Bestand
Document Center (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Im Jahr 1945 wurde von den Amerikanern ein sog.
Document Center angelegt. Darin wurden beschlagnahmte Akten von
NS-Parteidienststellen - vor allem auf der Ebene der Kreisleitungen
und Ortsgruppen -, NS-Organisationen und NS-Verbänden sowie von
verschiedenen deutschen Behörden zusammengeführt. Das im Document
Center zusammengeführte Schriftgut half den Amerikanern bei der
Verfolgung von NS-Verbrechen und der Vorbereitung der
Entnazifizierung. Die beschlagnahmten Akten wurden im Document Center
größtenteils völlig neu nach Personen- und Sachbetreffen
umorganisiert. Eigene Untersuchungsergebnisse der Amerikaner wurden
teils direkt an das Ausgangsschriftgut angeschlossen, teils als
eigenständig formierte Unterlagen dem Document Center eingegliedert.
1948 wurde das Document Center von den amerikanischen Dienststellen an
die Zentralspruchkammer Nordbaden in Karlsruhe abgegeben. Hier diente
es der Beweisführung in Entnazifizierungsverfahren. Ebenso wie die
amerikanischen Dienststellen führte auch die Zentralspruchkammer
Nordbaden die gesammelten Unterlagen fort. Von der Zentralspruchkammer
wurde das Document Center zusammen mit den Spruchkammerakten in der
Zeit von 1950-1953 an das Generallandesarchiv Karlsruhe
abgegeben.
Inhalt und Bewertung
Der Bestand enthält die Provenienzen der
Parteidienststellen sowohl auf der Gauebene als auch auf der
Kreisebene. Ebenso sind die Ortsgruppen vertreten. Neben den
NS-Organisationen und Verbänden bilden die SS und die SA eine größere
Einheit. Daneben sind auch Akten der amerikanischen Militärregierung,
der Spruchkammern sowie weiterer Behörden und Institutionen
enthalten.
Überlieferungsgeschichte: Der
Bestand 465 c enthält ausgesprochen heterogenes Schriftgut
unterschiedlichster Provenienzen. Im Jahr 1945 wurde von den
Amerikanern ein sog. Document Center angelegt. Darin wurden
beschlagnahmte Akten von NS-Parteidienststellen - vor allem auf der
Ebene der Kreisleitungen und Ortsgruppen -, NS-Organisationen und
NS-Verbänden sowie von verschiedenen deutschen Behörden
zusammengeführt. Der überwiegende Teil der Akten der NSDAP-Gauleitung
Baden, sofern diese nicht in französische Hände gefallen waren - Sitz
der Gauleitung war ab 1940 Straßburg - wurde in die USA gebracht. Das
im Document Center zusammengeführte Schriftgut half den Amerikanern
bei der Verfolgung von NS-Verbrechen und der Vorbereitung der
Entnazifizierung. In diesem Zusammenhang wurden den beschlagnahmten
personenbezogenen Unterlagen des Document Centers Dokumente
hinzugefügt, die 1945 und später aus den Personalakten von Behörden
entnommen wurden. Die beschlagnahmten Akten wurden im Document Center
größtenteils völlig neu nach Personen- und Sachbetreffen
umorganisiert. Eigene Untersuchungsergebnisse der Amerikaner wurden
teils direkt an das Ausgangsschriftgut angeschlossen, teils als
eigenständig formierte Unterlagen dem Document Center eingegliedert.
1948 wurde das Document Center von den amerikanischen Dienststellen an
die Zentralspruchkammer Nordbaden in Karlsruhe abgegeben. Hier diente
es der Beweisführung in Entnazifizierungsverfahren. Ebenso wie die
amerikanischen Dienststellen fügten auch die Mitarbeiter der
Zentralspruchkammer Nordbaden einerseits ihre Materialien direkt an
bereits bestehende Akteneinheiten an, andererseits gliederten sie es
als eigenen Bestandteil dem Document Center an. Von der
Zentralspruchkammer wurde das Document Center zusammen mit den
Spruchkammerakten in der Zeit von 1950-1953 an das Generallandesarchiv
Karlsruhe abgegeben. Die Entstehungsgeschichte des Bestandes 465 c
Document Centers ist gekennzeichnet durch das Sammeln von Unterlagen
verschiedener Provenienzen. Den Charakter eines Sammlungsbestands hat
der Bestand zunächst auch im Generallandesarchiv Karlsruhe behalten.
So wurde vereinzelt aufgefundenes NS-Schriftgut, das wegen seines
geringen Umfangs keinen eigenen Bestand bilden sollte, in 465 c
eingefügt. Dies gilt auch für einzelne aus US-Gewahrsam zurück
gegebene Unterlagen, die nach 1988 abgeliefert wurden, als die
Verzeichnungsarbeiten am Bestand 465 d schon beendet waren (s. dazu
unten "Abgrenzung der Bestände 465 c, 465 c Mannheim, 465 c Zugang
1991-7 und 465 d). Folgende Zugänge zu Bestand 465 c ließen sich
rekonstruieren: - 1950-1953 Ablieferung des Document Centers durch die
Zentralspruchkammer Nordbaden (465 c Nr. 1-16227). - Juli 1987 Abgabe
von NS-Schriftgut durch das Départementalarchiv Straßburg (465 c Nr.
16251-16347), Hauptprovenienz: Reichsstatthalter in Baden/Elsass,
Teile des Gauarchivs; dieser Zugang war eine Nachlieferung zu Zugang
1985-53, dessen, Akten in den Bestand 465 d eingegliedert wurden. -
August 1989 Abgabe von NS-Schriftgut durch das Bundesarchiv Koblenz
(465 c Nr. 16250, Zugang 1989-18). - Februar 1990 Abgabe von
NS-Schriftgut aus US-Gewahrsam durch das Bundesarchiv Koblenz (465 c
Nr. 16228-16249, Zugang 1990-130). - 1993 Abgabe von NS-Schriftgut
durch das Départementalarchiv Straßburg (465 c Nr. 16373-16402). -
Januar 1994 Abgabe von NS-Schriftgut durch das Staatsarchiv
Ludwigsburg (465 c Nr. 16348-16354, 16356-16370, Zugang 1994-32). -
April 1994 Abgabe von Schriftgut des Gauschulungsamtes Baden-Elsaß
durch das Bundesarchiv Koblenz (465 c Nr. 16371-16372, Zugang
1994-37). - November 1998 Abgabe von NS-Schriftgut durch das
Staatsarchiv Freiburg (465 c Nr. 23418-23545, Zugang 1998-69). -
November 2010 Integration kleinerer Zugänge im Rahmen der Endredaktion
des Findmittels (Zugänge 2007-26, 2007-39, 2007-70, 2008-62, 2010-90).
- April 2017 Integration von Nachträgen (Zugänge 2011-85, 2012-5,
2013-27.
Abgrenzung der Bestände 465 c
(Document Center), 465 c Mannheim, 465 c Zugang 1991-7 und 465 d: Der
Bestand 465 c enthält - wie oben geschildert - beschlagnahmtes
NS-Schriftgut sowie Schriftgut der Amerikanischen Militärregierung und
der Spruchkammern. Der Bestand 465 c Mannheim ist ein Selekt aus den
sonstigen Unterlagen des Document Centers, dessen Anfänge wohl noch in
die Zeit der amerikanischen Verwaltung zurück reichen. Anfang der
1960er Jahre wurden diese ausgegliederten Unterlagen durch Dr. J.
Schadt vom Stadtarchiv Mannheim im Zuge seiner Materialsammlung zur
Dokumentation der Geschichte der Mannheimer Juden 1933-1945
verzeichnet und damit zu einem eigenständigen Archivbestand formiert.
Die Selektbildung war nicht vollständig. Der vorliegende Bestand 465 c
beinhaltet nach wie vor viele Akten, die Mannheim betreffen. Die
Akten, die heute den Bestand 465 c Zugang 1991-7 (SA-Gruppe Kurpfalz)
bilden, wurden im Februar 1991 vom Bundesarchiv abgegeben. Sie stammen
aus alliiertem Gewahrsam und ergänzen als Teilüberlieferung der
SA-Gruppe Kurpfalz das Schriftgut derselben Provenienz in den
Beständen 465 c und 465 d. Der Bestand 465 d (NSDAP, Verbände und
Polizei) beinhaltet hauptsächlich Akten der Gauleitung Baden, die
zunächst nach Amerika transportiert und in der Sammelstelle von
Alexandria/Virginia registriert und verfilmt worden waren, bevor sie
ab 1963 nach Deutschland zurück kamen und über das Bundesarchiv an die
Landesarchive verteilt wurden. Ein kleiner Teil von 465 d stammt aus
dem Berliner Document Center. Es handelt sich hierbei vor allem um
SA-Akten. Im Gegensatz zu 465 c (Document Center) und 465 c Mannheim
unterliegen die Akten des Bestandes 465 d nicht den
Sperrfristbestimmungen des Landesarchivgesetzes Baden-Württemberg. Für
die Beachtung von schutzwürdigen Belangen Betroffener sind bei diesem
Bestand die Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes
gültig.
Ordnung und Verzeichnung bis
2002: Charakteristisch für den Bestand 465 c ist das Fehlen von
ursprünglichen Registraturzusammenhängen. Dies hängt vermutlich zum
Teil damit zusammen, dass bei Kriegsende das NS-Schriftgut großteils
verbrannt, zerstreut oder auch absichtlich vernichtet worden war.
Andererseits haben die amerikanischen Dienststellen das Schriftgut des
von ihnen angelegten Document Centers nach ihren Bedürfnissen
umgeordnet. Weitere Umformierungen können auch durch die
Zentralspruchkammer vorgenommen worden sein. Als Resultat dieser
Umgruppierungsvorgänge enthält der Bestand 465 c eine große Anzahl von
Archivalieneinheiten, die nicht organisch im Rahmen der Tätigkeit
einer NS-Behörde oder einer Parteidienststelle entstanden sind,
sondern künstlich durch Zusammenstellung von Einzelblättern
verschiedenster Provenienz gebildet wurden. Die Klassifikation von 465
c richtet sich nach den Hauptprovenienzen der betreffenden
Archivalieneinheiten, soweit das möglich war. Bei Akten mit
gleichmäßig verteilten, unterschiedlichen Provenienzen ohne eine
erkennbare "Hauptprovenienz" war die Zuweisung allerdings nur ungefähr
und nicht wirklich stringent möglich. Die Titelaufnahmen zum
vorliegenden Findmittel lagen ursprünglich in Form einer Kartei vor,
die Mitte der 1990er Jahre durch verschiedene Bearbeiter über mehrere
Jahre hinweg in das Datenbankprogramm Faust übertragen wurden.
Nachträgliche Titelaufnahmen, die nicht in der Kartei enthalten waren,
wurden direkt in die Faust-Datenbank eingetragen. Die Arbeiten an der
Datenbank wurden zunächst durch Dr. Franz-Josef Ziwes und zuletzt
durch Frau Corinna Pfisterer betreut und nach deren Ausscheiden aus
dem Dienst im Generallandesarchiv auf einem provisorischen Stand
eingestellt.
Konversion 2008-2010: Im Jahr
2008 wurde die Datei in dem vorgefundenen Rohzustand in die inzwischen
eingeführte Software scopeArchiv konvertiert. Die Leitung des
Projektes lag bei Herrn Alexander Hoffmann, die Durchführung bei Herrn
Guido Fögler. Die Konversion und der Datenimport nach scopeArchiv
waren das bis dahin größte und technisch anspruchsvollste Projekt zur
Konversion von älteren Erschließungsdaten im Generallandesarchiv. Das
Endprodukt legte die im Grundsatz bereits bekannten bzw. vermuteten
sehr zahlreichen Mängel in der Datenerfassung durch wechselnde und
unterschiedlich qualifizierte Mitarbeiter offen: - fehlende Datensätze
(Lücken in der Nummernfolge), - Datensätze ohne zugehörige Akten, -
Signaturduplikate, - unverzeichnete Akten am Lagerort, - sehr große
Serien inhaltsleerer Titelaufnahmen (z.B. viele hundert Datensätze mit
pauschalen Titeln wie "Personalsachen" und "Fragebögen" ohne jede
nähere inhaltliche Spezifikation), - inhaltlich falsche
Titelaufnahmen, entstanden durch Lese- und Flüchtigkeitsfehler, -
Struktur- und Logikfehler in der Klassifikation. Das
Konversionsprojekt von 2008 war also mit der technischen Bearbeitung
der Daten nicht abgeschlossen und musste durch eine intensive Prüfung
und Redaktion der Daten unter den Gesichtspunkten ihrer Struktur,
Logik und Brauchbarkeit im Kontext des Archivinformationssystems
Midosa21 ergänzt werden. Diese Arbeiten wurden auf der Grundlage der
Vorarbeiten durch die beiden Bearbeiter des Konversionsprojektes,
Herrn Alexander Hoffmann und Herrn Guido Fögler, schwerpunktmäßig im
Jahr 2010 durch Frau Dr. Irmgard Stamm und den Unterzeichneten
durchgeführt. Um die Redaktion nicht zu einer Neuerschließung werden
zu lassen, mussten Grenzen gezogen werden. Vor allem wurde im
Regelfall auf die Überprüfung der Provenienzangaben in der
Faust-Datenbank verzichtet, weil die Provenienzzusammenhänge ohnedies
weitestgehend zerstört worden waren. Die jetzige Gliederung ist daher
entgegen dem ersten Anschein nur zum Teil provenienzgerecht, oft, wenn
nicht gar überwiegend erfolgte sie nach Pertinenz. Es handelt sich
eher um Akten mit Bezug auf bestimmte Personengruppen, auf
Parteigliederungen, auf Orte, Landkreise, Berufsgruppen usw., weniger
um Akten, die bei diesen Stellen entstanden sind. Die vorgefundene
Klassifikation war nur zum Teil brauchbar und wurde überarbeitet. Die
oben genannten inhaltlichen Defizite - insbesondere hinsichtlich der
fehlenden Aussagekraft einer vierstelligen Zahl von Aktentiteln -
wurden, so gut es mit vertretbarem Aufwand möglich war,
abgearbeitet.
Besondere Hinweise zum
Findmittel: 1. Viele der Titelaufnahmen zu den personenbezogenen
Einzelfallakten enthalten nähere personenidentifizierende Zusätze
(z.B. Berufe, Parteiämter, militärische Chargen), die aus technischen
Gründen in der Software scopeArchiv nur in das Datenfeld "Bemerkungen"
importiert werden konnten. Diese Angaben sind in der Datei durch
Volltextsuche suchbar und erlauben neben der personenbezogenen
Recherche eine strukturorientierten Zugriff nach Berufen,
Parteifunktionen usw. 2. Der Bestand 465 c enthält sehr viele
personenbezogene Sammelakten. Die darin vorkommenden Personen konnten
in der Datenbank nicht immer einzeln ausgewiesen werden, weil es sich
zum überwiegenden Teil um eine Einzelblattverzeichnung handeln würde.
Im Generallandesarchiv gibt es aber in dem Bestand mit der Signatur
"465 c Kartei 1" eine Namenskartei zu diesen Sammelakten, mit der das
Document Center gearbeitet hat. Die Ordnernummern, die auf den
Karteikarten des Bestandes "465 c Kartei 1" angegebenen sind, z.B.
"Ordner 11 a S. 17", sind in dem vorliegenden konvertierten Findmittel
als "RSig" (d.h. Registratur-Signatur) in das Datenfeld "Vorsignatur
2" übernommen wurden und können recherchiert werden. 3. Die mit "ASig"
bezeichneten Vorsignaturen im Datenfeld "Vorsignatur 2" scheinen
dagegen ebenso wie die "Vorsignatur4" überholte Zählungen späterer
Zeiten zu sein. Jedenfalls spielen sie für die Recherche keine Rolle
mehr. 4. Nicht mehr aufklärbar ist die Bedeutung der Zusatzsignaturen
("Vorsignatur3"). Karlsruhe, im November 2010 Dr. Martin Stingl (auf
der Grundlage der Bearbeiterberichte von Corinna Pfisterer, Guido
Fögler und Alexander Hoffmann)
Tiefenerschließung ab 2016: Im
Jahr 2016 wurde begonnen, die personenbezogenen Sammelakten auf
Vorgangsebene tiefer zu erschließen mit dem Ziel, die darin
enthaltenen Personen gezielt einzeln recherchierbar zu machen.
Ausgenommen sind diejenigen Sammelakten, die nur aus Namenslisten
und/oder - zumeist unsortierten - Einzelschriftstücken zu einzelnen
Menschen bestehen, weil das einer Einzelblatterschließung
gleichgekommen wäre. DIe Tiefenerschließung wurde 2018
abgeschlossen.
- Reference number of holding
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 465 c
- Extent
-
23.863 Archivalieneinheiten
- Context
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> NSDAP und Gliederungen >> Akten
- Other object pages
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2025-04-03T11:03:17+0200
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Object type
- Bestand