Einlagerung von Amphetamin und Cannabinoiden in Haare - Mechanistische Untersuchungen und forensische Implikationen
Abstract: Haare stellen in der Rechtsmedizin ein wichtiges Untersuchungsmaterial dar, das zur retrospektiven Klärung bereits länger zurückliegender Substanzaufnahmen herangezogen werden kann. Die Bewertung von Haarkonzentrationen und die klare Abgrenzung zwischen verschriebener Medikation, illegalem Konsum und unbeabsichtigter Kontamination stellen dabei besondere Herausforderungen in der forensischen Anwendung dar.
In der vorliegenden Arbeit wurden die Einlagerungswege und Kontaminationsmöglichkeiten von Amphetamin und Cannabinoiden unter Anwendung verschiedener Forschungsansätze eingehend untersucht. Mithilfe von Patientinnen und Patienten, die eine amphetaminhaltige Medikation (Elvanse Adult®) erhielten, wurde die Einlagerung von Amphetamin in die Haare über den Blutkreislauf untersucht. Amphetamin wurde bei oraler Einnahme in relativ geringen Mengen in die Haare eingelagert und war in Spuren auch in distalen Haarsegmenten nachweisbar, die noch vor Beginn der Medikation gewachsen waren. Hieraus folgt, dass Amphetamin wahrscheinlich auch über Schweiß und Sebum entlang des Haarstrangs verteilt und eingelagert wird. Es konnte eine schwache Korrelation zwischen der kumulativen Dosis und der Konzentration im kopfnahen Haarsegment festgestellt werden. Darüber hinaus wurde die Amphetaminkonzentration im Haar nach äußerer Kontamination mit Straßenamphetamin untersucht. Die wiederholte Handhabung von Straßenamphetamin über einen Zeitraum von fünf Tagen führte zu hohen Konzentrationen im Haar und, was überraschend war, auch zu positiven Urinbefunden. Zudem war Amphetamin noch Monate nach der Exposition im Haar nachweisbar. Die Betrachtung der Enantiomerenverhältnisse von Amphetamin ergab, dass im Gegensatz zu Haarproben von Konsumierenden das Verhältnis von (R) Amphetamin zu (S) Amphetamin bei äußerer Kontamination stabil bleibt und somit eine Unterscheidung zwischen Konsum und reiner Kontamination ermöglicht.
Bei Patientinnen und Patienten, die eine Cannabis basierte Medikation erhielten, wurde die Einlagerung von Cannabinoiden in die Haare über den Blutkreislauf untersucht. Δ9 Tetrahydrocannabinol (THC) wurde im Vergleich zu Cannabidiol (CBD) erst bei höheren oralen Dosen in messbarer Konzentration in die Haare eingelagert. Dies deutet darauf hin, dass hohe THC-Konzentrationen im Haar in erster Linie auf äußere Kontaminationen zurückzuführen sind.
Die Untersuchung der Einlagerungswege und Kontaminationsmöglichkeiten für Amphetamin und Cannabinoide hat zu einer Verbesserung der Interpretationsgrundlage in der forensischen Haaranalytik geführt. Insbesondere die enantioselektive Analyse für Amphetamin kann als wichtiger Beitrag zu einer differenzierten Interpretation der Ergebnisse forensischer Haaranalysen angesehen werden
- Location
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Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main
- Extent
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Online-Ressource
- Language
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Deutsch
- Notes
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Universität Freiburg, Dissertation, 2024
- Keyword
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Haaranalyse
Amphetamin
Cannabinoide
Einlagerung
Kontamination
- Event
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Veröffentlichung
- (where)
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Freiburg
- (who)
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Universität
- (when)
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2024
- Creator
- Contributor
- DOI
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10.6094/UNIFR/246902
- URN
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urn:nbn:de:bsz:25-freidok-2469021
- Rights
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Open Access; Der Zugriff auf das Objekt ist unbeschränkt möglich.
- Last update
-
14.08.2025, 10:57 AM CEST
Data provider
Deutsche Nationalbibliothek. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Associated
Time of origin
- 2024