Bestand
NL (alph.): Haffner, Paul Leopold (Bestand)
Der Nachlass der Brüder Paul Leopold
Haffner und Eugen Georg Haffner (1843-1918, Beigeordneter der Stadt
Mainz) wurde vermutlich in den 1950er oder 1960er Jahren an das
Stadtarchiv übergeben. Im Zugangsbuch des Stadtarchivs wurde die Abgabe
nicht vermerkt. Für den Nachlass wurde ein provisorisches
maschinenschriftliches Verzeichnis verfasst, das jedoch dem
Ordnungszustand der Unterlagen spätestens ab den 1980er Jahren nicht mehr
entsprach und zudem unvollständig war.
Zu einem nicht mehr
nachvollziehbaren Zeitpunkt wurden die Unterlagen in zwei separate
Nachlässe (Paul Haffner und Eugen Haffner) aufgeteilt.
Beim
Nachlass Paul Leopold Haffners handelt es sich um eine Sammlung aus
persönlichen und Familiendokumenten, Urkunden, Korrespondenz und
Zeitungsartikeln bzw. Drucksachen. Die Unterlagen wurden im Rahmen der
Neuverzeichnung komplett neu geordnet und auf der Grundlage dieser
Neuordnung wurde eine dazu passende Klassifikation entworfen.
Alle Materialien, den Vater, den Bruder und weitere
Familienmitglieder betreffend, wurden zu einer Akte "Familiendokumente
des Vaters und des Bruders" zusammengefasst. Die Archivalien sind
innerhalb der einzelnen Klassifikationsgruppen chronologisch geordnet,
soweit dies möglich war. Der Bestand reicht zeitlich von 1802
(Schulzeugnisse des Vaters) bis zum Jahre 1954 (Zeitungsausschnitte über
die Waggonfabrik der Gebrüder Gastell).
Besondere Erwähnung
verdienen zwei handschriftliche Dokumente zweier berühmter
Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Es ist dies zum einen ein
handschriftliches Privileg von Papst Pius IX. ausgefertigt für Paul
Leopold Haffner aus dem Jahre 1867 und zum anderen das handschriftliche
Testament des Bischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler von 1869.
Interessant ist auch eine gerichtliche Vorladung für (u. a.) Paul
Leopold Haffner und seinen Bruder Eugen Georg Haffner wegen Verstoßes
gegen das Pressegesetz von 1874 aus der Zeit des Kulturkampfes.
Mainz, Oktober 2008
Kirsten Kropp (Historikerin) und
Ramona Weisenberger
Biografie Paul Leopold Haffners
Paul Leopold Haffner wurde am 21. Januar 1829 in Horb in Württemberg
als Sohn des Oberamtsarztes Christian Heinrich Haffner und der Mutter
Maria Luise (geb. Koch) geboren. Neben einem älteren und einem jüngeren
Bruder (Eugen Georg Haffner, von 1898 bis 1913
Bürgermeisterei-Beigeordneter der Stadt Mainz) gehörten noch drei
Schwestern zu seiner Familie. Der im 18. Jahrhundert sehr bedeutende
Theologe und Leiter des Benediktiner-Stiftes St. Blasien Abt Martin
Gerbert war ein Vorfahre Paul Leopold Haffners.
Bis zur
Versetzung des Vaters von Horb nach Rottenburg im Jahre 1842 besuchte
Paul Leopold Haffner die Lateinschule in Horb, danach bis zum Jahre 1843
die Lateinschule in Rottenburg. Es schloss sich daran der Besuch des
Gymnasiums in Ellwangen an, das er 1847 mit Auszeichnung abschloss.
Es erfolgte darauf im November 1847 die Immatrikulation an der
Universität Tübingen in den Fächern Philosophie und Theologie.
Im Herbst 1852 trat Paul Leopold Haffner in das Priesterseminar zu
Rottenburg ein, wo er am 10. August 1852 die Priesterweihe empfing.
Anschließend war er zwei Jahre als Vikar in der Pfarrseelsorge in
Oberschwaben tätig, bis er im Januar 1854 zum Repetent am Wilhelmsstift
der Tübinger Universität und damit auch zum Privatdozenten der
Universität berufen wurde. Dort hielt er Vorlesungen im Fach Philosophie,
in dem ihm am 8. August 1855 der Doktortitel verliehen wurde. Bereits im
Oktober 1855 folgte Haffner dem Ruf Bischof Kettelers als Professor der
Philosophie an das Bischöfliche Seminar in Mainz, in dem er u. a. mit
bedeutenden Theologen wie Christoph Moufang, Johann B. Heinrich (Sohn des
Mainzer Bürgermeisters J. B. Heinrich) und Johann J. Hirschel
zusammenarbeitete.
Neben seiner Lehrtätigkeit war Haffner auch
immer als Seelsorger und Beichtvater in Mainz und Umgebung tätig,
engagierte sich in Mainzer Vereinen und dem sozialen und öffentlichen
Leben der Stadt. Bekannt waren seine kritischen, aber auch amüsanten
Reden zur Mainzer Fastnacht ebenso wie seine Vorträge und Reden z. B. auf
den Generalversammlungen der Katholiken oder seine Artikel in der
Katholischen Presse. Daneben verfasste er eine Vielzahl
wissenschaftlicher Artikel und Abhandlungen zur Philosophie, u. a. die
als Hauptwerk gedachte Einleitung in die Philosophie "Grundlinien der
Philosophie als Aufgabe, Geschichte und Lehre".
Nach seinem
Übertritt von der Rottenburger in die Mainzer Diozöse wurde Haffner 1865
vom Mainzer Domkapitel zum Dompräbendaten gewählt und 1866 von Bischof
Ketteler zum Domkapitular und Mitglied des bischöflichen Ordinariats
ernannt.
Ebenso betreute er bis 1872 als Superior den Orden
der "Schwestern von der göttlichen Vorsehung".
Mit Beginn des
Kulturkampfes wurde Haffner zum engagierten Kämpfer für die
Kirchenfreiheit, die er in Aufsätzen und Artikeln, aber auch in Reden und
Vorträgen bei Versammlungen verteidigte. Als im Jahre 1876 in Folge des
Kulturkampfes das bischöfliche Priesterseminar in Mainz geschlossen
wurde, übernahm Paul Leopold Haffner wieder verstärkt seelsorgerische
Aufgaben in der Diozöse und geriet dabei auch mit den preußischen
Gesetzen der Kulturkampfzeit in Konflikt. Er wurde danach zum Gründer und
Mitbegründer katholischer Sammelbewegungen wie dem "Verein deutscher
Katholiken" und der "Görres-Gesellschaft", die er 1876 ins Leben
rief.
Mit der Beendigung des Kulturkampfes und den
Friedensgesetzen wurde eine Neubesetzung des Mainzer Bischofssitzes, der
seit dem Tod Kettelers im Jahre 1877 vakant gewesen war, wieder möglich.
Im Frühjahr 1886 von Papst Pius IX. für dieses Amt ausgewählt, wurde Paul
Leopold Haffner am 25. Juli 1886 zum Bischof von Mainz geweiht.
Bischof Haffner galt als volksnaher Bischof, der seine Arbeit neben
dem Wiederaufbau der Pfarreien vor allem den sozialen und
gesellschaftlichen Problemen widmete.
Am 2. November 1899
verstarb Bischof Paul Leopold Haffner in Mainz.
Ball, Thomas, Paul Leopold Haffner als
Philosoph, Diss. o.D.
Marzi, Werner, Paul Leopold Haffner
1829-1899, Bischof von 1886-1899, in: regionalgeschichte.net,
Internetportal für regionale und lokale Geschichte
Lenhart,
Ludwig: Dr. Paul Leopold Haffner, in: Jahrbuch für das Bistum Mainz 8
(1959/60), S. 11-117
Form und Inhalt: Der Nachlass der
Brüder Paul Leopold Haffner und Eugen Georg Haffner (1843-1918,
Beigeordneter der Stadt Mainz) wurde vermutlich in den 1950er oder 1960er
Jahren an das Stadtarchiv übergeben. Im Zugangsbuch des Stadtarchivs
wurde die Abgabe nicht vermerkt. Für den Nachlass wurde ein
provisorisches maschinenschriftliches Verzeichnis verfasst, das jedoch
dem Ordnungszustand der Unterlagen spätestens ab den 1980er Jahren nicht
mehr entsprach und zudem unvollständig war.
Zu einem nicht
mehr nachvollziehbaren Zeitpunkt wurden die Unterlagen in zwei separate
Nachlässe (Paul Haffner und Eugen Haffner) aufgeteilt.
Beim
Nachlass Paul Leopold Haffners handelt es sich um eine Sammlung aus
persönlichen und Familiendokumenten, Urkunden, Korrespondenz und
Zeitungsartikeln bzw. Drucksachen. Die Unterlagen wurden im Rahmen der
Neuverzeichnung komplett neu geordnet und auf der Grundlage dieser
Neuordnung wurde eine dazu passende Klassifikation entworfen.
Alle Materialien, den Vater, den Bruder und weitere
Familienmitglieder betreffend, wurden zu einer Akte "Familiendokumente
des Vaters und des Bruders" zusammengefasst. Die Archivalien sind
innerhalb der einzelnen Klassifikationsgruppen chronologisch geordnet,
soweit dies möglich war. Der Bestand reicht zeitlich von 1802
(Schulzeugnisse des Vaters) bis zum Jahre 1954 (Zeitungsausschnitte über
die Waggonfabrik der Gebrüder Gastell).
Besondere Erwähnung
verdienen zwei handschriftliche Dokumente zweier berühmter
Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Es ist dies zum einen ein
handschriftliches Privileg von Papst Pius IX. ausgefertigt für Paul
Leopold Haffner aus dem Jahre 1867 und zum anderen das handschriftliche
Testament des Bischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler von 1869.
Interessant ist auch eine gerichtliche Vorladung für (u. a.) Paul
Leopold Haffner und seinen Bruder Eugen Georg Haffner wegen Verstoßes
gegen das Pressegesetz von 1874 aus der Zeit des Kulturkampfes.
Mainz, Oktober 2008
Kirsten Kropp (Historikerin) und
Ramona Weisenberger
Biografie Paul Leopold
Haffners
Paul Leopold Haffner wurde am 21. Januar 1829 in Horb
in Württemberg als Sohn des Oberamtsarztes Christian Heinrich Haffner und
der Mutter Maria Luise (geb. Koch) geboren. Neben einem älteren und einem
jüngeren Bruder (Eugen Georg Haffner, von 1898 bis 1913
Bürgermeisterei-Beigeordneter der Stadt Mainz) gehörten noch drei
Schwestern zu seiner Familie. Der im 18. Jahrhundert sehr bedeutende
Theologe und Leiter des Benediktiner-Stiftes St. Blasien Abt Martin
Gerbert war ein Vorfahre Paul Leopold Haffners.
Bis zur
Versetzung des Vaters von Horb nach Rottenburg im Jahre 1842 besuchte
Paul Leopold Haffner die Lateinschule in Horb, danach bis zum Jahre 1843
die Lateinschule in Rottenburg. Es schloss sich daran der Besuch des
Gymnasiums in Ellwangen an, das er 1847 mit Auszeichnung abschloss.
Es erfolgte darauf im November 1847 die Immatrikulation an der
Universität Tübingen in den Fächern Philosophie und Theologie.
Im Herbst 1852 trat Paul Leopold Haffner in das Priesterseminar zu
Rottenburg ein, wo er am 10. August 1852 die Priesterweihe empfing.
Anschließend war er zwei Jahre als Vikar in der Pfarrseelsorge in
Oberschwaben tätig, bis er im Januar 1854 zum Repetent am Wilhelmsstift
der Tübinger Universität und damit auch zum Privatdozenten der
Universität berufen wurde. Dort hielt er Vorlesungen im Fach Philosophie,
in dem ihm am 8. August 1855 der Doktortitel verliehen wurde. Bereits im
Oktober 1855 folgte Haffner dem Ruf Bischof Kettelers als Professor der
Philosophie an das Bischöfliche Seminar in Mainz, in dem er u. a. mit
bedeutenden Theologen wie Christoph Moufang, Johann B. Heinrich (Sohn des
Mainzer Bürgermeisters J. B. Heinrich) und Johann J. Hirschel
zusammenarbeitete.
Neben seiner Lehrtätigkeit war Haffner auch
immer als Seelsorger und Beichtvater in Mainz und Umgebung tätig,
engagierte sich in Mainzer Vereinen und dem sozialen und öffentlichen
Leben der Stadt. Bekannt waren seine kritischen, aber auch amüsanten
Reden zur Mainzer Fastnacht ebenso wie seine Vorträge und Reden z. B. auf
den Generalversammlungen der Katholiken oder seine Artikel in der
Katholischen Presse. Daneben verfasste er eine Vielzahl
wissenschaftlicher Artikel und Abhandlungen zur Philosophie, u. a. die
als Hauptwerk gedachte Einleitung in die Philosophie "Grundlinien der
Philosophie als Aufgabe, Geschichte und Lehre".
Nach seinem
Übertritt von der Rottenburger in die Mainzer Diozöse wurde Haffner 1865
vom Mainzer Domkapitel zum Dompräbendaten gewählt und 1866 von Bischof
Ketteler zum Domkapitular und Mitglied des bischöflichen Ordinariats
ernannt.
Ebenso betreute er bis 1872 als Superior den Orden
der "Schwestern von der göttlichen Vorsehung".
Mit Beginn des
Kulturkampfes wurde Haffner zum engagierten Kämpfer für die
Kirchenfreiheit, die er in Aufsätzen und Artikeln, aber auch in Reden und
Vorträgen bei Versammlungen verteidigte. Als im Jahre 1876 in Folge des
Kulturkampfes das bischöfliche Priesterseminar in Mainz geschlossen
wurde, übernahm Paul Leopold Haffner wieder verstärkt seelsorgerische
Aufgaben in der Diozöse und geriet dabei auch mit den preußischen
Gesetzen der Kulturkampfzeit in Konflikt. Er wurde danach zum Gründer und
Mitbegründer katholischer Sammelbewegungen wie dem "Verein deutscher
Katholiken" und der "Görres-Gesellschaft", die er 1876 ins Leben
rief.
Mit der Beendigung des Kulturkampfes und den
Friedensgesetzen wurde eine Neubesetzung des Mainzer Bischofssitzes, der
seit dem Tod Kettelers im Jahre 1877 vakant gewesen war, wieder möglich.
Im Frühjahr 1886 von Papst Pius IX. für dieses Amt ausgewählt, wurde Paul
Leopold Haffner am 25. Juli 1886 zum Bischof von Mainz geweiht.
Bischof Haffner galt als volksnaher Bischof, der seine Arbeit neben
dem Wiederaufbau der Pfarreien vor allem den sozialen und
gesellschaftlichen Problemen widmete.
Am 2. November 1899
verstarb Bischof Paul Leopold Haffner in Mainz.
Ball, Thomas,
Paul Leopold Haffner als Philosoph, Diss. o.D.
Marzi, Werner,
Paul Leopold Haffner 1829-1899, Bischof von 1886-1899, in:
regionalgeschichte.net, Internetportal für regionale und lokale
Geschichte
Lenhart, Ludwig: Dr. Paul Leopold Haffner, in:
Jahrbuch für das Bistum Mainz 8 (1959/60), S. 11-117
- Bestandssignatur
-
Stadtarchiv Mainz, NL Haffner, Paul
- Umfang
-
0,1 lfm.
- Kontext
-
Bestände des Stadtarchivs Mainz >> Nachlässe >> Nachlässe, alphabetisch geordnet
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-
02.05.2023, 10:16 MESZ
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1802 - 1954