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Klosterfriedhof im Schnee

1826 debütierte der 18jährige, aus Breslau stammende Carl Friedrich Lessing auf der Berliner Akademieausstellung mit einem großformatigen Werk, dem »Friedhof mit Leichensteinen« (1826, Musée du Louvre, Paris). Im gleichen Jahr folgten der Eintritt in das Meisteratelier von Wilhelm Schadow und die Übersiedlung nach Düsseldorf, wo Lessing eine höchst erfolgreiche Karriere an der dortigen Akademie absolvieren sollte. Um 1828 variierte der Künstler das Thema seines ersten bedeutenden Bildes; er malte »Klosterhof im Schnee« (Bergisches Museum Schloß Burg an der Wupper), etwa ein Jahr später entstand eine zweite Fassung dieser Komposition (Wallraf-Richartz-Museum, Köln). Sechs Jahre später, 1834, zeigte Lessing auf der Berliner Akademieausstellung mit »Klosterfriedhof im Schnee« erneut eine Kirchhof-Ansicht. In dieser in der Nationalgalerie bewahrten winterlichen Szene ist ein Mönch dargestellt, der mit halbnackten Füßen an einem offenen Grab steht. Der Schnee auf den Grabsteinen, auf Kreuzen, Bäumen und auf dem Kirchdach läßt die Kälte ahnen sowie die Mühe, die es gekostet hat, die Grube in den gefrorenen Boden zu graben. Auf einen Spaten gestützt, verharrt der Kapuziner mit ernster Miene vor seinem Werk, zu seiner Linken lehnt eine Spitzhacke an einem Grabkreuz, Schädel und Knochen liegen umher. Dahinter ist der innen beleuchtete Chor einer romanischen Klosterkirche zu sehen, in der vermutlich die Messe für den Verstorbenen gehalten wird. »Es muß der verborgene Gedanke, der geheimnisvolle Gedanke sein«, schrieb Graf Athanasius Raczyński über Lessings Bild, »welcher diese Wirkung macht; denn man kann sich sonst nicht wohl erklären, was die Aufmerksamkeit auf eine so unwiderstehliche Weise anzieht. Man kann sich kaum losreißen […] von dieser schneebedeckten Kapelle, vor welcher ein Mönch in ein frisches offenes Grab schaut. Welche Traurigkeit!« (Geschichte der Neueren Deutschen Kunst, Bd. 1, Berlin 1836, S. 166). Lessings verschneiter Friedhof mit Mönch und offenem Grab erinnert an Werke von Caspar David Friedrich wie »Abtei im Eichwald« (1809/1810, Nationalgalerie, NG 8/85) oder »Klosterfriedhof im Schnee« (1817–1819, ehemals Nationalgalerie, Kriegsverlust; vgl. die Kopie eines unbekannten Künstlers, Nationalgalerie, NG 6/15). | Birgit Verwiebe

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Höhe x Breite: 63,5 x 55,2 cm
Rahmenmaß: 80 x 72 x 5,5 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A I 298

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1880 Ankauf aus der Versteigerung der Sammlung Ludwig von Jacobs, Potsdam, bei Rudolph Lepke, Berlin
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1833

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • 1833

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