Bestand

Revisions- und Treuhandanstalt Leipzig (Bestand)

Geschichte: Die Gründung der Revisions- und Treuhandanstalt erfolgte zum 1. Juli 1948 als Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Leipzig in der Trägerschaft der Deutschen Wirtschaftskommission in Berlin. Die Anstalt war zuständig für die Durchführung von Jahresabschlussprüfungen und Wirtschaftsprüfungen aller Art, übte Berater- und Gutachtertätigkeiten für betriebswirtschaftliche, organisatorische, wirtschaftsrechtliche und betriebstechnische Fragen aus, betätigte sich in der Wirtschaftsforschung und nahm Treuhandaufgaben wahr. Nach der Währungsumstellung am 23. Juli 1948 kontrollierte die Revisions- und Treuhandanstalt Leipzig die Betriebe hinsichtlich der Vorzugsumwertung. Am 15. Juni 1949 wurde sie der Hauptverwaltung Finanzen unterstellt und beendete am 31. Dezember 1949 ihre Arbeit.

Inhalt: Prüfungsberichte.

Ausführliche Einleitung: Geschichte der Revisions- und Treuhandanstalt

Die Gründung der Revisions- und Treuhandanstalt (RTA) erfolgte durch die von der Deutschen Wirtschaftskommission in Berlin (DWK) erstellte und bestätigte Satzung vom 26. Mai zum 1. Juli 1948 als eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Leipzig unter der Trägerschaft der DWK. [01] In den Ländern der SBZ bestanden jeweils eine oder auch mehrere Außenstellen, darunter die Zweiganstalt Dresden. In Sachsen hatte es bereits vorher Pläne zur Errichtung einer Revisions- und Treuhandanstalt für das Land gegeben, auf die zurückgegriffen werden konnte. Aufgrund erkennbarer Vereinheitlichungstendenzen in der SBZ wurden diese Pläne jedoch zurückgestellt.

Mit der Anordnung über finanzwirtschaftliche Kontrollen vom 7. Juli 1948 [02] verbot die DWK die Heranziehung privater Revisoren und Revisionsgesellschaften und gebot die Schaffung von Kontroll- und Revisionsabteilungen bei den Finanzministerien der Länder. Ausgenommen von dieser Anordnung war die betriebswirtschaftliche Kontrolle der zonal geleiteten volkseigenen Betriebe durch die RTA.

Die DWK übte nach einer Anordnung vom 10. November 1948 [03] ihre Rechte gegenüber der RTA durch den Ausschuss zum Schutze des Volkseigentums aus, der dafür Sorge zu leisten hatte, dass die Anstalt ihre Prüfungen insbesondere auf die Feststellung des betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Zustands des Volkseigentums erstreckte.

Durch Direktionsbeschluss der RTA vom 15. Januar 1949 erfolgte die Verlegung des Sitzes nach Berlin; der juristische Sitz blieb bis Ende Juni 1949 Leipzig. Aufgrund festgestellter betriebswirtschaftlicher Probleme wurde die Neuorganisation des Revisionswesens mit der Verlagerung von der externen zur internen Revision zur Überwachung des betrieblichen Rechnungswesens notwendig. Die Dezentralisierung erfolgte 1949 durch die Bildung von Revisionsgruppen und -referaten in den VVB, Hauptverwaltungen, Ämtern für volkseigene Betriebe und den Fachministerien. Die Auflösung der Revisions- und Treuhandanstalt zeichnete sich ab.

Mit nachträglicher Wirkung zum 1. Juni 1949 wurde am 15. Juni 1949 die RTA der Hauptverwaltung Finanzen der DWK unterstellt und die Satzung zum 1. Juli aufgehoben und durch eine erneuerte ersetzt. [04] Am 31. Dezember 1949 stellte die RTA ihre Arbeit ein.

Die RTA war während ihres Bestehens für die Durchführung von Jahresabschlussprüfungen und Wirtschaftprüfungen aller Art bei volkseigenen Betrieben und kommunalen Wirtschaftsunternehmen zuständig. Zusätzlich führte sie Berater- und Gutachtertätigkeiten für betriebswirtschaftliche, organisatorische, wirtschaftsrechtliche und betriebstechnische Fragen durch, betätigte sich in der Wirtschaftsforschung und nahm Treuhandaufgaben (ausländische Vermögenswerte in der SBZ, beschlagnahmte Vermögenswerte sowie Vermögen der Hauptverwaltungen volkseigener Betriebe der Länder in Liquidation) wahr.

Von Bedeutung war die Überprüfung der Vorzugsumwertung in den Betrieben bzw. der Feststellung von Währungsmanipulationen nach der Währungsumstellung am 23. Juli 1948 ("Sonderaktion Währungsreform"). Dazu wurden Prüfungsgruppen gebildet (in Sachsen fünf), welche für bestimmte Stadt- und Landkreise zuständig waren (siehe Anlage [05] ) und welche in den Betrieben die Prüfungen vornahmen.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand gelangte infolge der Beständebereinigung mit dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden im Dezember 1999 in das Staatsarchiv Leipzig. Die Akten waren verpackt und mit einer laufenden Nummer versehen, jedoch nicht erschlossen. 2002 wurde der Bestand einer Bearbeitung unterzogen. Über die aktenabgebende Stelle an das Hauptstaatsarchiv Dresden liegen keine Angaben vor.

Die Neubearbeitung umfasste die Verzeichnung, Ordnung und Indizierung der Akten. Eine Bewertung wurde aufgrund der geringen Überlieferungsdichte nicht vorgenommen. Einzelne Bände von Bandreihen fehlen. Im Bundesarchiv, Standort Berlin, befindet sich zudem der Bestand DN 5 (Revisions- und Treuhandanstalt der SBZ), welcher vermutlich die übrige Überlieferung der RTA darstellt und mit einem Umfang von 23 lfm eine deutlich bessere Quellenlage aufweist.

Aufgenommen wurden bei der Verzeichnung, neben den selbstverständlichen Angaben wie Aktentitel und Datierung, die im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden vergebene fortlaufende Nummerierung, die in unterschiedlichem Ausmaße auf den Akten notierten Aktenzeichen (und Bandzählungen) sowie die erkennbaren Provenienzen. Ersichtlich ist, dass v. a. die Prüfungsberichte zum großen Teil aus der Zweiganstalt Dresden stammen. Bei einigen Akten war die Provenienzermittlung nicht möglich.

Ergänzungen und Konkretisierungen des Aktentitels durch Enthält-Vermerke machten sich insbesondere bei den Bandreihen notwendig, da sonst keine Unterscheidungen möglich sind.

Die Indizierung beschränkte sich auf die Erstellung von Orts- und Firmenindizes, wobei nur die Angaben im Titel oder Enthält-Vermerk aufgenommen wurden.

Im Anschluss an die Gliederung des Bestandes mittels zweier Klassifikationspunkte, innerhalb derer inhaltlich bzw. alphabetisch geordnet wurde, erfolgte die ordnungsabhängige Signierung der Akten.


Überlieferungsschwerpunkte

Die Überlieferung beschränkt sich auf verschiedenartige Prüfungsberichte zu einzelnen Firmen / Betrieben in der SBZ und Akten zur "Sonderaktion Währungsreform" in Sachsen. In beiden Fällen sind große Lücken festzustellen.

Nicht überliefert sind Unterlagen zur Leitung und Organisation, Prüfungsmethodik, Treuhandverwaltung ausländischer Vermögenswerte in der SBZ und eingezogenen Vermögenswerten, Gutachtertätigkeit für betriebswirtschaftliche und wirtschaftsrechtliche Fragen und zur Wirtschaftsforschung.


Verweise

- Bundesarchiv, Standort Berlin: Bestand DN 5 (Revisions- und Treuhandanstalt der SBZ)

- Pistora, Berit: Institutionsgeschichtliche Studie zum Bestand Revisions- und Treuhandanstalt der SBZ im Bundesarchiv unter besonderer Berücksichtigung seiner Auswertungsmöglichkeiten, Diplomarbeit FB Archiv, Bibliothek und Dokumentation an der FH Potsdam, Coswig, 1995 [06]



Etzold
Dezember 2002




[01] Zentralverordnungsblatt, Jg. 1948 Nr. 17, S. 178
[02] Zentralverordnungsblatt, Jg. 1948 Nr. 33, S. 375
[03] Zentralverordnungsblatt, Jg. 1948 Nr. 54, S. 535
[04] Zentralverordnungsblatt, Jg. 1949 Nr. 53, S. 466
[05] aus: StAL, 20229, RTA Leipzig, Nr. 1

Bestandssignatur
Sächsisches Staatsarchiv, 20229
Umfang
0,60 (nur lfm)

Kontext
Sächsisches Staatsarchiv (Beständegliederung) >> 03. Land Sachsen 1945 - 1952 >> 03.05 Behörden und Einrichtungen der SBZ / DDR

Bestandslaufzeit
1946 - 1949

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Letzte Aktualisierung
27.11.2023, 08:58 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1946 - 1949

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