Bild

Im Schnee

Den Sommer und Winter des Jahres 1883 verbrachte der schwedische Maler Carl Gustaf Hellqvist mit seiner Familie in Köppeleck bei Schönau in Berchtesgaden. Dort arbeitete er selbst bei Tiefschnee ›en plein air‹ und schuf eine Reihe von Landschafts- und Waldstudien. Auf deren Grundlage entstand das vorliegende in Paris vollendete Winterbild, das 1884 im Pariser Salon unter dem Titel »Epilogue: Effet de neige des montagnes Tyrolliennes« ausgestellt wurde. Dieses Bild, ursprünglich links unten »C.G. Hellqvist« signiert, wurde allerdings vermutlich bald nach 1907 vom monumentalen Breitformat auf ein Hochformat eingekürzt, wobei nicht nur etwa 50 cm auf beiden Seiten der Komposition, sondern auch die Signatur verlorengingen. Die Beweggründe für diese Formatveränderung sind nicht mehr rekonstruierbar. Aus den Katalogen der Nationalgalerie geht hervor, daß das Bild von 1891 bis 1907 noch die ursprünglichen 3,62 m in der Breite maß; dann ist es erst wieder im Gemäldekatalog der Nationalgalerie von 1986 verzeichnet, allerdings im heutigen Format. Im Archiv haben sich zu dem Vorgang keine Nachweise erhalten. Hellqvist, der vor allem als Historienmaler der schwedischen Geschichte bekannt wurde, zeigt sich in diesem dramatisch-emotionalen Bild überraschend von japanischer Kunst angeregt. Dies wird in der kühnen Behandlung der Äste der Bäume genauso deutlich wie im ursprünglichen Breitformat und insbesondere in der reduzierten, fast flächigen Darstellung der weißgrau schattierten Winterlandschaft. Im gedeckten Kolorit und der verlorenen Figur in weiter Landschaft ist außerdem der Einfluß von Jules Bastien-Lepage zu spüren, dessen Palette in den 1880er Jahren für viele Künstler impulsgebend war. Hellqvists Motiv ›Frau am Kreuz‹ wurde in der Berliner Kunst der Folgezeit wiederholt aufgegriffen (vgl. beispielsweise Karl Bennewitz von Löfens Bild »Zuflucht« von 1886; Verbleib unbekannt). Im eingekürzten Hochformat verengt sich der Fokus vom Landschaftlichen auf das Narrative: Die junge Mutter, die mit ihrem Kind im Arm vor einem Bildstock mit gekreuzigtem Christus verzweifelt in den Schnee niedergesunken ist, steht nun mit ihrem Schmerz im Mittelpunkt. »Eine sonderbare, gewaltige Poesie ist hier zu einer bedeutenden Wirkung gelangt«, faßte Heinrich Wilke 1891 zusammen, »ihre Tragik reisst den Beschauer aus alltäglichen Gedanken förmlich heraus« (H. Wilke, Biographie des Malers, Berlin 1891, S. 48). | Regina Freyberger

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Höhe x Breite: 300 x 261 cm
Rahmenmaß: 301 x 261 x 7 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A I 469

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1891 Ankauf von der Witwe des Künstlers, Julie Hellqvist, geb. Thiersch, München
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1884

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • 1884

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