewölbe überfangen. Nördlich des Chores liegt die kleine, ebenfalls gewölbte Sakristei, vielleicht die Kapelle von 1451, die polygonal nach außen vortritt und ebenfalls Maßwerkfenster besitzt. Von der mittelalterlichen Raumfassung ist an der Chornordseite ein Wandgemälde erhalten, das vermutlich den ab 1504 regierenden Grafen Bernhard III. mit seiner Familie anbetend vor der Muttergottes zeigt, darunter vier Apostel. Die heutige zurückhaltende Raumfassung ersetzte in der Nachkriegszeit die Innenausmalung von 1902 nach Entwürfen von Baurat Carl Seiler. Ausstattung: Im Chor spätgotische Bodenfliesen und Glasfenster mit Evangelisten- und Alpha-Omega-Darstellung, 1904 von Albert Zentner aus Wiesbaden, gestiftet von Oberpfarrer Hermann Bingel, Ebba Prinzessin zu Solms-Braunfels sowie der Kirchengemeinde. Bei der Renovierung von 1868 Einbau des Kirchen- und Chorgestühls, der Emporen im nördlichen Seitenschiff und der Orgelempore. Altar aus schwarzem Marmor in Sarkophagform mit Gedenkinschrift von 1786 für Ferdinand Wilhelm Fürst zu Solms (†1783) und seine Frau Sophie Christine (†1772). Spätgotischer Kanzelfuß. Zahlreiche Grabmäler und Epitaphien, da die Kirche bis zum Bau der Gruft im Kloster Altenberg 1883 als gräfliche bzw. fürstliche Grablege diente. Besonders erwähnenswert: Epitaph für Graf Konrad von Solms-Braunfels (†1592) und seine Frau Elisabeth, geb. von Nassau-Dillenburg, Bildnisgrabmal mit Beschlagwerkrahmung, Farbfassung 1902 von Carl Seiler. Eine aus Eferding bei Wien überführte Grabplatte für Graf Wilhelm, gefallen 1542 im Kampf gegen die Türken, steht unter dem künstlerischen Einfluss von Stephan Rottaler. Holzepitaph, 1587 für die Kinder des Grafen Conrad mit reicher Architektur und Beschlagwerk. Neugotische Orgel mit Maßwerkbekrönung, vermutlich 1867 von Orgelbauer Gustav Raßmann sen. aus Möttau. Die Kirche dient heute als Teil des fürstlichen Museums und stellt anhand von Urkunden, Gemälden, Schlossmodellen usw. die Geschichte des Schlosses Braunfels dar. Sie ist als eines der bedeutendsten Werke der Spätgotik im Altkreis Wetzlar von besonderer architektonischer Bedeutung für diesen Bereich.

Schlosskirche, Grundriss nach 1868 | Landesamt für Denkmalpflege Hessen

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Land
Hessen
Kreis
Lahn-Dill-Kreis
Ort
Braunfels
Ortsteil
Braunfels
Straße und Hausnummer
Schloß Braunfels
Bezeichnung
Schlosskirche

Rechteinformation
Landesamt für Denkmalpflege Hessen
Letzte Aktualisierung
19.03.2021, 11:49 MEZ

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