Bestand
Reichspropagandaleiter der NSDAP (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Die Entwicklung des Amtes des Reichspropagandaleiters bis zur
Machtübernahme
Im Zuge der Neugründung der
NSDAP im Jahre 1925 und ihrer organisatorischen Festigung wurde das
Amt des Reichspropagandaleiters der NSDAP auf- und ausgebaut.
Besonders auch personelle Veränderungen an der Spitze prägten die
Entwicklung entscheidend. Anstelle Hitlers altem "Kampfgefährten"
Hermann Esser übernahm im Sommer 1926 Gregor Strasser, Gauleiter von
Niederbayern und Leiter der Arbeitsgemeinschaft der nordwestdeutschen
NSDAP-Gaue, das Amt des Reichspropagandaleiters. Mit der Führung der
Geschäfte wurde sein Adjutant, Heinrich Himmler, betraut [Vgl. Frei,
Norbert: Nationalsozialistische Presse und Propaganda, in: Das Dritte
Reich. Herrschaftsstruktur und Geschichte, hrsg. von Martin Broszat
und Horst Möller, München 1983, S. 154].
Zunächst erfolgte der vertikale Ausbau der Propagandaarbeit, vor
allem der Ausbau der so genannten Propagandazellen bei den
Gauleitungen und Ortsgruppen. Zu Jahresbeginn 1928 wurde Strasser
Reichsorganisationsleiter. Himmler wurde stellvertretender
Reichspropagandaleiter, während Hitler selbst formell als
Reichspropagandaleiter fungierte. Erste generelle Überlegungen zum
Einsatz der Propaganda erarbeitete Himmler Ende 1928. Diese
Richtlinien für Propagandaaktionen sollten besonders zur Vorbereitung
und Durchführung von nationalsozialistischen Großveranstaltungen als
Kernstück nationalsozialistischer Propaganda dienen [Vgl. Tyrell,
Albrecht (Hg.): "Führer befiehl...". Selbstzeugnisse aus der Kampfzeit
der NSDAP. Dokumentation und Analyse, Düsseldorf 1969, S. 255
ff.]
Joseph Goebbels, Gauleiter von Berlin,
wurde 1930 als Reichspropagandaleiter (RPL I) eingesetzt. Als er sein
Amt antrat, war der Einfluss Strassers auf die Propaganda deutlich
spürbar. Ein Teil der Propagandaaufgaben war bereits in den
Aufgabenbereich des Reichsorganisationsleiters übergegangen; die
Reichsrednerschule wurde von Hitler zu einer eigenständigen Abteilung
II (Leiter: Fritz Reinhardt) gemacht. Kompetenzüberschneidungen und
Abgrenzungsprobleme konnten erst mit dem Ausscheiden Strassers im
Jahre 1932 behoben werden. Erstmals im Reichstagswahlkampf 1930 und
später im Wahljahr 1932 betrieb die NSDAP Wahlpropaganda, die bisher
in Deutschland in dieser professionellen Form nicht bekannt war [Vgl.
Frei, S. 161]. Goebbels Funktion als zentrale Figur der gesamten
Propaganda der NSDAP wurde gefestigt, als er zusätzlich am 14. März
1933 Chef des neu gegründeten Reichsministeriums für Volksaufklärung
und Propaganda wurde. Als Teil der Reichsleitung der NSDAP war der
Reichspropagandaleiter zunächst in München angesiedelt. Nach 1933
wurde eine Verbindungsstelle der RPL in Berlin eingerichtet, so dass
sich allmählich ein Teil der Arbeit dorthin verlagerte.
Aufgaben und Organisationstruktur der RPL seit
1933
[Die folgenden Ausführungen basieren auf
dem Organisationsbuch der NSDAP, hrsg. vom Reichsorganisationsleiter
der NSDAP, München 1936 (7. Auflage 1943), sowie dem Adressenwerk der
Dienststellen der NSDAP und den angeschlossenen Verbänden, des
Staates, der Reichsregierung, Behörden und der Berufsorganisationen.
Reichsband mit Lexikon-Wegweiser A-Z, 2. Ausgabe, Berlin 1939, 3.
Ausgabe 1941/42, Berlin 1942]
Dem
Reichspropagandaleiter oblag die Überwachung, Koordination und
Vereinheitlichung der Propaganda der NSDAP, ihrer Gliederungen und
angeschlossenen Verbände. Ebenso wie er die Propaganda der NSDAP an
zentraler Stelle bündelte, so bestimmte er die Richtlinien für die
Partei "zur Verwirklichung des kulturellen Willens des Führers"
[Organisationsbuch der NSDAP, 1936, S. 295]. Neben dem Einsatz von
Presse und Film erhielt dabei der Rundfunk als zentrales
Propagandamittel einen besonderen Stellenwert. Der
Reichspropagandaleiter übte "die Kontrolle über das gesamte
Rundfunkwesen mit Bezug auf seine innere organisatorische, kulturelle
und wirtschaftliche Entwicklung" aus [Organisationsbuch der NSDAP,
1936, S. 295]. Eine weitere zentrale Aufgabe war "die Durchdringung
des gesamten deutschen Volkes mit der nationalsozialistischen
Weltanschauung." [Organisationsbuch der NSDAP, 1936, S. 295]
Dem Reichspropagandaleiter unterstanden unmittelbar
der Stabsleiter (1937 Hugo Fischer, 1942 Eugen Hadamowsky) und der
Adjutant (1937 Karl Hanke).
Dem Stabsleiter
waren direkt unterstellt: der Reichsautozug "Deutschland", die
Geschäftsstelle der RPL, die Hauptstelle Pressepropaganda, die
Hauptstelle Ausstellungs- und Messewesen sowie der "Reichsring für
nationalsozialistische Propaganda und Volksaufklärung".
Aufgabe des Reichsautozuges "Deutschland" (unter
Führung von SA-Gruppenführer Hermann Schäfer) war die Versorgung von
Großveranstaltungen der NSDAP sowie anderweitiger Kundgebungen von
staatspolitischer Bedeutung mit technischen Hilfsmitteln. Der Hilfszug
Bayern (1939 unter Leitung von Hugo Fischer) war für die
Massenverpflegung bei Großveranstaltungen am Standort München
zuständig.
Die Geschäftsstelle der RPL diente
der Durchführung von Kassen- und Verwaltungsangelegenheiten.
Die Hauptstelle Pressepropaganda koordinierte die
einheitliche pressetechnische Bearbeitung und Verwertung der
Propagandamaßnahmen aller Ämter/Hauptämter, Hauptstellen und Stellen
der RPL.
Die Hauptstelle Ausstellungs- und
Messewesen (Hugo Fischer) überwachte die propagandistische
Aufbereitung von Ausstellungen und Messen, an denen die NSDAP
beteiligt war.
Aufgabe des Reichsrings für
nationalsozialistische Propaganda und Volksaufklärung war die
Sicherstellung der einheitlichen Führung der Propaganda aller
Gliederungen und angeschlossenen Verbände durch die NSDAP [Der
Reichsring war später ein Hauptamt; Stellenbesetzung vom 26.05.1941
(s. S. XII). Im Organisationsbuch der NSDAP von 1943 ist diese
Änderung nicht berücksichtigt worden]. Dem Reichsring war je ein
Vertreter der Propagandastellen aller Gliederungen und Verbände
zugeteilt (Verbindungsmänner). Darüber hinaus waren im Reichsring
verschiedene Dienststellen vertreten. Der Reichsring für
nationalsozialistische Propaganda und Volksaufklärung wurde im Auftrag
von Goebbels 1934 von Walter Tießler aufgebaut und bis 1943/1944
geleitet [Walter Tießler, geb. 18. Dez. 1903, Reichsamtsleiter, seit
1934 Mitarbeiter der RPL, seit 1935 Leiter des Hauptamtes Reichsring,
seit 1941 Leiter der Verbindungsstelle. Vgl. NS 18/5 Lebenslauf
Tießlers; NS 18/1229 "10 Jahre Reichsringarbeit"]. Vorher war die
Aufgabe der Zentralisierung der Propaganda vom Amt "Konzentration" in
der RPL wahrgenommen worden. Tießler schrieb im Rückblick 1944: "Mit
der Schaffung des Reichsrings im Jahre 1934 wurde die Propaganda- und
Aufklärungsarbeit der Ämter, Gliederungen, angeschlossenen Verbände,
der ständischen Fach- und Berufsorganisationen sowie zahlreicher
Vereine unter eine einheitliche Lenkung gebracht. Es wurde ein
Reichsring I gebildet, in dem alle Parteiorganisationen vertreten
sind. In einem Reichsring II wurden alle übrigen
Reichs-Organisationen, die propagandistische Aufgaben haben, betreut."
[NS 18/1229, S. 1] Die Verbindungsmänner verblieben in ihren
jeweiligen Organisationen und koordinierten von dort aus die
Propagandaarbeit mit der RPL.
Im Reichsring
selbst waren nur die reichsweit agierenden Stellen, Verbände und
Organisationen vertreten. Um auch vertikal eine möglichst dichte
propagandistische Durchdringung zu erreichen, wurden auf Gauebene
innerhalb der Gaupropagandaleitungen die Gauringe, auf Kreisebene
Kreisringe und auf Ortsgruppenebene Ortsringe aufgebaut. Als
Kommunikationsmittel dienten die sog. Gauring-Mitteilungsblätter, die
von den jeweiligen Gauen herausgegeben wurden, sowie regelmäßig
stattfindende Arbeitsbesprechungen.
Der
Reichsring wurde bei zahlreichen Propagandaaktionen, z. B. bei den
sog. Wahlschlachten und Winterhilfswerk-Aktionen sowie bei allen
"Mund-Propagandaaktionen" während des Krieges eingesetzt. Neben den
laufenden Reichsringbesprechungen fanden Reichsringtagungen statt, auf
denen der Reichspropagandaleiter, auch andere Reichsleiter und
Minister sowie Gauleiter Ansprachen hielten. Im Kriege wurde dem
Reichsring die Papierbewirtschaftung des gesamten Propaganda- und
Schulungsmaterials übertragen. Besonders zu erwähnen ist, daß der
Reichsring die Volksgerichtshofsprozesse propagandistisch auswertete
und den Rednereinsatz des Deutschen Bildungswerks und des
Leistungsertüchtigungswerks sowie anderer Organisationen
überwachte.
Die Struktur der Ämter, später
Hauptämter, entsprach ihren Aufgabenbereichen:
1. Aktive Propaganda
Die Hauptaufgabe lag
in der Organisation und Durchführung aller Propagandaaktionen. Somit
oblag der Amtsleitung zunächst auch die Schulung und Betreuung der
gesamten Propagandarednerorganisation [Diesem Zweck diente auch die
Verbreitung der Monatszeitschrift "Unser Wille und Weg"
(Hauptschriftleiter Dagobert Dürr)]. Das Amt Aktive Propaganda
(Leitung 1937 Walter Schulze, 1941 Werner Wächter) gliederte sich in
die Hauptstelle Rednerwesen mit den Stellen Rednerorganisation
(Erfassung aller Reichs-, Gau- und Kreisredner der NSDAP sowie aller
Fachredner der angeschlossenen Verbände und Organisationen),
Rednerinformation (Versorgung aller Redner mit Informationsmaterial),
Rednervermittlung (Reichsredner und Stoßtruppredner der RPL) und
Rednerschulung (mit Reichsrednerschule für den Rednernachwuchs; Vgl.
nachfolgenden Punkt 5. Rednerausbildung), die Hauptstelle Lichtbild
(zuständig für das gesamte Lichtbildvortragswesen; Organisationsbuch
der NSDAP, 1936: Lichtbildwesen gehörte noch zur Amtsleitung Film) und
die Hauptstelle Großveranstaltungen und architektonische
Ausgestaltung.
2. Film
Die Aufgabe des Amts war die Durchführung von Filmvorführungen
zum Zwecke der Verbreitung und Festigung der nationalsozialistischen
Propaganda und Weltanschauung. Die Amtsleitung Film (Leiter 1937 Karl
Neumann, 1941 Arnold Raether) gliederte sich in Organisation,
Kassenführung, Herstellung und Technik, Dramaturgie, Kulturfilm und
Filmpressebearbeitung.
3. Rundfunk
Die Amtsleitung kontrollierte das gesamte deutsche
Rundfunkwesen, "um die inner-organisatorische, kulturelle, technische
und wirtschaftliche Entwicklung des Rundfunkwesens
nationalsozialistischen Grundsätzen zu verpflichten. Die Auswirkungen
der Rundfunkpropaganda werden durch Einsatz aller technischen
Möglichkeiten der Übertragung zur Zusammenfassung des gesamten Volkes
an jedem Ort und Raum - ob durch Haus-, Gemeinschafts- oder
Volksempfang - durch die Funkwartorganisation gesichert."[
Organisationsbuch der NSDAP, 1936, S. 299 f.] Zur Amtsleitung Rundfunk
(Leiter 1937 Horst Dreßler-Andreß, 1939 Hans Kriegler, 1941 August
Staats) gehörten die Hauptstelle Kulturpolitische Rundfunkarbeit und
Rundfunkorganisation, die Hauptstelle Rundfunktechnik und die
Hauptstelle Rundfunkpropaganda.
4. Kultur
Aufgabe der Amtsleitung Kultur war die Anregung und
Förderung nationalsozialistischer Kunst. Der Leiter des Amtes Kultur
(1937 Franz Moraller, 1941 Hannes Kremer, 1942 Karl Cerff) war
gleichzeitig Reichskulturwalter in der Reichskulturkammer. Zum Amt
gehörten die Hauptstelle Architektur, die Hauptstelle für
künstlerische Formgebung, die Hauptstelle Auswahl (Sichtung und
Auswahl musischer und dichterischer Werke zur nationalsozialistischen
Feiergestaltung) und die Hauptstelle Programmgestaltung
(nationalsozialistische Feiern).
5.
Rednerausbildung
[Das Amt Rednerwesen wird zum
ersten Mal im Organisationsbuch der NSDAP von 1940 aufgeführt. Es hat
offensichtlich die Aufgabe der Rednerausbildung vom Amt Aktive
Propaganda übernommen, obwohl es in der Stellenbesetzung vom
26.05.1941 noch dem Hauptamt Propaganda zugeordnet ist]
Die Amtsleitung Rednerausbildung war zuständig für
die Ausbildung der Parteiredner. Dazu diente u.a. die
Reichsrednerschule und die laufende Versorgung der Redner mit
Informationsmaterial.
6.
Verbindungsleiter
Der Leiter der
Verbindungsstelle mit Dienstort Berlin (1937 Wilhelm Haegert, 1941
Walter Tießler) hatte die Aufgabe, "jeden Verkehr mit den
Reichsministerien, Behörden und öffentlichen Körperschaften usw. zu
zentralisieren und den gesamten Verkehr mit
diesen durchzuführen." So sollte gewährleistet werden, "daß die
Richtlinien der Propaganda zur Kenntnis der betreffenden
Reichsbehörden kommen. Umgekehrt bringt die Verbindungsstelle alle
Aufgaben und Anordnungen, die von Seiten des
Reichspropagandaministeriums ergehen, der Reichspropagandaleitung zur
Kenntnis." [Organisationsbuch der NSDAP, 1936, S. 301]
Die Struktur der RPL und ihre Stellenbesetzung mit
Stand vom Mai 1941 stellte sich wie folgt dar [NS 18/1080:
Bekanntmachung des Reichspropagandaleiters vom 26. Mai 1941]:
Stabsleiter: Hugo Fischer
Dem
Stabsleiter direkt unterstellt :
- Stabsamt:
Heinrich Adami
- Geschäftsführer und
Beauftragter für finanzielle Fragen: Willi Osthold
- Amt "Personal und Verwaltung": Kurt Dietz
- Amt "Reichsverteidigung" (M): Hermann Schenk
- Sonderbeauftragter der RPL für das Protektorat Böhmen und
Mähren, Leiter der Kulturpolitischen Abteilung beim Reichsprotektor in
Böhmen und Mähren: Dr. Karl Freiherr von Gregory
1. Hauptamt Propaganda: Werner Wächter
-
Amt "Aktive Propaganda": Werner Studentkowski
-
Amt "Großveranstaltungen": Hans Froelich
- Amt
"Rednerorganisation und -vermittlung": Dr. Karl Lapper
- Amt "Rednerausbildung": Hugo Ringler
- Amt "Lichtbild": Gerhard Bartsch
- Amt "Propagandalenkung": Max Davidts
-
Amt "Ausstellung und Messen": Paul Bötticher
2.
Hauptamt Rundfunk: August Staats
- Amt
"Rundfunkorganisation und -verwaltung": Wilhelm Lehr
- Amt "Sendewesen": Wolfgang Fischer
- Amt
"Rundfunktechnik": Georg Budich
- Amt
"Rundfunkpropaganda": August Staats
3. Hauptamt
für Ausrichtung der Organisationen [Diese neue Bezeichnung für den
Reichsring scheint sich nicht durchgesetzt zu haben. Im
Organisationsbuch der NSDAP von 1943 wird sie nicht erwähnt]
(Reichsring): Walter Tießler
- Amt "Ausrichtung
der Propagandaaktionen": Udo Pfriemer
- Amt
"Ausrichtung der Propagandamittel": Willi Krämer
- Amt "Ausrichtung der Propagandisten": Willi Krämer
4. Hauptamt Film: Arnold Raether
- Amt "Filmische Ausrichtung": Herbert Baerwald
- Amt "Zentralverleih": Heinrich Kadach
-
Amt "Filmpropaganda": Paul Teuchert
- Amt
"Produktion": vorerst unbesetzt, von Arnold Raether wahrgenommen
- Amt "Kassenverwaltung": Karl Schulze
5. Hauptamt Reichsautozug "Deutschland": Hermann
Schäfer
- Amt "Verwaltung": Hans Achauer
- Amt "Propagandatechnik": Emil Wipfel
- Amt "Werft und Technische Betriebsleitung": Paul
Mühlhoff
- Amt "Mobiler Zug": Hermann
Schäfer
6. Hauptamt Kultur: Hannes Kremer
- Amt "Planung": Hannes Kremer
- Amt "Feiergestaltung": Hannes Kremer
-
Amt "Musik": Theodor Jung
- Verbindungsamt:
Josef Schneider-Franke [Die Bekanntgabe der übrigen Ämter sowie deren
Besetzung sollte später erfolgen]
Zur
besonderen Verwendung dem Reichpropagandaleiter unterstellt:
Leopold Gutterer, Staatssekretär im RMVP
Alfred-Ingemar Berndt, Ministerialdirigent im
RMVP
Eugen Hadamowsky, Reichssendeleiter.
Vertikal war die RPL auf Gau-, Kreis- und
Ortsgruppenebene organisiert. Das Gau- und das Kreispropagandaamt,
jeweils mit einem Propagandaleiter an der Spitze, waren analog zur RPL
in fünf Aufgabengebiete untergliedert:
1.
Aktive Propaganda
2. Film
3. Rundfunk
4. Kultur
5. Verbindungsleiter
In ähnlicher Form
waren auch die Ortsgruppenpropagandaämter organisiert.
Bestandsbeschreibung: Die Akten
der RPL sind, wie die Akten anderer Provenienzen aus der NS-Zeit auch,
auf Grund schwerer Kriegsverluste nur noch in Teilen überliefert. 1943
wurde das Hauptamt Kultur der RPL in München ausgebombt [Vgl. NS
18/1097, Schreiben des Hauptkulturamtes vom 16. Dez. 1943]. Der größte
Teil der Akten der RPL soll 1945 vor dem Einmarsch der Amerikaner in
München vernichtet worden sein [Vgl. Das Bundesarchiv und seine
Bestände, 3. ergänzte und neu bearbeitete Auflage von Gerhard Granier,
Josef Henke, Klaus Oldenhage, Boppard 1977, S. 355].
Das Schicksal der Aktenüberlieferung der RPL seit der Besetzung
Deutschlands durch die Alliierten entspricht der allgemeinen
Geschichte deutscher zeitgeschichtlicher Quellen in den
Nachkriegsjahren. Die erhalten gebliebenen Akten der RPL sind wie der
größte Teil der Akten von Dienststellen und Gliederungen der NSDAP
Anfang 1946 in das amerikanische Document Center in Berlin-Zehlendorf
(BDC) als zentraler Sammelstelle parteiamtlichen Schriftguts verbracht
worden. Während der Berlin-Blockade 1948/49 wurden Teile der Bestände
nach Großbritannien und USA gebracht.
Seit 1960
war dem Bundesarchiv bekannt, dass sich Akten der RPL im 39
Archivboxen in der World War II Record Division des US National
Archives in Alexandria/Virginia befanden. Diese Akten waren
fälschlicherweise dem Reichsministerium für Volksaufklärung und
Propaganda zugeordnet worden. Sie waren erst einige Monate zuvor aus
Großbritannien abgegeben worden, wo man sie offenbar den Leitz-Ordnern
entnommen, durchgesehen und dann lose an die Amerikaner weitergeleitet
hatte [Dienstakten des Bundesarchivs 4721-Prop/1.].
Im April 1962 erfolgte im Rahmen der Aktenrückführung aus den USA
die Übergabe von 38 Kartons mit Schriftgut der Provenienz
"Reichspropagandaleitung der NSDAP, Reichsring für
nationalsozialistische Propaganda und Volksaufklärung" an das
Bundesarchiv. Dabei handelte es sich um die restlichen Akten, die die
Amerikaner in der Record Group 1035 aufbewahrt hatten. Die losen Akten
waren in den üblichen gelben amerikanischen Umschlägen verpackt. Sie
trugen die fortlaufenden Signaturen 1 - 888. Ein geringer Teil der
Akten (ca. 100 Nummern) ist von den Amerikanern verfilmt und im
Mikrofilm-Guide Nr. 35 verzeichnet worden [Guide to German records
microfilmed at Alexandria, VA., No. 35, Records of the National
Socialist German Labor Party (Part III), The National Archives,
National Archives and Records Service, General Services
Administration, Washington 1962, S. 16-24.].
Archivische Bearbeitung
Mitte der 70er
Jahre erfolgte eine erste Teilverzeichnung des Bestands durch Herrn
Herbert Schmitz, die 1979 durch Herrn Rainer Raillard und anschließend
durch weitere Bearbeiter fortgesetzt wurde. Frau Christine Reibel und
Herr Thomas Marschner verzeichneten 1998/1999 den bis dahin
ungeordneten Überlieferungsteil und überarbeiteten die
Altverzeichnung. Die Bildung archivischer Serien und Bandfolgen
nutzten sie dabei als Möglichkeit der Verzahnung inhaltlich oder
chronologisch zusammengehörender Bände. Die abschließende Bearbeitung
erfolgte in den nachfolgenden Jahren durch Frau Jana Blumberg. Neben
konservatorischen Maßnahmen (Einmappen, Entfernen von Metallteilen)
waren, insbesondere im Hinblick auf die vollständige Verfilmung des
Bestands, auch Eingriffe in die vorgefundene innere Ordnung einzelner
Akten erforderlich. In einigen Fällen wurden offensichtlich zerrissene
Vorgänge durch Zusammenfassung von bislang einzeln verzeichneten
Fragmenten rekonstruiert [Der Nachweis aufgelöster Akten ist durch
eine Konkordanz gesichert].
Im Zuge der
Bearbeitung wurde der Bestand NS 18 ergänzt durch eine vormals im
Zentralen Staatsarchiv der DDR überlieferte Akte (62 Re 3/1), eine bis
dahin im Bestand Reichskulturkammer des ehem. BDC geführte Serie (RKK
[ehem. BDC] 2007/0001/01-05) sowie durch einzelne Akten aus anderen
Bundesarchiv-Beständen: NS-Splitter/104, 172, NS-Misch/1428 und R
6/1048. Im Interesse einer möglichst vollständigen Wiedergabe der
Überlieferung erfolgte bei der Verzeichnung die Einbeziehung auch
jener Akten, deren Verbleib bei der abschließenden Bearbeitung nicht
festgestellt werden konnte [Sie sind durch den Zusatz "Aktenverbleib
ungeklärt" gekennzeichnet.] Kassationen beschränkten sich im
Wesentlichen auf Doppelstücke. Fremdprovenienzen wurden ausgesondert,
Druckschriften der RPL wie auch anderer parteiamtlicher Stellen an die
Bibliothek abgegeben.
Die Überlieferung des RPL
besteht zum allergrößten Teil aus Akten der Provenienz Reichsring, die
unter der Leitung von Walter Tießler in den Jahren von 1940/1941 bis
1943 in Berlin entstanden sind. Von den Unterlagen zur
Propagandatätigkeit der Jahre 1925-1932 (dabei handelt es sich fast
ausschließlich um die aus dem BDC 1962 abgegebenen Akten) ist nur ein
kleiner Teil erhalten. Dementsprechend dokumentieren die Akten im
Wesentlichen die Gestaltung und Durchführung der Propaganda in der
Zeit nach 1939, wobei die Überlieferung der Jahre 1941-1943 am
dichtesten ist. Aus der Zeit zwischen der Machtübernahme der NSDAP und
dem Kriegsbeginn existieren nur wenige Dokumente. Die Akten des
Bestands, die nach 1940 entstanden sind, beziehen sich entsprechend
ihrer Provenienz fast ausschließlich auf den Aufgabenbereich des
Hauptamtes Reichsring für nationalsozialistische Propaganda und
Volksaufklärung. Die Überlieferung der anderen Bereiche der RPL
beschränkt sich auf die Funktion Tießlers als Verbindungsleiter
zwischen der gesamten RPL und den Reichsministerien, Behörden und
öffentlichen Körperschaften.
Wegen der großen
Verluste der Gesamtüberlieferung schien eine an organisatorischen oder
registraturmäßigen Gesichtpunkten orientierte Klassifikation nicht
sinnvoll. Die Bearbeiter haben sich deshalb - unabhängig von einem
strengen Provenienzprinzip - für eine sachliche Gliederung
entschieden, die sich an Inhalte der Aufgabenerledigung der RPL
anlehnt.
Im Mai 2005, nach Erscheinen des
Publikationsfindbuches, erfolgte die Übernahme der
Presseausschnittsammlung (vormals ZSg 118) aus Koblenz. Sie wurde als
gesonderter Gliederungspunkt an das Ende des Bestandsverzeichnisses
gestellt.
Zitierweise
BArch NS 18/...
Erschließungszustand:
Publikationsfindbuch Band 103 (2003), Online-Findbuch (2005,
2007).
Zitierweise: BArch NS
18/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch NS 18
- Umfang
-
1474 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Einrichtungen der NSDAP >> Reichsleitung
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
Besondere Benutzungsbedingungen: Bundesarchivgesetz
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Reichspropagandaleiter der NSDAP, 1929-1945
Entstanden
- 1925-1945