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Hegemonialer Wandel im Weltsystem: der Aufstieg Chinas

Kann China die globale Krise, die durch den wirtschaftlichen Abstieg der USA und Europas ausgelöst wurde, zur Herausbildung globaler Hegemonie nutzen? Diese Frage lässt sich hier und heute nicht beantworten. Für und Wider erfordern einen Rückgriff auf historische Muster von Zentrenbildung, Peripherisierung und hegemonialem Wandel im Weltsystem. Die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen 200 Jahre zeigt eine ziemlich regelmäßige Wiederkehr von Wachstums- und Expansionsphasen der Weltwirtschaft, die von bestimmten Leitsektoren und -prozessen getragen waren. Ebenso regelmäßig führte eine Sättigung der Märkte und das Erstarken von Konkurrenten zu Krise und Depression. Diese Entwicklung war stets verbunden mit der Suche nach neuen Grundlagen des Wachstums: Rationalisierung, Produktinnovation, neue Technologien, Senkung der Arbeitskosten durch wissenschaftliche Betriebsführung (Fabriksystem, Taylorismus, Fordismus, Just in Time) im Zentrum und die Erschließung von Rohstoffquellen und verlängerten Werkbänken in der Peripherie. Die aktuelle Krise kann als ein derartiger Wendepunkt begriffen werden. Dabei stellt sich zum einen die Frage nach den zukünftigen Grundlagen der wirtschaftlichen Erneuerung. Zum anderen bleibt abzuwarten, ob und wenn ja welche Macht sich nach dem Niedergang der USA als in Zukunft führende Gestaltungsmacht herausbilden kann. Die USA hatten ihrerseits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Großbritannien als globalen Hegemon abgelöst. Neben der Europäischen Union positioniert sich China als möglicher Nachfolger der US-Hegemonie. Gegen den Aufstieg Chinas sprechen u.a. das niedrige Niveau des Pro-Kopf-Produkts und die abhängige Einbindung in die globalen Güterketten. Auf der anderen Seite demonstriert China, dass ein Übergang vom Werkbank- zum Führungsmodell in der internationalen Arbeitsteilung möglich ist. Ein ökonomisches Upgrading bildet die Grundlage jeder hegemonialen Ambition. Angesichts des Aufstiegs Chinas kann ein Festhalten der alten Zentren und ihrer hegemonialen Institutionen am Führungsanspruch erwartet werden.

Hegemonialer Wandel im Weltsystem: der Aufstieg Chinas

Urheber*in: Komlosy, Andrea

Attribution - NoDerivates 3.0 Germany

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ISSN
1862-3581
Extent
Seite(n): 8
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion; nicht begutachtet

Bibliographic citation
GIGA Focus Global (4)

Subject
Wirtschaft
Internationale Beziehungen
internationale Beziehungen, Entwicklungspolitik
Volkswirtschaftstheorie
China
Hegemonialpolitik
internationale Führungsmacht
Weltpolitik
Weltwirtschaft
Wirtschaftsentwicklung
Konjunkturzyklus
Wirtschaftskrise
USA
Ostasien

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Komlosy, Andrea
Event
Veröffentlichung
(who)
GIGA German Institute of Global and Area Studies - Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien
(where)
Deutschland, Hamburg
(when)
2013

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-348012
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.06.2024, 4:27 PM CEST

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  • Arbeitspapier

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  • Komlosy, Andrea
  • GIGA German Institute of Global and Area Studies - Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien

Time of origin

  • 2013

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