Synthetische Cannabinoide in der Forensischen Toxikologie unter besonderer Berücksichtigung der gesetzlichen Lage in Deutschland

Abstract: Synthetische Cannabinoide nehmen als Substanzen, welche die psychoaktive Wirkung von Cannabis nachahmen, seit nunmehr über 10 Jahren eine bedeutende Rolle unter den neuen psychoaktiven Stoffen (NPS) ein. Aufgrund der großen strukturellen Vielfalt dieser Stoffgruppe wurde im November 2016 das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) in Deutschland eingeführt, welches im Gegensatz zum Betäubungsmittelgesetz (BtMG) hinsichtlich der rechtlichen Regulierung der Substanzen einen generischen Ansatz mit Stoffgruppendefinitionen verfolgt. Auch hat der Nachweis synthetischer Cannabinoide in Blut und Blutserum im forensisch-toxikologischen Kontext große Relevanz, da sie aufgrund ihrer Potenz und Toxizität neben akuten Beeinträchtigungen auch mit zahlreichen Todesfällen in Verbindung gebracht werden.
Ein Ziel dieser Arbeit war es den Einfluss rechtlicher Regulierungen, inbesondere durch das NpSG, auf das Angebot synthetischer Cannabinoide auf dem Onlinemarkt zu untersuchen. Hierfür wurden im Rahmen eines Marktmonitorings monatlich Testkäufe in Onlineshops durchgeführt und die Produkte sowohl qualitativ als auch quantitativ ausgewertet. Ferner sollte mittels einer Studie die Stabilität 32 ausgewählter, strukturell verwandter synthetischer Cannabinoide in fünf Matrices untersucht werden, um geeignete Metabolite für die Routineanalytik ausfindig zu machen, die in Abwesenheit der Muttersubstanz als Konsummarker herangezogen werden können.
Im Rahmen des Onlinemonitorings konnten mehrere neue synthetische Cannabinoide identifziert werden. Für drei dieser Substanzen wurde die vollständige Strukturaufklärung mittels GC-EI-MS, LC-qToF-MS und NMR durchgeführt. Weiterhin konnten Einflüsse rechtlicher Regulierungen auf das Angebot verfügbarer synthetischer Cannabinoide auf dem Onlinemarkt beobachtet werden. Dabei spielten nationale gesetzliche Restriktionen ebenso eine Rolle wie internationale. Die Einführung des NpSG führte dazu, dass auf dem nationalen NPS-Markt neue Substanzen, die die Gesetzgebung umgehen, etabliert wurden. Weiterhin wurde eine Studie zur Quantifizierung der Wirkstoffe in Räuchermischungen durchgeführt. Hierbei zeigten sich in der Verteilung der Wirkstoffe signifikante Unterschiede zwischen den untersuchten Räuchermischungen der Onlineshops. Durch Vergleich der ermittelten Wirkstoffgehalte und pharmakologischer Literaturdaten konnte zudem ein Zusammenhang zwischen Wirkstoffgehalt der Räuchermischungen und Potenz der Substanzen gezeigt werden. Im letzten Teil der Arbeit wurde anhand einer Stabilitätsstudie gezeigt, dass neben dem Nachweis der Muttersubstanz auch die Detektion von Hydrolyseprodukten synthetischer Cannabinoide in verschiedenen Blut- und Serummatrices sinnvoll ist. Diese Ergebnisse konnten anhand von Daten aus der Routineanalytik bekräftigt werden
Abstract: Synthetic cannabinoids, as substances that mimic the psychoactive effects of cannabis, have played an important role among the new psychoactive substances (NPS) for more than 10 years. Due to the great structural diversity of this group of substances, the German Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) was introduced in November 2016. In contrast to the Betäubungsmittelgesetz (BtMG), it follows a generic approach with substance group definitions regarding the legal regulation of substances. The detection of synthetic cannabinoids in blood and blood serum is also of great relevance in the forensic-toxicological context since their potency and toxicity are associated with numerous deaths in addition to acute impairments.
One aim of this work was to investigate the influence of legal regulations, in particular by the NpSG, on the supply of synthetic cannabinoids on the online market. For this purpose, monthly test purchases in online stores were conducted as part of a market monitoring and evaluated qualitatively and quantitatively. In addition, the stability of 32 selected structurally related synthetic cannabinoids in five matrices was to be investigated in order to find suitable metabolites for routine analysis, which can be used as consumption markers in the absence of the parent substance.
During the online monitoring, several new synthetic cannabinoids could be identified. For three of these substances the complete structure elucidation by GC-EI-MS, LC-qToF-MS and NMR was done. Furthermore, influences of legal regulations on the supply of synthetic cannabinoids on the online market could be observed. National as well as international legal restrictions influenced this process. The NpSG significantly contributed to the establishment of new substances on the national NPS market that circumvent the legislation. Furthermore, a study was conducted to quantify the active ingredients in smoking mixtures. The study revealed significant differences in the concentrations of the active ingredients between the smoking mixtures examined. By comparing the determined active ingredient contents and pharmacological literature data, a relationship between the active ingredient content of the smoking mixtures and the potency of the substances could be shown. In the last part of the work it was shown by means of a stability study that besides the detection of the parent compound the detection of hydrolysis products of synthetic cannabinoids in different blood and serum matrices is useful. These results could be confirmed by data from routine analysis

Angaben zum Objekt

• Standort: Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main
• Umfang: Online-Ressource
• Sprache: Deutsch
• Anmerkungen: Universität Freiburg, Dissertation, 2020

Klassifikation und Themen

• Klassifikation: Chemie
• Schlagwort: Gerichtliche Toxikologie ; Synthetische Droge ; Cannabinoide ; Blutuntersuchung

Beteiligte, Orts- und Zeitangaben

• Ereignis: Veröffentlichung
• (wo): Freiburg
• (wer): Universität
• (wann): 2021
• Urheber: Halter, Sebastian
• Beteiligte Personen und Organisationen: Auwärter, Volker ; Müller, Michael ; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Fakultät für Chemie und Pharmazie

Weitere Informationen

• DOI: 10.6094/UNIFR/175751
• URN: urn:nbn:de:bsz:25-freidok-1757510
• Rechteinformation: Der Zugriff auf das Objekt ist unbeschränkt möglich.
• Letzte Aktualisierung: 21.05.2025, 22:45 MESZ